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Montag, 6. Januar 2020

Aufatmen

"Wer ist der Mann, der in einem Vorort von Paris wahllos auf Menschen eingestochen hat?", fragt sich und gewissermaßen alle Welt der Nachrichtensender n-tv, um sogleich erleichtert zu ächzen: "Wie die Polizei mitteilt, war der 22-Jährige psychisch krank."

Der Zweiundzwanzigender tötete einen Mann und verletzte zwei Frauen (der Ermordete hatte versucht, seine Ehefrau zu schützen), bevor die Polizei ihn zu den Huris sandte. Dass der Pariser Vorort, in welchem der Verwirrte angeblich wahllos um sich stach, Villejuif heißt, mag Zufall sein; dass Zeugen berichteten, der – übrigens "polizeibekannte" – Messerstecher habe während seiner Tat immer wieder "Allahu akbar!" gerufen, mag Vorurteile bestätigen; dass die Staatsanwaltschaft erklärte, in den Hinterlassenschaften des Mannes seien Hinweise auf eine Konversion zum Islam gefunden worden, und das französische Staatsfernsehen berichtete, man habe in seinem im Diesseits verbliebenen Rucksack Schriften zur "religiösen Bildung“ gefunden, ist natürlich ein gefundenes Fressen für Islamophobiekranke und rechte Hetzer.

Folgende Frage sei erlaubt: "Il s'est converti à l'islam parce qu'il voulait tuer, ou l'inverse?" – "Ist er zum Islam konvertiert, weil er töten wollte, oder umgekehrt?"

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