Stationen

Samstag, 30. Oktober 2021

Ein wenig Goethe

Die Wahrheit zu ergründen
spannt ihr vergebens euer blöd Gesicht.
Das Wahre wäre leicht zu finden,
doch eben das genügt euch nicht.

Und merk dir ein für allemal
den wichtigsten von allen Sprüchen:
Es liegt dir kein Geheimnis in der Zahl,
allein ein großes in den Brüchen.

Und umzuschaffen das Geschaffne,
damit sich's nicht zum Starren waffne,
wirkt ewiges, lebendiges Tun.

Erfreut euch der lebendig reichen Schöne!
Das Werdende, das ewig wirkt und lebt,
Umfaß’ euch mit der Liebe holden Schranken,
Und was in schwankender Erscheinung schwebt,
Befestiget mit dauernden Gedanken.

Freitag, 29. Oktober 2021

Meta

Das Wort "meta" kommt aus dem Altgriechischen "μετά" = "meta" und bedeutet:
1. a) (räumlich) inmitten, zwischen;
b) mit, zugleich mit, zusammen mit, unter, in, bei;
2. auf (etwas) los, zu oder nach (etwas) hin;
3. (zeitlich oder in der Rangfolge) nach, hinter.
Metadaten oder Metainformationen sind strukturierte Daten, die Informationen über Merkmale anderer Daten enthalten, also Daten über/hinter anderen Daten.
Anwendern von Computern ist oft nicht bewusst, dass Daten über nicht unmittelbar erkennbare Metadaten verfügen und dass diese unter Umständen einen größeren Nutzen für Computerkriminelle oder Behörden oder für Facebook haben als die Daten selbst.


Wer Scholz hat, braucht weder Esken noch Riexinger

 


Die Ächtung der eigenen Geschichte

 

 
Die Rekonstruktion des Berliner Schlosses stieß von Anfang in bestimmten Kreisen auf vehemente Ablehnung. Neuester Stein des Anstoßes sind die Bibelworte der Kuppel-Inschrift, von der sich jetzt sämtliche Institutionen im Humboldt Forum distanzieren. Hierzu äußerte sich der kulturpolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag, Dr. Marc Jongen, wie folgt:
„Kaum ist die Dachterrasse auf dem Berliner Schloss geöffnet, soll eine Informationstafel installiert werden, mit der sich ,alle Institutionen im Humboldt Forum‘ ausdrücklich von dem ,Alleingültigkeits- und Herrschaftsanspruch des Christentums‘ distanzieren, der sich angeblich in der Kuppel-Inschrift manifestieren soll. Ideologisch getriebene Ignoranz und ein Mangel an Bildung haben damit eine weitere Etappe genommen und drohen, unsere kulturellen Wurzeln zu kappen.
Der preußische König Friedrich Wilhelm IV., der die Bibelworte der Inschrift ausgesucht hat, wollte laut dem Architekturtheoretiker Peter Stephan zum Ausdruck bringen, dass kein Mensch vor einem anderen das Knie beugen solle und das Heil allein in Gott liege. Er distanzierte sich damit sowohl von absolutistischen Herrschern als auch von Autokraten oder Tyrannen. Dieser preußische König gehörte damit zu den fortschrittlichen Geistern seiner Zeit.
Die Distanzierung der Institutionen im Humboldt Forum zeugt deshalb von eklatanter historischer Unbildung. In einer Mischung aus Naivität und Überheblichkeit projiziert sie hyper-moralische Maßstäbe von heute auf eine vergangene Geschichtsepoche. Nach dieser Logik müssten an fast allen Monumenten der europäischen Hochkultur distanzierende Infotafeln angebracht werden. Und genau darauf läuft diese Distanzierungs- und Abwertungsmentalität gegenüber dem Eigenen auch hinaus: auf die kulturelle Selbstabschaffung.
Im Übrigen fragt man sich, wo der Protest derselben Leute bleibt, wenn der Muezzin, wie jetzt offiziell in Köln erlaubt, den Alleingültigkeitsanspruch des Islam lautstark vom Minarett herab verkündet. Das Schweigen des ‚linksliberalen‘ Juste Milieu wiegt in diesem Fall umso schwerer, als es sich hier um einen noch vitalen und sehr ernst gemeinten religiös-politischen Anspruch handelt, während der Bibelspruch auf der Berliner Kuppel lediglich noch ein historisches Kulturdokument ohne jegliche realpolitische Bedeutung darstellt.
Die hier zum Ausdruck kommende Verachtung für das Eigene wird maßgeblich von den links-grünen Kreisen getragen, die voraussichtlich die nächste Bundesregierung bilden werden. Sie können mit Deutschland, seiner Kultur, seinen Menschen und seiner Geschichte ,nichts anfangen‘ (O-Ton Robert Habeck) und streben eine geschichtslose ,multikulturelle und diverse Gesellschaft‘ an. In dieser Gesellschaft soll möglichst nichts mehr an deutsche Kultur und Geschichte erinnern.
Die AfD ist die einzige politische Kraft in diesem Land, die diesem geschichtsvergessenen Vernichtungsfeldzug gegen das Eigene Widerstand entgegensetzt.“

Leichtgläubigkeit und Verlogenheit von Bonn bis Berlin

Wenn man bedenkt, dass der Benno-Ohnesorg-Mörder Kurras für die DDR arbeitete und Willy Brandts Privatsekretär ebenfalls, fragt man sich, wie es passieren konnte, dass damals die Beziehungen zur DDR von Leo Wagner nicht enttarnt wurden und selbst heute nicht unwiderlegbar bewiesen ist, dass er das Misstrauensvotum gegen Brandt scheitern ließ, obwohl 1973 die Zeitschrift Capital Verdacht schöpfte. 

Dass Brandt ein Einfaltspinsel war, argwöhnte ich seit in München bei den Olympischen Spielen so leichtsinnig mit der Sicherheit umgegangen wurde, aber dass es möglich war, dass der Privatsekretär eines deutschen Bundeskanzlers ein feindlicher Geheimagent sein konnte, machte mich dann doch fassungslos. 

Dass Leo Wagner zu den engsten Vertrauten von Franz Joseph Strauß gehörte und dass also auch der intelligente Strauß in seinem nächsten Umfeld auf einen Verräter reinfiel, der aus Ostberlin gesteuert wurde, ist noch eine Nummer unglaublicher und peinlicher.

Jedenfalls bin ich Benedikt Schwarzer sehr dankbar, dass er sich die Mühe gemacht hat, soviel wie möglich über seinen Großvater zu erfahren und dies öffentlich gemacht zu haben. Aber was ist von seinem Fazit zu halten, dass vielleicht gerade durch das Scheitern des Misstrauensvotums am Ende die Wiedervereinigung begünstigt wurde? Zumal es sich um eine Wiedervereinigung handelt, die dazu geführt hat, dass genau das, was früher durch geheime Bestechung, Bespitzelung, durch Beeinflussung der RAF und Einschleusung von Typen wir Kurras erreicht wurde, jetzt hemmungslos vor aller Augen durch Menschen wie Grütters, Kahane und Borchardt geschieht: siehe, die grauenhafte Art, auf die Hubertus Knabe seines Amtes enthoben wurde und die Großoffensive, die jetzt gerade gegen Martin Wagener erfolgt.



Tiefe, schmerzliche Trauer


Durchlaucht, Sie haben vor wenigen Wochen Ihre Mutter verloren. Hat das Ihren Blick auf das Sterben verändert?

Meine Mutter und ich haben schon als ich klein war viel über den Tod gesprochen. Wir hatten abgemacht, dass wer als erster stirbt, dem anderen ein Zeichen gibt. Meine Mutter ist der erste Mensch, den ich kenne, die dem Tod geradezu mit freudiger Erwartung entgegengetreten ist. Zuerst dachte ich, dass sich dies sicher im Angesicht des Todes verändern wir. Aber nein: Noch bevor sie aufgehört hat, zu sprechen, sagte sie: „Ich hatte ein wunderschönes Leben, jetzt freue ich mich auf den Tod.“

Auf dem Sterbebild Ihrer Mutter ist das Bild eines für seine Fröhlichkeit bekannten Heiligen, Philipp Neri. Welche Beziehung hatte Ihre Mutter zu ihm?

Als meine Mutter vor Jahren ihr Sterbebild gestalten wollte, habe ich sie gefragt, welchen Lieblingsheiligen sie hat. „Philipp Neri“, kam wie aus der Pistole geschossen. Deshalb habe ich ihr das schöne Bild aus der Chiesa Nuova in Rom gezeigt und genau dies wollte sie dann auch haben.

Was gibt Ihnen beim Tod eines nahen Menschen Hoffnung?

Nein, Hoffnung gibt einem der Tod eines geliebten Menschen nicht, sondern Trauer. Tiefe, schmerzliche Trauer. Es hat keinen Sinn, sich das schön zu reden. Ich glaube aber, dass diese Trauer wichtig ist und einen Zweck erfüllt. Es ist auch eine Konsequenz der Erbsünde. Wir können dem Trauerschmerz nicht entkommen, aber das zu durchleiden, bringt Gnade. Das glaube und spüre ich.

Die Totenbestattungsbräuche haben sich in den vergangenen Jahrzehnten stark geändert. Was gehört zum würdigen christlichen Abschied dazu?

Jedenfalls ein schönes Requiem, welches einmal im Jahr im November, dem Totenmonat, gefeiert wird. Wir hatten das Glück, meine Mutter bis zum letzten Atemzug begleiten zu dürfen, deshalb konnten wir an ihrem Bett Rosenkränze beten.

Im November betet die Kirche besonders für die Verstorbenen. Verdient der Ablass einen Platz in der Katechese?

