Das sonnenreiche Kalifornien hat bei der regenerativen Stromerzeugung
dieselben Probleme, wie das energetisch auf links gedrehte Deutschland.
Es gibt unauffangbare Versorgungsspitzen, denen ebenso unüberbrückte
Engpässe folgen. Angesichts des kalifornischen Wetters kann man dort in
der Solarvoltaik von echtem Digitalstrom sprechen: tags 1, nachts 0.
Doch zumindest denken kalifornische Energieunternehmen über geeignete
Speicher nach, statt, wie in Deutschland üblich, einfach eine doppelte
Infrastruktur an fossilen Kraftwerken auf „stand by“ zu halten, und der
Bevölkerung diesen „Mix” als erfolgreiche Energiewende zu verkaufen. In
Deutschland tun dies insbesondere die Grünen, wenngleich diese nur zu
Ideen gelangen, die nach Regenbogen, Einhorn und Prinzessin Lillifee schmecken und die Parteivorsitzende Baerbock ausruft „Das Netz ist der Speicher”.
Stolz berichtet der Spiegel von
einer innovativen Idee, mit der die Kalifornier ihren reichlich
vorhandenen Zappelstrom so glätten wollen, dass er dann zur Verfügung
steht, wenn man ihn braucht – zum Beispiel nachts, wenn die Sonne auch
in Kalifornien nicht scheint. Leisten sollen das der Hoover-Damm und der Colorado River –
on top zu den Aufgaben, die sie ohnehin schon erfüllen müssen. Hier die
Kurzform: Leistungsfähige Pumpen sollen das Wasser in den Lake Mead
zurückpumpen und dafür mit dem Solar-Strom betrieben werden, den
Kalifornien im Überfluss produziert.
So würde aus dem Lake Mead, dem ohnehin größten und längsten Stausee
der Vereinigten Staaten, eine „Riesenbatterie“, denn wenn Strom benötigt
wird, also nachts zum Beispiel, könnte man den dann ja leicht erzeugen,
indem man das Wasser wieder durch die Turbinen des Hoover-Damms jagt.
Wenn der Spiegel hier nicht einige Dinge komplett falsch verstanden hat –
was ich nicht ausschließe – ergeben sich dabei leider ein paar kleine
Probleme beziehungsweise Denkfehler.
Denkfehler 1: Ein Laufwasserkraftwerk wie das im
Hoover-Damm ist kein Pumpspeicherkraftwerk. Es erzeugt permanent Energie
über das Ablassen des Wassers aus dem höher gelegenen Stausee. Energie,
die benötigt wird! Ist mehr Wasser im See, kann man die Turbinen nicht
schneller laufen lassen, um mehr Energie zu erzeugen. Statt die Energie
zu verwenden, die der Hoover-Damm erzeugt, könnte man rein rechnerisch
den Solarstrom nach Nevada schicken und das Wasser gleich im Lake Mead
lassen, statt es zur Stromerzeugung zu nutzen und unten angekommen mit
Strom wieder nach oben zurück zu pumpen. Dummerweise verhindert die
Trägheit der Turbinen jedoch, dass man das Laufwasserkraftwerk schnell
hoch- und runterfahren kann, weshalb man den energetisch umständlichen
Weg mit den „Solar-Pumpen” gehen will. Die Leistung des Kraftwerks
ändert sich aber nicht dadurch, dass mehr Wasser im Speicher ist.
Denkfehler 2: Der Hoover-Damm ist nicht die erste
und nicht die letzte Staustufe am Colorado-River. Pumpt man also Wasser
zurück in den Lake Mead, fehlt dieses am Unterlauf, wo „Lake Mohave” und „Davis Dam“ darauf
angewiesen sind, auch, um Strom zu produzieren. Wasser, das den Lake
Mohave nicht erreicht, kann auch keinen Strom im Davis Damm erzeugen.
Von den noch weiter flussabwärts gelegenen Anlagen „Parker Dam“, „Paolo
Verde Diversion Dam“, „Imperial Dam“, „Laguna Diversion Dam“ und
„Morelos Dam“ ganz zu schweigen. Es ist ein Nullsummenspiel, bei dem
jede Energierückgewinnung das Wasser des nächsten in der Kette abgräbt.
Denkfehler 3: Der Colorado River ist die mit Abstand
wichtigste Trinkwasserquelle der Region, Nicht nur für Nevada, sondern
auch für Arizona und Kalifornien. Außerdem fließt eine große Menge
seines Wassers in die Bewässerung der intensiven Landwirtschaft. Im
Mündungsgebiet ist der Colorado River seit langem größtenteils trocken,
obwohl der Pegel im Lake Mead weiter oben kontinuierlich sinkt. Die
Wassernutzung, auch die durch Rückstau, ist also ohnehin schon viel zu
groß. Genau an dieser Stelle könnte das Projekt, mit Solarstrom Wasser
dorthin zurück zu pumpen, tatsächlich Erfolg haben – zulasten aller
Nutzer am Unterlauf des Flusses.
Ich frage mich nun, ob hinter dem Projekt nicht vielleicht vor allem
die Absicht steckt, über einen „Öko-Trick“ die Wasserreserven des Lake
Mead aufzustocken, denn diesem geht aufgrund der anhaltenden Trockenheit
und der intensiven Wassernutzung langsam die Puste aus. Rein
energetisch ergibt das Projekt für mich keinen Sinn. Deshalb auch meine
Aufforderung an die Lesergemeinde, meine drei Denkfehler zu widerlegen
und dem Projekt „California Dreaming“ den Anschein des Irrsinns zu
nehmen, den es für mich im Moment hat – von guten Argumenten lasse ich
mich gern eines besseren belehren.
Bitte überzeugen sie mich davon, dass die Amerikaner nicht denselben
irrwitzigen Weg der „Energiewende” eingeschlagen haben wie Deutschland,
wo die Verbrennung von Kohle dadurch kompensiert werden soll, dass man
Geld verbrennt. Denn auch in den USA stehen einige Milliarden Dollar im
Feuer.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf Roger Letschs Blog Unbesorgt.
Dienstag, 31. Juli 2018
Der Hass der Post68er auf den "Brückenkopf des amerikanischen Imperialismus" ist lebendig
Die Palästinenserin Ahed Tamimi
ist die ideale Protagonistin für das westliche Publikum, das mit immer
neuen Versatzstücken der israel-Dämonisierung versorgt werden muss.
Anders als die meisten arabischen Mädchen ist Tamimi, nach eigenen
Angaben 17, blond, blauäugig und sommersprossig, sie trägt bei ihren
öffentlichen Auftritten kein Kopftuch. Damit stellt sie eine perfekte
Identifikationsfigur für Europäer dar.
Im Dezember 2017 schlug Ahed Tamimi, umringt von einem Pulk von Fotografen und Kameraleuten, einem israelischen Soldaten ins Gesicht. Sie wurde verhaftet und zu einer kurzen Haftstrafe verurteilt. Sehr viele europäische und vor allem deutsche Qualitätsmedien zeichneten die junge Frau damals als Märtyrerin. Und jetzt noch einmal, anlässlich ihrer Freilassung.
Die ARD machte Tamimis Familie in ihrem Bericht zu „einer Familie von palästinensischen Aktivisten“. Der Aktivismus nach ARD-Maßstäben sieht folgendermaßen aus: Eine Tante Tamimis war an einem Terroranschlag beteiligt, bei dem 15 Menschen starben. Ein anderes Mitglied der Familie, Rushdi Muhammad Said Tamimi, wurde 1993 wegen Mordes an einem Israeli verurteilt (und 2013 wieder entlassen).
Der Sender erwähnt das zwar, neutralisiert die Terrorgeschichte allerdings gleich wieder mit dem Begriff „Aktivisten“. Mord an Juden = „Aktivismus“.
Vermutlich wird ein ARD-Sprecher umgehend erklären, das sei natürlich nicht antisemitisch gemeint.
(Mit Dank an Katharina Ildiko Szabo für den Hinweis) Wendt
Im Dezember 2017 schlug Ahed Tamimi, umringt von einem Pulk von Fotografen und Kameraleuten, einem israelischen Soldaten ins Gesicht. Sie wurde verhaftet und zu einer kurzen Haftstrafe verurteilt. Sehr viele europäische und vor allem deutsche Qualitätsmedien zeichneten die junge Frau damals als Märtyrerin. Und jetzt noch einmal, anlässlich ihrer Freilassung.
Die ARD machte Tamimis Familie in ihrem Bericht zu „einer Familie von palästinensischen Aktivisten“. Der Aktivismus nach ARD-Maßstäben sieht folgendermaßen aus: Eine Tante Tamimis war an einem Terroranschlag beteiligt, bei dem 15 Menschen starben. Ein anderes Mitglied der Familie, Rushdi Muhammad Said Tamimi, wurde 1993 wegen Mordes an einem Israeli verurteilt (und 2013 wieder entlassen).
Der Sender erwähnt das zwar, neutralisiert die Terrorgeschichte allerdings gleich wieder mit dem Begriff „Aktivisten“. Mord an Juden = „Aktivismus“.
Vermutlich wird ein ARD-Sprecher umgehend erklären, das sei natürlich nicht antisemitisch gemeint.
(Mit Dank an Katharina Ildiko Szabo für den Hinweis) Wendt
Das Maß ist voll
Die
deutschen Behörden sind nicht fähig, für Sicherheit in unserem Land zu
sorgen. Zurzeit befinden sich 300.000 zur Festnahme ausgeschriebene
Personen auf der Flucht, unter ihnen 126.000 ausreisepflichtige
Migranten. Der Rest besteht aus Straftätern, 3.151 islamistischen
Gefährdern sowie ausgebrochenen Gefangenen.
Die Behauptung, dass Deutschland so sicher sei wie nie zuvor, kann also allein mit diesen Tatsachen widerlegt werden; bereits Festgenommene werden immer wieder freigelassen, weil Residenzpflicht und Haftplätze nicht existieren. Alle miteinander werden natürlich weiter versorgt. -
Die Realitätsverweigerung der Regierenden nimmt immer fatalere Züge an. In Deutschland darf man sich fragen, ob diese Regierung unfähig oder vielleicht einfach nicht willens ist, für die Sicherheit der Bürger zu sorgen. Sie ist in jedem Fall dringend zu ersetzen.
https://www.welt.de/ politik/deutschland/ article180131258/ Abschiebungen-Polizei-fahnd et-nach-126-000-ausreisepf lichtigen-Auslaendern.html
Die Behauptung, dass Deutschland so sicher sei wie nie zuvor, kann also allein mit diesen Tatsachen widerlegt werden; bereits Festgenommene werden immer wieder freigelassen, weil Residenzpflicht und Haftplätze nicht existieren. Alle miteinander werden natürlich weiter versorgt. -
Die Realitätsverweigerung der Regierenden nimmt immer fatalere Züge an. In Deutschland darf man sich fragen, ob diese Regierung unfähig oder vielleicht einfach nicht willens ist, für die Sicherheit der Bürger zu sorgen. Sie ist in jedem Fall dringend zu ersetzen.
https://www.welt.de/
Montag, 30. Juli 2018
Sonntag, 29. Juli 2018
Mal so, mal so
Erinnert sich noch jemand? In den 70-Jahren war sich die Mehrheit der
zuständigen Wissenschaftler und die Medien einig, vor einer neuen
Eiszeit zu stehen, weil die globalen Temperaturen zuvor gesunken waren.
