Stationen

Mittwoch, 20. Oktober 2021

Ziemlich schachmatt...


Das ist der von Ben Smith abgetippte (retyped) Text dessen, was Mathias Döpfner an Benjamin Stuckrad-Barre geschrieben haben soll. 
Nicht so sehr an der Beeinflussung deutscher Leser scheint der NYT aber gelegen zu sein, als viel mehr daran, Axel Springer SE in den USA - wo der Konzern sich gerade einkauft - anrüchig zu machen.
Man weiß ja von den Amerikanern, aus unzähligen Beispielen, dass der sexualisierte Angriff gegen mächtige Männer ein Standardverfahren ist, um diese zu stürzen. Von Bill Clinton über Dominique Strauss-Kahn bis zu Julian Assange wurde und wird das in allen Varianten durchexerziert. Die Methode ist deshalb in den USA so erfolgreich, weil die Amerikaner diese Mischung aus extremer sexueller Verklemmtheit und exzessiver Vermarktung von Sexualität aufweisen, die man nirgendwo sonst, in dieser ausgeprägten Ambiguität, finden kann.
 
Springers Expansion in den USA wird zum Anlass genommen, die moralische Qualität des Konzerns, natürlich nach US-Maßstäben, zu überprüfen. Dabei fällt Döpfner bei Smith durch. Hauptsächlich wegen Julian Reichelt.
Am Ende musste Döpfner seinen Protegé Reichelt opfern, um die Wogen in New York, Washington und LA zu glätten und weiterhin ungestört in den USA einkaufen zu können. 
Der deutschen Medienlandschaft fehlt damit ein herausragender Journalist, der es sogar in der Ära Merkel geschafft hat, kritischen Journalismus in der auflagenstärksten Zeitung wieder nach vorn zu bringen. Mit den Methoden des Boulevard-Journalismus natürlich, aber scharf und bissig sowie hinreichend konservativ.
 
Aber dieser Verlust ist ein Nebeneffekt eines Angriffs auf den Konzern.
Ich hätte nie gedacht, dass ich mich eines Tages in eine Zeit zurücksehnen würde, in der Franz Joseph Strauß in New York mit 4 Huren erwischt wurde und diese Geschichte nur eine Randnotiz im stern wert war. Nun ist die Welt dank Globalisierung zusammengewachsen bzw. zusammengeschrumpft und eine Stimme auf dem amerikanischen Zeitungsmarkt zu haben eine Notwenigkeit geworden. Und das hat diese kulturanthropologischen Auswirkungen.
 
Diese von den USA ausgehende Attacke, die zum "Bauernopfer" führte (es handelt sich Deutschland betreffend natürlich mehr um den letzten den Konservativen verbliebenen Turm), wird im linksgrünfeministischen Mediendeutschland natürlich begeistert aufgenommen.
Und aufgegriffen! Männer gegen die man keine guten Argumente findet, zerrt man überall auf der Welt gerne durch ihr Privatleben betreffende Enthüllungen ins Allzumenschliche. Reichelt fiel, weil seine sexuellen Gepflogenheiten in den USA abgelehnt werden, nachgetreten wird in Deutschland, weil seine politischen Überzeugungen dem merkelistischen juste Milieu verhasst sind.
Und in Deutschland braucht man mit der falschen politischen Einstellung nicht mal ukrainische Huren mit Kokain gefügig zu machen, man macht sich schon "angreifbar", wenn man Liebesaffären mit dem Beruflichen vermischt und dabei Frauen begünstigt, zu denen man einvernehmliche Liebesbeziehungen unterhält. Denn über das eine schweigen die rotgrünen Strolche in den Redaktionen gerne und das andere treten sie bereitwillig breit.
 
Dass ein Journalist wegen einer Sache wie dieser seinen Posten verliert, ist der eigentliche Skandal. Dass man mit der richtigen politischen Einstellung nach kürzester Zeit rehabilitiert wird, selbst wenn man sich durch Verbrechen diskreditiert hatte, ebenfalls.
 
 
 
"Es gab im Rahmen des Compliance-Verfahrens gegen Julian Reichelt nie den Vorwurf sexueller Belästigung oder sexueller Übergriffe. Es gab aber den Vorwurf einvernehmlicher Liebesbeziehungen zu BILD-Mitarbeiterinnen und Hinweise auf Machtmissbrauch in diesem Zusammenhang. Bewiesen und eingeräumt wurde eine frühere Beziehung zu einer Mitarbeiterin von BILD. Umstritten blieb, ob dieser Mitarbeiterin dadurch berufliche Vorteile gewährt wurden." schreibt die Welt. Und:
"Eine klare Vorgabe, die den Umgang mit Verhältnissen unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Unternehmen explizit regelt, gab es bei Axel Springer wie bei den meisten deutschen Unternehmen nicht. Eine Einführung einer solchen Regelung war in der Vergangenheit aus rechtlichen Gründen verworfen worden."
Das macht den Vorgang noch grotesker.
 
