Stationen

Sonntag, 31. März 2024

Schuld

Ausnahmsweise wieder einmal ein guter Beitrag im Dlf.

Verlogen bis aufs Mark

 


Erstens: Sie verschweigt die Ursache des Problems.

Zweitens: Wer hat jemals einen Promi ihres Formats in der Bahn getroffen?

Drittens: Männer werden zweimal häufiger Opfer von Gewaltkriminalität als Frauen.

Ernst Jünger

 


Deja vue: 1994

 


Kubicki, dieser Umfaller, der immer erst laut tönt und am Ende dann doch jeden totalitären Scheiß der Ampel abnickt, ist mindestens eine genauso große Gefahr wie Faeser. Letztere ist wenigstens aufrichtig.


Das sind zwei Schwerverbrecher - korrupter als die kommunistischen Richter Italiens



Freitag, 29. März 2024

Hervorragend

Eine der besten Reden, die ich in dieser bitteren Zeit gehört habe. Dass es Privatstädte geben wird (die sich aus den Gated Communities heraus bilden werden), eine Art neuer Hanse und somit eine gewisse Rückkehr ins Mittelalter, glaube ich auch.

Donnerstag, 28. März 2024

Antonio Rüdiger ruht in Gewissheit

 


Das Christentum

Das Christentum besitzt viel ungenutztes Potential. Es ist, mit Roger Köppels Worten, eine unterbewertete Aktie. Solange es von Leuten verwaltet wird, deren Hirn verkleistert ist (wie bei den meisten Vordenkern unserer Zeit in der jetzt gerade in den Riemen hängenden Generation und nicht nur bei den Repräsentanten der Kirchen), wird sich daran allerdings nichts ändern. Aber charakterstarke Männer wie Martin Michaelis sind nicht nur wendig, sondern ihre Schritte auch sehr durchdacht. Ich glaube allerdings, dass man sich nicht nur an Luther orientieren sollte. Friedrich Spee und Dante sind mir mit der Zeit mindestens eben so wichtig geworden. Und Joseph Ratzinger! Nichtsdestotrotz muss zur Kenntnis genommen werden, dass die Religionen wie alte Schiffe sind, die wegen Teredo navalis alle lecken. Nicht nur Missbrauchsskandale sind das Problem (die sind nur ein Symptom), das größte Problem ist die theologische Unterbelichtung und die weltanschauliche Unzulänglichkeit. Interessanterweise steht dieser strukturellen Inkonsistenz keine in sich ruhende Naturwissenschaft gegenüber. Man hat im Gegenteil den Eindruck, dass die Denkfaulheit und Schlamperei der Theologen auf die Weltanschauung hervorbringenden Akteure in den Naturwissenschaften übergegriffen hat. Und da diese Spezialisten viel zu sehr mit ihren Spezialgebieten beschäftigt sind, denken sie nie etwas zuende und unterschreiben dann irgendwelche Deklarationen, die ihnen vom Zeitgeist aufgenötigt wurden.


Man kann hier - wer hätte das gedacht! - einen wahrhaft vorbildlichen Harald Schmidt sehen. Und in der Gestalt Margot Käßmanns die monumentale Überheblichkeit evangelischer Dummheit und exihibtionistischer, hilfloser und engstirniger Betroffenheitsbuckelei.

Das profundeste Gespräch, dass ich je über Religion gehört habe, ist dieses hier zwischen Flaig und Engels.

 

Europa ist schwach

Schon vor 20 Jahren war ich erstaunt, wie schwach, dumm und beliebig Europa "agierte". Aber heute bin ich nicht erstaunt, sondern entsetzt, dass sich daran nichts geändert hat bzw. dass Europa in zwei Jahrzehnten sogar noch schwächer, dümmer und beliebiger wurde.

Was für herrliche, lebendige Musik!

Ich nehme hiermit zur Kenntnis, dass Karajan, Böhm, Bernstein, Furtwängler, Toscanini diese Symphonie nie gespielt haben. Woran das liegt, werde ich vielleicht eines Tages noch erfahren, aber wahrscheinlich nie. Man kann eben nicht alles verstehen.