Was aus der Rückschau von heute besonders auffällt: Die erwarteten Folgen glichen denen, die heute im Zusammenhang mit der Erderwärmung diskutiert werden, wie ein Ei dem anderen: Unbewohnbarkeit der Erde, Extremereignisse, Hurrikane, Dürren, Fluten, Hungerkrisen und andere Katastrophen, die CIA erwartete Klimakriege. Auch machte man den Menschen verantwortlich für den sich abzeichnenden Klimawandel.
Anzumerken ist: Es gab damals auch Gegenstimmen, und seit Ende der 70er Jahre mehrten sich dann die Warnungen vor der Erwärmung – ebenfalls aufgrund menschlichen Verhaltens. Zur Erinnerung dokumentieren wir die Angst vor der Eiszeit in gekürzten Presseausschnitten von damals:
*
Amerikanische Journalisten beschrieben die Kälte im Osten des Landes als „Vorgeschmack auf die nächste Eiszeit“. Frost bis minus 50 Grad und Schnee bis sechs Meter Höhe verwandelten große Teile der Vereinigten Staaten in eine Polarlandschaft. Unter diesen Vorzeichen gewinnt eine Klima-Studie des amerikanischen Geheimdienstes CIA höchste Aktualität. Die Verfasser der Studie sehen als Folge schon soziale Unruhen, ein Abwandern aus Notstandsgebieten und politischen Krisen. Sie meinen: „Die mächtigen Staaten der Erde werden versuchen, sich mit allen Mitteln des Getreides zu bemächtigen. Die Nahrungsmittel-Politik wird zum zentralen Problem jeder Regierung werden. Politische und wirtschaftliche Unsicherheit bestimmen den Alltag. Die Klimaveränderung, so befürchtet es auch der amerikanische Chemiker und Nobelpreisträger Linus Pauling, könne „in eine globale Katastrophe münden“, in den bisher härtesten Test für die Zivilisation. (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.2.1977)
*
Das Ende der Welt beginnt mit einem Sommer, der keiner mehr ist. Es bleibt kalt. Der Schnee vom letzten Winter bleibt liegen. Für Nigel Calder, ehemals Herausgeber des angesehenen britischen New Scientist, ist diese „Götterdämmerung“ im Mythos nordischer Völker realistisches Szenarium für unsere Zukunft, den Beginn der nächsten Eiszeit. Droht eine neue Eiszeit? Calder hält dies für wahrscheinlich und veröffentlichte jüngst zum Beleg ein Buch mit aktuellen Forschungsergebnissen. (Süddeutsche Zeitung, 10.4.1975)
*
Der Klimatologe Prof. R.A. Bryson von der Wisconsin-Universität sagte voraus, dass sich durch den zivilen Überschall-Luftverkehr ein breiter Streifen zwischen Europa und Amerika mit einer Cirrus-Wolkenschicht bedecken wird. Nur fünf Prozent zusätzliche Wolken durch Luftverschmutzung würden die mittlere Temperatur um vier Grad herabsetzen. Damit käme die nächste Eiszeit bestimmt. Sie könnte ein unerwünschtes Beiprodukt der Zivilisation sein, sozusagen ein „Industrie-Erzeugnis“. Ob sich die irdische Luftverschmutzung im gegenwärtig kühler werdenden Klima schon bemerkbar macht, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Seit zehn Jahren sinken die Temperaturen. Dennoch befürchten viele Meteorologen, dass es einen „Punkt ohne Umkehr“ geben mag, von dem aus die verschmutzte Luft zwangsläufig und unaufhaltsam das Klima beeinflusst. Der Winter 1968/69 brachte für den Nordatlantik eine Eisbedeckung, wie es sie schon seit fast sechzig Jahren nicht mehr gab. Viel Eis reflektiert viel Sonnenstrahlung wieder in den Weltraum hinaus und verbraucht viel Wärme zum Schmelzen.“ (Hamburger Abendblatt, 21.3.1970)
*
Kassandras
unter den Klimatologen werden zunehmend besorgt über Abweichungen des
Wetters, die sie als Vorboten einer Eiszeit ansehen. Als der Klimatologe
George J. Kukla von der Columbia University Satelliten-Wetterdaten
analysierte, bemerkte er eine Zunahme bei der Eis- und Schneebedeckung
im Jahre 1971 um 12 Prozent – und die Zunahme hielt seither weiter an.
Wissenschaftler fanden auch andere Hinweise auf eine globale Abkühlung:
Die Ausdehnung der Polarwinde in großer Höhe, der sogenannte
„Zirkumpolare Vortex“. Diese Verstärkung der kalten Luftströme sind
unmittelbare Ursache für die Dürren in Afrika, für die Ausweitung der
Sahara und anderer Wüsten nach Süden. Kalte Luft wird herabgezogen über
den Westen der USA, warme Luft in Richtung Nordosten geschoben. Die
Kollision der unterschiedlich feuchten und warmen Luftmassen kann
gewaltige Stürme auslösen, wie beim kürzlichen Ausbruch von desaströsen
Tornados im mittleren Westen. (Time, 24.6.1974)
*
Murray Mitchell, Chefklimatologe der nordamerikanischen „Environmental Sciences Services Administration“, sieht die Welt seit dem Jahr 1950 unter dem plötzlichen Einfluss eines „Cold Snap“ (Kälteeinbruchs). Seit diesem Jahr ist die durchschnittliche Erdtemperatur um ein drittel Grad (Celsius) gesunken. Stimmen die Beobachtungen über einen neuerlichen Temperatureinbruch oder „Snap“ seit 1950, dann ist auch die Frage von Interesse, welche Umwelteinflüsse dazu geführt haben. Handelt es sich um eine vorübergehende Abkühlung der Sonne oder um einen Dunstschleier der Erdatmosphäre, der die ungebremste Soneneinstrahlung abbremst? Und wenn das der Fall ist: Wir dieser Dunstschleier vom Menschen verursacht oder handelt es sich um einen vom Menschen unabhängigen Vorgang? Bläst die Industrie zuviel Qualm und Abgase in die Luft? Haben die Wasserstoffbomben dazu beigetragen, den höheren Luftraum mit Massen von feinst verteiltem Staub zu durchsetzen? (Christ und Welt, 13.2.1970)
*
Das wärmeliebende Gürteltier wandert in Amerikas Mittlerem Westen immer weiter nach Süden. Afrika wurde sechs Jahre hintereinander von mörderischer Dürre heimgesucht, über eine Million Menschen fielen ihr bisher zum Opfer. Während Europa den mildesten Winter dieses Jahrhunderts durchlebte, erstarrte die Pazifik-Küste der USA im Frost ungewöhnlich eisiger Monate. Rekord-Regen und Überschwemmungen dezimierten 1972 die Ernten Pakistans, Amerikas und Japans. In diesem Jahr scheinen in Kanada und der Sowjetunion verheerende Missernten aus klimatischen Gründen unvermeidlich.
Es gibt keinen Zweifel mehr: Das Wetter spielt verrückt. In der bisher umfassendsten meteorologischen Operation der Geschichte versuchen Forscher von 70 Nationen derzeit zu ergründen, ob der Wahnsinn auch Methode hat: Das Global Atmospheric Research Program (GARP) soll feststellen, ob sich der Planet einer neuen Eiszeit entgegendreht.
Eines steht schon fest: Es wird seit 30 Jahren kälter. Seit 1940 ist die globale Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad gesunken. Weite Gebiete Kanadas, die eins im Sommer stets eisfrei waren, sind heute das ganze Jahr hindurch kristallbedeckt. Was den Temperatur-Rückgang ausgelöst hat (der seinerseits verantwortlich ist für die meisten anderen Klima-Veränderungen), darüber sind sich die GARP-Wissenschafler noch nicht einig. Die Theorien reichen vom Einfluss der Sonnenflecken bis zur Aussperrung von Sonnen-Energie durch eine umweltverschmutzte Atmosphäre. (Wirtschaftswoche, 28.4.1974)
*
Spätestens seit 1960 wächst bei den Meteorologen und Klimaforschern die Überzeugung, dass etwas faul ist im System des Weltwetters: Das irdische Klima sei im Begriff umzuschlagen. Symptome dafür entdeckten die Experten inzwischen in fast allen Weltenregionen. Am Anfang standen Messdaten über eine fortschreitende Abkühlung des Nordatlantiks. Dort sank während der letzten 20 Jahre die Meerestemperatur von zwölf Grad Celsius im Jahresdurchschnitt auf 11,5 Grad. Seither wandern die Eisberge weiter südwärts bis auf die Höhe von Lissabon, mehr als 400 Kilometer weiter südlich als in den Wintern zuvor. Am Polarkreis wurden die kältesten Wintertemperaturen seit 200 Jahren gemessen. Auf Island ging die Heuernte um 25 Prozent zurück, auf der Britischen Insel schrumpfte die jährliche Wachstumsperiode um zwei Wochen.
Die sich in den letzten Jahren häufenden Meldungen über Naturkatastrophen und extreme Wetteränderungen in aller Welt glichen anfangs eher den Bruchstücken eines Puzzle-Spiels: Ein Orkan, der heftigste seit einem Jahrhundert, verwüstete im November 1972 weite Teile Niedersachsens. Im selben Jahr richtete im Osten der USA der Hurrikan „Agnes“ für mehr als drei Milliarden Dollar Schäden an; 122 Menschen kamen ums Leben, das folgenschwerste Unwetter, das je in Nordamerika registriert wurde.
Ein Schneesturm ruinierte im August 1973 große Getreideanbaugebiete im Weizengürtel Kanadas. Und im November und Dezember letzten Jahres brandeten innerhalb von fünf Wochen sechs schwere Sturmfluten gegen die norddeutschen Küsten – die dichteste Sturmflut-Folge seit rund 50 Jahren.
Weit dramatischer kündigte sich unterdes der globale Klima-Umschwung in Südostasien, Afrika oder auf dem südamerikanischen Kontinent an. Sintflutartige Regenfälle überschwemmten jüngst immer öfter Teile Japans oder Perus. In Argentinien, in Indien und Südafrika sanken im letzten Winter die Temperaturen auf Werte, wie sie seit Beginn der wissenschaftlichen Wetterbeobachtung vor etwa 300 Jahren noch nie registriert wurden.
Ungewöhnlich ergiebige Regengüsse – und im Winter Schneeschauer – gingen auch im Nahen Osten nieder, etwa im Libanon, in der Türkei und in Israel, aber auch in Italien und in manchen Regionen der USA: In San Francisco beispielsweise wurden in diesem Sommer schon die stärksten Niederschläge seit 125 Jahren gemessen.
Und während im Osten Afrikas und im Norden der USA die Wasserspiegel der großen Binnenseen stetig steigen, herrscht in den Ländern südlich der Sahara seit nunmehr sieben Jahren Dürre.
Missernten, Hungersnot und Wassermangel gab es seit Ende der sechziger Jahre auch immer häufiger in anderen Regionen der Subtropen, in Mexiko, auf den Kapverdischen Inseln im Atlantik sowie im Norden Indiens, wo der Monsunregen neuerdings spärlicher fällt.
Nach Studium des beunruhigenden Datenmosaiks halten es viele Klimaforscher für wahrscheinlich, dass der Trend, der den Erdbewohnern in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die – klimatisch – besten Jahre seit langem bescherte, sich nun umkehrt.
Halte die gegenwärtige Klimaverschlechterung an, so warnt etwa der US-Wissenschaftler Reid Bryson, Direktor des Instituts für Umweltstudien an der Universität von Wisconsin, so werde sie demnächst womöglich „die ganze Menschheit in Mitleidenschaft ziehen“ – „eine Milliarde Menschen würde verhungern“. Schon jetzt „zeigen sich die Folgen auf drastische Weise“: Die Getreideernten in Kanada und in den USA stagnieren; Missernten häuften sich in der Sowjet-Union, Indien und Pakistan. In Peru gingen die Anchovis-Fänge um 55 Prozent zurück. Die Chancen für eine rasche Rückkehr des günstigen Klimas etwa der dreißiger Jahre, so taxierte der US-Wetterforscher James McQuigg, stünden „bestenfalls eins zu 10000“. (Der Spiegel, 12.8.1974) WeLT
Siehe auch 1540...