Unbedingt! Es ist ja ein Geschenk der Kirche. Wieso sollte man ein Geschenk ablehnen?

Der Tod ist in unserer Gesellschaft tabu. Aus welchen Schätzen der Kirche schöpfen Sie, wenn Sie nahe Menschen auf dem Weg zum Tod begleiten?

Bei den ganzen Bemühungen um Transhumanismus geht es ja vor allem darum, irgendwann die Unsterblichkeit des Menschen zu erreichen. Was diese Leute aber nicht verstehen wollen, ist, dass wir die Unsterblichkeit durch die Taufe, durch den Tod Christi am Kreuz, längst haben. Wir bekommen am Ende der Welt ja sogar unsere Körper in seiner schönsten Form zurück. Wir müssen uns nur Gott als unserem Erschaffer unterwerfen. Eine aus Liebe freiwillige Unterwerfung unter Gott: Das ist der Preis. Der Satan gaukelt uns vor, wir könnten dies auch ohne Gott erreichen, was aber nur zu mehr Chaos und Unordnung führt. Aber genau dies beabsichtigt er. Es gibt Menschen, die den Tod akzeptieren und mit denen kann man gezielt beten, man kann die Sakramente spenden und alles geschieht friedlich. Aber es gibt auch Fälle, wo der Sterbende dem Unausweichlichen, geistig aus dem Weg gehen will. Da wird es schon viel schwieriger.    Tagespost

 

 

Kubicki in sehr schlechter Gesellschaft

 


Eine neue Dimension der Kriminalität

YouTube will die Aktion #allesaufdentisch offenbar komplett löschen! – Auch „Die Achse des Guten“ ist erneut betroffen. Trotz gerichtlicher Verbote werden weiter Videos zensiert. Wir bitten um Ihre Unterstützung.

Die Initiatoren von „AllesaufdenTisch“, der Nachfolgeaktion von #allesdichtmachen, Volker Bruch („Tatort“, “Berlin Babylon”) und Jeana Paraschiva, sind alarmiert: „Wir versuchen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Das ist Demokratie. Unsere Stimmen auszulöschen, ist das traurige Gegenteil davon.“

Ich habe mich gegenüber „Bild” zufolge bereits zum Vorgehen Youtubes geäußert und spreche von einer neuen „Dimension des Rechtsbruchs durch Youtube. Legitime Stimmen“ werden eiskalt zum Schweigen gebracht“.

„Meinungsfreiheit im Netz“ sorgt für die Rechtsverteidigung der Aktion „#allesaufdentisch”, wehrt sich gegen die rechtswidrigen Löschungen von Videos und gegen die drohende Kanallöschung. Und bittet hier um Ihre Unterstützung.

Ziel der Initiative #allesaufdentisch ist es, „einen breitgefächerten, faktenbasierten, offenen und sachlichen Diskurs und auch eine ebensolche Auseinandersetzung mit den Videos” anzustoßen. Denn: Viele Experten und Expertinnen „wurden bisher in der öffentlichen Corona-Debatte nicht gehört.”

Die von YouTube in der ersten Runde wegen angeblicher „medizinischer Fehlinformationen” gelöschten Videos, die keine medizinischen Fehlinformationen enthalten und auch sonst nicht zu beanstanden sind, sind „Angst #allesaufdentisch” und „Inzidenz #allesaufdentisch“. Einer der weltweit renommiertesten Wissenschaftler überhaupt, Professor John Ioannidis aus Stanford, kritisierte erst im September, dass Big Tech, also Facebook, Google, YouTube usw. wegen der Pandemie enorme Wertzuwächse an den Börsen erzielten und gleichzeitig eine mächtige Zensurmaschinerie entwickelten, um die der Öffentlichkeit zugänglichen Informationen zu manipulieren. Hier sehen wir ein Beispiel dafür, eine neue Dimension des Rechtsbruchs durch YouTube.

Nur vier Stunden nach Einreichung der Anträge auf Erlass einer einstweiligen Verfügung erließ die Pressekammer des Landgerichts Köln am 11.10.2021 antragsgemäß die von uns beantragten einstweiligen Verfügungen gegen YouTube, LG Köln 28 O 350/21 und 28 O 351/21. Hier ein Interview in “Bild”-TV zu dieser Sache.

Aber: YouTube macht einfach weiter. Der „Spiegel“ berichtet am 13.10.2021: „Die Videoplattform YouTube scheint bisher keine klare Linie im Umgang mit der umstrittenen Aktion #allesaufdentisch gefunden zu haben. Ein YouTube-Sprecher bestätigte der Nachrichtenagentur dpa am Mittwochabend, dass zwei weitere Videos von #allesaufdentisch gelöscht wurden.“

Das ist zutreffend. Wie erratisch YouTube reagiert, mag man daran ablesen, dass das Unternehmen das Video „Angst“ bei #allesaufdentisch wiederherstellte, es zwei Tage später aber auf dem eigenen Kanal von Dr. Hüther erneut löschte und dessen Beschwerde zurückwies. Dr. Hüther ist Gesprächspartner in dem Video „Angst“.

Auch gegen diese neuerlichen Löschungen geht die Initiative gerichtlich vor. YouTube verteidigt sich jetzt mit umfangreichen Schriftsätzen. Geht es nach dem IT-Riesen, sollen u.a. Videos verboten werden, die in einem 30-minütigen Interview in einem Satz Medikamente erwähnen, die das – staatliche – RKI nicht billigt. Die aber in Deutschland zugelassen sind und mit denen weltweit derzeit 81 wissenschaftliche Studien in Zusammenhang mit Covid-19 laufen! Geht es nach YouTube, sähen wir das Ende jeder wissenschaftlichen Debatte. Die Meinungsfreiheit dient auch und vor allem der Machtkritik. Sie muss angst- und sanktionsfrei ausgeübt werden können. YouTube gibt hier in seinen Richtlinien vor, nur zu sagen, was der Staat erlaubt.

Bitte unterstützen Sie die Initiative in dieser Sache. Hier geht es um weit mehr als die Löschung einzelner Inhalte. Hier geht es um die Frage, ob demokratisch nicht legitimierte Monopolisten die Meinungsfreiheit und Grundprinzipien der Wissenschaft aushebeln dürfen, wenn diese staatlichen und behördlichen Vorgaben zuwiderlaufen.

Über die Initiative: Die „Meinungsfreiheit im Netz“ soll mit Hilfe der Gerichte gegen die Zensur-, Sperr- und Einschüchterungsversuche der sozialen Medien verteidigt werden. Einen Überblick über die geführten Verfahren und die zahlreichen, richtungweisenden Erfolge finden Sie hier.

PS: Soeben löschte YouTube – rechtswidrig – Videos auf dem Kanal der „Achse des Guten“ und den ebenfalls dort erscheinenden Podcast „Indubio“ von dem Kanal seines Moderators Burkhard Müller-Ulrich (BMU). Für BMU werden wir dann – erstmals – auch in der Schweiz vorgehen müssen und auch dort hoffentlich weitere richtungsweisende Entscheidungen herbeiführen. Henryk M.Broder, der die Initiative mitträgt, sagt: „Diese Leute müssen dringend in die Schranken gewiesen werden“. Dank und mit Ihrer Hilfe.   Steinhöfel

 

Brivido

 

Donnerstag, 28. Oktober 2021

Aub

 

 

 

  

Wenn ich in den 80-er Jahren an der Tür des sogenannten Renaissancehauses (in meinen Augen mehr eine Art Vorbarock; Volutengiebel sind nicht typisch für die Renaissance, sie stammen aus den Niederlanden des späten 16. Jahrhunderts) vorbeikam, fragte ich mich jedes Mal, ob es vielleicht vor 1938 einer jüdischen Familie gehört hatte. Als ich erfuhr, dass ich damit richtig lag, war ich dann aber doch überrascht.

Überraschend ist auch zu erfahren, dass der Dachstuhl eindeutig aus dem 15. Jahrhundert stammt, das in Deutschland noch als Spätgotik gilt, wie ja selbst Luther und Tilman Riemenschneider noch Ausdruck mittelalterlicher Frömmigkeit im Kontrast zur modernen, kalten Renaissance waren. Das 15. Jahrhundert war in Aub die Zeit, als die obere Marktzeile den Truchsessen gehörte. Die Fassade ist somit das Ergebnis eines späteren Umbaus. 


1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Themenwoche in Aub

Die Stadt Aub lädt im Rahmen des Jubiläumsjahres herzlich zu einer Veranstaltungsreihe mit folgendem Programm ein:

Sonntag, 24.10.21 um 11 Uhr Gedenkveranstaltung Denkort Deportation mit Aufstellung des Auber Gepäckstückes am Auber Schloss

Sonntag, 24.10. um 14 Uhr „Sie waren unsere Nachbarn“ - Spuren jüdischen Lebens in Aub, Stadtführung mit Georg Pfeuffer, Treffpunkt Marktplatz

Montag, 25.10.21 um 19 Uhr „Staub und Sensationen“ – Genisafunde aus Aub und Unterfranken mit Dr. Martina Edelmann, Jüdisches Kulturmuseum Veitshöchheim/Genisaprojekt Treffpunkt, Spitalmuseum Aub

Mittwoch, 27.10.21 um 19 Uhr "Landjuden in Unterfranken und anderswo - ein Vergleich" mit Dr. Rotraud Ries, Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken, Spitalmuseum Aub

Freitag, 29.10.21 um 20 Uhr "Entartete Musik!?", Musik und Rezitation mit Werken ver/rückter Künstler in den Bereichen Neue Musik, Jiddische Musik & Jazz, Spitalkirche

Sonntag, 31.10.21 um 14 Uhr „Sie waren unsere Nachbarn“ - Spuren jüdischen Lebens in Aub“ Stadtführung mit Georg Pfeuffer Teil II, Treffpunkt Marktplatz

 


 

Der Wärmestrom unseres Chefdenkers Gabor Steingart

In der deutschen Presse steht von allen Wissenschaften die Bescheidwissenschaft am höchsten. Auch und gerade gegenüber dem Ausland. Was dem perfiden Albion, den bildungsfernen USA und dem verstockten Polen guttut, weiß niemand so gut wie ein Journalist aus Berlin. In diesem Punkt gibt es ausnahmsweise seit über einhundert Jahren keinen Traditionsbruch. Einen mustergültigen Text über Polen, der im Prinzip hundert ähnliche Kommentare anderswo zusammenfasst, veröffentlichte Gabor Steingart, Chefdenker von Pioneer, am 27. Oktober in seinem „Morning Briefing“, das er um 5:47 Uhr herausschickte und damit eine historische Marke haarscharf streifte.