Mittwoch, 27. März 2024

Der gute Rosché tut, was er kann, um Orientierungshilfe zu leisten

 

Quod erat demonstrandum

Wenn ich heute lese, was ich vor 14 Jahren über das Problem der Glaubwürdigkeit als dem entscheidenden Problem unserer Epoche schrieb, dann kann ich mir nur auf die Schulter klopfen und mich dafür loben, wie hellsichtig ich war.


 

 

Veris

 

 

 

 

 

 

 

Ohrwurm für Sitting Bull

 

Jo Mey

 

Er war nicht immer so feige



Dienstag, 26. März 2024

Toi, toi, toi

1. war ich seit 2003 sicher, dass es in D zur Gründung einer neuen rechten Partei kommen würde, weil D inzwischen 4 sozialdemokratische Parteien hatte. 2. hatte ich erlebt, wie Berlusconi den Linken immer mindestens 2 Schritte voraus war und stellte mir deshalb vor, dass es in D genauso oder sogar besser kommen würde. Aber mit der zweiten Erwartung irrte ich mich. 

Die wurschteln jetzt seit über 10 Jahren vor sich hin und haben den Zeitpunkt längst versäumt, als brillante Journalisten, Juristen und Manager hätten zum Gegenangriff übergehen müssen. D wurde während dieses Jahrzehnts immer mehr zum Irrenhaus, und - egal, was uns die Zukunft bringen wird - es wird weiterhin noch schlimmer werden und D immer unregierbarer. Rette sich, wer kann.

Gesunder Menschenverstand

 


Dümmer als die prominenten Klugscheißer sind nur noch die prominentinnen Klugscheißerinnen

 

Ich bin eine Raupe
Und du bist ein Reh
Ich werd' ein Schmetterling
Und du wirst Filet!

Wenn jetzt alle Spargel selbst stechen müssten, würde auch kaum einer Spargel essen.

Montag, 25. März 2024

Was tun, wenn es die eigenen Kinder trifft

 Hier ein paar Tipps.

Sprachkompetenzinklusion

 




Une grande nation

 




Kanon

 


Sonntag, 24. März 2024

Das ZDF ehrlich?? Wie ist das möglich???

 

Immerhin!
 

Das absolut linientreue ZDF outet nun plötzlich die Corona-Maßnahmen als politisch befohlene Lügen; aus irgendeinem Grund muss es die Wahrheit zu diesem Corona-Putsch von Oben jetzt rauslassen... 

Aber wo bleibt das ganz große Mea Culpa der ZDF-Verantwortlichen gegenüber denen, die schon sehr früh immer wieder die Wahrheit sagten und die auch und gerade im ZDF massiv verleumdet, verletzt und sozial geächtet wurden?! 

Die Wahrheit wurde vom ZDF "Verschwörungstheorie" genannt, weil sie dem Spahn'schen und Lauterbach'schen Hysterie-Diktat widersprach, das damals erwünscht war. Von wem, außer den beiden Genannten (und natürlich Merkel), war es erwünscht? Und wer ist mit dem "externen Akteur" gemeint? Ist das ein Ablenkungsmanöver? Wird da jemand zum Sündenbock gemacht? Kommt ein wirklich Schuldiger nun vor den Richter? Fragen über Fragen.

Im Wiedergutwerdungstaumel

 


Bezüglich der clownesken „Demokratie wählen“-Choreographie auf der Leipziger Buchmesse bin ich im Kommentarbereich meines Beitrags über folgenden Text gestolpert: „Zum Abschluss der Konferenz wurde eine Ehrung des Genossen Stalin gefordert. Natürlich standen alle auf (so wie sie auch während der Konferenz bei jeder Erwähnung seines Namens aufgesprungen waren). ... Drei Minuten lang, vier Minuten lang, fünf Minuten lang dauerte der stürmische Beifall, der sich zu einer Ovation steigerte. Aber die Handflächen taten schon weh und die erhobenen Arme schmerzten schon. Und die älteren Leute keuchten vor Erschöpfung. Selbst für diejenigen, die Stalin wirklich verehrten, wurde es unerträglich albern.