Die firmeninterne Puritanisierung bzw. Voyeurisierung, Observationierung und Sexualökotopisierung ist auch keine gute Entwicklung:
"Der Vorstand hat nach Abschluss des Compliance-Verfahrens im Frühjahr 2021 beschlossen, dass es künftig die Pflicht geben soll, persönliche Beziehungen am Arbeitsplatz, die einen Interessenkonflikt auslösen können, transparent offenzulegen. Eine Umsetzung ist mitbestimmungspflichtig, entsprechende Diskussionen hierzu mit dem Betriebsrat dauern an."
 
Wer darf da im Büro mit wem schlafen? Sex und Liebe nur auf der gleichen Hierarchieebene? Was für Regeln sind sonst noch zu beachten? Gilt es auch abteilungsübergreifend? Was ist, wenn einer zum Chef des Partners befördert wird oder in dessen Abteilung versetzt? Sind präzise Ehe- und Sexverbots-Organigramme mit den Namen und Positionen aller Mitarbeiter geplant? Werden die dann vor jeder Betriebsfeier ausgehängt? Was denkt Friede Springer über den heißen Shyce? Was Liz Mohn? Und überhaupt!
 
Die New York Times hat offenbar lange und intensiv gegen Reichelt recherchiert, jedenfalls hat sie mehrere Artikel gegen ihn geschrieben.
 
Angesichts der mittlerweile in Deutschland etablierten Parteibuchjurisdiktion ist es ein schwacher Trost, dass Axel Springer rechtliche Schritte gegen Dritte einleitet, die versucht haben, die Compliance-Untersuchung vom Frühjahr mit rechtswidrigen Mitteln zu beeinflussen und zu instrumentalisieren, offenbar mit dem Ziel, Julian Reichelt aus dem Amt zu entfernen und BILD sowie Axel Springer zu schädigen. Dabei gehe es insbesondere um die verbotene Verwendung und Nutzung vertraulicher Protokolle aus der Befragung von Zeugen sowie die Offenlegung von Geschäftsgeheimnissen und privater Kommunikation.
 
 
 
Der Angriff war ein immenser Erfolg. Schlimmer konnte es kaum kommen, denn dieser grauenhafte, bereits mehrfach als Zeitgeistkriecher aufgefallene Wirbellose ersetzt jetzt den guten Reichelt:
 
 

Die begeisterten Moralapostel aus dem linken Milieu (früher mal ein Widerspruch in sich) wollen den Döpfner nun nicht davonkommen lassen mit seinem DDR-Vergleich und dem Zusatz „Fast alle anderen (Journalisten) sind zu Propaganda-Assistenten geworden“. Er soll seinen Posten als Präsident des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger niederlegen.

Döpfner ließ Konzernsprecher nun mitteilen, er sei falsch verstanden worden. Er halte die Bundesrepublik keineswegs für vergleichbar mit der DDR. Zudem gebe es in privaten Dialogen Mittel der Ironie und bewussten Übertreibung. Der Konzernchef und Großaktionär habe sich „absichtlich sehr überspitzt geäußert“. Den merken wir uns!

Wie seine private SMS an den Schriftsteller Stuckrad-Barre in die Welt, beziehungsweise die NYT kam? Das sollte Döpfner mal bilateral besprechen. 

Und noch einem Verleger sind die Zauberlehrlinge offenbar aus dem Ruder gelaufen. Dirk Ippen, eigentlich ein Provinzmogul mit Schwerpunkt im Bayerischen, hatte sich die linke Frankfurter Rundschau und den deutschen Ableger von buzzfeed (bekannt geworden vor allem durch Katzenbilder und Anti-Trump-„Enthüllungen“ des britischen Ex-Agenten Christopher Steele) erworben und aus diesem Umfeld setzte sich „Ippen Investigativ“ zusammen, das die Reichelt-Story „über Monate recherchiert“ haben will, und deren Veröffentlichung Ippen noch verhinderte – bis sie über die NYT lanciert wurde, wie es aussieht.

Reitschuster bietet Reichert jedenfalls sofort einen Job an.

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