Die Überschrift seines Polen-Textes zeigt schon, wo es lang geht: „Mehr Härte wagen“. Wie man weiß, handelt es sich um ein altes deutsches Problem – die Skrupel, ob Härte gegen den Polen wirklich gewagt werden darf. Unsere ewige Zurückhaltung gegenüber dem östlichen Nachbarn. Dafür, beruhigt Steingart, Pardon dürfe nun nicht mehr gegeben werden:

„Unser schwieriger Nachbar Polen will nicht so, wie wir wollen.“

Dann, wenn er wollte wie wir – und nur dann – könnte man nämlich auf Härte verzichten. Was will der schwierige Pole denn?

„Das europäische Recht – Grundlage eines funktionierenden Binnenmarktes – soll in Polen nicht gelten. Und wenn doch, dann nur, wenn es passt: Polen first.“

Steingart ist wie viele seiner Kollegen ein Meister des Holzschnitts. In der aktuellen Auseinandersetzung behaupten Polens Richter und Regierungspolitiker nicht, das EU-Recht solle bei ihnen „nicht gelten“, sondern nur, dass es nicht generell über nationalem Recht stehen soll. Die gleiche schwierige Ansicht vertrat übrigens auch schon das Bundesverfassungsgericht unter seinem früheren Präsidenten Andreas Voßkuhle in seinem Urteil zum Anleihenkauf der EZB, worauf die EU-Kommission mit einem Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland antwortete. Dass EU-Recht und Rechtsprechung nicht immer und automatisch über der Verfassung stehen, ergibt sich auch aus Grundgesetzartikel 20. Und mehr oder weniger aus allen Verfassungen der Mitgliedsländer.

Aber wer mehr Härte will, kann und muss sogar mehr Vereinfachung wagen. Polen, so Steingart, werde sowieso nicht aus der EU austreten, weshalb auch keine übertriebene Rücksicht wie seinerzeit gegen Großbritannien angezeigt sei.
„Hier die fünf Gründe“, schreibt der Pionier aus Berlin, „warum die neue Bundesregierung nahezu risikofrei eine entschlossenere Haltung gegenüber Polen einnehmen kann.“

Risikofrei eine Haltung einnehmen – das ist überhaupt die Spezialstrecke des deutschen Kommentariats. Auf diesem Exerzierfeld macht ihm weltweit niemand etwas vor. Irgendetwas, das ahnt Steingart, war da mit Polen und der Historie. Daraus begründet er, warum niemand so gut geeignet sei wie Deutschland, Polen hart und nachdrücklich auf den richtigen Pfad zu führen:

„Die gemeinsame Geschichte, die vor allem auch eine Leidensgeschichte ist, verbindet unsere beiden Völker. Polen ist ein geschundenes, ein verletztes Land, das die Distanz zu Russland und die Nähe zu Deutschland sucht […] Zwischen Deutschen und Polen existiert ein Wärmestrom.

Wer als geschichtlich unbefangener Leser das Morning Briefing von 5:47 Uhr studiert, könnte meinen, Deutschland und Polen seien in der Vergangenheit irgendwie gemeinsam von Russland überfallen worden. Zwischen Deutschland und Polen gibt es zum Glück heute viele Beziehungen, und nicht unbedingt der Wärmestrom, aber der Stromfluss von Polen nach Deutschland dürfte, ganz nebenbei, in Zukunft noch wichtiger werden als jetzt, jedenfalls dann, wenn 2030 zur Weltklimarettung das letzte deutsche Kohlekraftwerk vom Netz geht. Da besteht allerdings eher eine bundesrepublikanische Abhängigkeit von Polen als umgekehrt. Aber vielleicht stellt sich der frühere Handelsblatt-Chef das ideale Außenwirtschaftsverhältnis genau so vor: Polen liefert Kohlestrom nach Berlin, Deutschland Belehrungen nach Warschau.

Es folgen noch weitere Argumente: das viele Geld, das die Polen von der EU erhalten (eigentlich von den Steuerbürgern), und das sie nicht mit entsprechendem Wohlverhalten vergelten. Außerdem: Sollte das östliche Nachbarland je in einen militärischen Konflikt mit Russland geraten, so Steingart, dann würde ihm die Bundeswehr nur dann zur Seite stehen, wenn sich die polnische Regierung künftig an den Wertekanon der Redaktionsbüros von Berlin Mitte hält.

Vermutlich würde die polnische Armeeführung im Ernstfall nach Berlin mailen: Bitte helfen Sie uns nicht, allein ist es schon schwer genug (aber das nur als weitere Fußnote).
Zum Schluss fasst Steingart zusammen, was jetzt passieren muss:

„Polen soll nicht unterdrückt, nur demokratisch erzogen werden. US-Pädagogen raten im Umgang mit Problemkindern übrigens nicht zur Moderation, sondern zur Strenge. Ihr Konzept: Tough Love.“

Ein Land mit 38 Millionen Einwohnern, die unterschiedlich denken, unterschiedlich wählen, allerdings eine Geschichte mit vielen Erziehungsversuchen teilen, kollektiv auf den Status eines Kindes und dazu noch eines Problemkindes zu stufen – das geht noch ein bisschen weiter als Rudyard Kipling in „The White Man’s Burden“, in dem es über die Völker außerhalb heißt:

„Our new caught sullen people/half devil and half child”.

Kipling, ein brillanter und heute natürlich als kolonialistisch verfemter Autor, kannte Indien hervorragend, sprach Hindi und stand eigentlich, wie sich in „Kim“ nachlesen lässt, eher auf der Seite der Indigenen. Alles in allem gehörte er zu den ambivalenten und interessanten Dichtern.

Steingarts Bild von den Schwierigpolen lässt sich wesentlich einfacher in einer Zeile zusammenfassen: ‘Halb Kind, halb Problemkind‘.
Ohne Erzieher aus Brüssel und Berlin ist Polen verloren.

Wäre Steingart nicht ein so hervorragender Vertreter seines Milieus, das immer den gleichen Kommißstiefel schreibt, dann würde er zumindest den Satz Hannah Arendts kennen: „Wer erwachsene Menschen erziehen will, will sie in Wahrheit bevormunden und daran hindern, politisch zu handeln.“

Aber Arendt steht bekanntlich für die Vergangenheit, Steingart dagegen für die intellektuelle Gegenwart an der Spree und wahrscheinlich erst recht die Zukunft. Wer sich als deutscher Journalist die Last des weisen Mannes aufbürdet und erwachsene Polen erziehen will, erhält demnächst irgendeinen kerndeutschen Preis für europäische Verständigung.

Unter der harten Helmschale steckt nämlich seit eh und je ein weicher Kern, und nur dann, wenn das Erziehungsobjekt das Liebesangebot zurückweist, ist wirklich Schluss mit lustig.   Wendt


Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.

 

Stalinisten in der CDU (Grütter)

Es gibt einen Satz von Hubertus Knabe, der seine Geschichte auf den Punkt bringt: „Das eine ist, ob etwas objektiv den Tatbestand der Belästigung erfüllt“, sagt er. „Es reicht ja auch schon, wenn sich jemand belästigt fühlt.“ Der frühere Direktor der Stasi-Opfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen spricht diese Worte in die Kamera von Maurice Philip Remy, der sich in einer neunzigminütigen Dokumentation (Sondervorgang #metoo) mit der Frage beschäftigt, wie es zu Knabes Kündigung im September 2018 kam. Für Knabes Niedergang hat es gereicht, dass „sich jemand belästigt fühlte“. 

Achtzehn Jahre lang stand Knabe an der Spitze einer Organisation, die Aufklärung schuf, über einen Unrechtsstaat, der Menschen bespitzelte, verfolgte, festnahm und sie in Gefängnissen schmachten ließ. Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen befindet sich in einer früheren Untersuchungshaftanstalt der Stasi. Unter Knabe sollte es in diesen Räumen darum gehen, so etwas wie Gerechtigkeit herzustellen. Recht und Ordnung waren ihm wichtig. Dass er sich dabei offenbar weniger auf das fokussierte, was zwischenmenschlich in seinem Haus geschah, wurde ihm zum Verhängnis.

Augenscheinlich lässt sich Knabes Geschichte leicht erzählen. Sein stellvertretender Direktor, Helmuth Frauendorfer, soll zwischen 2014 und 2018 sieben Frauen belästigt haben, die meisten von ihnen waren Volontärinnen oder Praktikantinnen. Es geht unter anderem um fehlende Distanz in privaten, nächtlichen SMS an die Mitarbeiterinnen, um körperliche Annäherungen, in einem Fall um ein Treffen mit einer Praktikantin in seiner privaten Wohnung, von dem es zwei Versionen gibt. Wind davon bekommt der Stiftungsrat, der unter Vorsitz des linken Berliner Kultursenators Klaus Lederer die Gedenkstätte kontrolliert.