Doch wer würde es wagen, als Erster aufzuhören? ... Immerhin standen NKWD-Männer in der Halle und applaudierten, um zu sehen, wer zuerst aufhören würde! Und in dem dunklen, kleinen Saal, den der Anführer nicht kannte, ging der Applaus weiter - sechs, sieben, acht Minuten! Sie waren am Ende! Die Sache war gelaufen! Sie konnten nicht mehr aufhören, bis sie mit einem Herzinfarkt zusammenbrachen! Im hinteren Teil des Saals, der überfüllt war, konnten sie natürlich ein wenig schummeln, weniger häufig, weniger kräftig, nicht so eifrig klatschen - aber dort oben beim Präsidium, wo alle sie sehen konnten?

Der Direktor der örtlichen Papierfabrik, ein unabhängiger und willensstarker Mann, stand beim Präsidium. Er ist sich der ganzen Falschheit und Unmöglichkeit der Situation bewusst und applaudiert trotzdem weiter! Neun Minuten! Zehn! Voller Angst beobachtet er den Sekretär des Kreisparteikomitees, aber dieser wagt es nicht, aufzuhören. Unzurechnungsfähigkeit! Bis zum letzten Mann! Mit gespielter Begeisterung in den Gesichtern, die sich gegenseitig mit schwacher Hoffnung anblicken, werden die Bezirksvorsitzenden immer weiter applaudieren, bis sie auf der Stelle umfallen, bis sie auf Bahren aus dem Saal getragen werden! Und selbst dann würden die Übriggebliebenen nicht zögern...

Dann, nach elf Minuten, nahm der Direktor der Papierfabrik eine geschäftsmäßige Miene an und setzte sich auf seinen Platz. Und, oh, ein Wunder geschah! Wo war die allgemeine, ungehemmte, unbeschreibliche Begeisterung geblieben? Alle anderen blieben wie erstarrt stehen und setzten sich. Sie waren gerettet.

Das Eichhörnchen war klug genug gewesen, von seinem sich drehenden Rad zu springen. So aber entdeckten sie, wer die unabhängigen Menschen waren. Und so gingen sie daran, sie zu beseitigen. Noch in derselben Nacht wurde der Fabrikdirektor verhaftet." Alexander Solschenizyn, Archipel Gulag

 

Naja, so weit sind wir noch nicht.

Aber man spürt, dass hier ein Trend Gestalt angenommen hat, der in diese Richtung geht, und zu recht hat jemand betreffs des obigen Bildes die Frage gestellt: Halten die auf dem Bild Anwesenden diesen Affenzirkus wirklich für Demokratie oder wissen sie, dass es nur eine Show ist, die zur Massenverarschung gehört?

 

Es ist eine Trance, in der die genannten beiden Möglichkeiten sich verquicken und zu Selbstverarschung im Kollektivrausch werden (und am peinlichtsten ist, dass die deutschen sogar weltfremd genug sind, um aus dieser Melange eine außenpolitische Mission zu machen). Das Entweder-Oder ist entwaffnet und besiegt. Es ist immer noch der Wiedergutwerdungstaumel, in den Merkel den Teil der Bevölkerung versetzt hat, den man einst als "deutsches Volk" bezeichnete. (Dieser Taumel begann übrigens als winziger Keim aus einem einsamen Korn zu brechen, als Joschka Fischer - beim Ringen um einen Sitz im UN-Sicherheitsrat - sagte: "Wir-sind-wieder-wer gibt's mit mir nicht")

Die klugen, intelligenten Anständigen sind nicht mal mehr im Promillebereich anzutreffen, nur noch als Spurenelemente. Man kann ja keine deutsche Radiosendung mehr ertragen und schon gar nicht das Fernsehen (bei Sat1 gibt es wenigstens manchmal einen unterhaltsamen Film mit angenehmen Reklameunterbrechungen, während derer man auf die Toilette gehen kann). In den englischsprachigen, konventionellen Medien sieht es ähnlich düster aus. Es ist ein Glück, polyglott zu sein in diesen Zeiten, denn man möchte ja nicht ständig immer nur alternative Medien konsumieren. Italien gehört glücklicherweise zu den gesünderen Nationen (Cesare Musatti meinte sogar, die Italiener seien das gesündeste Volk der Welt), aber auch Portugal und Dänemark sind anheimelnd. Leider verstehe ich kein ungarisch. Das winzige Israel hat auffallend viele Sender, wo man gute und interessante Musik hören kann. Hier wird man fündig. 

