Was ist eigentlich der Skandal an der trumpschen Politik? Dass er die
Steuern senkt und die Deregulierungen vorantreibt? Dass er mit
Nordkorea Frieden schliesst? Dass er den Kalten Krieg mit Russland
beendet und Putin respektvoll begegnet? Dass er seine Wahlversprechen
einlöst? Dass er aus einem Klimaabkommen aussteigt, von dem selbst die
Befürworter sagen, es bringe nichts? Dass er die Chinesen und die EU mit
Strafzöllen dazu bringen will, ihre eigenen Strafzölle zu senken? Ach
ja, das sei zerstörerischer Protektionismus. Tatsächlich? Warten wir ab,
bis Trump seine gewünschten neuen Handelsabkommen ergattert.
Je mehr Trump richtig macht, desto verbissener scheinen seine Gegner. Nach dem Gipfel von Helsinki brachte die New York Times auf
ihrer Homepage einen Zeichentrickfilm, der die beiden Präsidenten Trump
und Putin als lächerlich verliebtes Schwulenpärchen auf einer
homoerotischen Autofahrt verhöhnt. Hätte das ehrwürdige Blatt auch
Negerwitze über Trumps Vorgänger Barack Obama so kunstvoll inszeniert?
Wohl eher nicht.
Die linken Moralisierer haben Gott entsorgt, um sich
selber auf seinen Thron zu hieven. Die politische Korrektheit ist ihr
neuer Scheiterhaufen. Und gegen Ketzer Trump ist dem linken Klerus jedes
Mittel recht.
Handkehrum: Die Verzweiflung muss enorm sein, wenn einem zu
Trump nur noch primitive Schwulenwitze einfallen. Seit Monaten versuchen
seine Gegner durchschlagend erfolglos, Trump als Verbrecher, als
Wahlbetrüger, als Frauenbelästiger oder als Rechtsextremen zu entlarven.
Auf CNN diskutieren sie pausenlos, wie die Russen den US-Wahlkampf
manipuliert hätten. Offensichtlich ist es in den Augen der Experten
undenkbar, dass sich Millionen US-Bürger aus freien Stücken gegen
Hillary Clinton und für Trump entschieden haben. Die Russen müssen
dahinterstecken, als ob es möglich wäre, Millionen amerikanischer
Wählerhirne aus Moskau fernzusteuern.
Es gibt offensichtlich einen paranoiden Zug in der
amerikanischen Politik.
Trumps Gegner wittern aber auch, dass der
Präsident viel besser und anders ist als die Horrorszenarien, die sie
über ihn verbreiten. Vielleicht ist die massive feindselige Energie auch
Ausdruck einer gesunden demokratischen Kultur. In jedem Ökosystem
ballen sich Gegenkräfte, wenn ein Lebewesen sich zu sehr aufzuspreizen
und auszubreiten droht. Bei Trump grenzt die Opposition gelegentlich an
Hysterie. Seine Gegner und die meisten Journalisten scheinen Trump nicht
widerlegen zu wollen. Sie wollen ihn weghaben, impeachen, vernichten.
Natürlich ist Trump eine Art John Wayne der Politik, eine
wandelnde Protokollverletzung, ein typischer Amerikaner eben, tüchtig,
etwas prahlerisch, der Sheriff aus dem Spätwestern, ruppig, aber mit dem
Herz am ganz rechten Fleck. Die Provokation besteht darin, dass er das
macht, was alle US-Präsidenten vor ihm getan haben, nämlich
amerikanische Interessen zu vertreten. Trump aber verzichtet darauf,
seine Politik in salbungsvollen Wortschwaden einzunebeln. Er nennt die
Dinge beim Namen und redet Klartext in einer Sprache, die nicht aus dem
Reagenzglas kommt. Bevor man ihn wegen seiner Unverblümtheit, wegen
seiner Direktheit, sagen wir ruhig: wegen seiner Ehrlichkeit kritisiert,
sollte man fragen, ob das Gegenteil, ob mehr salonfähiger Wohlklang und
stilvolle Heuchelei wirklich die sinnvolle Alternative wären.
