Stationen

Freitag, 31. Januar 2020

Die Whiteness des europäischen Schwans


Dieser Bildausschnitt zeigt ein Detail der Sgraffito-Fassade des Palazzo di Bianca Cappello (Sgraffito ist eine traditionelle Technik, die in der Toskana immer noch lebendig ist). Diese Fassade wurde geschaffen, nachdem Bianca Cappello ihren Palast dem Krankenhaus Santa Maria Nuova (wo Leonardo da Vinci übrigens seine ersten anatomischen Obduktionen machte und später Martin Luther einige Tage darniederlag) überlassen hatte.
Der Spruch auf dem Band - NON MINUS CANDORE QUAM CANTU ET VATICINIO SACER - bezieht sich mit dem Wort Candore natürlich auf Bianca, denn "bianca" bedeutet ja - wie das lateinische "candida" - auf deutsch "weiß".

Aber da mich heute frisch die Nachricht erreicht, Mattel habe im Zuge der Umvolkung und des morgentlichen Grauens der neuesten Erweckungsbewegungen beschlossen, ab jetzt mit den neuen Barbie-Varianten zu suggerieren, weiße Haut sei eigentlich eine Pigmentkrankheit, liegt plötzlich eine ganz andere Übersetzung des Sinnspruches nahe:  Nicht weniger heilig durch Whiteness als durch Gesang und Weissagung.

Dass Bianca lutherisch gewesen wäre, ist mir nicht bekannt. Andererseits gibt es im Mittelmeerraum nichts, was nahelegen würde, im Schwan ein Symbol der Prophetie zu sehen (Apollo reiste mit Schwänen nach Hyperborea, Zeus schwängerte Leda als Schwan), und erst seit 2009 wird laut darüber nachgedacht, dass Michelangelo zumindest sehr empfänglich für Luthers Ideen war, da er zu den Anhängern Reginald Poles um die von ihm verehrte Vittoria Colonna gehörte. Wer weiß? Irgendwo muss der Schwanensymbolismus in Biancas Wappen jedenfalls herkommen. Die Verbindung zum Zeusschen Phallussymbol liegt nahe, da Bianca die Geliebte von Francesco de' Medici war, bevor er sie als Witwer heiratete. Bianca hatte Grund, eine subtile Andeutung sarkastischen Spotts zum Aushängeschild zu machen. Aber das erklärt nicht, weshalb von "vaticinium" die Rede ist. Jedenfalls ist es sehr bedauerlich, dass der Rassismus jetzt durch die Hintertüren der Puppenstuben in die westlichen Demokratien Einzug hält.

Georgierinnen



Donnerstag, 30. Januar 2020

Und, wart Ihr schon mal in Jerusalem?



Welch eine Stadt!

Lebendigkeit und Cleverness



In Deutschland haben wir bisher nur einen einzigen cleveren, lebendigen Politiker: Curio. Und wenn wir Broder nicht hätten, wäre auch Curio am Arsch.



Wenn Blinde Blinde führen, folgen Blinde Blinden nach


Es sind keine kleinen Vorkommnisse



Es wird eng für die Anthropisierungsklimawandel-Agnostiker

Der Guardian, eine Art Süddeutsche Taz auf englisch, hat in einer heiligen Selbstverpflichtung verkündet, man werde künftig und bis ans Ende der Welt die Begriffe "climate change" durch "climate emergency", "climate crisis" oder "climate breakdown" sowie "global warming" durch "global heating" ersetzen. (Wer "breakdown" mit "Nervenzusammenbruch" übersetzt, liegt nicht falsch.) Die nunmehr veralteten Termini seien aber "not banned"; nur der Genosse Journalist, der sie immer noch verwendet, wird sich wohl eine andere Prawda suchen müssen. 

Heinrich Heine reimte als erster "Erhitzung" auf "Sitzung".
Vom eisfreien Nordpol grüßt derweil Al Gore.




AfD und Klimawandel

Ob der Mensch einen Anteil an der momentanen Erderwärmung trägt oder nicht, ist insofern einerlei, als sich unsere Spezies so oder so auf die Veränderungen einstellen, also sich mit ihnen arrangieren muss. Aber niemals wird eine sogenannte Menschheit gemeinsam, wie es heißt, Maßnahmen gegen den Klimawandel oder sonstwas ergreifen, wahrscheinlich würde sie das nicht einmal gegen aggressive Außeridische hinbekommen. Jedes Land wird vielmehr auf sich selber schauen und sehen, wie es am besten und mit den geringsten Einbußen durchkommt – außer den verrückten Deutschen natürlich, die werden sturheil vorangehen, das OKW (Oberkommando Weltmoral) arbeitet schon an den Marschbefehlen, die Anderen werden applaudieren und Bravo! rufen, und danach ihr eigenes Ding machen. Erzählen die aktuellen Sagen noch vom deutschen Mordor, werden jene der Zukunft vielleicht vom deutschen Auenland handeln. "Oma Umweltsau, können wir dorthin fahren?" "Nein, mein Kind, dieses Land existiert nicht mehr..." Wohlan denn!

Alexander Gauland, den ich gern zitiere, sprach neulich in Hamburg die geflügelten Worte: "Wenn die Welt untergeht, werden wir sie nicht retten. Wenn sie nicht untergeht, wäre es wünschenswert, dass auch wir noch weiter mit von der Partie sind." Darum geht es.

Wenn die Erde sich weiter erwärmt (was keineswegs sicher ist, weil die Sonne ein Machtwörtchen sprechen könnte) und die Bevölkerung in Afrika und Asien weiter so wächst, wird es im 21. Jahrhundert wahrscheinlich Völkerwanderungen, (Bürger-)Kriege und Hungersnöte mit so vielen Toten geben, dass das 20. Jahrhundert daneben plötzlich ganz passabel dasteht. Die Linken werden den Westen als Schuldigen zur Pfändung und Eroberung ausschreiben, bis das "Rette sich, wer kann!" vor der eigenen Haustür erklingt. Was dann noch an Substanz in Europa übrig ist, ist die Frage.

Das Problem dieses Planeten besteht darin, dass unsere Spezies sich von Politikern, Managern, Sozialwissenschaftlern und jeder Art von Pfaffen an der Nase herumführen lässt. Diese Leute glauben, dass die Demokratie oder die Medizin oder der Fortschritt oder das Abgeben oder ein Diskurs schon alle Probleme lösen werden. Sie wollen nicht wahrhaben, dass der Mensch primär ein biologisches Wesen ist, erst dann ein soziales, abergläubisches, selten auch mal vernunftgesteuertes. Aber im Wesentlichen eine egoistische, geile, verfressene Riesenmade, derzeit in einer Kopfzahl von mehr als sieben Milliarden.