Die Protagonisten vor der Kamera

Die Betroffenen hatten sich mehrmals an die Frauenvertreterin der Senatsverwaltung gewendet, zuletzt in einem gemeinsamen Brief. Lederer wirft Knabe vor, nichts gegen die Vorgänge in seinem Haus getan zu haben. Knabe beteuert, über diese Vorgänge nicht im Detail informiert worden zu sein, weder von seinen Mitarbeiterinnen noch von der Senatsverwaltung. Nach monatelanger Untersuchung setzt der Stiftungsrat erst Frauendorfer, Stunden später Knabe vor die Tür.

Doch zu Ende erzählt ist damit nichts. In der Opposition des Berliner Abgeordnetenhauses ist angesichts des Vorgangs von einer Intrige die Rede. Es heißt, Klaus Lederer habe nach Möglichkeiten gesucht, Hubertus Knabe loszuwerden, er sei ihm auf persönlicher Ebene ein Dorn im Auge gewesen. Auch dem Filmemacher Remy kamen die Umstände, die zu Knabes Entlassung führten, seltsam vor. Remy hat seinen Film „Sondervorgang MeToo“ genannt. Als „Sondervorgang“ bezeichnete die Stasi Akten über Menschen, für die sie „ein spezifisches operatives Interesse“ hatte. Remy hat eigenen Angaben zufolge zwei Jahre lang recherchiert, mehr als 50 Gespräche geführt und Tausende teilweise als geheim eingestufte Akten ausgewertet.

Dieses Material noch dichter zusammenzutragen, als Remy es in seiner Doku macht, ist kaum vorstellbar. In chronologischer Akribie erzählt er Knabes Geschichte, die in ihrem Fortgang zunehmend vielschichtiger wird. Was den Film abseits der inhaltlichen Komplexität besonders macht, sind seine Protagonisten. Remy ist es gelungen, neben ehemaligen Mitarbeitern, Journalisten und DDR-Bürgerrechtlern auch die Hauptakteure des Geschehens vor die Kamera zu bekommen. Immer wieder kommen Knabe, Frauendorfer und Lederer selbst zu Wort, lassen sich auf eine Art persönliche Aufarbeitung ein.

Die politische Dimension erreicht auch Remy

Er habe gedacht: „Ich kann sie so jetzt nicht nach Hause schicken“, verteidigt Frauendorfer etwa den Abend, an dem eine Praktikantin ihm beim gemeinsamen Restaurantbesuch sein Herz ausgeschüttet habe; sie kam noch mit in seine Wohnung. Klaus Lederer sagt in einer Szene, ihm sei klar gewesen, wenn er selbst sich zu aktiv mit den Vorwürfen befassen würde, dann gehe es sofort um ihn, den „postkommunistischen Unterdrückungs-Relativierer, der hier den ungeliebten Kritiker loswerden will“. Und Hubertus Knabe gibt offen zu: „Ich hielt mich für unkündbar.“ Auch, weil die CDU auf Bundesebene ihm bis dato immer den Rücken gestärkt habe. Die Personifizierung der Vorgänge macht den Film von Remy sehenswert. Viele wichtige Details wie die SMS, Briefe und Protokolle werden anonymisiert gezeigt, veranschaulichen das Gesagte.

Knabe wie auch Frauendorfer haben ihre Entlassung gerichtlich angefochten, Frauendorfer unterlag über mehrere Instanzen, Knabes Prozess endete mit einem Vergleich. Und die politische Dimension der Geschichte erreicht auch den Filmemacher Remy selbst. Ursprünglich wollte der rbb einen Film gemeinsam mit dem Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses Ende August veröffentlichen, der zum Ergebnis kam, dass Knabes Entlassung nicht politisch motiviert war.

Vor der Veröffentlichung erhielt der rbb ein Schreiben mit Facebookposts von Remy, welches dem Regisseur Parteilichkeit in der Sache unterstellte. Remy selbst gibt an, im Jahr 2018 auf Facebook einen Spendenaufruf geteilt zu haben, der Knabe ein ordentliches Gerichtsverfahren gegen seine Entlassung ermöglichen sollte. Er habe dem rbb gegenüber klar kommuniziert, dass er die Umstände kritisch sehe. Der rbb hat die Vorwürfe geprüft und für nicht zutreffend erklärt, der Film erscheint nun an diesem Mittwoch mit einer Vorbemerkung Remys.

 

Klar ist in der Sache nur eines: Lederers wie Knabes Unterstützer dürften in der Doku die Anknüpfungspunkte finden, die sie für die Verteidigung ihrer Haltung brauchen; dafür lassen sich all die kleinen Wendungen allzu leicht ausblenden. Die Stimmen, die womöglich für Klarheit hätten sorgen können, sind die der Frauen, die sich an ihrem Arbeitsplatz offenbar nicht sicher fühlten. Sie alle wollten sich nicht äußern – wofür man ihnen nun wirklich keinen Vorwurf machen kann.

 

Martin Wagener soll zum Schweigen gebracht werden

Über den Politikwissenschaftler und BND-Ausbilder Professor Martin Wagener habe ich auf diesen Seiten gelegentlich geschrieben, zuerst wegen seines Buchs „Deutschlands unsichere Grenze. Plädoyer für einen neuen Schutzwall” (hier). Seitdem gilt der Dozent als hochumstritten (hier, ein bisschen scrollen) und Kollegen prophezeiten ihm diskret, irgendwann werde man versuchen, ihn fertigzumachen. 

Vor kurzem ist Wageners neues Opus erschienen: „Kulturkampf um das Volk. Der Verfassungsschutz und die nationale Identität der Deutschen” (Olzog). Mit dieser 500seitigen Studie dringt der couragierte Professor („Bekenner”) noch weiter in die Zone der akademischen Kopfschüsse vor. Die globalistische Klasse akzeptiert die Existenz von Völkern, Identitäten und der darauf gründenden nationalen Souveränität bekanntlich nicht mehr, zumindest sofern es sich um westliche Völker handelt, was nicht nur zartere Gemüter als verfassungsfeindlich empfinden könnten, weshalb man Autoren, die daran erinnern, wer eigentlich der Souverän ist, aus dem Publikumsverkehr ziehen muss.


Gestern hat der Experte für internationale Politik über seinen Podcast mitgeteilt, dass ihm der BND die Lehrbefugnis beschränkt und den Zugang zum Zentrum für nachrichtendienstliche Ausbildung gesperrt hat. Wagener kann einstweilen weder mit seinen Studenten verkehren noch unterrichten. Es sei „ein Hinweis von außen” gewesen, der die Abteilung Sicherheit des BND veranlasst hat, so zu handeln. Dieser Hinweis kam – vom Bundesamt für Verfassungsschutz. Professor Wagener, laute der Vorwurf, verfolge Bestrebungen gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung. „Das Ziel ist klar die völlige Diskreditierung meiner Person mit anschließendem Verlust der Stelle. Wenn die Kölner Behörde zu einer solchen Maßnahme greift, muss sie das sehr gut begründen. … Ich bin daher sehr gespannt, wie sich das Kreativteam aus Köln das zusammenreimen wird.
Das wird in der Tat spannend. Wagener – ich habe das Vergnügen, ihn zu kennen – ist ein untadeliger Beamter und auf fast beängstigende Weise grundgesetztreu. Er ist hochintelligent, immer sachlich und vor allem: im Recht. Zudem hat er den Schneid, seine Sache bis zum Ende durchzufechten. Könnte sein, dass sich die Haldenwang-Combo mit dem Falschen angelegt hat.  MK

Da der Verfassungsschutz inzwischen selbst verfassungsfeindlich ist, wird es Zeit, gegen ihn vorzugehen und ihn zu reformieren oder sogar abzuschaffen. Ich wünsche Herrn Wagener alles Gute und das er diesen Kampf gewinnt und sich dabei auf immer breitere Zustimmung stützen kann.  

Jürgen Fritz verfolgt diese Kraftprobe auch gespannt.

Martin Sellner erst recht...

Über den Politikwissenschaftler und BND-Ausbilder Professor Martin Wagener habe ich auf diesen Seiten gelegentlich geschrieben, zuerst wegen seines Buchs „Deutschlands unsichere Grenze. Plädoyer für einen neuen Schutzwall” (hier). Seitdem gilt der Dozent als hochumstritten (hier, ein bisschen scrollen) und Kollegen prophezeiten ihm diskret, irgendwann werde man versuchen, ihn fertigzumachen. Vor kurzem ist Wageners neues Opus erschienen: „Kulturkampf um das Volk. Der Verfassungsschutz und die nationale Identität der Deutschen” (Olzog). Mit dieser 500seitigen Studie dringt der couragierte Professor („Bekenner”) noch weiter in die Zone der akademischen Kopfschüsse vor. Die globalistische Klasse akzeptiert die Existenz von Völkern, Identitäten und der darauf gründenden nationalen Souveränität bekanntlich nicht mehr, zumindest sofern es sich um westliche Völker handelt, was nicht nur zartere Gemüter als verfassungsfeindlich empfinden könnten, weshalb man Autoren, die daran erinnern, wer eigentlich der Souverän ist, aus dem Publikumsverkehr ziehen muss.
Gestern hat der Experte für internationale Politik über seinen Podcast mitgeteilt, dass ihm der BND die Lehrbefugnis beschränkt und den Zugang zum Zentrum für nachrichtendienstliche Ausbildung gesperrt hat. Wagener kann einstweilen weder mit seinen Studenten verkehren noch unterrichten. Es sei „ein Hinweis von außen” gewesen, der die Abteilung Sicherheit des BND veranlasst hat, so zu handeln. Dieser Hinweis kam – vom Bundesamt für Verfassungsschutz. Professor Wagener, laute der Vorwurf, verfolge Bestrebungen gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung. „Das Ziel ist klar die völlige Diskreditierung meiner Person mit anschließendem Verlust der Stelle. Wenn die Kölner Behörde zu einer solchen Maßnahme greift, muss sie das sehr gut begründen. … Ich bin daher sehr gespannt, wie sich das Kreativteam aus Köln das zusammenreimen wird.”
Das wird in der Tat spannend. Wagener – ich habe das Vergnügen, ihn zu kennen – ist ein untadeliger Beamter und auf fast beängstigende Weise grundgesetztreu. Er ist hochintelligent, immer sachlich und vor allem: im Recht. Zudem hat er den Schneid, seine Sache bis zum Ende durchzufechten. Könnte sein, dass sich die Haldenwang-Combo mit dem Falschen angelegt hat.