Was aus der Rückschau von heute besonders auffällt: Die erwarteten Folgen glichen denen, die heute im Zusammenhang mit der Erderwärmung diskutiert werden, wie ein Ei dem anderen: Unbewohnbarkeit der Erde, Extremereignisse, Hurrikane, Dürren, Fluten, Hungerkrisen und andere Katastrophen, die CIA erwartete Klimakriege. Auch machte man den Menschen verantwortlich für den sich abzeichnenden Klimawandel.
Anzumerken ist: Es gab damals auch Gegenstimmen, und seit Ende der 70er Jahre mehrten sich dann die Warnungen vor der Erwärmung – ebenfalls aufgrund menschlichen Verhaltens. Zur Erinnerung dokumentieren wir die Angst vor der Eiszeit in gekürzten Presseausschnitten von damals:
*
Amerikanische Journalisten beschrieben die Kälte im Osten des Landes als „Vorgeschmack auf die nächste Eiszeit“. Frost bis minus 50 Grad und Schnee bis sechs Meter Höhe verwandelten große Teile der Vereinigten Staaten in eine Polarlandschaft. Unter diesen Vorzeichen gewinnt eine Klima-Studie des amerikanischen Geheimdienstes CIA höchste Aktualität. Die Verfasser der Studie sehen als Folge schon soziale Unruhen, ein Abwandern aus Notstandsgebieten und politischen Krisen. Sie meinen: „Die mächtigen Staaten der Erde werden versuchen, sich mit allen Mitteln des Getreides zu bemächtigen. Die Nahrungsmittel-Politik wird zum zentralen Problem jeder Regierung werden. Politische und wirtschaftliche Unsicherheit bestimmen den Alltag. Die Klimaveränderung, so befürchtet es auch der amerikanische Chemiker und Nobelpreisträger Linus Pauling, könne „in eine globale Katastrophe münden“, in den bisher härtesten Test für die Zivilisation. (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.2.1977)
*
Das Ende der Welt beginnt mit einem Sommer, der keiner mehr ist. Es bleibt kalt. Der Schnee vom letzten Winter bleibt liegen. Für Nigel Calder, ehemals Herausgeber des angesehenen britischen New Scientist, ist diese „Götterdämmerung“ im Mythos nordischer Völker realistisches Szenarium für unsere Zukunft, den Beginn der nächsten Eiszeit. Droht eine neue Eiszeit? Calder hält dies für wahrscheinlich und veröffentlichte jüngst zum Beleg ein Buch mit aktuellen Forschungsergebnissen. (Süddeutsche Zeitung, 10.4.1975)
*
Der Klimatologe Prof. R.A. Bryson von der Wisconsin-Universität sagte voraus, dass sich durch den zivilen Überschall-Luftverkehr ein breiter Streifen zwischen Europa und Amerika mit einer Cirrus-Wolkenschicht bedecken wird. Nur fünf Prozent zusätzliche Wolken durch Luftverschmutzung würden die mittlere Temperatur um vier Grad herabsetzen. Damit käme die nächste Eiszeit bestimmt. Sie könnte ein unerwünschtes Beiprodukt der Zivilisation sein, sozusagen ein „Industrie-Erzeugnis“. Ob sich die irdische Luftverschmutzung im gegenwärtig kühler werdenden Klima schon bemerkbar macht, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Seit zehn Jahren sinken die Temperaturen. Dennoch befürchten viele Meteorologen, dass es einen „Punkt ohne Umkehr“ geben mag, von dem aus die verschmutzte Luft zwangsläufig und unaufhaltsam das Klima beeinflusst. Der Winter 1968/69 brachte für den Nordatlantik eine Eisbedeckung, wie es sie schon seit fast sechzig Jahren nicht mehr gab. Viel Eis reflektiert viel Sonnenstrahlung wieder in den Weltraum hinaus und verbraucht viel Wärme zum Schmelzen.“ (Hamburger Abendblatt, 21.3.1970)
*
*
Murray Mitchell, Chefklimatologe der nordamerikanischen „Environmental Sciences Services Administration“, sieht die Welt seit dem Jahr 1950 unter dem plötzlichen Einfluss eines „Cold Snap“ (Kälteeinbruchs). Seit diesem Jahr ist die durchschnittliche Erdtemperatur um ein drittel Grad (Celsius) gesunken. Stimmen die Beobachtungen über einen neuerlichen Temperatureinbruch oder „Snap“ seit 1950, dann ist auch die Frage von Interesse, welche Umwelteinflüsse dazu geführt haben. Handelt es sich um eine vorübergehende Abkühlung der Sonne oder um einen Dunstschleier der Erdatmosphäre, der die ungebremste Soneneinstrahlung abbremst? Und wenn das der Fall ist: Wir dieser Dunstschleier vom Menschen verursacht oder handelt es sich um einen vom Menschen unabhängigen Vorgang? Bläst die Industrie zuviel Qualm und Abgase in die Luft? Haben die Wasserstoffbomben dazu beigetragen, den höheren Luftraum mit Massen von feinst verteiltem Staub zu durchsetzen? (Christ und Welt, 13.2.1970)
*
Das wärmeliebende Gürteltier wandert in Amerikas Mittlerem Westen immer weiter nach Süden. Afrika wurde sechs Jahre hintereinander von mörderischer Dürre heimgesucht, über eine Million Menschen fielen ihr bisher zum Opfer. Während Europa den mildesten Winter dieses Jahrhunderts durchlebte, erstarrte die Pazifik-Küste der USA im Frost ungewöhnlich eisiger Monate. Rekord-Regen und Überschwemmungen dezimierten 1972 die Ernten Pakistans, Amerikas und Japans. In diesem Jahr scheinen in Kanada und der Sowjetunion verheerende Missernten aus klimatischen Gründen unvermeidlich.
Es gibt keinen Zweifel mehr: Das Wetter spielt verrückt. In der bisher umfassendsten meteorologischen Operation der Geschichte versuchen Forscher von 70 Nationen derzeit zu ergründen, ob der Wahnsinn auch Methode hat: Das Global Atmospheric Research Program (GARP) soll feststellen, ob sich der Planet einer neuen Eiszeit entgegendreht.
Eines steht schon fest: Es wird seit 30 Jahren kälter. Seit 1940 ist die globale Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad gesunken. Weite Gebiete Kanadas, die eins im Sommer stets eisfrei waren, sind heute das ganze Jahr hindurch kristallbedeckt. Was den Temperatur-Rückgang ausgelöst hat (der seinerseits verantwortlich ist für die meisten anderen Klima-Veränderungen), darüber sind sich die GARP-Wissenschafler noch nicht einig. Die Theorien reichen vom Einfluss der Sonnenflecken bis zur Aussperrung von Sonnen-Energie durch eine umweltverschmutzte Atmosphäre. (Wirtschaftswoche, 28.4.1974)
Spätestens seit 1960 wächst bei den Meteorologen und Klimaforschern die Überzeugung, dass etwas faul ist im System des Weltwetters: Das irdische Klima sei im Begriff umzuschlagen. Symptome dafür entdeckten die Experten inzwischen in fast allen Weltenregionen. Am Anfang standen Messdaten über eine fortschreitende Abkühlung des Nordatlantiks. Dort sank während der letzten 20 Jahre die Meerestemperatur von zwölf Grad Celsius im Jahresdurchschnitt auf 11,5 Grad. Seither wandern die Eisberge weiter südwärts bis auf die Höhe von Lissabon, mehr als 400 Kilometer weiter südlich als in den Wintern zuvor. Am Polarkreis wurden die kältesten Wintertemperaturen seit 200 Jahren gemessen. Auf Island ging die Heuernte um 25 Prozent zurück, auf der Britischen Insel schrumpfte die jährliche Wachstumsperiode um zwei Wochen.
Die sich in den letzten Jahren häufenden Meldungen über Naturkatastrophen und extreme Wetteränderungen in aller Welt glichen anfangs eher den Bruchstücken eines Puzzle-Spiels: Ein Orkan, der heftigste seit einem Jahrhundert, verwüstete im November 1972 weite Teile Niedersachsens. Im selben Jahr richtete im Osten der USA der Hurrikan „Agnes“ für mehr als drei Milliarden Dollar Schäden an; 122 Menschen kamen ums Leben, das folgenschwerste Unwetter, das je in Nordamerika registriert wurde.
Ein Schneesturm ruinierte im August 1973 große Getreideanbaugebiete im Weizengürtel Kanadas. Und im November und Dezember letzten Jahres brandeten innerhalb von fünf Wochen sechs schwere Sturmfluten gegen die norddeutschen Küsten – die dichteste Sturmflut-Folge seit rund 50 Jahren.
Weit dramatischer kündigte sich unterdes der globale Klima-Umschwung in Südostasien, Afrika oder auf dem südamerikanischen Kontinent an. Sintflutartige Regenfälle überschwemmten jüngst immer öfter Teile Japans oder Perus. In Argentinien, in Indien und Südafrika sanken im letzten Winter die Temperaturen auf Werte, wie sie seit Beginn der wissenschaftlichen Wetterbeobachtung vor etwa 300 Jahren noch nie registriert wurden.
Ungewöhnlich ergiebige Regengüsse – und im Winter Schneeschauer – gingen auch im Nahen Osten nieder, etwa im Libanon, in der Türkei und in Israel, aber auch in Italien und in manchen Regionen der USA: In San Francisco beispielsweise wurden in diesem Sommer schon die stärksten Niederschläge seit 125 Jahren gemessen.
Und während im Osten Afrikas und im Norden der USA die Wasserspiegel der großen Binnenseen stetig steigen, herrscht in den Ländern südlich der Sahara seit nunmehr sieben Jahren Dürre.
Missernten, Hungersnot und Wassermangel gab es seit Ende der sechziger Jahre auch immer häufiger in anderen Regionen der Subtropen, in Mexiko, auf den Kapverdischen Inseln im Atlantik sowie im Norden Indiens, wo der Monsunregen neuerdings spärlicher fällt.
Nach Studium des beunruhigenden Datenmosaiks halten es viele Klimaforscher für wahrscheinlich, dass der Trend, der den Erdbewohnern in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die – klimatisch – besten Jahre seit langem bescherte, sich nun umkehrt.
Halte die gegenwärtige Klimaverschlechterung an, so warnt etwa der US-Wissenschaftler Reid Bryson, Direktor des Instituts für Umweltstudien an der Universität von Wisconsin, so werde sie demnächst womöglich „die ganze Menschheit in Mitleidenschaft ziehen“ – „eine Milliarde Menschen würde verhungern“. Schon jetzt „zeigen sich die Folgen auf drastische Weise“: Die Getreideernten in Kanada und in den USA stagnieren; Missernten häuften sich in der Sowjet-Union, Indien und Pakistan. In Peru gingen die Anchovis-Fänge um 55 Prozent zurück. Die Chancen für eine rasche Rückkehr des günstigen Klimas etwa der dreißiger Jahre, so taxierte der US-Wetterforscher James McQuigg, stünden „bestenfalls eins zu 10000“. (Der Spiegel, 12.8.1974) WeLT
Siehe auch 1540...