50 Jahre Vergangenheitsbewältigung zeigen Wirkung


Besonders die CO2-Bilanz von Auschwitz lässt zu wünschen übrig. Nachdem Johannes Baptist Kerner sich als Schneewittchenjünger einen Namen gemacht hat, zieht Tom Radtke 14 Jahre später nach.
Es ziemt sich zwar nicht, sowas auch nur zu denken: aber es besteht indirekt, um ein paar Ecken gedacht, eben doch ein immer unübersehbarer werdender Zusammenhang zwischen Verweiblichung und Verblödung.

Dabei gibt es so tolle Frauen!

Die Linken haben bezüglich Israel insofern recht

als Israel ein rechtes Land ist. Darunter darf man verstehen, dass dieses Land nach Werten lebt, die wir in Deutschland, wenn wir freundlich sein wollten, als 'traditionell' bezeichnen würden. Dazu gehört als erstes der Konsens über eine Landesverteidigung an der alle teilnehmen, auch unter Opfern. Dieser Konsens setzt verschiedenes voraus. Vor allem die Überzeugung, eine Identität zu besitzen, die es sich lohnt zu verteidigen. Ohne Spott und Polemik: Schon diese Auffassung ist in Deutschland unzeitgemäß.
Nicht nur grüne Politiker lehnen das Volk ab. Von anderen hört man dieses Wort ebenso wenig. Diese Haltung äußert sich etwa in der Distanz zu Symbolen, man nehme die Fahne. In Deutschland hängt sie alle vier Jahre aus, solange die Nationalmannschaft gewinnt und die Antifa sie nicht abreißt, und die schüchterne Begeisterung von 2006 ist längst vorbei. In Israel weht sie an jedem Eck. Und sie ist ernst gemeint.
Unsere rechten Sympathien für Israel sind also fundiert. Sie beruhen darauf, dass Israel ein Land ist, wie wir es uns wünschen: demokratisch organisiert, rechtsstaatlich abgesichert, souverän, selbstbewusst und couragiert. Sein Volk ist stolz auf sich selbst und auf seine Eigenartigkeiten. Die Juden dort leben ziemlich entspannt und genießen die Freude am Nachwuchs. Die Familie und die Bedeutung von Tradition und historischer Überlieferung werden nicht dem Spott preisgegeben. Jeder Besucher erlebt die atemberaubende Kinderfreundlichkeit dieser Leute, die man besonders dann als wohltuend empfindet, wenn man aus einem Altersheim wie Deutschland oder Italien kommt.
So etwas findet der gemeine Rechte ungemein sympathisch. Gut so! Und natürlich ist es immer ein Fortschritt, wenn jemand Vorurteile - sollte er sie je gehabt haben – über Bord wirft, sobald die Realität ihn eines Besseren belehrt. Das Primat der Empirie ist der Kern des Konservatismus. Dagegen spielt eine Abneigung gegen Araber – die in Deutschland neu wäre und vor 2015 selten war - keine Rolle. Freilich: Das Sein bestimmt das Bewusstsein.
All das ist weder Philosemitismus noch Vergangenheitsbewältigung noch 'Musterschülertum', sondern angewandte Empirie. Natürlich gibt es Trottel selbst unter Juden. Sie grundsätzlich und immer toll zu finden, wäre, wie die Kanzlerin sagen würde, wenn sie zu solchen Gedanken fähig wäre, nicht hilfreich. Aber die Erfahrung lehrt uns, dass die Juden in Israel etwas Großartiges aufgebaut haben – und dass sie es bewahren wollen. Das erfüllt uns mit Bewunderung.
So sehen gerade wir Rechte: Israel ist das bessere Deutschland.





Aber abgesehen von den militärstrategischen und geopolitischen Grundsatzfragen, die Kubitschek aufwirft, möchte ich unser Augenmerk auf metapolitische Tatsachen lenken, die uns Rechte beschäftigen. Darauf, dass wir in Deutschland tatsächlich ein Musterschülerproblem haben, das zu Gesichtslosigkeit und Geschichtslosigkeit geführt hat (Nicolaus Fest bezeichnet letztere treffender als "historische Demenz" und greift mit diesem Wort Höcke sehr geschickt unter die Arme: denn wir brauchen zwar keine 180°-Wendung, aber eine 110°-Wendung sollte es schon sein). Man kann das Musterschülergehabe tagtäglich im Alltag beobachten: am lächerlichen Eifer, mit dem sich Menschen wie Thomas Gottschalk in den USA niederlassen, obwohl z.B. Israel oder Italien eine viel bessere, interessantere, lehrreichere, europäischere, authentischere, würdigere und letztlich befriedigendere Wahl für eine deutsche Persönlichkeit wären, die über den deutschen Zaun hinaus will, was zum Beispiel Jürgen Klinsmann begriffen hat, der ganz genau weiß, was er Italien an lehrreichen Einsichten zu verdanken hat. Dass er sich dennoch in den USA angesiedelt hat, ist vernünftig, weil er während seiner dortigen Tätigkeit eine Amerikanerin geheiratet hat. Muss man, wie Andrea Kiewel, zum Lehrer ausgebildet worden sein und eine Abschlussarbeit über die Bedeutung von Abhärtung für die Gesunderhaltung geschrieben haben, um sich in Tel Aviv niederzulassen?

