Das sonnenreiche Kalifornien hat bei der regenerativen Stromerzeugung
dieselben Probleme, wie das energetisch auf links gedrehte Deutschland.
Es gibt unauffangbare Versorgungsspitzen, denen ebenso unüberbrückte
Engpässe folgen. Angesichts des kalifornischen Wetters kann man dort in
der Solarvoltaik von echtem Digitalstrom sprechen: tags 1, nachts 0.
Doch zumindest denken kalifornische Energieunternehmen über geeignete
Speicher nach, statt, wie in Deutschland üblich, einfach eine doppelte
Infrastruktur an fossilen Kraftwerken auf „stand by“ zu halten, und der
Bevölkerung diesen „Mix” als erfolgreiche Energiewende zu verkaufen. In
Deutschland tun dies insbesondere die Grünen, wenngleich diese nur zu
Ideen gelangen, die nach Regenbogen, Einhorn und Prinzessin Lillifee schmecken und die Parteivorsitzende Baerbock ausruft „Das Netz ist der Speicher”.
Stolz berichtet der Spiegel von
einer innovativen Idee, mit der die Kalifornier ihren reichlich
vorhandenen Zappelstrom so glätten wollen, dass er dann zur Verfügung
steht, wenn man ihn braucht – zum Beispiel nachts, wenn die Sonne auch
in Kalifornien nicht scheint. Leisten sollen das der Hoover-Damm und der Colorado River –
on top zu den Aufgaben, die sie ohnehin schon erfüllen müssen. Hier die
Kurzform: Leistungsfähige Pumpen sollen das Wasser in den Lake Mead
zurückpumpen und dafür mit dem Solar-Strom betrieben werden, den
Kalifornien im Überfluss produziert.
So würde aus dem Lake Mead, dem ohnehin größten und längsten Stausee
der Vereinigten Staaten, eine „Riesenbatterie“, denn wenn Strom benötigt
wird, also nachts zum Beispiel, könnte man den dann ja leicht erzeugen,
indem man das Wasser wieder durch die Turbinen des Hoover-Damms jagt.
Wenn der Spiegel hier nicht einige Dinge komplett falsch verstanden hat –
was ich nicht ausschließe – ergeben sich dabei leider ein paar kleine
Probleme beziehungsweise Denkfehler.
Denkfehler 1: Ein Laufwasserkraftwerk wie das im
Hoover-Damm ist kein Pumpspeicherkraftwerk. Es erzeugt permanent Energie
über das Ablassen des Wassers aus dem höher gelegenen Stausee. Energie,
die benötigt wird! Ist mehr Wasser im See, kann man die Turbinen nicht
schneller laufen lassen, um mehr Energie zu erzeugen. Statt die Energie
zu verwenden, die der Hoover-Damm erzeugt, könnte man rein rechnerisch
den Solarstrom nach Nevada schicken und das Wasser gleich im Lake Mead
lassen, statt es zur Stromerzeugung zu nutzen und unten angekommen mit
Strom wieder nach oben zurück zu pumpen. Dummerweise verhindert die
Trägheit der Turbinen jedoch, dass man das Laufwasserkraftwerk schnell
hoch- und runterfahren kann, weshalb man den energetisch umständlichen
Weg mit den „Solar-Pumpen” gehen will. Die Leistung des Kraftwerks
ändert sich aber nicht dadurch, dass mehr Wasser im Speicher ist.
Denkfehler 2: Der Hoover-Damm ist nicht die erste
und nicht die letzte Staustufe am Colorado-River. Pumpt man also Wasser
zurück in den Lake Mead, fehlt dieses am Unterlauf, wo „Lake Mohave” und „Davis Dam“ darauf
angewiesen sind, auch, um Strom zu produzieren. Wasser, das den Lake
Mohave nicht erreicht, kann auch keinen Strom im Davis Damm erzeugen.
Von den noch weiter flussabwärts gelegenen Anlagen „Parker Dam“, „Paolo
Verde Diversion Dam“, „Imperial Dam“, „Laguna Diversion Dam“ und
„Morelos Dam“ ganz zu schweigen. Es ist ein Nullsummenspiel, bei dem
jede Energierückgewinnung das Wasser des nächsten in der Kette abgräbt.
Denkfehler 3: Der Colorado River ist die mit Abstand
wichtigste Trinkwasserquelle der Region, Nicht nur für Nevada, sondern
auch für Arizona und Kalifornien. Außerdem fließt eine große Menge
seines Wassers in die Bewässerung der intensiven Landwirtschaft. Im
Mündungsgebiet ist der Colorado River seit langem größtenteils trocken,
obwohl der Pegel im Lake Mead weiter oben kontinuierlich sinkt. Die
Wassernutzung, auch die durch Rückstau, ist also ohnehin schon viel zu
groß. Genau an dieser Stelle könnte das Projekt, mit Solarstrom Wasser
dorthin zurück zu pumpen, tatsächlich Erfolg haben – zulasten aller
Nutzer am Unterlauf des Flusses.
Ich frage mich nun, ob hinter dem Projekt nicht vielleicht vor allem
die Absicht steckt, über einen „Öko-Trick“ die Wasserreserven des Lake
Mead aufzustocken, denn diesem geht aufgrund der anhaltenden Trockenheit
und der intensiven Wassernutzung langsam die Puste aus. Rein
energetisch ergibt das Projekt für mich keinen Sinn. Deshalb auch meine
Aufforderung an die Lesergemeinde, meine drei Denkfehler zu widerlegen
und dem Projekt „California Dreaming“ den Anschein des Irrsinns zu
nehmen, den es für mich im Moment hat – von guten Argumenten lasse ich
mich gern eines besseren belehren.
Bitte überzeugen sie mich davon, dass die Amerikaner nicht denselben
irrwitzigen Weg der „Energiewende” eingeschlagen haben wie Deutschland,
wo die Verbrennung von Kohle dadurch kompensiert werden soll, dass man
Geld verbrennt. Denn auch in den USA stehen einige Milliarden Dollar im
Feuer.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf Roger Letschs Blog Unbesorgt.
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