Samstag, 23. März 2024

Deutschlands ehrlichster Sozialarbeiter

Wolfgang Büschel

 Und hier sein teuflischer Gegenspieler, der schon viele Jahre bevor Merkel "Wir schaffen das!" dekretierte, seine Verbrechen beging.

Mitleid

 

Der Typ ist mit Stipendien, Fördergeldern und Preisen förmlich zugeschissen worden. Aber wenn er einen Preis, für den er nominiert war, ausnahmsweise mal nicht gewann, lag es natürlich nur daran, dass er "der Türke" ist.

Dasselbe gilt für Feridun Zaimoglu und Vati Akin. Übrigens, warum sind Türken viel besser integriert als die Italiener, die mit Liza Minelli, Roberto De Nero, Franco Sinatra, Franco Zappa, Silvester Stallone, Martino Scorzese, Madonna Ciccone und, und, und so viele Preise in den USA gewonnen haben? 

Weil die Türkei zu weit weg war von Deutschland, um sich nicht in Deutschland integrieren zu müssen. Genauso wie die USA für die Italiener zu weit weg waren, um dort nicht Superkarrieren anzustrengen. In Deutschland schlägt man als Italiener nur dann Wurzeln, wenn man eine Pfeife wie Giovanni Di Lorenzo oder Ingo Zamperoni ist (oder wie Lanz und Maischberger, die in ihrer Jugend in Italien wenigstens gelernt haben, wie man die Leute geschickt ausfragt, ohne je über sich und die eigene Familie zu reden). Das Problem der Deutschen ist, dass sie keine Menschenkenntnis haben (weshalb sie die Psychologie erfunden haben).

Diese größenwahnsinnigen Jammerlappen hat Deutschland sich herangezüchtet, weil es damals, als Kennedy Deutschland während der Kubakrise dazu zwang, seinen Arbeitsmarkt für Türken zu öffnen (weil Chruschtschow die amerikanischen Raketen in der Türkei ein Dorn im Auge waren und die Türkei dafür entschädigt werden musste, dass Kennedy diese Raketen beschloss abzuziehen) den Mund nicht aufkriegte bzw. weil es auch in den 70-er Jahren diesbezüglich den Mund nie aufkriegte. Wieso hat nicht einmal Alfred Dregger das nie zur Sprache gebracht?? Der war doch sonst nicht auf den Mund gefallen. Wusste er es nicht? War die CDU schon damals zu feige, um diese Zusammenhänge wenigstens intern zu besprechen?? Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie so etwas passieren kann. Warum gibt es in Deutschland immer diese merkwürdigen Geheimnistuereien, die offenbar transversal funktionieren und somit eine verhängnisvolle Querfront sind?

Das werden rauhe Tage und bittere Jahre

 

Die Rechtschreibreform war ein Menetekel

Bittere, bittere Jahre

 

 


 

Alle Kulturen und alle Länder sind xenophob. Und sie werden alle rassistisch, wenn zu viel Fremde kommen. 

Es sind aber auch alle xenophil, wenn die Fremden sehr wenige bleiben und als Kuriosität gelten können. Dann respektiert man sogar ihre merkwürdigen, so anderen Sitten, auch die merkwürdigsten (wenn es sich nicht ausgerechnet um Kannibalismus handelt), einschließlich Polygamie, Heiratsvereinbarungen unter Sippen und Verheiratung Minderjähriger (was mit Pädophilie nichts zu tun hat, Elisabeth_von_Thüringen wuchs sogar mit ihrem zukünftigen Gatten auf, weil das die betreffenden Familien so vereinbart hatten). Das alles sind Selbstverständlichkeiten. 