In vielerlei Hinsicht pendeln wir Deutschen zwischen dem (auch in anderen Ländern meist sehr stumpfsinnig artikulierten) Antiamerikanismus einerseits und dem Nachäffen (Nord-)Amerikas andererseits hin und her. Das Nachäffen geht so weit, dass man lieber ein halber Amy ist als ein ganzer Deutscher und sich pseudoamerikanische Wörter wie Beamer, Basecap und Public Viewing ausgedacht hat, die inzwischen Eingang in die deutsche Sprache gefunden haben, obwohl sie kein anglophoner Muttersprachler versteht.
So gut wie jedes Mal, wenn es in einem deutschen TV-Film oder auch Kinofilm gefühlig wird, beginnt ein Song in englischer Sprache, weil man in Deutschland nicht mehr dazu in der Lage ist, Gefühle in der eigenen Sprache zu artikulieren. In diesem Zusammenhang ist auch daran zu erinnern, dass die immer noch einzige wirklich gute Aufnahme deutscher Volkslieder von den britischen King's Singers stammt. Und dass das beste Arrangement auf der Scheibe der "Singer Pur" von einem amerikanischen Komponisten stammt.
Die Anomalie der jüdischen Geschichte hat zu einer Anomalie wie Israel geführt. Friedrich Dürrenmatts „Zusammenhänge“ ist in meinen Augen immer noch das beste Buch zum Thema Israel. Dieses winzige Land schafft es, unter Bedingungen als parlamentarische Demokratie zu bestehen, unter denen anderen europäischen Ländern ihre demokratischen, rechtsstaatlichen Institutionen längst um die Ohren geflogen wären. Das verdient nicht nur Bewunderung, sondern inzwischen auch musterschülerhafte Imitation, insofern Deutschland gerade aus freien Stücken die Konflikte importiert, die Israel schicksalhaft nolens auf sich nehmen musste. Israel tut sicher gut daran, sich in den USA den Beistand eines mächtigen Alliierten zu sichern. Dennoch ist der Regime Change ein Hirngespinst, dem Kubitschek zu recht keine grundsätzliche Unterstützung gewährleisten möchte. Denn diese Doktrin ist mittlerweile oft genug gescheitert (mit Mossadeq begann die Erbsünde – so sehr ich persönlich auch bedaure, dass der Schah von Persien vertrieben wurde).

Bevor Merkel die Schleusen öffnete, lehnte ich noch ab, Israel in die EU aufzunehmen, eben weil dadurch die israelische Problematik zu einer Problematik der verwöhnten Europäer geworden wäre. Jetzt ist es aber eine europäische Problematik, und die einzigen, von denen wir lernen können, wie man damit umgeht, sind die Israelis. Und die Italiener, die die größte Erfahrung mit der Bekämpfung von Clankriminalität haben. Es wäre also zumindest innenpolitisch (egal ob auf nationalstaatlicher oder europäischer Ebene) inzwischen wünschenswert, Israel in die EU aufzunehmen, um sie reformieren zu können (oder wie Broder vorschlägt, Deutschland von Israel annektieren zu lassen). Außerdem würde dadurch der gesunde Teil der italienischen Politik gekräftigt. Tarak Ben Ammar sagte allerdings einmal nicht ohne Grund: "Die Italiener sind die Araber des Nordens". Und von Ennio Flaiano stammt die Bemerkung: "Die kürzeste Linie zwischen zwei Punkten ist in Italien eine Arabeske."  Aber um Israel aufnehmen zu können, muss mit deutscher Nibelungentreue zum Regime Change Schluss sein.
Deutschland befindet sich in Eurabien. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis deutlich werden wird, dass man sich als amerikanischer Musterschüler, der versucht, amerikanischer als die Amerikaner zu sein, in Eurabien nur lächerlich macht. Dass Kathrin Göring-Eckardt jetzt den 8. Mai als Tag der Befreiung feiern möchte, ist nur das letzte Beispiel für eine lange Reihe von heuchlerischen Gesten des weltfremden Musterschülers Michel, der zwar gerne Israel schmäht, aber den Masochismus so sehr zur Raison d’etre gemacht hat, dass er sich am liebsten als 51. Staat an die Spitze der USA stellen würde, um aus Maso- endlich in Sado- werden zu lassen und den Amies unter Kathrins Fuchtel klar zu machen, dass Deutschland jetzt das Bollwerk der parlamentarischen Demokratie auf diesem Planeten ist und Regime Change nicht nur in Syrien durchgeführt werden wird, sondern auch in den USA.
Ich schlage vor, dass die AfD sich als Antwort auf KGEs Vorstoß auf das Hambacher Fest als Gegenvorschlag versteift, damit in Deutschland endlich die Demokratie angemessen gefeiert wird. Ich würde sogar darauf dringen, nicht nur einen Tag lang Hambach zu feiern, sondern drei Tage lang am letzten Wochenende im Mai und an diesen drei Tagen, den Verkehr mit motorenbetriebenen Fahrzeugen außer den öffentlichen Verkehrsmitteln verbieten (um den Grünen eins auszuwischen und um von Merkel zu lernen: den Gegnern die Themen wegnehmen!!) und gleichzeitig Programme fördern, die der historischen Regionalkultur dienen (das müsste sogar Frau Özuguz gut heißen) damit der Bürger - egal wie lange er hier schon lebt - mehr Fahrrad fährt, der Binnentourismus drei Tage lang zum Kochen gebracht wird und die Deutschen ihr eigenes Land nicht nur durch die Regionalkrimis kennenlernen, die nach der Wende entstanden (in den 70-ern war das höchste der Gefühle, wenn im Tatort mal statt eines deutschen Ermittlers der Wiener Kollege an der Reihe war) und mittlerweile an die Stelle der Heimatfilme getreten sind, die es in den 50-ern und 60-ern gab und erst nach 68 durch Roy Black derartig verblödeten, dass sie niemand mehr wollte. Durch so eine Dreitages-Demokratie-Fest-Großoffensive würde die AfD mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Man könnte dazu Christi Himmelfahrt eingemeinden bzw. als Ausgangspunkt nehmen und erweitern. Auf diese Weise müsste man nur zwei weitere Tage hinzufügen und ein langes Wochende daraus machen, das mit dem Vatertag beginnt. Am besten man untersagt während der Dauer dieses Demokratiefestes auch Flugreisen, Fernsehen und Internet, damit der demokratische deutsche Republikaner einen Vorgeschmack auf den Blackout bekommt (wie gesagt: den Grünen müssen die Themen weggenommen werden) und wieder mehr Menschärgeredichnicht spielt. Man kann ja Radiosendungen erlauben. Die kann man auch beim Fahrradfahren anhören. Wer erinnert sich noch an die tollen Fußballkommentare der Radiojournalisten von einst!? Hauptsache, der Michel und der Achmet erkunden während dieser Tage die Umgebung, und die Volkshochschulen behalten ihren Namen und werden seiner würdiger als durch die Verfilzung mit den Grimmepreis-Juroren.

Mittwoch, 29. Januar 2020

Handlungsreisender in Sachen Holocaust

Schäuble ist immer etwas intelligenter als die andern Altparteiler, wenn es um unaufdringliche Aufdringlichkeit geht. In seiner Eröffnungsrede hat Wolfgang Schäuble nämlich den Auschwitz-Überlebenden Imre Kertesz erwähnt.