Immer schlimmer
Schlimm genug, dass eine Universität wie die in Wien ihren Medizinstudenten Einführungen in die Homöopathie anbietet. Nein, nicht um sie als Scharlatanerie zu entlarven, sondern um sie ins "therapeutische Angebot" aufzunehmen, so als seien Pazienten Kunden eines beliebigen Dienstleistungsunternehmens.
Aber das hier ist wirklich der Gipfel.
Podcast der Sendung
Aber das hier ist wirklich der Gipfel.
Podcast der Sendung
Angst aktuell
Damals in der Allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule der DDR war
zwar ziemlich viel, aber nicht alles schlecht, das Ausmaß der Propaganda
übertraf jenes an normalen BRD-Schulen um ein Beträchtliches (aber der
Westen holt zügig auf!), die Kollektivismen waren erzwungen statt wie
heute freiwillig, die Klassen erschütternd unbunt, es gab keine
Kopftücher, keine kleinen Machos aus dem Orient, keine Messer, keine
lustige Hackordung nach rein und unrein, keine Kartoffelverachtung,
nicht mal Hip-hop und kaum einen Angriff auf einen Lehrer; dafür mussten
die Schüler im Frontalunterricht Lesen, Schreiben, Rechnen und im
Deutschunterricht sogar Gedichte lernen, was heute mindestens
diskriminierend (deutsche Klassiker!), sexistisch ("Sah ein Knab ein
Röslein stehen!"), inklusionsfeindlich (Reim) und praktisch strukturelle
Gewalt (Auswendiglernen!) wäre.
Ich erinnere mich noch gut an eine Unterrichtsstunde in der siebten oder achten Klasse, als die Deutschlehrerin Goethes "Erlkönig" vortrug und uns danach die Frage stellte, warum das Kind denn gestorben sei. Langes Schweigen. Vielleicht weil es krank war?, mutmaßte eine Schülerin. Nein, versetzte die Lehrerin, machte eine Kunstpause und sprach: "Es ist vor Angst gestorben." In diesem Moment hätte man die berühmte Stecknadel zu Boden fallen hören können.
Ein paar Monate später präsentierte uns die Musiklehrerin zwei Gäste, einen Pianisten und einen Sänger, die Lieder vortrugen, unter anderem eben Schuberts Vertonung der Goetheschen Ballade. Von meiner Erinnerung her war es ein lyrischer Bariton, und es war das erste Mal, dass ich Bekantschaft mit dem deutschen Kunstlied schloss. Der Gesang befremdete mich, ich hielt Singen damals für unmännlich und weigerte mich im Unterricht deshalb auch, selber zu singen – der erste Wagnertenor, den ich im TV mit Siegfrieds Schmelzlied hörte, beseitigte diesen Vorbehalt in wenigen Sekunden – , doch die unheilschwangere Klavierbegleitung mit den galoppierenden Oktaven in der Rechten hinterließ einen tiefen Eindruck in meiner Teenagerseele. Wie ich gerade darauf komme, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob es irgendwo in 'schland noch solche Auftritte vor Schülern gibt, und wenn ich meine Söhne nach Gedichten frage, die sie auswendig wissen, gibt es ein müdes Schulterzucken. Wenn der Begriff "Erlkönig" fällt, denken die meisten heute sowieso an Autos.
Die Ballade vom Sieg des Irrationalen über die väterlichen Vernunftgründe ist gleichwohl ein Werk für die Ewigkeit, das Schubert kongenial in Töne gesetzt hat. Wann haben Sie's zuletzt gehört? Ich stieß in der elektronischen Ali-Baba-Höhle auf eine Aufnahme mit meinem bevorzugten Wagnertenor Ludwig Suthaus, die man gehört haben sollte. MK am 29. 7.
Ich erinnere mich noch gut an eine Unterrichtsstunde in der siebten oder achten Klasse, als die Deutschlehrerin Goethes "Erlkönig" vortrug und uns danach die Frage stellte, warum das Kind denn gestorben sei. Langes Schweigen. Vielleicht weil es krank war?, mutmaßte eine Schülerin. Nein, versetzte die Lehrerin, machte eine Kunstpause und sprach: "Es ist vor Angst gestorben." In diesem Moment hätte man die berühmte Stecknadel zu Boden fallen hören können.
Ein paar Monate später präsentierte uns die Musiklehrerin zwei Gäste, einen Pianisten und einen Sänger, die Lieder vortrugen, unter anderem eben Schuberts Vertonung der Goetheschen Ballade. Von meiner Erinnerung her war es ein lyrischer Bariton, und es war das erste Mal, dass ich Bekantschaft mit dem deutschen Kunstlied schloss. Der Gesang befremdete mich, ich hielt Singen damals für unmännlich und weigerte mich im Unterricht deshalb auch, selber zu singen – der erste Wagnertenor, den ich im TV mit Siegfrieds Schmelzlied hörte, beseitigte diesen Vorbehalt in wenigen Sekunden – , doch die unheilschwangere Klavierbegleitung mit den galoppierenden Oktaven in der Rechten hinterließ einen tiefen Eindruck in meiner Teenagerseele. Wie ich gerade darauf komme, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob es irgendwo in 'schland noch solche Auftritte vor Schülern gibt, und wenn ich meine Söhne nach Gedichten frage, die sie auswendig wissen, gibt es ein müdes Schulterzucken. Wenn der Begriff "Erlkönig" fällt, denken die meisten heute sowieso an Autos.
Die Ballade vom Sieg des Irrationalen über die väterlichen Vernunftgründe ist gleichwohl ein Werk für die Ewigkeit, das Schubert kongenial in Töne gesetzt hat. Wann haben Sie's zuletzt gehört? Ich stieß in der elektronischen Ali-Baba-Höhle auf eine Aufnahme mit meinem bevorzugten Wagnertenor Ludwig Suthaus, die man gehört haben sollte. MK am 29. 7.
Samstag, 28. Juli 2018
Streit zwischen zwei vermeintlichen Personengruppen
Wenn ich, was fast täglich vorkommt, lese, die Polizei sei zu einem „Großeinsatz“ ausgerückt, um einen „Streit“ zwischen „zwei
Personengruppen“ zu schlichten, die sich gegenseitig mit Flaschen,
Steinen, manchmal auch Messern auf den Leib rücken, frage ich mich
jedesmal, um welche Personen oder Personengruppen es sich handelt.
Sind es tschechische Pfadfinder, die offene Rechnungen mit slowakischen Bergsteigern haben? Kroatische Karnivoren gegen mazedonische Vegetarier? Deutsche Turnierreiter gegen ungarische Wanderhirten? Und wenn ich dann noch lese, es habe eine Massenschlägerei in einem Freibad gegeben, dann frage ich mich, warum die Polizei überhaupt ausrückt.
Warum der Dienst tuende Bademeister nicht die Besucher auffordert, das Freibad zu verlassen, damit „die Personengruppen“ ihren „Streit“ in aller Ruhe zu Ende bringen können, ohne dass Unbeteiligte zu Schaden kommen. Das war früher in Berlin so üblich. Wurde die Polizei zu einer Kneipenschlägerei gerufen, warteten die Beamten vor der Tür ab, bis die Sache vorbei war. Warum macht man das heute anders?
Sind es tschechische Pfadfinder, die offene Rechnungen mit slowakischen Bergsteigern haben? Kroatische Karnivoren gegen mazedonische Vegetarier? Deutsche Turnierreiter gegen ungarische Wanderhirten? Und wenn ich dann noch lese, es habe eine Massenschlägerei in einem Freibad gegeben, dann frage ich mich, warum die Polizei überhaupt ausrückt.
Warum der Dienst tuende Bademeister nicht die Besucher auffordert, das Freibad zu verlassen, damit „die Personengruppen“ ihren „Streit“ in aller Ruhe zu Ende bringen können, ohne dass Unbeteiligte zu Schaden kommen. Das war früher in Berlin so üblich. Wurde die Polizei zu einer Kneipenschlägerei gerufen, warteten die Beamten vor der Tür ab, bis die Sache vorbei war. Warum macht man das heute anders?
Nur Mut!
"Wenn du die Zeitung nicht liest, bist du uninformiert, wenn du die Zeitung liest, bist du desinformiert."
Mark Twain
***
Wie die Zeit herausgefunden hat, rührt die angebliche Benachteiligung des weiblichen Geschlechts bei der Entlohnung daher, dass in ganzen Berufsgruppen das Einkommensniveau sinkt, wenn immer mehr Frauen dort beschäftigt sind. "Das Beispiel des Programmierens zeigt, dass der umgekehrte Effekt ebenfalls existiert: Wenn eine Branche männlicher wird, wird dort auch besser gezahlt. Die frühen Computer in den Sechzigerjahren programmierten in erster Linie Frauen (und umgekehrt! – M.K.). 'Das war damals als Aufgabe für Bürokräfte mit niedrigem Status vorgesehen, und das waren vor allem Frauen', beschreibt der US-amerikanische Informatikprofessor Nathan Ensmenger. Als Computer immer wichtiger wurden, professionalisierte sich die Branche. Die Frauen wurden verdrängt. 'Das Programmieren wurde mit der Zeit bewusst in ein wissenschaftliches, männliches Fach mit hohem Status verwandelt', schreibt Ensmenger. Und in eine Tätigkeit mit guten Gehältern – bis heute."
Merkwürdig, nicht wahr? Nachdem eigentlich Frau Zuse den Computer erfunden hatte, saßen vor allem Frauen vor dem Ding, in den Sechzigern, als Programmieren noch fast so schwer war wie die Computer selber. Dann, als deren Programmierung immer weniger Talent erforderte, "professionalisierte sich die Branche", was ein bisschen frauenfeindlich klingt, aber nicht so gemeint ist; frauenfeindlich war vielmehr, dass man eine früher mühelos neben der Maniküre zu erledigende Beschäftigung "bewusst in ein wissenschaftliches Fach verwandelt" hat. Zugleich kamen generöse Industrielle auf die Idee, dass sie mehr Lohnkosten haben sollten, aus sozialer Verantwortung und um ihren Profit zu reduzieren, die geldgeilen Kerle übernahmen die Läden und zogen überall gläserne Decken ein, bis in die Informatik-Studiengänge. Die Frauen wurden in die Frisiersalons und Vorzimmer verdrängt.
Das große Dogma unseres Epöchleins lautet, dass alle Menschen gleich sind, egal welcher Rasse, die es nicht gibt, und welchen Geschlechts, von denen es unendlich viele gibt, und überall, wo Ungleichheit auftritt, eine Ungerechtigkeit vorliegt, vorliegen muss, welche zu korrigieren und schließlich zu beseitigen des Linken edle Pflicht und lukrative Aufgabe sei. Eine wahrlich unsterbliche Mission, denn egal, wie sozial gleich sie die Menschen eines Tages auch hinbiegen mögen, die Intelligenzunterschiede machen immer wieder alles zunichte. Es gibt also wenigstens das soziale perpetuum mobile!
(Um allfälligen Missverständnissen entgegenzutreten: Mir ist es einerlei, ob eine Frau oder ein Mann einen Job erledigt, mir ist nur wichtig, wie er erledigt wird. Mit Milo Yiannopoulos gesprochen: "You shouldn’t give a shit about skin-colour, you shouldn’t give a shit about sexuality, you shouldn’t give a shit about gender, but you should be deeply suspicious of the people who do.")
***
Deutschland ist sicherer geworden. Außer vielleicht für Obdachlose, die rätselhafterweise zunehmend Opfer von Aggressionen werden, geschlagen, angezündet, gesteinigt, enthauptet, was auf eine noch nicht näher bestimmbare Weise mit dem Aufstieg der AfD zu tun hat (Nazis behaupten, umgekehrt). Und außer am Kölner Hauptbahnhof. Ein Waffenverbot – konkret: ein Verbot "gefährlicher Werkzeuge" – soll den atypischen und antizyklischen Anstieg der Gewaltkriminalität dortselbst umkehren.