Waren Fußballspieler schon immer so gefährdet?

 


„– Spielabbruch wegen Herzstillstand des Schiedsrichters in einer Partie des Lauber SV (Kreis Donauwörth).
– 17-jähriger Fußballspieler der JSG Hoher Hagen muss in Hannoversch Münden während Partie reanimiert werden.
– Spieler des ASV Baden (Niederösterreich) bricht auf dem Spielfeld zusammen und muss reanimiert werden.
– Gifhorner Amateuerspieler Marvin Schumann muss nach Herzstillstand reanimiert werden.
– Schiedsrichter-Assistentin einer Kreisliga-Augsburg-Partie in Emersacker bricht mit Herzproblemen zusammen.
– Kreisliga-Spieler der SpVgg. Oelde II muss von seinem Gegenspieler wiederbelebt werden.
– Spieler vom Birati Club Münster erleidet in einem Kreisliga Spiel gegen den FC Nordkirchen II Eriksen-Schicksal: Zusammenbruch mit Herzstillstand. Spiel wird abgebrochen.
– 17jähriger Fußballspieler Dylan Rich stirbt in England während eines Spiels an Herzinfarkt.
– Torwarttrainer des SV Niederpöring erleidet nach Training Herzinfarkt.
– Lucas Surek (24) von BFC Chemie Leipzig an Myokarditis erkrankt.
– Kingsley Coman (25) vom FC Bayern München nach Herzrhythmusstörungen am Herzen operiert.
– 19-jähriger Fußballspieler des FC Nantes erleidet am 16.9.21 Herzstillstand im Training.
– Trainer Dirk Splitsteser von der SG Traktor Divitz bricht am Spielfeldrand tot zusammen.
– Rune Coghe (18) von Eendracht Hoglede (Belgien) erleidet Herzinfarkt während Spiel.
– Beim WM-Qualifikationsspiel der Frauen Deutschland-Serbien in Chemnitz muss eine englische Linienrichterin mit Herzproblemen vom Platz getragen werden.
– 16-jähriger ungenannter Fußballspieler in Bergamo erleidet Herzstillstand (6.9.2021).
– Teamleiter Dietmar Gladow aus Thalheim (Bitterfeld) erleidet vor dem Spiel tödlichen Herzinfarkt.
– 53jähriger Fußballtrainer Antonello Campus bricht in Sizilien beim Training mit seiner Jugendmannschaft tot zusammen.
– Anil Usta vom VfB Schwelm (Ennepetal) bricht mit Herzproblemen auf dem Spielfeld zusammen.
– Dimitri Liénard vom FC Strasbourg bricht in einer Partie der Ligue 1 mit Herzproblemen zusammen.
– Diego Ferchaud (16 Jahre) vom ASPTT Caen erleidet in einem U‑18-Ligaspiel in Saint-Lô einen Herzstillstand.
– Ain/Frankreich: Frédéric Lartillot erliegt nach einem Freundschaftsspiel in der Umkleidekabine einem Herzinfarkt.
– Belgischer Fußballspieler Jente Van Genechten (25) erleidet in der Anfangsphase eines Pokalspiels einen Herzstillstand.
– Belgischer Hobby-Fußballer Jens De Smet (27) aus Maldegem erleidet während des Spiels Herzanfall und stirbt im Krankenhaus.
– 13-jähriger Fußballspieler des Vereins Janus Nova aus Saccolongo (Italien) bricht auf dem Spielfeld mit Herzstillstand zusammen.
– Andrea Astolfi, sportl. Leiter von Calcio Orsago (Italien) erleidet nach der Rückkehr vom Training einen fulminanten Herzinfarkt und verstirbt ohne Vorerkrankung mit 45 Jahren.
– Abou Ali (22) bricht während eines Zweiligaspiels in Dänemark mit Herzstillstand zusammen.
– Bordeaux-Profi Samuel Kalu bricht während eines Ligue 1- Spiels mit Herzstillstand zusammen.
– Fabrice N’Sakala (31) von Besiktas Istanbul kollabiert ohne Einwirkung des Gegners auf dem Feld und muss ins Krankenhaus gebracht werden.”

Polen und Ungarn retten uns zum zweiten Mal

Polen steht an der Spitze einer europäischen Konterrevolution
Nicht nur Visegrád-Staaten stellen das Primat des EU-Gerichtshofs in Frage. Das Ziel der „immer engeren Union“ stößt zunehmend auf Widerstand.
Was geht in den Köpfen von Politikern und Journalisten vor, die sich anmaßen, den Polen, den Ungarn und den Slowenen Lektionen in Sachen Demokratie und Rechtsstaat zu erteilen? Sollten nicht gerade Österreicher und Deutsche verbal abrüsten, statt Öl ins Feuer zu gießen? Die Betroffenheitsgesten und Schuldbekundungen der Nachkommen ob der Verbrechen, die ihre Groß- und Urgroßeltern in diesen Ländern begangen haben, verlieren an Glaubwürdigkeit, wenn man ihnen droht und ihre Regierungen erpresst.
In dem aktuellen Konflikt mit Polen geht es um die Frage des Vorrangs des EU-Rechts vor dem nationalen Recht, einschließlich des Verfassungsrechts. Dieser Vorrang ist nicht in den EU-Verträgen festgelegt, sondern folgt aus der Rechtsprechung des EuGHs („case law“). Allerdings gibt es eine Erklärung der Regierungskonferenz, die dem Lissabon-Vertrag beigefügt wurde. Darin heißt es, „dass die Verträge und das von der Union auf der Grundlage der Verträge gesetzte Recht im Einklang mit der ständigen Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europäischen Union unter den in dieser Rechtsprechung festgelegten Bedingungen Vorrang vor dem Recht der Mitgliedstaaten haben.“ Dieser Vorrang gilt für jene Bereiche, die der Union von den Mitgliedsstaaten überlassen wurden.
So weit, so klar. Polen hat den Lissabon-Vertrag ratifiziert und hat daher den Vorrang des EuGHs vor dem eigenen Verfassungsgerichtshof zu respektieren. Eigentlich sollte das auch für Deutschland gelten, dessen Bundesverfassungsgericht das Anleihekaufprogramm der EZB in Teilen für verfassungswidrig erklärte, das der EuGH genehmigt hatte. Polen beruft sich allerdings vergeblich auf das deutsche Beispiel, denn in der EU gibt es Mitgliedsländer erster, zweiter und dritter Klasse.
Das europäische Recht war von Anfang an politisches Recht, weil es sich eine immer weiter gehende Integration zum Ziel setzt. In Artikel 1 definierte sich der Lissabon-Vertrag mit gutem Grund als „eine neue Stufe bei der Verwirklichung einer immer engeren Union der Völker Europas“. Die EU, sagte Romano Prodi einmal, sei wie ein Fahrrad, das umfällt, wenn man nicht ständig in die Pedale tritt.
Brisant an dem Konflikt ist, dass nicht nur Polen dem EuGH das Recht abspricht, als letzte Instanz die rechtsstaatliche Qualität der Mitgliedsländer zu beurteilen. Das deutsche Bundesverfassungsgericht plädiert für einen „konstitutionellen Pluralismus“, der in einem permanenten Dialog Konsens herzustellen versucht, statt einfach das Primat des EuGHs zu akzeptieren. Michel Barnier, einst Brüssels super-europäischer Brexit-Chefunterhändler, ruft Frankreich dazu auf, sich nicht länger den Urteilen des EuGHs zu unterwerfen, sondern sich die „rechtliche Souveränität“ zurückzuholen. Sind jetzt auch schon Barnier und die deutschen Verfassungsrichter gefährliche Brandstifter wie die Ministerpräsidenten Polens, Ungarns und Sloweniens?
Es liegt auf der Hand, dass das polnische Verfassungsgericht das Modell der europäischen Integration in Frage stellt, in dem Richter den gewählten Politikern den Weg in eine „immer engeren Union“ vorschreiben. Die EU bekommt es mit einer veritablen demokratischen Konterrevolution zu tun, die das alte, nur scheinbar gelöste Problem der nationalen Souveränität in einem Staatenbund zur Diskussion stellt. Diese Konterrevolution geht von den Visegrád-Staaten aus, gewinnt aber auch in anderen Mitgliedsländern an Unterstützung.
Auf den EuGH trifft zu, was für alle Gerichte gilt, die sich politische Funktionen anmaßen: Er verliert an Legitimität. Die Erosion seiner Autorität wird anhalten, weil sich ihm weder Deutschland noch Polen bedingungslos unterordnen werden. Es wird sich zeigen, ob die EU an der „immer engeren Union“ festhält, oder den Mitgliedsländern nachgibt, die Teile der abgetretenen Souveränität zurückfordern.   Karl-Peter Schwarz in "Die Presse"

Und Posener fügt hinzu

Zentralbanken

Eine Reform der Zentralbanken mag politischen Einfluss zwar vorübergehend reduzieren, aber sie löst das Problem nicht, meint jemand in Great Britain. Gregg, Röpke und die deutschen Ordo-Liberalen hätten nicht verstanden, dass Zentralbanken nicht reformiert, sondern abgeschafft gehören...