In seinem Buch "Letzte Einkehr", prophezeite der ungarische Literatur-Nobelpreisträger, was Europa kurz darauf, in den Jahren der Flut bzw. des freundlichen Gesichts, heimsuchen sollte: "Europa wird bald wegen seines bisherigen Liberalismus untergehen, der sich als kindlich und selbstmörderisch erwiesen hat. Europa hat Hitler hervorgebracht; und nach Hitler steht hier ein Kontinent ohne Argumente: die Türen weit offen für den Islam; er wagt es nicht länger über Rasse und Religion zu reden, während der Islam gleichzeitig einzig die Sprache des Hasses gegen alle ausländischen Rassen und Religionen kennt. (...) Ich würde darüber reden, wie Muslime Europa überfluten, besetzen und unmissverständlich vernichten; darüber, wie Europa sich damit identifiziert, über den selbstmörderischen Liberalismus und die dumme Demokratie.. Es endet immer auf dieselbe Weise: Die Zivilisation erreicht eine Reifestufe, auf der sie nicht nur unfähig ist sich zu verteidigen, sondern auf der sie in scheinbar unverständlicher Weise seinen eigenen Feind anbetet."

Das hat Schäuble aber nicht zitiert. Denn erstens hat das nichts mit toten Juden zu tun, sondern mit lebenden, zweitens steht es nicht in der Wikipedia.


IN MEDIO STAT VIRUS





Entartung

Frank Plasberg hat Bernd Lucke, der unsere Demokratie als entartet bezeichnet hatte, auf sehr unfaire, ja niederträchtige Weise unter die Nase gerieben, bei dem Begriff "entartet" handele es sich um einen Nazibegriff.
1. sprachen die Nazis nur im Zusammenhang von bestimmten Formen der modernen Kunst, wie z.B. Abstraktismus und Expressionismus von "Entartung". Die Art und Weise mit der Adolf Ziegler mit den von ihm organisierten Ausstellungen Künstler und ihre Werke verleumdete ist gewiss abscheulich. Aber ebenso gewiss abscheulich ist die Art und Weise mit der Plasberg Lucke in diesen Zusammenhang stellte. Wie kann er es wagen,so etwas zu tun?
2. selbst wenn die Nazis diesen Begriff eingeführt hätten, müsste das nicht bedeuten, dass jemand anderer in einem anderen Zusammenhang diesen Begriff nicht aufgreifen darf, um einen Zustand angemessen mit einem passenden Begriff zu beschreiben.
3. der Begriff stammt gar nicht von den Nazis, sondern er wurde ausgerechnet von einem Juden eingeführt, der ihn von einem anderen Juden übernommen hatte. Und zwar, um wesentlich harmlosere Formen der Kunst als entartet zu disqualifizieren, als diejenigen, die von den Nazis aufs Korn genommen wurden.

Plasberg muss sich öffentlich bei Lucke entschuldigen. Und zwar, indem er Lucke zu einer Sendung einlädt, die er diesem Thema widmet, denn nur eine Entschuldigung, die laut und deutlich und unübersehbar erfolgt, kann auch wirklich als Entschuldigung angesehen werden. Es geht um die Rehabilitierung eines Mannes, der Verleumdet wurde.

Montag, 27. Januar 2020

Verständigungshilfen


Neustadt - Νεάπολις


Elena Ferrante

Man muss es bereits betonen


chat.gab.com

Denuntiationsförderung

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat eine Telefon-Hotline eingerichtet, wo der brave Bürger anonym Gesicht zeigen kann gegen rechts.

Merkel hat die SPD zugrunde gerichtet, indem sie ihr Themen und Ziele (die Schröder zuvor ein wenig cduisiert hatte) entwendet hat, um sie - nachdem Merkel sich der im Medienbetrieb vorherrschenden rotgrünen Mehrheit anbiederte, indem sie deren Positionen mit atemberaubender Wendig- und Windikeit zu ihren eigenen machte - nun dazu zu missbrauchen, Deutschland zu entdemokratisieren. Der Verfassungsschutz wurde durch den Rauswurf Maaßens (der wie einst Otto Braun als vorerst letztes Aufbäumen gelten darf) zum Regierungsschutz, und nun kommt auch noch die Bespitzelung durch Denuntianten hinzu.
Merkel hat also die Opposition ausgeschaltet, indem sie einfach deren Positionen übernahm bzw. sogar links überholte: eine echte "feindliche Übernahme". Und sie hat die Medien (die eigentlich die Aufgabe hätten, gnadenlos der Regierung auf den Zahn zu fühlen und sie mit Einwänden und Anfragen zu peinigen) ausgeschaltet bzw. auf ihre Seite gezogen, indem sie sich deren Positionen aneignete. Sich selber angleichen ist bequemer als andere gleichzuschalten.

Vor aller Augen geschieht dies alles. Einfach so.
Wieso machen alle dabei wie willenlos mit??

Die Sehnsucht nach Harmonie und Schuldlosigkeit erklärt manches. Aber hier ist ein Trancezustand am Werk, der durch diese Sehnsucht nicht mehr hinreichend erklärt ist. Vielleicht sind die Deutschen einfach nur sehr müde und erschöpft.

Ursula von der Leine arbeitet derweil gelassen daran, die EU in eine EUdSSR umzuwandeln, damit, nach Kohls Verzicht auf die Mark, Merkels Verzicht auf die Souveränität eine geeignete Arena vorfindet, in der Deutschlands Endsieg über sich selbst angemessen gefeiert werden kann. Von der Wende zur Wendigkeit und von der Wendigkeit zur Notwendigkeit. Kneif mich!





Heute vor 75 Jahren erreichte die Rote Armee Auschwitz

Am Spätnachmittag des 3. April 1945 vollzog sich in der Berliner Reichskanzlei eine gespenstische Szene. Helmut Sündermann, stellvertretender Reichspressechef, passte Ernst Kaltenbrunner ab, den Chef des Reichssicherheitshauptamts, um ihn auf die russischen Meldungen über das Konzentrationslager Auschwitz und „die dringende Notwendigkeit eines überzeugenden Dementis“ hinzuweisen. „Kaltenbrunner“, schreibt Sündermann in seinen Memoiren, „sah mich mit einem mir unvergesslichen, halb finsteren, halb traurigen Blick an und sagte langsam: 'Da ist nichts zu dementieren.'“

Seit dem 27. Januar befand sich Auschwitz in den Händen der Sowjets. Das Nahen der Ersten Ukrainischen Front hatte die SS-Wachmannschaft vertrieben; anders als ihre Kollegen von der Waffen-SS waren die Schinder der Totenkopfverbände auf bewaffnete Gegner nicht eingestellt. So hatten sie bereits am 18. Januar alle gehfähigen Häftlinge des Lagers — etwa 58000 — zum Todesmarsch gen Westen zusammengetrieben. Etwa 7500 Kranke blieben zurück. „Man hätte sie gerne in letzter Minute erschossen, aber die Angst steckte schon allen SS-Führern in den Knien, und keiner wagte, den Befehl zu erteilen“, gab der Unterscharführer Pery Broad 1946 zu Protokoll.

