Wenn Zuwanderer oder Nachkommen von Zuwanderern Gewalttaten verüben,
dann tun sich deutsche Journalisten schwer, diesen Umstand klar zu
benennen. Man möchte ja nicht der
Fremdenfeindlichkeit bezichtigt werden. Ist die Erwähnung dieser
Information irgendwie unvermeidlich, geschieht sie daher meist verschämt
und versteckt.
Wenn Zuwanderer oder Nachkommen von Zuwanderern Opfer von Gewalttaten
werden, dann wird deren Herkunft gern herausgestellt, so als sei es
ausgemacht, dass sie deshalb zum Opfer geworden sind. Ist kein fremdenfeindliches Motiv belegbar, soll der Medienkonsument wenigstens davon ausgehen, dass es eine Rolle gespielt haben könnte.
Besondere Stilblüten blühen dann, wenn beide Umstände in einer einzigen Meldung verarbeitet werden müssen.
„15-jähriger Syrer von Angreifern krankenhausreif geprügelt“ überschrieb die Welt einen Artikel. Und auch im Teaser hieß es: „Sie
schlugen mit Stöcken und einem Stein auf ihn ein: Ein Teenager aus
Syrien ist in Sachsen-Anhalt schwer verletzt worden, als Mitglieder
einer Gruppe auf ihn losgingen. Schon in der Nacht zuvor kam es zu
Auseinandersetzungen.“
Ein junger Syrer ist also von einer Gruppe angegriffen worden. In
Sachsen-Anhalt! Was denkt wohl der Leser, der bei solchen Meldungen nur
die Überschriften überfliegt? Vielleicht, dass ein Syrer hier von
fremdenfeindlichen Ostdeutschen zusammengeschlagen wurde? Immerhin
erfährt der Leser, der sich nicht nur auf Überschriften beschränkt,
schon im ersten Satz, dass dieser Eindruck falsch ist:
„In Halle soll ein 15-jähriger Syrer aus einer Gruppe mit rund 20
Migranten heraus schwer misshandelt und geschlagen worden sein. Der
Schwerverletzte berichtete der Polizei, in der Nacht zum Samstag habe
ihm einer der Unbekannten mehrfach mit einem Stein gegen den Kopf
geschlagen. Andere hätten ihm Faustschläge versetzt und ihn mit Stöcken
traktiert, teilte eine Polizeisprecherin mit.
Der Zustand des 15-Jährigen sei kritisch. Ob er in Lebensgefahr
schwebte, konnte die Sprecherin nicht sagen. Zur Identität der Menschen
in der Gruppe ist laut Polizei bislang nichts bekannt. Die Beamten
suchen nun nach Zeugen, die den Vorfall auf der Ziegelwiese nahe der
Saale beobachtet haben.
In der Nacht davor war ein 19-jähriger Syrer ebenfalls in Halle
von zwei Landsmännern attackiert worden, wie die „Mitteldeutsche
Zeitung“ berichtet. Demnach kam es zum Streit innerhalb einer Gruppe,
woraufhin der 19-Jährige zu Boden gestoßen und mit einem Messer
attackiert wurde. Passanten stoppten die Angreifer, nachdem einer von
ihnen auch noch mit einem Schlagstock ausholen wollte.
Ob beide Vorfälle in Zusammenhang stehen, ist bislang noch unklar.
Hätte die Schlagzeile in einem solchen Fall dann nicht „15-jähriger Syrer von Migranten krankenhausreif geprügelt“ oder „15-Jähriger von Gruppe krankenhausreif geprügelt“ lauten müssen?
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