Es fehlen (in der "Debatte") beispielsweise die Kinder der in West- und Ostdeutschland
eingewanderten Vietnamesen, die heute mit weit überdurchschnittlichem
Erfolg Schulen und Universitäten absolvieren. Es fehlen überhaupt
hunderttausende Einwanderer und deren Kinder aus asiatischen und
europäischen Ländern, die in Deutschland erfolgreich Unternehmen führen,
die anders als Robert Habeck keine Probleme mit Deutschland haben, die
offenbar gern in diesem Land leben, arbeiten und bisweilen auch Fußball
gespielt haben oder noch spielen, etwa Lukas Podolski, Miroslav Klose
und Jerome Boateng.
Diesen Migranten fehlt etwas, was offenbar zur
Aufmerksamkeitserzeugung in der Politik- und Medienarena unerlässlich
ist. Es gibt nämlich trotz der erheblichen Zahl von Deutschen mit
polnischen Wurzeln keine Polnische Union in Deutschland, die sich als
verlängerter Arm von Warschau unentwegt zur deutschen Innenpolitik
äußern würde, es gibt keinen Zentralratsvorsitzenden der Buddhisten mit
Talkshow- und Politbühnendauerpräsenz, keine italienischen und
spanischen Spitzenpolitiker, die in Deutschland Wahlkampfveranstaltungen
abhalten und dabei unter Abbrennen eines hypernationalistischen
Kitschfeuerwerks an sie appellieren, so italienisch beziehungsweise
spanisch wie möglich zu bleiben. Nach einem Kind chinesischer
Einwanderer, das nur schlechtes beziehungsweise Slangdeutsch spricht,
muss man lange suchen.
Und woran es bei Menschen mit dieser
unspektakulären Einwanderungsgeschichte ganz und gar gebricht, sind
Politiker aus ihren Reihen, die so etwas wie eine spezifische deutsche Kultur jenseits der Sprache schlicht nicht erkennen können, Vereine, die
wie ein türkischer Elternverein im Hamburg Deutsche als „Köterrasse“ bezeichnen, Meinungströten, die den Deutschen wie die taz-Autorin Hengameh Yaghoobifarah eine „wortwörtlich Dreckskultur“ bescheinigt und mit einer an Özil gemahnenden Logik feststellen: „Rassismus gegen Deutsche ist kein Rassismus.“
All das, das passiv-aggressive Dauergeklage über fehlende Anerkennung,
die auf bereitwillig dargebotenen öffentlich-rechtlichen Podien und mit
millionenschwerer Vereinsförderung im Rücken seit Jahr und Tag
abgenudelt und mit Beleidigungen gewürzt wird, die kreissägenhaft von
Staatssekretärinnen und Integrationsprofessorinnen vorgetragene
Forderung, das rassistisch verstockte Mehrheitsdeutschland solle ihnen
endlich, endlich Respekt erweisen, die ständige Selbstdefinition nicht
als Bürger, sondern als Kollektiv, das mit den Mehrheitsdeutschen
irgendwie in unbefriedigenden Verhandlung steht – all das gibt es
ausschließlich von einer Migrantengruppen, nämlich der aus dem
muslimischen Kulturkreis. Wendt
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