„Zehn Tage lang waren wir im Niemandsland, und meine Mutter fütterte mich mit Schnee. Dann“, erinnert sich eine Überlebende, „kamen die Russen.“

In Auschwitz-Birkenau fanden sie neben den gesprengten Überresten der vier Krematorien Berge von Menschenhaaren, Brillen, Prothesen, Schuhen sowie Abertausende Herrenanzüge und Damenkleider. Die Sowjets erkannten, dass sie eine gigantische Menschenvernichtungsmühle entdeckt hatten.

In Auschwitz starben viereinhalb Jahre lang Menschen unter entsetzlichen Umständen. Zwei Beispiele:

– Wieslaw Kielar (Häftling Nr. 290) wurde wegen eines Verstoßes gegen die Kleiderordnung zu 20 Nächten Stehbunker verurteilt (andere wurden dafür erschlagen). Diese unterirdischen Stehzellen hatten eine Grundfläche von jeweils einem knappen Quadratmeter. Seine erste Nacht beschreibt Kielar so: „Es war nicht leicht, sich zwischen drei Menschen zu schieben, die auf so kleiner Fläche zusammengedrängt waren .... In der undurchdringlichen Dunkelheit spürte ich auf der Höhe meines Gesichtes den verbrauchten Atem der drei übrigen Leidensgenossen. Einer von ihnen atmete besonders schwer und wimmerte von Zeit zu Zeit mit schwacher Stimme 'Wasser! Essen!'.“ Wie Kielar erfuhr, waren die drei wegen eines angeblichen Fluchtversuchs seit zwei Tagen so eingesperrt. Im Gegensatz zu ihnen durfte er die Zelle am nächsten Morgen wieder verlassen. Der schwächste der drei war in der Nacht gestorben; Kielar zog ihn hinter sich aus der Zelle. “'Nur einer?', fragte erstaunt der Blockführer.“

– Die einundzwanzigjährige Ruth Elias (Häftling Nr. 73643) kam schwanger ins Birkenauer Frauenlager, wo sich der sogenannte Lagerarzt Josef Mengele für ihre Leibesfrucht zu interessieren begann. Nachdem sie — mitten in der Baracke — entbunden hatte, „rief er eine Ärztin heran und gab den Auftrag, meine Brust ganz fest zu bandagieren“. Niemand wusste, wozu. „Nur eine einzige von meinen Mithäftlingen sprach die richtige Vermutung aus: 'Er will einen Versuch machen, wie lange ein Neugeborenes ohne Essen aushalten kann.'“ Mehrere Tage schrie und wimmerte der Winzling, dann brachte die verzweifelte Mutter ihr Baby um: „Ja, Herr Dr. Mengele, Sie haben mich zur Kindsmörderin gemacht. Ich habe mein eigenes Kind gemordet.“ — —

Das KZ Auschwitz existierte seit Juni 1940. Ursprünglich war es als Gefängnis für polnische Oppositionelle errichtet worden, zugleich nutzte die Geheime Staatspolizei den Ort als unauffällige Hinrichtungsstätte. Eine Zeit lang waren 15000 sowjetische Kriegsgefangene hier eingesperrt (fast alle kamen um), vornehmlich aber war Auschwitz ein Zwangsarbeiter-Reservoir, das Sklaven insbesondere für die Errichtung des riesigen Kunstkautschuk-Werkes im benachbarten Monowitz stellte, wo man aus deren Überlebenswillen das letzte Quäntchen Kraft presste. Anfang 1942 wurde Auschwitz II Birkenau fertiggestellt, eine endlose Einöde aus Baracken und Stacheldraht, die nach dem Willen des Reichsführers SS Heinrich Himmler 100000, zeitweise sogar 200000 Häftlinge fassen sollte. Jeder Gefangene erhielt „einen 'privaten' Raum, welcher der Fläche eines großen Sarges entsprach“, schreiben die Auschwitz-Forscher Robert-Jan van Pelt und Debórah Dwork. "Dort war die Zeit anders als hier auf der Erde", sagte der Häftling Jehiel Dinur.

In den beiden Lagern wurden 405000 Registriernummern ausgegeben und in Unterarme tätowiert. Von diesen Häftlingen starben ungefähr 126000 an Seuchen, Hunger, bei der Zwangsarbeit, wurden auf der Krankenstation mit Phenolinjektionen ins Herz „abgespritzt“, von Kapos und Wachmännern zu Tode geprügelt. Das war die eine Seite von Auschwitz — sozusagen die individuelle Tötung.

Die andere, kollektive Version begann im Dezember 1941 mit einer „Probevergasung“ von Kranken und sowjetischen Kriegsgefangenen. Sie spielte sich fast ausschließlich in Birkenau ab und ist ein Musterbeispiel für die sukzessive Radikalisierung des NS-Terrors unter dem Druck himmlerscher Vorgaben, nachdem durch den Krieg immer mehr Juden in den Machtbereich der Nationalsozialisten gerieten. „Die SS-Führer selbst ahnten 1940 noch nicht, was sie 1944 tun würden“ (van Pelt).

Was sie taten, beschreibt beispielsweise der österreichische Psychologe Viktor Frankl (Häftling Nr. 119104). Er kam 1944 nach Birkenau und wurde für arbeitstauglich befunden. Bei schon länger eingesperrten Mithäftlingen erkundigte er sich unmittelbar nach der Ankunft, ob sie wüssten, wo sein Freund P. abgeblieben sei. „Eine Hand zeigt zu einem wenige hundert Meter entfernten Schlot. 'Dort schwebt dein Freund in den Himmel', gibt man mir roh zur Antwort. Noch immer verstehe ich nicht; bald aber beginne ich zu verstehen — sobald man mich 'einweiht'.“ Frankl: „Ich machte einen Strich unter mein gesamtes bisheriges Leben.“

Es liegt in der Natur dieses Vernichtungsvorgangs, dass er keine unmittelbaren Zeugen hinterlässt — es sei denn, auf Täterseite und bei überlebenden Häftlingen der Sonderkommandos, die zum Entleeren der Gaskammern und Verbrennen der Leichen gezwungen wurden. „Ich erlebte auch, dass eine Frau aus der Kammer beim Zumachen ihre Kinder herausschieben wollte und weinend rief: 'Lasst doch wenigstens meine lieben Kinder am Leben.' So gab es viele erschütternde Einzelszenen, die allen Anwesenden nahegingen.“ Diese Sätze schrieb Rudolf Höß, Auschwitz-Kommandant von 1940 bis 1943, gehenkt im Angesicht des Lagers am 16. April 1947. Solche Gefühle kamen Höß freilich „wie Verrat am Führer“ vor. Zur selben Zeit, als Menschen zu Tausenden ermordet wurden, spielte die SS Normalität; Standortbefehle widmeten sich Fahrradstellplätzen oder untersagten das „Abreißen von frischem Laub und blühenden Zweigen“ ...