Hadmut Danisch macht in seinem Blog darauf aufmerksam, dass die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln gemeinsam mit ihren Kollegen aus Bonn und Düsseldorf in einem Brief an die Kanzlerin erklärt hat, ihre Städte könnten noch mehr "Flüchtlinge" aufnehmen, und überlässt seinen Lesern die beiden Meldungen zum "eigenverantwortlichen Denken". Was mich betrifft, so bin ich guter Dinge, was die Wahrscheinlichkeit betrifft, dass NRW das deutsche Molenbeek wenn nicht der deutsche Gazastreifen werden kann. Wenn die Anstrengungen nur nicht nachlassen!
***
***
Die bislang schönste Anekdote des Jahres erzählt Nicolaus Fest auf seiner Webseite:
Während einer Sitzung des akademischen Senats einer linksrheinischen Universität ermahnt die Rektorin einen Professor, seine Anträge künftig in gendergerechter Sprache zu stellen, wie es von der Verwaltung beschlossen worden sei. Der kühne Mann wehrt sich: Das stünde nirgends im Gesetz, und wissenschaftlich lasse sich weder ein Neutrum noch ein 'drittes' oder sonstiges Geschlecht ermitteln. Insofern sei der Beschluss reine Willkür, und der werde er sich nicht beugen.
"Aber Sie sollten schon Menschen so ansprechen, wie die es für richtig halten."
Wenn das so sei, versetzt der Professor, bestehe er darauf, fortan von der Rektorin und in der Verwaltung mit 'Mein Führer' angesprochen zu werden.
Totenstille. Die anwesenden Kollegen hätten so getan, als seien sie vertieft in ihre Akten. MK am 28. 7.
Mark Twain
***
Wie die Zeit herausgefunden hat, rührt die angebliche Benachteiligung des weiblichen Geschlechts bei der Entlohnung daher, dass in ganzen Berufsgruppen das Einkommensniveau sinkt, wenn immer mehr Frauen dort beschäftigt sind. "Das Beispiel des Programmierens zeigt, dass der umgekehrte Effekt ebenfalls existiert: Wenn eine Branche männlicher wird, wird dort auch besser gezahlt. Die frühen Computer in den Sechzigerjahren programmierten in erster Linie Frauen (und umgekehrt! – M.K.). 'Das war damals als Aufgabe für Bürokräfte mit niedrigem Status vorgesehen, und das waren vor allem Frauen', beschreibt der US-amerikanische Informatikprofessor Nathan Ensmenger. Als Computer immer wichtiger wurden, professionalisierte sich die Branche. Die Frauen wurden verdrängt. 'Das Programmieren wurde mit der Zeit bewusst in ein wissenschaftliches, männliches Fach mit hohem Status verwandelt', schreibt Ensmenger. Und in eine Tätigkeit mit guten Gehältern – bis heute."
Merkwürdig, nicht wahr? Nachdem eigentlich Frau Zuse den Computer erfunden hatte, saßen vor allem Frauen vor dem Ding, in den Sechzigern, als Programmieren noch fast so schwer war wie die Computer selber. Dann, als deren Programmierung immer weniger Talent erforderte, "professionalisierte sich die Branche", was ein bisschen frauenfeindlich klingt, aber nicht so gemeint ist; frauenfeindlich war vielmehr, dass man eine früher mühelos neben der Maniküre zu erledigende Beschäftigung "bewusst in ein wissenschaftliches Fach verwandelt" hat. Zugleich kamen generöse Industrielle auf die Idee, dass sie mehr Lohnkosten haben sollten, aus sozialer Verantwortung und um ihren Profit zu reduzieren, die geldgeilen Kerle übernahmen die Läden und zogen überall gläserne Decken ein, bis in die Informatik-Studiengänge. Die Frauen wurden in die Frisiersalons und Vorzimmer verdrängt.
Das große Dogma unseres Epöchleins lautet, dass alle Menschen gleich sind, egal welcher Rasse, die es nicht gibt, und welchen Geschlechts, von denen es unendlich viele gibt, und überall, wo Ungleichheit auftritt, eine Ungerechtigkeit vorliegt, vorliegen muss, welche zu korrigieren und schließlich zu beseitigen des Linken edle Pflicht und lukrative Aufgabe sei. Eine wahrlich unsterbliche Mission, denn egal, wie sozial gleich sie die Menschen eines Tages auch hinbiegen mögen, die Intelligenzunterschiede machen immer wieder alles zunichte. Es gibt also wenigstens das soziale perpetuum mobile!
(Um allfälligen Missverständnissen entgegenzutreten: Mir ist es einerlei, ob eine Frau oder ein Mann einen Job erledigt, mir ist nur wichtig, wie er erledigt wird. Mit Milo Yiannopoulos gesprochen: "You shouldn’t give a shit about skin-colour, you shouldn’t give a shit about sexuality, you shouldn’t give a shit about gender, but you should be deeply suspicious of the people who do.")
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Deutschland ist sicherer geworden. Außer vielleicht für Obdachlose, die rätselhafterweise zunehmend Opfer von Aggressionen werden, geschlagen, angezündet, gesteinigt, enthauptet, was auf eine noch nicht näher bestimmbare Weise mit dem Aufstieg der AfD zu tun hat (Nazis behaupten, umgekehrt). Und außer am Kölner Hauptbahnhof. Ein Waffenverbot – konkret: ein Verbot "gefährlicher Werkzeuge" – soll den atypischen und antizyklischen Anstieg der Gewaltkriminalität dortselbst umkehren.
Hadmut Danisch macht in seinem Blog darauf aufmerksam, dass die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln gemeinsam mit ihren Kollegen aus Bonn und Düsseldorf in einem Brief an die Kanzlerin erklärt hat, ihre Städte könnten noch mehr "Flüchtlinge" aufnehmen, und überlässt seinen Lesern die beiden Meldungen zum "eigenverantwortlichen Denken". Was mich betrifft, so bin ich guter Dinge, was die Wahrscheinlichkeit betrifft, dass NRW das deutsche Molenbeek wenn nicht der deutsche Gazastreifen werden kann. Wenn die Anstrengungen nur nicht nachlassen!
***
***
Die bislang schönste Anekdote des Jahres erzählt Nicolaus Fest auf seiner Webseite:
Während einer Sitzung des akademischen Senats einer linksrheinischen Universität ermahnt die Rektorin einen Professor, seine Anträge künftig in gendergerechter Sprache zu stellen, wie es von der Verwaltung beschlossen worden sei. Der kühne Mann wehrt sich: Das stünde nirgends im Gesetz, und wissenschaftlich lasse sich weder ein Neutrum noch ein 'drittes' oder sonstiges Geschlecht ermitteln. Insofern sei der Beschluss reine Willkür, und der werde er sich nicht beugen.
"Aber Sie sollten schon Menschen so ansprechen, wie die es für richtig halten."
Wenn das so sei, versetzt der Professor, bestehe er darauf, fortan von der Rektorin und in der Verwaltung mit 'Mein Führer' angesprochen zu werden.
Totenstille. Die anwesenden Kollegen hätten so getan, als seien sie vertieft in ihre Akten. MK am 28. 7.
Keltisches Blut
Bevor der französische Staatspräsident Emmanuel Macron den größeren
Skandal entfesselte, gab es einen kleineren. Ende Juni hatte er am Rande
seiner Audienz bei Papst Franziskus den Satz fallen lassen „Die
Bretonen sind überall. Sie sind die französische Mafia.“
Selbstverständlich wollte Macron das scherzhaft verstanden wissen, aber
einigen stieß die Äußerung doch übel auf, den Bretonen vor allem, die
sich von seiner Regierung im Stich gelassen fühlen, die im Hinblick auf
die Lage von Landwirtschaft und Fischerei, die Probleme mit der
Jugendarbeitslosigkeit und dem „vivre ensemble“ nichts wirkungsvolles
unternimmt.
Das republikanische „Zusammen-Leben“ hat selbstverständlich auch eine Definition dafür parat, wer denn eigentlich Bretone ist: jeder, der auf dem Gebiet der Bretagne (dauerhaft) lebt. Eine Vorstellung, die indes so weit an der Realität vorbeigeht wie jede politisch-korrekte Vorstellung von Völkern als spontanen Gebilden, die aus diversen Elementen mal so mal so kombiniert werden.
Völker sind Phänomene langer Dauer
In Wirklichkeit – und diese Wirklichkeit ist auch heute noch sinnfällig, wenn man durch Europa reist – sind Völker Phänomene langer Dauer, deren Existenz sich über Epochen erstrecken und in eine Zeit zurückreichen kann, von der diese Völker nichts mehr wissen, als sie möglicherweise noch andere Namen führten und andere Götter verehrten. Das hat damit zu tun, daß sie niemals nur auf der Gemeinsamkeit von Sprache, Sitte und Mentalität beruhten, sondern im Regelfall Heiratsgemeinschaften bildeten, die für die Wahrung der Identität eine ausschlaggebende Rolle spielten.
Andreas Vonderach hat diesen Sachverhalt für einen Fall in einem brillanten kleinen Buch analysiert. Es trägt den Titel „Gab es Germanen?“ (Schnellroda: Antaios 2017) und beantwortet die Frage mit einem klaren „Ja“. Man könnte daneben die Frage stellen „Gab es Kelten?“ Dann würde man zunächst darauf stoßen, daß deren Existenz ähnlich lebhaft bestritten wird wie die der Germanen. Denn seit dem Ende des letzten Jahrhunderts kam es in Mode, das Vorhandensein keltischer Völker in Frage zu stellen und anzunehmen, daß es im Grunde einen Prozeß der „Keltisierung“ gegeben habe, dem alle möglichen Ethnien ganz verschiedener Herkunft unterworfen wurden.
Dem hat die britische Autorin Jean Manco mit Nachdruck widersprochen. In Blood of the Celts (London: Thames & Hudson 2015), einem ihrer letzten Bücher – sie verstarb am 25. März dieses Jahres – ergänzte sie eine von ihr bereits in früheren Veröffentlichungen aufgestellte These: daß sich die europäische Bevölkerung bisher ganz wesentlich nur aus drei Elementen zusammensetzte.
Die Kelten waren organisatorisch und politisch schwach
Gemeint sind die Nachfahren jener Ureinwohner, die den Kontinent seit langem als Jäger und Sammler bewohnt hatten, die Nachfahren einer Gruppe von Viehzüchtern, die in der Jungsteinzeit aus Kleinasien hierher gekommen waren und die Nachfahren jener Reiterkrieger, die ihre Heimat in der Steppe verließen und sich mit Beginn der Kupferzeit nach Westen in Marsch setzten. Das waren die Träger der „Kurgan-Kultur“, die sich mit einiger Sicherheit als Indoeuropäer identifizieren lassen.
Auch die Indoeuropäer erschienen Jean Manco nicht als linguistisches Phantom wie vielen ihrer Kollegen, sondern als Einheit im ethnischen Sinne, aus der die Kelten hervorgegangen sind. Die werden ihrer Meinung nach zuerst historisch faßbar in jenen Menschen, die die anthropomorphen Stelen an der Schwarzmeerküste, im Donauraum, an der heutigen Südküste Frankreichs, in Spanien und in der Bretagne errichteten, und dann als die sogenannten „Glockenbecherleute“ auftraten, bevor sie in der Eisenzeit einen Machtbereich schufen, der sich von Spanien über Frankreich und Mitteleuropa bis nach Kleinasien erstreckte.