Ich habe noch eine Rede, die Solschenizyn vor den amerikanischen Gewerkschaften hielt. Er sagte darin, dass der freie Markt uns vor der ökologischen Katastrophe bewahren werde, während die dirigistischen Systeme zu schwerfällig dafür seien.

Perverse Geschichtsneurose

 Humboldt Forum distanziert sich von Bibelwort am Schloss. In die Kuppel sind Bibelverse eingraviert. Die Schloss-Stiftung hält das für einen unzumutbaren „Herrschaftsanspruch des Christentums“ und will mit einer Text-Tafel darauf hinweisen. Auf dem Stadtschloss hat eine Terrasse mit einem Café eröffnet. Von dort aus kann man die Inschrift in der Kuppel besonders gut lesen. Sie wurde originalgetreu eingraviert, so wie sie der preußische König Friedrich Wilhelm IV. 1844 ausgesucht hat.

Er fand diese Worte in der Bibel: „Es ist in keinem andern Heil, (…) denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“ (Apostelgeschichte IV, 12 und Philipper II, 10).

Die Bundesstiftung Humboldt Forum hat dafür gesorgt, dass diese Verse wieder an der Kuppel zu sehen sind. Jetzt erregen sie Anstoß. Man fürchtet, dass sich Menschen anderer Religionen von der rein christlichen Botschaft bedrängt fühlen könnten. Deshalb wird neben der Kuppel eine Tafel aufgestellt, mit diesem Text: „Alle Institutionen im Humboldt Forum distanzieren sich ausdrücklich von dem Alleingültigkeits- und Herrschaftsanspruch des Christentums, den die Inschrift zum Ausdruck bringt.“ Friedrich Wilhelm IV. glaubte wie alle absoluten Monarchen daran, dass ihm seine Macht von Gott verliehen wurde. Parlamente und Verfassungen lehnte er ab. Auch aus dieser Überzeugung heraus wählte er diese Bibelverse für die Kuppel.

Und natürlich entspricht diese politische Haltung nicht unserer demokratischen heute. Aber müssen wir uns deshalb von Zitaten distanzieren, die ein König vor 177 Jahren hat anbringen lassen? Reicht es nicht aus, sie zu erklären?

 

 


Warum Polen nach EU-Recht jeden Migranten reinlassen muss

Die EU steckt in einem politischen Dilemma, erklärt der Migrationsrechtler Daniel Thym. Selbst wenn Brüssel Zurückweisungen direkt an der Grenze zulassen würde, könne dies von internationalen Gerichten kassiert werden.  

„Dann entscheidet ein Diktator, wie viele Menschen in die EU einreisen“   WeLT

 

Willkür macht sich breit.

Andere Völker lieben ihr Land und hassen den Staat, in Deutschland ist es umgekehrt

 


Heute mutet die F.A.Z. ihren Lesern diesen immensen Schwachsinn zu

Demokraten müssen das aushalten
 
Warum wir unsere ursprüngliche Forderung, rechte Verlage von der Buchmesse auszuladen, korrigieren.
Von Saba-Nur Cheema und Meron Mendel
 