Wie viele Menschen an diesem Schreckensort umkamen, ist nie restlos zu klären. Bei den bis 1990 gedenkstättenoffiziellen vier Millionen Opfern, im Westen von Anbeginn bezweifelt, handelte es sich um eine Phantasiezahl der sowjetischen Ermittlungskommission, geprägt wohl von den Schrecken des Krieges und der Erfahrung des eigenen Völkerschlachthauses. Lagerchef Höß nannte in Nürnberg 2,5 Millionen Ermordete, korrigierte sich später auf ungefähr 1,13 Millionen.

In dieser Dimension bewegen sich auch die Schätzungen von Holocaust-Forschern wie Raul Hilberg oder Franciszek Piper, die jeweils über eine Million Opfer nennen. Der französische Auschwitz-Experte Jean-Claude Pressac ermittelte 631000 bis 711000 Tote, darunter 470000 bis 550000 „in den Gaskammern umgekommene Juden“. Der Politologe Fritjof Meyer, langjähriger Osteuropa-Reporter des „Spiegel“, veröffentlichte zuletzt eine Studie, die auf insgesamt 510000 Opfer kommt, aber in der Fachwelt vehement kritisiert wird. Neben Juden starben in Auschwitz Abertausende nicht jüdische Polen, Roma, Sinti und sowjetische Kriegsgefangene. Für sie alle galt, was ein Leidensgenosse des Häftlings Wieslaw Kielar auf die fatale Formel brachte: „So oder so Krematorium.“

Nach 1945 ist wiederholt die Frage aufgeworfen worden, wie mit solchen Schandtaten nachträglich umzugehen sei. Die Antwortversuche reichten vom Diktum des Philosophen Theodor W. Adorno, man dürfe nach Auschwitz keine Gedichte mehr schreiben, bis zum trotzigen Plädoyer des Schriftstellers Martin Walser, die so genannte Vergangenheitsbewältigung aus der öffentlichen Ritualisierung ins Privatgewissen zu überführen.

Wie es indes die Mehrzahl der Menschen hielt und hält und vermutlich gar nicht anders halten kann, hat der Dichter Vladimir Nabokov in seinem Roman „Pnin“ (1957) beschrieben. Dort versucht die männliche Hauptfigur, ein aus Russland stammender Professor, nie an seine Jugendliebe Mira zu denken, da er „vom Gewissen und also auch vom Bewusstsein nicht erwarten konnte, dass sie in einer Welt fortdauern, in der so etwas wie Miras Tod möglich war. Man mußte vergessen — weil man nicht mit dem Gedanken leben konnte, dass diese anmutige, zerbrechliche, zarte junge Frau mit diesen Augen, diesem Lächeln per Viehwagen in ein Vernichtungslager geschafft und mit einer Phenolinjektion ins Herz gemordet worden war, in dieses sanfte Herz, das man unter seinen Lippen im Dämmer der Vergangenheit pochen gehört hatte ...“     Erschienen in Focus 03/2005, S. 68 - 70


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Orientierung



Niemand muss "zu sich selbst finden". Wir sind alle bei uns, wenn wir auf die Welt kommen. Aber es kommt die Zeit, wo wir merken, dass wir uns orientieren müssen, um uns nicht zu verirren oder um der Desorientierung Herr zu werden, die von anderen an uns herangetragen wird. Und wenn wir uns verirrt haben, müssen wir den Weg nach zuhause wieder finden, statt Zeit damit zu verlieren, "zu uns selbst zu finden", wie eine 1970 während der Herrmann Hesse Mode plötzlich aufgetauchte Redensart lautet, die seit damals Millionen und Abermillionen Male ausgesprochen wurde.

Gut fundierte, robuste Identitäten sind ohne Bücherkanon nicht möglich. Ich hatte keinen und sah mich im Alter von 10 Jahren plötzlich Indoktrinationsbemühungen seitens einiger meiner Lehrer ausgesetzt. Meine Familie half mir in dieser Situation nicht, sondern fügte nur ihrerseits zusätzliche von eigenen Rechtfertigungsinteressen gezeichnete Indoktrinierungsbemühungen hinzu, die meistenfalls noch unglaubwürdiger waren, als die, die ich in der Schule schon über mich ergehen lassen musste. An dieser doppelten Belastung wäre ich fast zerbrochen, und was mich nicht umbrachte, machte mich nicht stark, sondern schwächte mich lebenslang.
Aber es gelang mir im Verlauf der Jahrzehnte, mir einen persönlichen Kanon der Werte und der Bücher zu erarbeiten. Wohl dem, dem ein solcher sinngebender Kanon bei Zeiten und ohne intolerante Imposition, sondern mit dem Angebot beratenden Beistands zur Verfügung gestellt wird.

Sonntag, 26. Januar 2020

Hornissen

Hornissen, belehren uns deutsche Experten, sind nicht gefährlicher als gewöhnliche Wespen. Aber Francesco Petretti sagt, kein anderes Tier töte in Europa mehr Menschen als die Hornisse, und es wäre das erste Mal, wenn er damit eine Falschmeldung in die Welt setzte.

Hornissen leben von der Jagd auf andere Insekten. Sie teilen sich die Beute wie Löwen oder Lycaonen. Die Königin lebt 1 Jahr lang, die Arbeiterinnen 1 Monat. Sie fressen viele Insektenarten, und ihr größer Feind sind die Hornissen selbst. Wenn das Ende der Königin naht, verliert sie die Pheromone, die ihre Töchter, die Arbeiterinnen folgsam machten, und so wird sie von diesen attackiert: ihr werden als erstes die Flügel abgenommen, dann wird sie verspeist.

In den Murgen gibt es Tausende von Insektenarten, die noch niemand untersucht hat. Dort geht die Mordwanze auf Jagd: die Steppen-Sattelschrecke wird aber auch vom Warzenbeißer gefressen und dieser von einer Eupholidoptera. Alle vier wiederum von der Mantis oder von der faszinierenden Empusa.