Trump ist ein Cowboy, aber er ist kein Clown. Die meisten
Medien haben sich darauf geeinigt, ihn als eine Art Vollidioten zu
beschreiben, aber seine Selbstdefinition, er sei ein «stabiles Genie»,
kommt der Wirklichkeit womöglich näher. Trump, der Neuling, erweist sich
als instinktsicherer, kluger Politiker. Und ja: Seine Aussenpolitik
nimmt tatsächlich geniale Züge an, nicht erst seit Kim. Was er in den
letzten beiden Wochen ablieferte, war brillant, virtuos, intelligent –
Diplomatie als Simultanschach mit etwas Freistilringen.
Zunächst schreckte er seine zahlungsmüden Nato-Partner mit
Ohrfeigen und Schmeicheleien auf. Vor allem die Deutschen traf es hart,
dass er sie, zu Recht, als Profiteure von russischem Billig-Gas und
amerikanischen Militärausgaben züchtigte. Den Briten stärkte er beim
Brexit den Rücken, was der Premierministerin Theresa May missfiel, die
Trump dann allerdings an der gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem
unwiderstehlichen Haifisch-Grinsen entwaffnete.
Bei der Queen gab er den
gravitätischen Staatsmann, ehe er im Interview erneut auf die EU
eindrosch, die wegen ihrer Handelszölle ein «Feind» der Amerikaner sei.
Die Medien machten aus seiner Wortwahl eine Kriegserklärung, doch Trump
hatte das giftige Angreiferwort «enemy» bewusst vermieden, um
stattdessen das mild-altertümliche Wort «foe» zu verwenden. Sein
Hauruckstil ist bemerkenswert subtil.
Ein Geniestreich war sein Treffen mit Putin. Punktgenau traf
er den Ton, die hochempfindliche russische Seele mit abgewogenen
Respektsbezeugungen massierend. Präsident Putin sei kein Gegner, sondern
«ein Konkurrent, und zwar ein guter», geigte Trump. Es ging den Russen
runter wie Honig. Die Medien nervten sich, dass der amerikanische
Präsident darauf verzichtete, seinem Gegenüber öffentlich die Leviten zu
lesen und ihm den ganzen Unsinn über angebliche russische
Wahlmanipulationen vorzuhalten.
Hypnotisiert von ihren Verschwörungstheorien, konnten es die
Journalisten nicht fassen, dass sich hier zwei Staatsmänner kollegial
auf Augenhöhe begegneten, ohne einander mit Vorwürfen einzudecken. Die
Medien waren entsetzt, dass sich Putin wie Trump bemühten, über alle
Differenzen und Konflikte hinweg gemeinsamen Boden zu markieren. Und es
trieb die Kommentatoren zur Weissglut, dass sich die Präsidenten so
einvernehmlich weigerten, in den Kalten Krieg zurückzufallen.
Ja, der Gipfel von Helsinki war ein Meilenstein, eine
Sternstunde rationaler Völkerverständigung und für Trump ein Triumph.
Dass der amerikanische Präsident im Beisein Putins sogar Selbstkritik
übte, war eine Sensation. Für die Welt und insbesondere für Europa ist
es eine gute Nachricht, wenn sich die Lage zwischen den Grossmächten
entspannt. Wann merken es die Europäer? Trump hat längst realisiert,
dass die Russen natürliche Partner des Westens sind, man muss sie nur
aus ihrer eigenen Geschichte heraus verstehen.
Trump ist klüger, nuancierter und weitsichtiger als die meisten seiner Kritiker. Köppel
Anmerkung: man kann consistent genius (außerhalb der Schweiz, wo durch die romanischsprachigen Kantone eine Sensibilität für sprachliche Nuancen vorhanden ist, die in unserer BRD nicht vorausgesetzt werden kann) nicht mit "stabiles Genie" übersetzen und schon gar nicht unkommentiert. Man trägt sonst dazu bei, Trump ungerechtfertigt lächerlich zu machen. Man könnte vielleicht umschreiben mit "Hort der Beständigkeit", "beharrlicher (Schutz-)Geist" oder "Hüter der Beständigkeit", aber es sind keine Übertragungen ins Deutsche möglich, die nicht umständlich und sperrig wären.
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