Von einem „Imperium“ kann allerdings keine Rede sein, denn auch wenn die Kelten nichts fürchteten, außer daß ihnen der Himmel auf den Kopf fallen werde, besaßen sie offenbar weder organisatorisches noch politisches Talent. Im Konflikt mit den Römern unterlagen sie rasch.
Die Kelten schufen eine funktionierende Infrastruktur
Die Tatsache, daß die Kelten schon eine Hochkultur geschaffen hatten, Städte und ein Straßensystem besaßen, erlaubte den Römern die zügige Durchdringung und dauerhafte Kontrolle ihrer Gebiete, den Kelten die rasche Assimilierung. Nach wenigen Generationen waren sie mit den neuen Herren zu einer neuen Einheit verschmolzen.
Vollständig verschwunden sind sie deshalb nicht, so wenig wie in Folge ihrer späteren Niederlagen gegen die Germanen. In dem erwähnten Buch von Jean Manco gibt es eine sehr aufschlußreiche Karte, die das zeigt, was sie die besondere genetische „Signatur“ im westlichen Europa nannte: die Konzentration der Y-DNA-Untergruppe R1b1a2a1a2c (L21) in Irland sowie Schottland, Wales und Cornwall, den bekannten Rückzugsgebieten der Kelten. Auf dem Kontinent gibt es nur eine Region, die diese Auffälligkeit zeigt: die Bretagne. Karlheinz Weißmann
Das republikanische „Zusammen-Leben“ hat selbstverständlich auch eine Definition dafür parat, wer denn eigentlich Bretone ist: jeder, der auf dem Gebiet der Bretagne (dauerhaft) lebt. Eine Vorstellung, die indes so weit an der Realität vorbeigeht wie jede politisch-korrekte Vorstellung von Völkern als spontanen Gebilden, die aus diversen Elementen mal so mal so kombiniert werden.
Völker sind Phänomene langer Dauer
In Wirklichkeit – und diese Wirklichkeit ist auch heute noch sinnfällig, wenn man durch Europa reist – sind Völker Phänomene langer Dauer, deren Existenz sich über Epochen erstrecken und in eine Zeit zurückreichen kann, von der diese Völker nichts mehr wissen, als sie möglicherweise noch andere Namen führten und andere Götter verehrten. Das hat damit zu tun, daß sie niemals nur auf der Gemeinsamkeit von Sprache, Sitte und Mentalität beruhten, sondern im Regelfall Heiratsgemeinschaften bildeten, die für die Wahrung der Identität eine ausschlaggebende Rolle spielten.
Andreas Vonderach hat diesen Sachverhalt für einen Fall in einem brillanten kleinen Buch analysiert. Es trägt den Titel „Gab es Germanen?“ (Schnellroda: Antaios 2017) und beantwortet die Frage mit einem klaren „Ja“. Man könnte daneben die Frage stellen „Gab es Kelten?“ Dann würde man zunächst darauf stoßen, daß deren Existenz ähnlich lebhaft bestritten wird wie die der Germanen. Denn seit dem Ende des letzten Jahrhunderts kam es in Mode, das Vorhandensein keltischer Völker in Frage zu stellen und anzunehmen, daß es im Grunde einen Prozeß der „Keltisierung“ gegeben habe, dem alle möglichen Ethnien ganz verschiedener Herkunft unterworfen wurden.
Dem hat die britische Autorin Jean Manco mit Nachdruck widersprochen. In Blood of the Celts (London: Thames & Hudson 2015), einem ihrer letzten Bücher – sie verstarb am 25. März dieses Jahres – ergänzte sie eine von ihr bereits in früheren Veröffentlichungen aufgestellte These: daß sich die europäische Bevölkerung bisher ganz wesentlich nur aus drei Elementen zusammensetzte.
Die Kelten waren organisatorisch und politisch schwach
Gemeint sind die Nachfahren jener Ureinwohner, die den Kontinent seit langem als Jäger und Sammler bewohnt hatten, die Nachfahren einer Gruppe von Viehzüchtern, die in der Jungsteinzeit aus Kleinasien hierher gekommen waren und die Nachfahren jener Reiterkrieger, die ihre Heimat in der Steppe verließen und sich mit Beginn der Kupferzeit nach Westen in Marsch setzten. Das waren die Träger der „Kurgan-Kultur“, die sich mit einiger Sicherheit als Indoeuropäer identifizieren lassen.
Auch die Indoeuropäer erschienen Jean Manco nicht als linguistisches Phantom wie vielen ihrer Kollegen, sondern als Einheit im ethnischen Sinne, aus der die Kelten hervorgegangen sind. Die werden ihrer Meinung nach zuerst historisch faßbar in jenen Menschen, die die anthropomorphen Stelen an der Schwarzmeerküste, im Donauraum, an der heutigen Südküste Frankreichs, in Spanien und in der Bretagne errichteten, und dann als die sogenannten „Glockenbecherleute“ auftraten, bevor sie in der Eisenzeit einen Machtbereich schufen, der sich von Spanien über Frankreich und Mitteleuropa bis nach Kleinasien erstreckte.
Von einem „Imperium“ kann allerdings keine Rede sein, denn auch wenn die Kelten nichts fürchteten, außer daß ihnen der Himmel auf den Kopf fallen werde, besaßen sie offenbar weder organisatorisches noch politisches Talent. Im Konflikt mit den Römern unterlagen sie rasch.
Die Kelten schufen eine funktionierende Infrastruktur
Die Tatsache, daß die Kelten schon eine Hochkultur geschaffen hatten, Städte und ein Straßensystem besaßen, erlaubte den Römern die zügige Durchdringung und dauerhafte Kontrolle ihrer Gebiete, den Kelten die rasche Assimilierung. Nach wenigen Generationen waren sie mit den neuen Herren zu einer neuen Einheit verschmolzen.
Vollständig verschwunden sind sie deshalb nicht, so wenig wie in Folge ihrer späteren Niederlagen gegen die Germanen. In dem erwähnten Buch von Jean Manco gibt es eine sehr aufschlußreiche Karte, die das zeigt, was sie die besondere genetische „Signatur“ im westlichen Europa nannte: die Konzentration der Y-DNA-Untergruppe R1b1a2a1a2c (L21) in Irland sowie Schottland, Wales und Cornwall, den bekannten Rückzugsgebieten der Kelten. Auf dem Kontinent gibt es nur eine Region, die diese Auffälligkeit zeigt: die Bretagne. Karlheinz Weißmann
Geglückte Rechtsprechung
"Aktionen an Uni, Grünen-Zentrale und türkischer Botschaft:
IB-Mitgliedern war Verbreitung fremdenfeindlicher Ideologie vorgeworfen
worden. Das Gericht folgte dem nicht", verbreitet die Zeit
auf bewährte Weise Halbwahrheiten.
Die Identitären waren in Graz angeklagt, eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben. Es war die erste Organisiation in der westlichen Welt, die als kriminelle Vereinigung vor Gericht stand, ohne je eine Straftat oberhalb der leichten Sachbeschädigung (und einer aus einer Rangelei entstandenen harmlosen Körperverletzung) begangen zu haben. Der sinistre Winkelzug der Staatsanwaltschaft bestand darin, Gesinnungsstrafrecht etablieren und die IB wegen systematisch organisierter Bekundung von Fremdenfeindlichkeit in den Status einer politischen Mafia zu erheben, was reichlich grotesk gewirkt hätte neben der staatlich teilgeförderten hochkriminellen Antifa.
Der Richter erklärte: "Wenn eine Organisation im Kernbereich legale Tätigkeiten ausübt, ist es keine kriminelle Vereinigung, auch wenn sich daraus Straftaten ergeben." Auch das ist der Unterschied zur Antifa.
In Graz ist Recht gesprochen worden. Man kann gleichwohl nicht behaupten, dass es herrscht.
***
Apropos. Ein Berliner Geschäftsmann sagte gestern: "Wir sind nicht fremdenfeindlich, wir sind gegen feindliche Fremde."
***
Der Spiegel meldet: "Der Beschluss, für ein Großteil der potentiellen Zuzügler die Grenzen dichtzumachen, markiert einen Wendepunkt in der westdeutschen Ausländerpolitik: Ohne drastische Drosselung der Zuwanderung, so hatte das Arbeitsministerium die Kabinettsvorlage begründet, könne 'die Schwelle erreicht werden, ab der das Unbehagen beträchtlicher Teile der deutschen Bevölkerung in offene Abwehrhaltung umschlägt'. Die Folge: 'Soziale und politische Spannungen, die den gesellschaftlichen Frieden in der Bundesrepublik gefährden würden.' (...)
Vor allem mit Schmu bei der Familienzusammenführung sorgten Ausländer immer wieder für Bürgerunmut. Sprichwörtlich schon die Scheinehe; zu Schwarzmarktpreisen von mehreren tausend Mark erwächst der Anspruch auf Nachzug weiterer Familienteile. (...)
Die angeblich politisch Verfolgten, die nach Ansicht des SPD-Familien-Staatssekretärs zu rund 90 Prozent aus ökonomischen Gründen nach Deutschland kommen, wecken Aggressionen vor allem bei sozial Schwachen. Denen ist unverständlich, daß Wirtschaftsasylanten den Rechtsstaat jahrelang auf dem Prozessweg narren können, während sie keiner Arbeit nachgehen dürfen, Sozialhilfe beziehen und mancherorts auf Kosten der Steuerzahler im Hotel wohnen können."
Es handelt sich um Auszüge aus der Spiegel -Titelgeschichte vom 7. Dezember 1982. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Thomas Schröer wird darin zitiert mit den Worten: "Das Ausländerproblem in der Bundesrepublik ist ein Türkenproblem. Dies muss deutlicher als bisher ausgesprochen werden." Heute, ein paar Millionen Einwanderer später, ist es ein Deutschenproblem geworden. Herr Schröer (gest. 2007) kann froh sein, wenn sie ihm nicht nachträglich "Nazi!" auf den Grabstein sprühen, und beim Spiegel sollten sie darüber nachdenken, ihr vor dumpfer rechtspopulistischer Hetze strotzendes online-Archiv nicht jedem dumpfen rechtspopulistischen Internethetzer zu öffnen.
***
Eine Mitteilung pro domo und auf gelegentliche Nachfrage. Das Landesarbeitsgericht München hat vorgestern in letzter Instanz entschieden, dass mein ehemaliger Arbeitgeber, der Europaabgeordnete Marcus Pretzell (Betonung auf dem zweiten e), das mir schuldig gebliebene Gehalt von Juli bis Dezember 2016 in vollem Umfang bezahlen muss (Az. 10Sa 115/18, Urteil vom 25. Juli 2018). Das heißt, ich bin um die eigentlich verdiente Strafe für die Instinktlosigkeit, mich mit einem solchen Menschen überhaupt eingelassen zu haben, doch noch herumgekommen, wofür ich speziell meinem Anwalt Maximilian Krah zu danken habe. MK am 27. 7.
Die Identitären waren in Graz angeklagt, eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben. Es war die erste Organisiation in der westlichen Welt, die als kriminelle Vereinigung vor Gericht stand, ohne je eine Straftat oberhalb der leichten Sachbeschädigung (und einer aus einer Rangelei entstandenen harmlosen Körperverletzung) begangen zu haben. Der sinistre Winkelzug der Staatsanwaltschaft bestand darin, Gesinnungsstrafrecht etablieren und die IB wegen systematisch organisierter Bekundung von Fremdenfeindlichkeit in den Status einer politischen Mafia zu erheben, was reichlich grotesk gewirkt hätte neben der staatlich teilgeförderten hochkriminellen Antifa.