In solcher Umgebung gedeiht der Rötelfalke! In Matera lebt an jedem Haus mindestens 1 Rötelfalke!! Der italienische Name lautet "Grillaio" (weil er so viele Grillen und ähnliches verschlingt).

Vaccas Prognose

Deutschlands Abrissbirne

Dank Gretl kommt das von Roberto Vacca prognostizierte Neue Mittelalter viel schneller in die Gänge, als Angela sich noch vor 4 Jahren hätte träumen lassen.
Ob es wohl bald auch wieder Hexenverbrennungen geben wird?

Anschauliches Mediensterben

Hut ab, Focus online! Mit dieser Trendverkündigung ist den Schelmen dort eine erstklassige Paraphrase zu dieser hausinternen Personalie gelungen.

Ich wach




Mendelssohn-Gesellschaft


Samstag, 25. Januar 2020

Rührend


Deutschland als eins und vieles

(oder hier)

Fatalismus & Konsequenz

Bei einem Besuch in London habe ich vor einigen Jahren ein Buch mit dem schönen Titel „Strange Days Indeed: The Golden Age of Paranoia“ erstanden. Der Autor Francis Wheen beschreibt darin die seltsam fiebrige Stimmungslage Mitte der siebziger Jahre, als die eine Hälfte im Westen den Untergang der Zivilisation wegen der Hippie-Kultur für unausweichlich hielt und die andere Hälfte die Menschheit den Atomtod sterben sah. Auf dem Rückumschlag ist ein Mann abgebildet, der an einem Strand an lauter Badenden mit einem Schild vorbeiläuft, auf dem „The End Is Near“ steht.
Die Untergangsangst ist zurück. Selbst kluge Köpfe sind von der Überzeugung befallen, dass das Ende der Menschheit kurz bevorstehe, diesmal nicht wegen der Atom-, sondern wegen der Klimakatastrophe. Sie könne weinen, wenn sie daran denke, wie gering die Chancen ihrer Tochter seien, anno 2076 60 Jahre alt zu werden, schrieb neulich Marina Weisband, eine durchaus nachdenkliche Frau, die sich nach ihrem Ausscheiden bei den Piraten als Digitalexpertin einen Namen gemacht hat.
Lassen Sie uns nicht darüber diskutieren, wie berechtigt oder unberechtigt Ängste sind. Ich selbst halte es für extrem unwahrscheinlich, dass die menschliche Rasse ab dem Jahr 2076 nicht mehr existieren wird. Menschen neigen nun einmal zu Zwangsvorstellungen. Eine Freundin von mir kann über keine Brücke fahren. Sie ist von der Angst geplagt, dass die Brücke in dem Moment, in dem sie darüberfahren würde, einstürzen könnte, deshalb nimmt sie bei Reisen entsprechende Umwege in Kauf. Es ist völlig sinnlos, sie auf die Unwahrscheinlichkeit des von ihr befürchteten Ereignisses hinzuweisen.
Nehmen wir also an, wir alle seien dem Hitzetod geweiht. Wäre es dann nicht an der Zeit, über die einzige Maßnahme nachzudenken, die geeignet ist, das Schicksal abzuwenden? Nach Lage der Dinge gibt es nur eine Energiequelle, die verlässlich ist und gleichzeitig klimaneutral, und das ist die Atomenergie. Was die CO2-Bilanz angeht, ist die Kernkraft sogar der Solarenergie überlegen. Nur Windenergie und Wasserkraft können klimapolitisch mithalten.
Wo ich mit den Apokalyptikern übereinstimme, ist der Pessimismus, die Erderwärmung ließe sich durch Selbstdisziplin begrenzen. Ich glaube, Leute wie Marina Weisband haben zu 100 Prozent Recht, wenn sie der Politik die Fähigkeit absprechen, das Ruder noch rechtzeitig herumzureißen. Bis wir so weit sind, dass wir den Laden mit Sonne und Wind am Laufen halten, sind die Eisberge längst geschmolzen.
Ich kenne alle Argumente gegen die Nutzung der Kernenergie. Die Frage der Müllentsorgung ist nicht hinreichend geklärt. Es gab in der Vergangenheit mehrere schwere Unfälle. Aber wenn ich davon ausgehe, dass nur wenige Monate bleiben, um zu verhindern, dass die Erde unbewohnbar wird, ist es dann nicht klüger, auf eine Technologie zu setzen, bei der nur ein theoretisches Risiko besteht, dass sie uns im Stich lässt?
Bislang hieß es: Ja, sicher, dass sich Tschernobyl oder Fukushima wiederholen, ist extrem unwahrscheinlich – aber ein Atomunfall reicht, um einen ganzen Landstrich zu verwüsten. Dieses Argument hat sich erledigt. Wenn wir weitermachen wie bisher, so sagen uns die CO2-Experten, dann ist nicht nur ein Landstrich verwüstet, sondern der ganze Globus.

Auch an der Kernkraft ist der Fortschritt nicht vorbeigegangen, das kommt hinzu. Die neuen Meiler haben mit den alten AKWs, von denen bei uns die letzten 2022 außer Betrieb gehen, kaum etwas gemein. Moderne Reaktoren, die auf flüssiges Natrium als Kühlmittel setzen, wären in der Lage, aus abgebrannten Brennelementen Energie zu gewinnen, was auch den Blick auf das Problem mit dem Atommüll schlagartig ändert.
Tatsächlich kommt eine ganze Reihe von Experten zu dem Schluss, dass nur eine Renaissance der Atomenergie uns vor einem globalen Anstieg der Temperaturen bewahren kann. Selbst Greta Thunberg hat in einem unbedachten Moment zu erkennen gegeben, dass sie in der Kernkraft einen positiven Beitrag sieht.



„Atomkraft kann laut Weltklimarat IPCC ein kleiner Teil einer großen neuen, kohlenstofffreien Energielösung sein“, postete sie auf Facebook. Sie hat das dann mit Rücksicht auf die Befindlichkeit der „Fridays for Future“-Aktivisten relativiert, indem sie ein paar Tage später hinzusetzte, sie persönlich sei natürlich gegen die Kernkraft. Aber das war eher ein taktisches Manöver.

