Wegen des zu erwartenden Arbeitskräfterückgangs in Deutschland ab 2020 werden immer wieder Forderungen für eine offensive Einwanderungspolitik laut.
Als Beispiele werden gerne Kanada und Australien genannt. Solche
einfachen Patentlösungen haben allerdings meist einen „Pferdefuß“.
Meistens sogar mehrere.
Das wird bereits beim Vergleich der Länder sichtbar. Kanada und
Australien sind klassische Einwanderungsländer. Sie sind sehr dünn
besiedelt und besitzen riesige Agrarflächen und sehr große
Rohstoffressourcen. Deutschland ist – wie die meisten anderen
europäischen Länder – sehr dicht besiedelt. Es ist hinsichtlich seiner
Agrarflächen und Rohstoffe ein vergleichsweise armes Land. Sein
derzeitiger Wohlstand beruht allein auf der Arbeitskraft seiner
Bevölkerung und der Qualität seiner industriellen Produkte. Sobald
asiatische Niedriglohnländer (insbesondere China) diese Qualität – etwa
in der Automobilindustrie oder beim Maschinenbau – ebenfalls erreichen,
geht dieser Wohlstand zu Ende.
Außerdem erwarten Arbeitsmarktforscher, daß durch die zunehmende
Digitalisierung und den vermehrten Einsatz von Robotern am Arbeitsplatz,
sowohl im Produktionsbereich wie in der Verwaltung, sehr viele
Arbeitsplätze – auch bei höher qualifizierten Tätigkeiten – wegfallen
dürften. Daß eine globalisierte Wirtschaft auch die Gefahr weltweiter
Wirtschaftskrisen erheblich erhöht, muß ebenfalls berücksichtigt werden.
Sie reden uns ein, wir seien reich
Die Gefahren für die Arbeitsplätze in den Hochlohn-Industriestaaten
sind heute also wesentlich größer als in der Vergangenheit. Wenn diese
negative Entwicklung einmal in Gang kommt, wird unser soziales Netz
Belastungen ausgesetzt, denen es mangels Reserven nicht lange
standhalten kann. Dann beschleunigt jeder zusätzliche arbeitslose
Einwanderer unseren Abstieg in die Armut.
Es ist erschreckend, daß unsere Politiker, Wirtschafts-Strategen und
Journalisten dieses Problem nicht erkennen oder nicht erkennen wollen.
Sie glauben offenbar, daß unser derzeitiger Wohlstand problemlos noch
Jahrzehnte anhalten wird, obwohl bereits genügend Indizien auf ein Ende
dieses glücklichen Zustandes hindeuten. Daß unter solchen
Voraussetzungen eine Masseneinwanderung von Armutsflüchtlingen
verantwortungslos ist, wird niemand ernsthaft bezweifeln können. Deshalb
versuchen Kanzlerin Angela Merkel und ihre Mitstreiter in Politik und
Medien uns einzureden, daß wir reich seien und daß dieser Reichtum
unbegrenzt andauern werde.
Eine drohende Massenarbeitslosigkeit wegen Wegfalls unserer
industriellen Monopole (die hohe Preise und Löhne ermöglicht haben) oder
aus den anderen genannten Gründen, betrifft nicht nur die beruflich
unzureichend qualifizierten Armutsmigranten, sondern unvermeidbar auch
gut qualifizierte Einwanderer. Sie wären nur solange ein Gewinn für
unsere Wirtschaft, so lange sie einen Arbeitsplatz hätten und keinem
anderen Bürger diesen Platz wegnehmen würden. Ansonsten würden sie das
soziale Netz in gleicher Weise belasten wie die nicht Qualifizierten.
Genügend Arbeitskräfte innerhalb Europas
Deshalb sollte jeder, der eine Einwanderung von außerhalb Europas
fordert, zuerst einmal fragen, ob nicht innerhalb der EU genügend
geeignete Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, die aufgrund der
Freizügigkeit jederzeit nach Deutschland kommen könnten. Besonders in
südeuropäischen Ländern mit extrem hoher Jugendarbeitslosigkeit wäre ein
entsprechendes Arbeitskräftepotential vorhanden.
Natürlich muß man diesen Personen auch bezahlbare Wohnungen in
Ballungsgebieten anbieten, damit der Umzug für sie finanziell
interessant wird. Da solche Wohnungen derzeit aber von unzureichend
qualifizierten und deshalb oft arbeitslosen Armutsflüchtlingen belegt
sind, ist dies kaum möglich. Auch hier zeigt sich das Unheil, das
Merkels Flüchtlingspolitik bereits angerichtet hat.
Im übrigen ist bereits heute eine Einreise und Arbeitsaufnahme in der
EU auch aus Drittländern mit Hilfe der „Blue Card“ für
Hochqualifizierte möglich. Insoweit bedarf es keines
Einwanderungsgesetzes. Für wenig qualifizierte Arbeiten gibt es derzeit
in Deutschland und Europa aufgrund der relativ hohen Arbeitslosenzahlen
noch genügend Bewerber. Wer auf diesem Sektor billige Arbeitskräfte aus
Ländern außerhalb Europas anfordert, setzt sich daher dem Verdacht aus,
diese zum Lohndumping gegen die europäischen Arbeitskräfte einsetzen zu
wollen.
Wer sich als Einwanderungsland präsentiert, muß mit Einwanderung rechnen
Die Befürworter eines Einwanderungsgesetzes für Arbeitskräfte
versuchen der Bevölkerung auch zu suggerieren, daß damit die
Masseneinwanderung von Armutsflüchtlingen nach Europa eingedämmt werden
könnte. Dies ist aufgrund der ungebremsten Bevölkerungsexplosion in
Afrika und Asien aber nicht zu erwarten. Im Gegenteil – je mehr sich
Deutschland als Einwanderungsland präsentiert, um so mehr Migranten
aller Art werden angelockt.
Die Überalterung unserer Gesellschaft aufgrund der miserablen
Familienpolitik in Deutschland ist natürlich ein Problem, das sich
zunehmend negativ auf unseren Wohlstand auswirken wird. Man kann dieses
Problem aber nur dann durch den Import von Arbeitskräften lösen, wenn
man trotz hoher Preise genügend Produkte auf dem Weltmarkt absetzen
kann. Wenn dies wegen billiger Konkurrenz aus Asien nicht mehr gelingt
oder aus anderen Gründen unsere Arbeitslosigkeit stark ansteigt, werden
diese eingewanderten Arbeitskräfte genauso wie die sonstigen bei uns
gestrandeten Armutsflüchtlinge nur zu einer zusätzlichen Belastung des
sozialen Netzes.
Deshalb ist ein übervölkertes Land wie Deutschland im Gegensatz zu
den klassischen Einwanderungsländern eben kein Einwanderungsland und
alle, die meinen, diese Logik mißachten zu können, öffnen die „Büchse
der Pandora“. Sie gefährden nicht nur die wirtschaftliche Existenz der
Deutschen, sondern auch die der anderen Europäer. Manfred Ritter
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