Jedes Jahr aufs Neue freuen wir uns auf die Frank­fur­ter Buch­mes­se. Durch die endlo­sen Gänge schlen­dern, Neuhei­ten und Kurio­ses aufstö­bern, den Geruch von frisch gedruck­ten Büchern in der Nase – es gibt nichts Vergleich­ba­res. Unsere Freude, dass dieses Jahre­shigh­light 2021, wenn auch mit abge­speck­tem Programm, wieder statt­fin­den sollte, währte kurz. Denn die Messe­lei­tung hatte einem rech­ten Verlag einen promi­nen­ten Platz zuge­wie­sen, dem „Jung­eu­ro­pa“-Verlag, der für einen natio­na­len Sozia­lis­mus wirbt. Der Verle­ger ist Philip Stein, der die Orga­ni­sa­ti­on „Ein Prozent“ initi­iert hat. Der Name bezieht sich auf die Vorstel­lung, dass es ledig­lich der Unter­stüt­zung von einem Prozent der Deut­schen bedür­fe, um eine „patrio­ti­sche Wende“ im Land herbeizuführen.
Für uns ein Déjà-vu: Im Jahr 2017 waren wir mit dem Team der Bildungs­stät­te Anne Frank in einer ähnli­chen Situa­ti­on. Nur ein paar Meter von unse­rem Stand entfernt befand sich der rechts­ra­di­ka­le Antai­os-Verlag. Der Verlags­be­sit­zer Götz Kubit­schek ist Grün­der des selbst­er­nann­ten Insti­tuts für Staats­po­li­tik (IfS), das erst kürz­lich vom Verfas­sungs­schutz Sach­sen-Anhalt als „gesi­chert rechts­ex­tre­mis­tisch“ einge­stuft wurde.
Die Vorfreu­de auf die Begeg­nung mit den Nach­barn hielt sich in Gren­zen. Wir schau­ten argwöh­nisch auf den Stand und sahen, wie Kubit­schek, seine Frau und ihre sieben Kinder mit ihren Trach­ten und Frisu­ren eine Nazi-Fami­lie aus dem Bilder­buch cosplay­ten. Bekann­te Gesich­ter aus der neurech­ten Szene, wie Björn Höcke (AfD) und Martin Sell­ner von der Iden­ti­tä­ren Bewe­gung, stol­zier­ten an unse­rem Stand vorbei. Es gab nicht nur bekann­te Gesich­ter zuhauf – auch ganz norma­le Rechte und Neona­zis schau­ten vorbei. Vermut­lich fühl­ten sie sich vom Namen Anne Frank beson­ders angezogen.
„Mich haben zwei große blonde Jungs ange­spro­chen. Sie frag­ten mich, was wir mit Viel­falt und Tole­ranz genau meinen. Sie erzähl­ten, dass sie aus Offen­bach kommen – und massiv unter der Viel­falt leiden. ‚Kein Deut­scher mehr auf dem Offen­ba­cher Markt­platz! Das ist schwer zu ertra­gen. Manch­mal verges­se ich, dass hier Deutsch­land ist und nicht die Türkei.‘ Ich fragte, was sie sich wünschen. ‚Es sollen alle einfach dahin zurück, wo sie ursprüng­lich herkom­men.‘ Das sei sowie­so am besten für jede Rasse. Ich erlaub­te mir ein Späßchen und erfand eine lange, drama­ti­sche Adop­tiv­ge­schich­te: Meine biolo­gi­schen Eltern kämen von irgend­wo aus Südasi­en, mehr wüsste ich nicht, ich würde nur Deutsch­land kennen. Trotz mehre­rer Versu­che konn­ten sie mir diese einfa­che Frage nicht beant­wor­ten: Wohin ich ihrer Meinung nach zurück­ge­hen sollte? Die Jungs kamen irgend­wann ins Schwit­zen, trotz der uner­war­te­ten Schwie­rig­kei­ten stand für sie fest: In der ‚arischen Gesell­schaft‘ gebe es keinen Platz für Menschen, die so ausse­hen wie ich.“
Während wir uns an solche Gesprä­che eher mit Schmun­zeln erin­nern, waren andere Besu­cher vom Nach­bar­stand aggres­si­ver. Kolle­gen wurden teil­wei­se einge­schüch­tert und auch bedroht, endlo­se aufge­zwun­ge­ne Gesprä­che soll­ten uns erschöp­fen und auslaugen.
In den Diskus­sio­nen über den Umgang mit Rechts­ex­tre­men auf der Buch­mes­se offen­bart sich ein grund­sätz­li­ches Miss­ver­ständ­nis. Sowohl 2017 als auch in der aktu­el­len Debat­te argu­men­tier­te die Messe­lei­tung mit der Meinungs­frei­heit: „Wir müssen leider auch Meinun­gen oder die Präsenz von Menschen aushal­ten, die ich nicht unbe­dingt gerne hier hätte“, so die Worte des Direk­tors Juer­gen Boos. Das ist rich­tig und ein demo­kra­ti­sches Prin­zip – dass auch dieje­ni­gen, die gegen Meinungs­frei­heit sind, vom Recht der Meinungs­frei­heit Gebrauch machen können. Obwohl wir vorige Woche für den Ausschluss der rech­ten Verla­ge eintra­ten, ist uns heute umso klarer, was unter ande­rem in Anbe­tracht der juris­ti­schen Einschät­zun­gen dage­gen spricht – auch wenn der Ausschluss von Rechts­ex­tre­men auf den ersten Blick wirk­sa­mer und sympa­thi­scher erscheint.
„Aushal­ten“ darf aber nicht bedeu­ten, Fein­den der Demo­kra­tie den roten Teppich auszu­rol­len und sie mit promi­nen­ten Plat­zie­run­gen zu beglü­cken. Es ist verwun­der­lich, dass die Messe­lei­tung dieses Jahr versag­te, denn zunächst hatte sie nach den Ereig­nis­sen von 2017 einen elegan­ten Weg gefun­den: Im Jahr darauf plat­zier­te sie alle rech­ten Verla­ge in einer Ecke, weitab vom Schuss, noch hinter den Anti­qua­ria­ten. So waren sie unter sich und konn­ten andere Stände nicht ohne weite­res bedrängen.
In diesem Jahr gab es für die Rech­ten ein zwei­tes Ge­schenk: Die Aufru­fe zum Boykott der Buch­mes­se seitens mehre­rer Auto­ren und akti­vis­ti­scher Kreise in den sozia­len Medien stei­ger­ten die Aufmerk­sam­keit für den Verlag noch – der darauf­hin ironisch „Vielen Dank für die kosten­freie Werbung!“ twit­ter­te. Statt mehr Reprä­sen­tanz von Gegen­stim­men zu errei­chen, hat man mit dem Boykott ein Eigen­tor geschossen.
Eine wehr­haf­te Demo­kra­tie macht genau das: Sie garan­tiert die Meinungs­frei­heit und bezieht gegen­über Gegnern zugleich klar Posi­ti­on. Dazu gehört auch, die Verbin­dun­gen zwischen gewalt­be­rei­ten Demo­kra­tie­fein­den und den schein­bar bürger­li­chen Kräf­ten, die den ideo­lo­gi­schen Rahmen dafür vorge­ben, offen­zu­le­gen – und entspre­chend zu handeln. Auf der Buch­mes­se 2017 konn­ten wir in Frank­furt live die Symbio­se von rech­ten Intel­lek­tu­el­len mit Krawat­te und Doktor­ti­tel und klas­si­schen Neona­zis mit Sprin­ger­stie­feln und Glat­zen beob­ach­ten. Die Arbeits­tei­lung zwischen AfD-Poli­ti­kern, rech­ten Intel­lek­tu­el­len und gewalt­be­rei­ten Neona­zis funk­tio­nier­te schon damals. Exem­pla­risch steht dafür die ehema­li­ge CDU-Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­te und heuti­ge Vorsit­zen­de der AfD-nahen Desiderius-­­ Eras­mus-Stif­tung (DES), Erika Stein­bach. Die Poli­ti­ke­rin hat das Geschäfts­mo­dell gewis­ser­ma­ßen perfek­tio­niert: Sie gibt sich als konser­va­tiv aus, kommu­ni­ziert aber bewusst mit ihren rechts­ex­tre­men Followern. Diese feuert sie mit rassis­ti­schen und holo­caustre­la­ti­vie­ren­den Beiträ­gen an – um sich dann mit Blumen­fo­tos hinter ihre bürger­li­che Fassa­de zurück­zie­hen zu können.
„Eines Tages erreich­te mich ein über­ra­schen­der Brief: Erika Stein­bach bat um ein Tref­fen, um über meine öffent­li­che Kritik an ihrer Person zu spre­chen. Warum ich zuge­sagt habe? Viel­leicht versuch­te ich, eine Antwort auf die Frage zu finden, die mich seit meiner Jugend beschäf­tigt: Wie konn­ten zivi­li­sier­te Menschen Nazis werden? Eine Antwort habe ich nicht bekom­men. Viel­mehr wurde ich mit lauter Klischees über Juden konfron­tiert. Es war wohl bitter für sie, dass weder ihr Gast­ge­schenk, eine CD mit jüdi­schen Liedern, noch das von ihr selbst behaup­te­te Enga­ge­ment in der Deutsch-Israe­li­schen Gesell­schaft mein Urteil verän­der­ten, dass sie und ihre Stif­tung eine Gefahr für die Demo­kra­tie sind. Mein Büro verließ sie sicht­bar wütend und frus­triert. Etwa drei Monate später wurde ich zum Ziel ihrer Hetze, weshalb ich juris­tisch gegen sie vorge­hen musste und die Löschung ihrer Social-Media-Beiträ­ge erwirk­te. Sie scheu­te sich nicht, meine priva­te Adres­se im Netz zu veröf­fent­li­chen – quasi eine offene Einla­dung für ihre Neonazi-Fans.“
Einige Wochen zuvor, im Febru­ar 2019, hatte Erika Stein­bach einen hetze­ri­schen Beitrag gegen den Kasse­ler Regie­rungs­prä­si­den­ten Walter Lübcke (CDU) veröf­fent­licht. Die Reak­tio­nen auf den Beitrag enthiel­ten mehre­re Hass­kom­men­ta­re – darun­ter auch Aufru­fe zum Mord. Nicht nur der frühe­re CDU-Gene­ral­se­kre­tär Peter Tauber gibt Erika Stein­bach eine „Mitschuld“ am Mord an Lübcke.
So ein schwer­wie­gen­der Vorwurf wäre im Normal­fall das Ende jeder poli­ti­schen Karrie­re. Nicht in diesem Fall. Als Vorsit­zen­de der DES hat Erika Stein­bach Gleich­ge­sinn­te um sich versam­melt. Im Deck­man­tel einer bürger­lich-konser­va­ti­ven Stif­tung wird völkisch-rassis­ti­sches Gedan­ken­gut norma­li­siert. Gemein­sam stehen sie für eine anti­de­mo­kra­ti­sche Welt­an­schau­ung, wonach nur bestimm­te Menschen zur völkisch defi­nier­ten deut­schen Gesell­schaft gehö­ren, andere jedoch aus ihr entfernt werden müssen. Durch den Wieder­ein­zug der AfD in den Bundes­tag hat die DES neuer­dings Anspruch auf Steu­er­gel­der in Millionenhöhe.
Die Frage, ob solche Posi­tio­nen durch die Meinungs­frei­heit geschützt sind, ist eine juris­ti­sche. Die Frage, ob diese Posi­tio­nen mit öffent­li­chen Geldern geför­dert werden sollen, ist eine poli­ti­sche. Es ist ähnlich wie auf der Buch­mes­se: Meinungs­frei­heit für rechte Stände – ja. Sie promi­nent zu plat­zie­ren – nein. Meinungs­frei­heit für rechte Stif­tun­gen – ja. Sie mit öffent­li­chen Geldern fördern – nein. Dass die DES in den Genuss der staat­li­chen Förde­rung kommt, ist kein Natur­ge­setz. Diese Katas­trophe ist noch zu verhin­dern. Denn die intrans­pa­ren­te Vertei­lung von knapp sieben­hun­dert Millio­nen Euro im Jahr ist ein Problem, das älter ist als die AfD. Schon vor drei­ßig Jahren forder­te eine Kommis­si­on, initi­iert vom dama­li­gen Bundes­prä­si­den­ten Richard von Weiz­sä­cker, eine gesetz­li­che Rege­lung hierzu. Passiert ist bis heute nichts.
Vor eini­gen Wochen waren wir gemein­sam einkau­fen – und sahen plötz­lich Erika Stein­bach mit Einkaufs­wa­gen entspannt shop­pen. Das war eine Erin­ne­rung an den Umstand, dass wir uns der Begeg­nung mit ande­ren Menschen weder in der öffent­li­chen noch in der priva­ten Sphäre entzie­hen können. Der Wunsch, unsere Gesell­schaft zu einer Art „safe space“ zu machen, kann in einer libe­ra­len Demo­kra­tie nicht erfüllt werden. Auch ein Boykott von öffent­li­chen Veran­stal­tun­gen, die Rech­ten die Bühne über­las­sen, löst keine Proble­me. Wir müssen sie mit Steu­er­gel­dern und promi­nen­ten Plat­zie­run­gen aber nicht auch noch belohnen.
 
Saba-Nur Cheema,1987 in Frank­furt gebo­ren, ist Poli­to­lo­gin, Anti­ras­sis­mus-Trai­ne­rin und Bera­te­rin des Bundes­in­nen­mi­nis­te­ri­ums zum Thema Muslimfeindlichkeit.
Meron Mendel, 1976 in Israel gebo­ren, ist Profes­sor für Sozia­le Arbeit und Direk­tor der Bildungs­stät­te Anne Frank in Frankfurt.

 

In der Bermuda-Raute

Dass sich im Europarat alle Staats- und Regierungschefs erhoben und Dr. Angela Merkel, der dienstältesten Regierungschefin, applaudierten, um ihr zu danken für die Billionen, die sie aus den Taschen ihrer Landsleute in die Taschen der anderen transferiert hatte, wurde zur Kenntnis genommen? Das dürfte bis dato die größte Transformation der letzten 76 Jahre gewesen sein.

Hatten wir doch tatsächlich nicht mitgekriegt, dass der leisetretende Olaf seine künftige Regierung mit „der größten Transformation seit 100 Jahren“ betraut sieht. Jedenfalls war das bei Illner Thema und Albert Speer konnte da ja nicht mehr widersprechen.

Anstelle von Olaf, dem Chef, saßen aber seine zwei Minister in spe, Baerbock und Lindner, am Tisch, und für Lindner lag das größte TV-Risiko darin, als Korrektor der plappernden Annalena als überheblich rüberzukommen. 

 

Kaum gefragt, legte Schnatterine los: 2% der Gesamtfläche soll mit Windanlagen zubetoniert werden, Elektroautos dienen zukünftig als Speicher, undundund. 50 Milliarden soll der Spaß kosten. 

Jährlich?, fragt Illner hintersinnig, und wie das finanziert werden soll. Da stolpert Annalena letztendlich zur Antwort (sinngemäß): Fragen Sie doch den Lindner!

Der erklärt lässig, dass nur private Billionen, KfW besichert, auf den Weg gebracht werden müssten, schon ist die Kohle da. Dazu noch Lebensversicherern erlauben, in windige und heiße Energieanlagen zu investieren – fertig ist die Laube. Da mag manch einer gedacht haben: Hoffentlich hält der Laden noch bis zur Auszahlung meiner LV!

Es stünde auch nicht besser um uns, wenn die Union die Wahl gewonnen hätte, machte Röttgen klar.

 

Vorbildliche journalistische Arbeit

 

Unklar ist nur die Waffe! Was das für Täter waren, ist völlig klar, nicht wahr?

