Schönheit & Intelligenz

Ist es nicht erstaunlich, dass die nächsten Verwandten der Paradiesvögel ausgerechnet die Krähenvögel sind?  Sie ergänzen einander wie Yin und Yang, wie Weib und Mann, wie Romanen und Germanen, wie Nichtjuden und Juden.








Das mit Abstand dümmste lateinische Sprichwort ist "De gustibus non est disputandum", besonders in der Übersetzung "Über Geschmack kann man nicht streiten". Angesichts der von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer mehr überbordenden Dummheit und Geschmacklosigkeit muss sogar über Geschmack (und vor allem für Geschmack) gestritten werden! Über Mathematik lässt sich nicht streiten!!
Es handelt sich bei jenem schlauen Spruch, der stets gezückt wird, wenn jemand, der das kleine Latinum hat, einer Auseinandersetzung aus dem Weg gehen will, indem er eine Ansichtssache zur Geschmacksangelegenheit disqualifiziert, nicht um eine auf die römische Klassik zurückgehende Spruchweisheit, sondern um eine im Mittelalter entstandene Redensart, die in der scholastischen Philosophie "De gustibus et coloribus non est disputandum" lautete. Dass auch Farben nicht nur Farben sind, weiß man aber inzwischen, spätestens seit Lüscher seinen (wenngleich immer noch umstrittenen) Farbtest entwickelt hat.
Dass man über Geschmack nicht streiten soll, steht auf einem anderen Blatt. Zu den guten Umgangsformen gehört ganz sicher auch die Gepflogenheit, bei geselligem Zusammensein nicht wegen geschmacklicher Neigungen haarspalterische Debatten oder gar Streit anzufangen.

Da wir schon dabei sind, Feststellungen über die ästhetische Wahrnehmungsfähigkeit zu treffen: dem Menschen steht nicht nur der Grad seiner Intelligenz, sondern auch die Art seines Broterwerbs ins Gesicht geschrieben. Einem journalistischen Schmierlappen sieht man sein Geschäft ebenso an wie einem Advokaten oder einer Prostituierten. Sogar innerhalb derselben Branche prägen sich bestimmte Physiognomien aus. Ein Schönheitshirurg wird immer eine Nuance unseriöser aussehen als ein Herzchirurg.