"Desmond war nach dem Krieg mit den Resten eines vergeudeten
Vermögens und einem hemmungslosen sexuellen Begehren nach Paris
gekommen, um sein Erbe zu verschleudern und sich dem eigenen Leben zu
stellen. Aber weil er bei aller Lasterhaftigkeit ein goldenes Herz
hatte, wurde er von einer Frau gerettet, die es gut mit ihm meinte, die
ihn nach Fontainebleau brachte und dort eine Bleibe für ihn und die
Kinder aus seinen gescheiterten Ehen einrichtete – und auch für mich,
der ich mich in eines dieser Kinder verliebt hatte, nur um dann von ihr
fallen gelassen zu werden."Wer hat‘s geschrieben?
Der
Autor ist Roger Scruton, und ich las genau diesen Passus, als mich die
Nachricht von seinem Tode am 12. Januar erreichte. Sie versetzte mich in
eine seltsam tiefe Betrübnis; ich kannte Sir Roger ja nicht persönlich,
und doch war mir, als sei ein entfernter Angehöriger, ein
eigenwilliger, auf einer fernen Insel lebender Großonkel von mir
gegangen. Dieses eigenwillig ist höchst wörtlich zu nehmen: nach eigenem Willen lebend. Scruton war ein polyglotter Polyhistor, in vielen Genres, Kulturen und Sprachen zuhause. (weiter geht es mit dem Nachruf hier)
Roger Scruton verbreitete keine neuen Lehren (und hüllte sich nicht in den Panzer eines akademischen Slangs), er kümmerte sich um das stets geschmähte Banale und um schöne Selbstverständlichkeiten und um die unter Diskursmüllhalden verschütteten nicht banalen, nicht selbstverständlichen Einsichten.
Danke, Roger Scruton!! Danke.
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