Kognitive Dissonanz als tägliche Kujonierung


 

Hier der offene Brief. Und hier Reitschusters Kommentar.

Der Himmel beschütze Skambrak und Reitschuster.

Die SPD ist frühreif geblieben!


 Und die FDP will noch frühreifer werden.



Mittwoch, 27. Oktober 2021

Weiße Arithmetik

Im Gegensatz zu den so genannten No Go Areas ist die Frankfurter Buchmesse inzwischen wirklich eine. Aber wo der rechtsextreme nazirassistische Narzissmus droht, wächst das Mahnende auch, und so fasste sich eine grüne und auch sonst nicht unbunte Dame in Frankfurt spontan und aktivistisch ein Herz, erklomm kühn das Podium einer Oppositionspreisverleihung, unterbrach die Ansprache der/des Bürgerinnen- und Bürgermeisterinnen und ‑meisters, um die Urheber ihrer Ängste zu benennen. Wenn schon Opposition, dann wirklich...

Wer meint, dass sei eine verabredete Farce gewesen, missversteht den mittelheiligenden Zweck. Auf der weltgrößten Bücherschau durfte nämlich schon wieder ein rechter (!) Verlag ausstellen, obwohl die Veranstalter und diverse antifaschistische Widerstandskämpfer in den Jahren zuvor teilweise erfolgreich versucht hatten, solche Verlage – es waren derer sogar einmal drei – zu vertreiben. Dennoch war die Dominanz der Rechtsradikalen heuer fast noch bedrückender als sonst, denn während 2019 mehr als 300.000 Besucher auf das kontaminierte Gelände strömten, wurden diesmal aus den bekannten 3G-Gründen nur 25.000 Gäste pro Tag zugelassen, das heißt, es kamen zwar insgesamt weniger Menschen an den gefährlichen Stand bzw. in dessen Nähe, aber anteilmäßig womöglich mehr als früher. „Die Ausstellerzahl”, meldete die Tagesschau, „war vor zwei Jahren mit 7500 fast viermal so hoch.” Das Verhältnis zwischen rechten und rechtgeleiteten Verlagen betrug folglich schon wieder 1 zu knapp 2000. Den Inzidenzwert kann sich jeder anständig Gebliebene selber ausrechnen. Wo soll das hinführen? Große Sorgen, richtig große Sorgen, machte sich darob die sozialdemokratische Bürgerinnen- und Bürgermeisterinnen und ‑meisterin. 

In diesem Zusammenhang sei an die vorbildliche Oppositionsarbeit in Oregon erinnert. 

Der glaubt wirklich alles, was er liest. Und die Angst liest mit in Frankfurt!

Kuhnke weiß Rat

Bei der Ansicht, literarische Qualität habe mit etwas anderem zu tun als mit Herkunft, Anderssein und Hautfarbe – „Wenn die Zulus einen Tolstoi haben, werden wir ihn lesen” (Saul Bellow) –, handelt es sich um ein typisches Exempel weißer suprematistischer strukturell rassistischer Cancel Culture gegen Andersfarbige bzw. Querbegabte. „Vier breite Jungs mit Bürstenhaarschnitt” hat die Zeit-Autorin am Stand von Jungeuropa wohl mehr aus sicherer Ferne erspäht als angetroffen, und wie weit es vier zu Allem Entschlossene bringen können, lässt sich bei Alexandre Dumas d. Ä. nachlesen (übrigens der Sohn einer schwarzen haitianischen Sklavin und damit woke qua Geburt); auch die Serie „Vier Panzersoldaten und ein Hund” sowie die „Viererbande” und last not least die Evangelisten des Neuen Testaments liefern, wie man sagt, darüber Aufschluss.

Aus Dokumentationsgründen und um die Entwicklung anschaulich zu machen, verweise ich auf die Acta-Einträge Klonovskys zu den Buchmessen 2018 und 2019 und zitiere anschließend außerdem seinen (in der Seitenhistorie nicht mehr verfügbaren) Acta-Eintrag vom 13. Oktober 2017, als die Kampagne gegen „rechte Verlage” auf der Buchmesse zum ersten Mal so richtig in Fahrt kam:


„Auf der Frankfurter Buchmesse präsentieren sich in diesem Jahr auch einige rechte bis rechtsextreme Verlage”, verkündete Alexander Skipis, der dem Börsenverein des deutschen Buchhandels als Hauptgeschäftsführer vorsteht, in dessen Newsletter und lud „dazu ein, die Begegnung mit den Verlagen nicht zu scheuen und für Ihre Meinungen und Werte einzutreten. Meinungsfreiheit heißt auch Haltung zu zeigen. Engagieren Sie sich!” Damit die Haltungszeiger nicht an die falschen Stände tapern, setzte Skipis hinzu: „Drei dezidiert rechte Verlage werden mit einem eigenen Stand vertreten sein: Antaios (Halle 3.1, Stand G 82), Manuscriptum (Halle 4.1, Stand E 46) und die Junge Freiheit (Halle 4.1, A 75).”

An zweien der drei Stände sind in den beiden vergangenen Nächten Unbekannte vorstellig geworden, um sich zu engagieren und ihre Werte zu verteidigen, wobei sie die Begegnung mit den Rechten selbst freilich scheuten; nobody is perfect. Jedenfalls traten sie „für eine offene, vielfältige Gesellschaft ein, für Toleranz und Solidarität”, wie es der Herr Skipis in seinem Newsletter mit Zielzuweisung und Adressangabe forderte, sowie nebenbei auf die Bücher und Verlagsstände. Letzte Nacht war der Manuscriptum-Verlag das Ziel, wobei man angesichts der Tatsache, dass die Messe bis Samstag eine geschlossene Veranstaltung ist, vermuten darf, dass diese Lemuren von irgendwelchen linken Stiftungen oder Verlagen kommen, um auf ihre sympathische Art für Vielfalt zu werben. So fanden die Manuscriptum-Mitarbeiter heute morgen ihren Stand vor, den sie am Abend mit den Neuerscheinungen gefüllt hatten.


Zu den aktuelle Manuscriptum-Autoren gehören Rolf Peter Sieferle, Vaclav Klaus, Metropolit Hilarion, Dimitrios Kisoudis und Alexander Gauland. Bei Manuscriptum erscheint auch die Buchversion der „Acta diurna”, in der sog. Backlist finden sich aus meiner sog. Feder die „Lebenswerte” sowie „Land der Wunder”. Wie Sie sehen, waren die nächtlichen Besucher, die offenbar nicht alle Bücher wegschleppen konnten, der Ansicht, „Land der Wunder” gehöre in den Müll, was diesem heiteren, ja qietschvergnügten und literarisch anspruchsvollen Roman gegenüber ein bisschen unfair ist. Immerhin haben die Nachtfalter insofern Geschmack bewiesen, als sie mich zusammen mit Henry Louis Mencken entsorgt haben; mit dem gemeinsam ginge ich überall hin, mit Mencken stellte mich sogar an den Pranger.


In den, wenn man so will, Geisteszustand der Engagierten geben folgende Hinterlassenschaften Einblick.


Diese nächtlichen Besucher waren offenkundig verhetzte Teenager, die sich in ihrem sinistren Treiben legitimiert fühlen durch Opportunisten wie Skipis oder den Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann, der in seiner Rede am Eröffnungsabend der Messe angekündigt hatte, er werde mal „an diesen Stand” gehen – er meinte den Antaios-Verlag –, sich „diese Antidemokraten” (kann auch sein, dass er Demokratiefeinde sagte) anschauen und ein ernstes Wörtchen mit ihnen reden. Als er tags darauf tatsächlich bei Antaios vorbeischaute, waren ihm die außerhalb der Öffnungszeiten Engagierten bereits zuvorgekommen. Ob er heute auch zu Manuscriptum geht, den Schaden zu besichtigen? Er kann ja mal seinen Parteifreund Maas anrufen; vielleicht hat der Informationen darüber, an welchem Stand heute Nacht Offenheit und Vielfalt exekutiert werden.

„Gegen Rassismus auf der Buchmesse” donnerhallt es, die „Werte” des Börsenvereins aufgreifend, von dem auf dem Foto zu sehenden gelben Aufkleber, und der wurde unter das Konterfei von Rolf Peter Sieferle platziert, dessen Gesamtausgabe bei Manuscriptum erscheint. Band eins, „Epochenwechsel”, ist eines seiner Hauptwerke; auf einer Buchmesse, die in einem freien Land unter Beteiligung geistig hochstehender Rezipienten stattfände, würde sich das Publikum vor einem solchen Werk drängeln. Überhaupt wird man diesen Max Weber des späten 20. Jahrhunderts dereinst zu den bedeutendsten deutschen Sozialwissenschaftlern schlechthin zählen (ob auch in Deutschland, ist völlig unwichtig), und als Umwelthistoriker ist er ohnehin singulär. Auch dieses Buch ist von den linksgescheitelten Erben der Literaturentsorger vom Berliner Opernplatz gestohlen und vernichtet worden, was nicht zuletzt die Genossen Medienschaffenden mit ihrer Anti-Sieferle-Kampagne zu verantworten haben. Sie deshalb als Lumpen und Habitatsnazis zu schelten, wäre zwar angemessen, widerspräche aber meiner Wohlerzogenheit mütterlicherseits.

PS: Eine Stellungnahme der Messeleitung oder des Börsenvereins zu der doch eher ungewöhnlichen Tatsache, dass auf der Buchmesse Bücher gezielt entfernt und zerstört werden – stellen Sie sich vor, dergleichen wäre bei Suhrkamp oder Unrast passiert –, ist bislang nicht erfolgt.

Und in Leipzig sieht es inzwischen danach aus, dass Gil Ofarim nicht besser ist als Mahn und Kuhnke.