Der Richter erklärte: "Wenn eine Organisation im Kernbereich legale Tätigkeiten ausübt, ist es keine kriminelle Vereinigung, auch wenn sich daraus Straftaten ergeben." Auch das ist der Unterschied zur Antifa.
In Graz ist Recht gesprochen worden. Man kann gleichwohl nicht behaupten, dass es herrscht.
***
Apropos. Ein Berliner Geschäftsmann sagte gestern: "Wir sind nicht fremdenfeindlich, wir sind gegen feindliche Fremde."
***
Der Spiegel meldet: "Der Beschluss, für ein Großteil der potentiellen Zuzügler die Grenzen dichtzumachen, markiert einen Wendepunkt in der westdeutschen Ausländerpolitik: Ohne drastische Drosselung der Zuwanderung, so hatte das Arbeitsministerium die Kabinettsvorlage begründet, könne 'die Schwelle erreicht werden, ab der das Unbehagen beträchtlicher Teile der deutschen Bevölkerung in offene Abwehrhaltung umschlägt'. Die Folge: 'Soziale und politische Spannungen, die den gesellschaftlichen Frieden in der Bundesrepublik gefährden würden.' (...)
Vor allem mit Schmu bei der Familienzusammenführung sorgten Ausländer immer wieder für Bürgerunmut. Sprichwörtlich schon die Scheinehe; zu Schwarzmarktpreisen von mehreren tausend Mark erwächst der Anspruch auf Nachzug weiterer Familienteile. (...)
Die angeblich politisch Verfolgten, die nach Ansicht des SPD-Familien-Staatssekretärs zu rund 90 Prozent aus ökonomischen Gründen nach Deutschland kommen, wecken Aggressionen vor allem bei sozial Schwachen. Denen ist unverständlich, daß Wirtschaftsasylanten den Rechtsstaat jahrelang auf dem Prozessweg narren können, während sie keiner Arbeit nachgehen dürfen, Sozialhilfe beziehen und mancherorts auf Kosten der Steuerzahler im Hotel wohnen können."
Es handelt sich um Auszüge aus der Spiegel -Titelgeschichte vom 7. Dezember 1982. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Thomas Schröer wird darin zitiert mit den Worten: "Das Ausländerproblem in der Bundesrepublik ist ein Türkenproblem. Dies muss deutlicher als bisher ausgesprochen werden." Heute, ein paar Millionen Einwanderer später, ist es ein Deutschenproblem geworden. Herr Schröer (gest. 2007) kann froh sein, wenn sie ihm nicht nachträglich "Nazi!" auf den Grabstein sprühen, und beim Spiegel sollten sie darüber nachdenken, ihr vor dumpfer rechtspopulistischer Hetze strotzendes online-Archiv nicht jedem dumpfen rechtspopulistischen Internethetzer zu öffnen.
***
Eine Mitteilung pro domo und auf gelegentliche Nachfrage. Das Landesarbeitsgericht München hat vorgestern in letzter Instanz entschieden, dass mein ehemaliger Arbeitgeber, der Europaabgeordnete Marcus Pretzell (Betonung auf dem zweiten e), das mir schuldig gebliebene Gehalt von Juli bis Dezember 2016 in vollem Umfang bezahlen muss (Az. 10Sa 115/18, Urteil vom 25. Juli 2018). Das heißt, ich bin um die eigentlich verdiente Strafe für die Instinktlosigkeit, mich mit einem solchen Menschen überhaupt eingelassen zu haben, doch noch herumgekommen, wofür ich speziell meinem Anwalt Maximilian Krah zu danken habe. MK am 27. 7.
z.B. Reinhard J. Brembeck
... Wagner "durch den Wolf des Feminismus drehen", das ist kaum mehr als
ein update des bekannten "Eulen nach Athen tragen". Wenn man den
marxistischen Bibelsatz beim Worte nimmt, dass sich der Grad der
gesellschaftlichen Emanzipation am Grad der Emanzipation der Frau
offenbare, steht Wagner zumindest als ein Prä- oder Protofeminist vor
uns. Seine großen Frauenfiguren brechen radikal mit allen Konventionen.
Das beginnt mit Senta, die zwar weder primär noch "partout aus der
patriarchalischen Welt des Vaters raus", sondern zuvörderst den Ahasver
der Meere von jenem Fluch erretten will, den ihm der (oder die?)
Leibhaftige aufbürdete, aber da die wenigsten Weiber heutzutage noch
einen echten fliegenden Holländer kennenlernen, geht diese Deutung schon
in Ordnung. Exakt jenem Muster folgt auch Elisabeth, die Tochter des
Landgrafen im "Tannhäuser", die ebenfalls ihren sozialen Käfig
zerbricht, um die Titelfigur vor ewiger Verdammnis zu retten. (Dass bei
Wagner die Männer immer von den Frauen "erlöst" werden müssen, hängt
damit zusammen, dass er nur einssechzig groß war, aber solche
Kathedralen tonsetzen konnte.) Die Isolde der Überlieferung, eine eher
passive und sogar grausame Gestalt – sie schiebt ihre Dienerin Brangäne
in der Brautnacht dem Marke unter und lässt sie danach als Zeugin
beseitigen –, emanzipiert Wagner zur selbstbestimmt handelnden Hohen
Frau. Sieglinde emanzipiert er zum Bruch ihrer Zwangsehe, Brünnhilde zur
Auflehnung gegen Göttervater Wotan. Am Ende der "Götterdämmerung" ist
es bezeichnenderweise das Wotanskind und "wissend" gewordene Weib, das
den Nekrolog auf die untergehende alte Welt hält. "Meine ganze Politik
ist nichts weiter als der blutigste Haß unsrer ganzen Civilisation,
Verachtung alles dessen, was ihr entsprießt, und Sehnsucht nach der
Natur", notierte der Dichterkomponist im Dezember 1851, "nur die
furchtbarste und zerstörendste Revolution kann aus unsern civilisirten
Bestien wieder ‚Menschen’ machen".
Die revolutionäre Befreiung zum Natürlichen ist bei Wagner ohne die Befreiung der Liebe aus den Banden der bürgerlichen Konventionen nicht zu haben. Nahezu jedes seiner Werke preist die freie Liebe. Im ersten Akt der 1870 uraufgeführten "Walküre" setzte der Revoluzzer seinem bürgerlichen Publikum den leidenschaftlichen Inzest eines Geschwisterpaares vor; dagegen sind die angeblichen Bürgerschrecks des Regietheaters bräsige Konformisten (mal ganz davon abgesehen, dass Wagner 1848 tatsächlich auf den Barrikaden gestanden hatte). Immer sind Wagners weibliche Figuren ihren männlichen Pendants geistig-sittlich mindestens ebenbürtig. "Ich bin nur Brünnhildes Arm", versichert Siegfried. Dasselbe könnte im "Lohengrin" Graf Telramund von sich sagen, der wie eine Marionette am Willen der dämonischen Ortrud hängt. Dasselbe müsste sogar Wotan von sich sagen, der Obergott, der von wem dominiert wird? Natürlich von seinem Weib Fricka, als Vollstreckerin "heil’ger Verträge" (neudeutsch: struktureller Gewalt, also männlich konstruiert, aber immerhin...) Und sogar die eher schlichte Eva aus den "Meistersingern" schreibt in ihr Parship-Profil, die Altersobergrenze der Freier betreffend:
"Ei was, zu alt! Hier gilt’s der Kunst:
Wer sie versteht, der werb’ um mich!"
(Wer nicht, der nicht; bitter für Brembeck.)
All diesen Frauenzimmern eignet, mit der schönen Formulierung Thomas Manns, "ein Zug von Edelhysterie". Wagners Frauenfiguren sind psychisch hochproblematisch, bis zum Starrsinn selbstbewusst, auf beängstigende Weise opferbereit, Emanzen, Blaustrümpfe, Mannweiber. Der letzte Essay, den Wagner schrieb und über dem er starb, trägt übrigens den Titel "Über das Weibliche im Menschen", der letzte Satz, den er zu Papier brachte, lautete: "Gleichwohl geht der Prozeß der Emanzipation des Weibes nur unter ekstatischen Zuckungen vor sich." Man würde Wagner nicht sonderlich fehlinterpretieren, wenn man ihn als Frauengleichsteller und im Jahrhundert fehlgegangenen 68er bezeichnete. Der scharfsichtige Nietzsche witterte übrigens schon, worauf das alles einmal hinauslaufen werde: "Haben Sie bemerkt, dass die Wagnerischen Heldinnen keine Kinder bekommen? Sie können’s nicht... Siegfried ‚emancipirt das Weib’ – doch ohne Hoffnung auf Nachkommenschaft."... MK am 26. 7.
Die revolutionäre Befreiung zum Natürlichen ist bei Wagner ohne die Befreiung der Liebe aus den Banden der bürgerlichen Konventionen nicht zu haben. Nahezu jedes seiner Werke preist die freie Liebe. Im ersten Akt der 1870 uraufgeführten "Walküre" setzte der Revoluzzer seinem bürgerlichen Publikum den leidenschaftlichen Inzest eines Geschwisterpaares vor; dagegen sind die angeblichen Bürgerschrecks des Regietheaters bräsige Konformisten (mal ganz davon abgesehen, dass Wagner 1848 tatsächlich auf den Barrikaden gestanden hatte). Immer sind Wagners weibliche Figuren ihren männlichen Pendants geistig-sittlich mindestens ebenbürtig. "Ich bin nur Brünnhildes Arm", versichert Siegfried. Dasselbe könnte im "Lohengrin" Graf Telramund von sich sagen, der wie eine Marionette am Willen der dämonischen Ortrud hängt. Dasselbe müsste sogar Wotan von sich sagen, der Obergott, der von wem dominiert wird? Natürlich von seinem Weib Fricka, als Vollstreckerin "heil’ger Verträge" (neudeutsch: struktureller Gewalt, also männlich konstruiert, aber immerhin...) Und sogar die eher schlichte Eva aus den "Meistersingern" schreibt in ihr Parship-Profil, die Altersobergrenze der Freier betreffend:
"Ei was, zu alt! Hier gilt’s der Kunst:
Wer sie versteht, der werb’ um mich!"
(Wer nicht, der nicht; bitter für Brembeck.)
All diesen Frauenzimmern eignet, mit der schönen Formulierung Thomas Manns, "ein Zug von Edelhysterie". Wagners Frauenfiguren sind psychisch hochproblematisch, bis zum Starrsinn selbstbewusst, auf beängstigende Weise opferbereit, Emanzen, Blaustrümpfe, Mannweiber. Der letzte Essay, den Wagner schrieb und über dem er starb, trägt übrigens den Titel "Über das Weibliche im Menschen", der letzte Satz, den er zu Papier brachte, lautete: "Gleichwohl geht der Prozeß der Emanzipation des Weibes nur unter ekstatischen Zuckungen vor sich." Man würde Wagner nicht sonderlich fehlinterpretieren, wenn man ihn als Frauengleichsteller und im Jahrhundert fehlgegangenen 68er bezeichnete. Der scharfsichtige Nietzsche witterte übrigens schon, worauf das alles einmal hinauslaufen werde: "Haben Sie bemerkt, dass die Wagnerischen Heldinnen keine Kinder bekommen? Sie können’s nicht... Siegfried ‚emancipirt das Weib’ – doch ohne Hoffnung auf Nachkommenschaft."... MK am 26. 7.