Es ist mitnichten so, dass die Kernenergie tot ist. Sie spielt nur in Deutschland keine Rolle mehr. Schon ein paar Kilometer jenseits der deutschen Grenze, in Frankreich, stehen die ersten von insgesamt 58 Reaktorblöcken, von deren Stromerzeugung wir übrigens unmittelbar abhängen, wenn bei uns der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Auf der anderen Seite, in Tschechien, verrichten insgesamt sechs Atommeiler ihren Dienst, ohne dass jemand daran denkt, sie abzuschalten.
So kann man fortfahren: Schweiz fünf Meiler, Belgien und Spanien je sieben. Selbst das wegen seiner Klimaneutralität gelobte Schweden mag nicht auf die Kernenergie verzichten. In Finnland, das bereits über vier Reaktoren verfügt, wird gerade um einen Neubau gerungen.
Ich habe Angela Merkel vor ein paar Jahren einmal gefragt, was sie dazu bewogen habe, über Nacht die deutsche Energiepolitik umzustoßen. Im Nachhinein ist die Entscheidung, das Land vom Atomstrom abzukoppeln, möglicherweise der schwerwiegendste Fehler ihrer Regierungszeit.
Auch sie habe es mit der Angst zu tun bekommen, als sie die Bilder aus Fukushima gesehen habe, gab die Kanzlerin als Antwort. Das fand ich für eine Frau, der man nachsagt, kühl kalkulierend auf die Welt zu sehen, eine bemerkenswerte Aussage. Es wurde dann im weiteren Verlauf der Diskussion noch etwas hitzig, weil ich erwiderte, dass ich nicht gedacht hätte, dass eine CDU-Kanzlerin einmal wie Claudia Roth reden würde.
Vielleicht hat Angela Merkel mit ihrer Entscheidung auch einfach der deutschen Gemütslage Rechnung getragen. Die Wahrheit ist ja, dass von den Unionsanhängern unter dem Eindruck von Fukushima ebenfalls eine Mehrheit für die Sofortabschaltung aller hiesigen Kernkraftwerke war. Es ist in Japan kein Anwohner wegen Strahlen gestorben, die Toten waren alle Opfer des Tsunamis. Aber was zählen schon Zahlen, wenn das Gefühl regiert?
Die Strahlenangst gehört zur deutschen Identität. So wie die Liebe zum Auto, der Widerwille gegen das Tempolimit und die besondere Wertschätzung von schön dicht schließenden Fenstern. Man kann das auch politisch einordnen. Je weiter jemand nach links tendiert, desto größer seine Strahlenangst, weshalb schon die Anschaffung einer Mikrowelle in jedem sozialdemokratischen Haushalt eine große Sache war, wie ich aus eigenem Erleben weiß.
Vielleicht sollten wir die Klimakrise nutzen, an uns selbst zu arbeiten. Manchmal führt eine Krise ja dazu, dass man über sich selbst hinauswächst. Das gilt auch für Nationen.   Jan Fleischhauer

Eine richtig gute Dokumentation




Sam Neill spricht mit Ethnologen, Archäologen, Seefahrthistorikern und Vertretern der Ethnien, auf die Cook bei seinen Reisen stieß. Zum Beispiel mit alten Jägern der Inuit, um Cooks Erfahrungen mit dem Verzehr von Walrössern zu besprechen oder mit einem Unangan, dessen Familie bereits Ansehen genoss (und Erfahrungen mit den Russen gemacht hatte), bevor Cook dort eintraf. Mit ihm nimmt Neill das Aufeinandertreffen der britischen Ankömmlinge und der dort ansässigen Bevölkerung (also derjenigen, die man bevor das Wort Angela Merkel und Aydan Özoğuz begann sauer aufzustoßen, unbefangen als dortiges Volk bezeichnet hätte) unter die Lupe. Sodann mit Hawaianern, um die tragischen Missverständnisse und Konflikte zu besprechen, zu denen es zwischen den Einheimischen und Cook mit seiner Mannschaft kam. Sehr interessant, wirklich sehr interessant. In den 80-er Jahren fing ich an zu hoffen, dass irgendwann einmal kluge Bücher zu diesen Themen erschienen, die über dürftige Erkundungen wie (das durchaus lesenswerte) Traurige Tropen hinausgingen. Dass es irgendwann sogar einmal gute TV-Dokumentationen dazu geben könnte, wagte ich nicht zu hoffen. Aber es gibt sie tatsächlich. Dass ich das noch erlebe!!

Die Dogmen der Deppen



Das Weltmoralhauptamt ARD schenkt den Juden einen Kommentar! Ohne eine Tagesschau-Redakteurin wüssten wir nicht, dass Israel beinahe das Holocaust-Gedenken vermasselt hätte. Was würde eigentlich aus der Welt, wenn das deutsche Fernsehen irgendwann nicht mehr sendet?  (weiter geht es hier)

Die peinliche Dummheit deutscher Kommentatoren ist bei einigen Themen (bei all den Themen, die implizit moralische Fragen aufwerfen, wo eine verfestigte Leitlinie, an der sich deutsche Befindlichkeit orientiert, Fragen nicht zulässt und die Bekämpfung ihres Auftauchens am liebsten von Exorzisten besorgen lassen würde: AfD, RAF, Hitler, Shoah, Atomkraft, Atombombe) einzigartig. Selbst Idi Ammin wirkte damals noch vergleichsweise pfiffig, wenn er irgendein Ereignis kommentierte.



Freitag, 24. Januar 2020

Schuhe, Brot & Geld



Männlich versus Weiblich



Vor 200 Jahren wiederentdeckt, vor 800 geschrieben






Sehhilfe

Nicht die Unternehmer applaudieren Merkel, sondern die Manager. Nicht Kapitäne, sondern Nutten.

Oder wie soll man Gestalten wie Winterkorn, Zetsche und Käser bezeichnen? Als Brunnenvergifter?

Wann wachen die Kapitäne endlich auf?

Vom Regierungsprojekt zur Projektregierung und zurück

Die rot-rot-grüne Landesregierung zeigt sich bis heute ob der verfahrenen Situation weitgehend gelassen: Eine Besonderheit in der Thüringer Landesverfassung garantiert ihr Fortbestehen solange, bis vom Landtag eine neue Regierung gewählt wurde. Die Lösung für die Situation lieferte dann Alt-Ministerpräsident Dieter Althaus zum Jahreswechsel: Eine „Projektregierung“ sollte es in Thüringen geben, gebildet von Linken und der Union. Hüben wie drüben waren die Kommentatoren der nachrichtenschaffenden Leitmedien begeistert. Aktive wie ehemalige Politiker zeigten sich ebenso entzückt, nicht zuletzt auch, weil Altbundespräsident Gauck das Ganze einfädeln sollte.

Framing ist das halbe Leben.