Donnerstag, 26. Juli 2018
Das perfekte Verbrechen
Aus dem internen Berliner Polizeibericht, Lagemeldung Montag 23.07., 06:00 Uhr bis Dienstag 24.07., 06:00 Uhr:
"Vollzugshilfeersuchen – Abschiebung
Um
07:45 Uhr drangen Beamte der 25. Einsatzhundertschaft gewaltsam in eine
Wohnung in der Regattastraße in Treptow-Köpenick ein und nahmen einen
25- jährigen türkischen Staatsangehörigen fest. Der Mann, der wegen
schwerer Gewalt- delikte vorbestraft ist, sollte auf Betreiben des LABO
IV R 313 abgeschoben werden. Die Einsatzkräfte legten dem Mann
Fußfesseln sowie eine Spuck-/Beißhaube an, brachten ihn zum Flughafen
Tegel und übergaben ihn an Beamte der Bundespolizei. Nachdem die
Anwältin des Mannes, der zuletzt eine Haftstrafe wegen Totschlags
verbüßt hatte, einen Asylantrag stellte, wurde die
Rückführungsmaßnahme abgebrochen und der Betroffene entlassen."
***
Sehr hübsch, weil bezeichnend: In Zwickau, Dunkelsachsen, der Geburtsstadt von Robert Schumann übrigens, musste ein "Fußballturnier gegen Diskriminierung und Gewalt" abgebrochen werden, weil sich im Finale zwei "Flüchtlingsteams" prügelten. Hier ist nun wirklich alles euphemistisch, vom "Flüchtling" – kein wirklicher Flüchtling benimmt sich am Ort seiner Rettung so – bis zur "Diskriminierung". Nur die Gewalt ist authentisch.
***
Die ganz große Gaunerei:
***
Sehr hübsch, weil bezeichnend: In Zwickau, Dunkelsachsen, der Geburtsstadt von Robert Schumann übrigens, musste ein "Fußballturnier gegen Diskriminierung und Gewalt" abgebrochen werden, weil sich im Finale zwei "Flüchtlingsteams" prügelten. Hier ist nun wirklich alles euphemistisch, vom "Flüchtling" – kein wirklicher Flüchtling benimmt sich am Ort seiner Rettung so – bis zur "Diskriminierung". Nur die Gewalt ist authentisch.
***
Die ganz große Gaunerei:
"We
commit to eliminate all forms of discrimination, condemn and counter
expressions, acts and manifestations of racism, racial discrimination,
violence, xenophobia and related intolerance against all migrants in
conformity with international human rights law. We further commit to
promote an open and evidence-based public discourse on migration and
migrants in partnership with all parts of society, that generates a more
realistic, humane and constructive perception in this regard. We also
commit to protect freedom of expression in accordance with international
law, recognizing that an open and free debate contributes to a
comprehensive understanding of all aspects of migration."
Kein Wort über Rassismus und Violence v o n Migranten. Und weiter:
We "promote independent, objective and quality reporting of media outlets, including internet-based information, including by sensitizing and educating media professionals on migration-related issues and terminology, investing in ethical reporting standards and advertising, and stopping allocation of public funding or material support to media outlets that systematically promote intolerance, xenophobia, racism and other forms of discrimination towards migrants, in full respect for the freedom of the media." (Hervorhebung von mir – M.K.)
Wir überschwemmen Europa mit Armutsmigranten, nehmen den Europäern die Heimat, die Sicherheit, das Eigentum, den Sozialstaat, die Freiheit, zerstören ihren ethnisch-kulturellen Zusammenhalt, und wer dagegen aufmuckt, ist ein Rassist. Was Rassismus ist, bestimmen wir!
Das Zitat stammt aus dem "Global Compact for Migration", Final Draft, 11. Juli 2018 (S. 24), eine Art Manifest des Internationalsozialismus. Der Schoß ist fruchtbar noch... MK am 25.
Kein Wort über Rassismus und Violence v o n Migranten. Und weiter:
We "promote independent, objective and quality reporting of media outlets, including internet-based information, including by sensitizing and educating media professionals on migration-related issues and terminology, investing in ethical reporting standards and advertising, and stopping allocation of public funding or material support to media outlets that systematically promote intolerance, xenophobia, racism and other forms of discrimination towards migrants, in full respect for the freedom of the media." (Hervorhebung von mir – M.K.)
Wir überschwemmen Europa mit Armutsmigranten, nehmen den Europäern die Heimat, die Sicherheit, das Eigentum, den Sozialstaat, die Freiheit, zerstören ihren ethnisch-kulturellen Zusammenhalt, und wer dagegen aufmuckt, ist ein Rassist. Was Rassismus ist, bestimmen wir!
Das Zitat stammt aus dem "Global Compact for Migration", Final Draft, 11. Juli 2018 (S. 24), eine Art Manifest des Internationalsozialismus. Der Schoß ist fruchtbar noch... MK am 25.
Trauer
Wenn man keine Kinder hat, merkt man, dass man an einem Ort verwurzelt ist, wenn man den ersten Verstorbenen beweint.
Für mich war dieser erste Aldo Landi.
Nach Umberto Eco, der wahrlich "als wär's ein Stück von mir"gegangen ist, ist mit Marchionne nun der zweite große Italiener verstorben, der mir viel bedeutet hat.
Und gleichzeitig verstarb meine Schwägerin.
Für mich war dieser erste Aldo Landi.
Nach Umberto Eco, der wahrlich "als wär's ein Stück von mir"gegangen ist, ist mit Marchionne nun der zweite große Italiener verstorben, der mir viel bedeutet hat.
Und gleichzeitig verstarb meine Schwägerin.
Jeder Mensch braucht einen Zeugen. Nur
der Mensch hat das Grundbedürfnis nach einem Zeugen, nach einem Mitwisser, der
ganz genau weiß, wovon man redet und wie man etwas meint, wenn man von etwas
redet. Dieses Bedürfnis stillen in einer normalen Familie meistens die
Geschwister und der liebe Gott. In Italien nennt man es „zusammen ein bisschen
Kakao kochen“, wenn sich Geschwister austauschen. Bei mir waren es nie die
Geschwister und lange Zeit nur der liebe Gott. Aber irgendwann ein bisschen Christa Stanislaus und Frau Seidler und später auch ein wenig die
Nichten und die Mutter der Nichten.
Mittwoch, 25. Juli 2018
Was fehlt
Es fehlen (in der "Debatte") beispielsweise die Kinder der in West- und Ostdeutschland
eingewanderten Vietnamesen, die heute mit weit überdurchschnittlichem
Erfolg Schulen und Universitäten absolvieren. Es fehlen überhaupt
hunderttausende Einwanderer und deren Kinder aus asiatischen und
europäischen Ländern, die in Deutschland erfolgreich Unternehmen führen,
die anders als Robert Habeck keine Probleme mit Deutschland haben, die
offenbar gern in diesem Land leben, arbeiten und bisweilen auch Fußball
gespielt haben oder noch spielen, etwa Lukas Podolski, Miroslav Klose
und Jerome Boateng.
Diesen Migranten fehlt etwas, was offenbar zur Aufmerksamkeitserzeugung in der Politik- und Medienarena unerlässlich ist. Es gibt nämlich trotz der erheblichen Zahl von Deutschen mit polnischen Wurzeln keine Polnische Union in Deutschland, die sich als verlängerter Arm von Warschau unentwegt zur deutschen Innenpolitik äußern würde, es gibt keinen Zentralratsvorsitzenden der Buddhisten mit Talkshow- und Politbühnendauerpräsenz, keine italienischen und spanischen Spitzenpolitiker, die in Deutschland Wahlkampfveranstaltungen abhalten und dabei unter Abbrennen eines hypernationalistischen Kitschfeuerwerks an sie appellieren, so italienisch beziehungsweise spanisch wie möglich zu bleiben. Nach einem Kind chinesischer Einwanderer, das nur schlechtes beziehungsweise Slangdeutsch spricht, muss man lange suchen.
Und woran es bei Menschen mit dieser unspektakulären Einwanderungsgeschichte ganz und gar gebricht, sind Politiker aus ihren Reihen, die so etwas wie eine spezifische deutsche Kultur jenseits der Sprache schlicht nicht erkennen können, Vereine, die wie ein türkischer Elternverein im Hamburg Deutsche als „Köterrasse“ bezeichnen, Meinungströten, die den Deutschen wie die taz-Autorin Hengameh Yaghoobifarah eine „wortwörtlich Dreckskultur“ bescheinigt und mit einer an Özil gemahnenden Logik feststellen: „Rassismus gegen Deutsche ist kein Rassismus.“ All das, das passiv-aggressive Dauergeklage über fehlende Anerkennung, die auf bereitwillig dargebotenen öffentlich-rechtlichen Podien und mit millionenschwerer Vereinsförderung im Rücken seit Jahr und Tag abgenudelt und mit Beleidigungen gewürzt wird, die kreissägenhaft von Staatssekretärinnen und Integrationsprofessorinnen vorgetragene Forderung, das rassistisch verstockte Mehrheitsdeutschland solle ihnen endlich, endlich Respekt erweisen, die ständige Selbstdefinition nicht als Bürger, sondern als Kollektiv, das mit den Mehrheitsdeutschen irgendwie in unbefriedigenden Verhandlung steht – all das gibt es ausschließlich von einer Migrantengruppen, nämlich der aus dem muslimischen Kulturkreis. Wendt
Diesen Migranten fehlt etwas, was offenbar zur Aufmerksamkeitserzeugung in der Politik- und Medienarena unerlässlich ist. Es gibt nämlich trotz der erheblichen Zahl von Deutschen mit polnischen Wurzeln keine Polnische Union in Deutschland, die sich als verlängerter Arm von Warschau unentwegt zur deutschen Innenpolitik äußern würde, es gibt keinen Zentralratsvorsitzenden der Buddhisten mit Talkshow- und Politbühnendauerpräsenz, keine italienischen und spanischen Spitzenpolitiker, die in Deutschland Wahlkampfveranstaltungen abhalten und dabei unter Abbrennen eines hypernationalistischen Kitschfeuerwerks an sie appellieren, so italienisch beziehungsweise spanisch wie möglich zu bleiben. Nach einem Kind chinesischer Einwanderer, das nur schlechtes beziehungsweise Slangdeutsch spricht, muss man lange suchen.
Und woran es bei Menschen mit dieser unspektakulären Einwanderungsgeschichte ganz und gar gebricht, sind Politiker aus ihren Reihen, die so etwas wie eine spezifische deutsche Kultur jenseits der Sprache schlicht nicht erkennen können, Vereine, die wie ein türkischer Elternverein im Hamburg Deutsche als „Köterrasse“ bezeichnen, Meinungströten, die den Deutschen wie die taz-Autorin Hengameh Yaghoobifarah eine „wortwörtlich Dreckskultur“ bescheinigt und mit einer an Özil gemahnenden Logik feststellen: „Rassismus gegen Deutsche ist kein Rassismus.“ All das, das passiv-aggressive Dauergeklage über fehlende Anerkennung, die auf bereitwillig dargebotenen öffentlich-rechtlichen Podien und mit millionenschwerer Vereinsförderung im Rücken seit Jahr und Tag abgenudelt und mit Beleidigungen gewürzt wird, die kreissägenhaft von Staatssekretärinnen und Integrationsprofessorinnen vorgetragene Forderung, das rassistisch verstockte Mehrheitsdeutschland solle ihnen endlich, endlich Respekt erweisen, die ständige Selbstdefinition nicht als Bürger, sondern als Kollektiv, das mit den Mehrheitsdeutschen irgendwie in unbefriedigenden Verhandlung steht – all das gibt es ausschließlich von einer Migrantengruppen, nämlich der aus dem muslimischen Kulturkreis. Wendt
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