Aber dank Antibabypille gelang es den 68ern der überwältigenden Mehrheit derer, die damals 10 Jahre alt waren, als Jane Birkin im Radio stöhnte, eine Unmenge wirklich nagelneuer Schnapsideen (zusätzlich zu den abgestandenen Sozialismusträumen) einzureden, jede überlieferte Selbstverständlichkeit in den Müll zu kippen und als veraltet abzustempeln und sich als glaub-würdige Repräsentanten einer neuen Glaub-Würdigkeit aufzuspielen. Diese Hohepriester des Hedonismus haben sich durchgesetzt, und jetzt haben wir an der Spitze der CDU nicht nur Merz, sondern sogar Affen wie Daniel Günther und wie den Verbrecher, der dem Verfassungsgericht präsidiert. Die Mentalität der Verfassungsrichter wurde über Jahrzehnte von der Evangelischen Kirche Deutschland geprägt, wo sich die Nachkommen zerknirschter Nazis profilierten, um die Chose ins andere Extrem, das des Internationalsozialismus zu stürzen. Das einzige, was noch Linderung katalysieren könnte, wäre diffuser Überdruss. Der Ekel vor der immer mächtiger werdenden Beliebigkeit bleibt jedoch aus.

Freitag, 22. März 2024

Gute Gründe ohne Zahl

 

Normalerweise erscheinen auf Publico persönliche, aber keine höchstpersönlichen Beiträge, also Texte in Ich-Form. Der Autor gehört nämlich zu einer Journalistengeneration, für die es sich nicht gehörte, in der ersten Person zu schreiben. Um davon abzuweichen, bedarf es guter Gründe. Die Geschichte über die 16-jährige Schülerin in Ribnitz-Damgarten, die der Schulleiter aus dem Unterricht holte, um sie mit drei Polizeibeamten zu einem Aufklärungsgespräch im Rektoratszimmer zu führen, rechtfertigt die Ausnahme. Denn sie erinnert mich an meine Schulzeit. Das Richard-Wossidlo-Gymnasium in der mecklenburgischen Stadt sieht deutlich schicker aus als die Schulgebäude in der kleinen sächsischen Stadt, in denen ich in den achtziger Jahren mal lernte, mal nicht. Der Direktor in Ribnitz-Damgarten namens Jan-Dirk Zimmermann drückt sich vermutlich geschmeidiger und medienaffiner aus als die leitenden Pädagogen, die ich damals erlebte. Und selbstverständlich sehen die Polizisten heute anders aus, sie benehmen sich auch anders. Schließlich handelt es sich auch um ein anderes Land. Da ich beide kenne, kann ich die Unterschiede ganz gut beurteilen. Die Ähnlichkeiten allerdings auch. Ein bestimmter Typus Mensch bleibt zeit- und systemübergreifend erhalten. Abseits günstiger Bedingungen zieht er sich in Nischen zurück, in einem für ihn vorteilhaften Klima hingegen blüht er auf und neigt dazu, sein Einflussgebiet stark zu vergrößern. In Herrn Zimmermann, der übrigens gar nicht aus der Täterä stammt, sondern aus dem fernsten Westen, aus Aachen, erkenne ich bestimmte Figuren aus meiner Jugendzeit wieder. Und nicht nur Figuren. Die Geschichte aus Ribnitz-Damgarten bringt tief unten abgespeicherte Erinnerungen wieder nach oben. Mir kommt es in solchen Momenten vor, als würde mein früheres Leben in eine zweite Runde gehen, auf einem etwas anders (besser) ausgeschmückten Parcours, aber prinzipiell der gleichen Strecke. Das würde immerhin meine chronische Müdigkeit erklären.

Bevor es um die Zeit vor etwa vierzig Jahren geht, soll es hier schnell noch eine kurze Übersicht darüber gegeben werden, was sich in Ribnitz-Damgarten zutrug. Wie schon erwähnt, holte am 27. Februar 2024 der Direktor mit Polizeibegleitung eine 16-jährige Schülerin der 9. Klasse mit Polizeibegleitung aus dem Unterricht. Es folgte ein Gespräch der drei Beamten mit dem Mädchen in Anwesenheit des Schulleiters. Den Anlass lieferte eine bisher anonym gebliebene Tippgeberin, die insgesamt acht Posts der Schülerin auf TikTok und Instagram mit Screenshots dokumentierte. Darunter befand sich ein Post mit dem Schriftzug ’nix yallah yallah‘. Ein anderer zeigt sie mit einem Kapuzenpullover mit dem HH-Logo der Marke Helly Hansen, einer norwegischen Firma, deren Kleidung Hunderttausende tragen. Irgendwo kommt die Zahl 1161 vor, angeblich ein Code für ‚Anti-Antifa‘. Genau das steht auch noch ganz uncodiert in ihrem Profil: „Anti-antifa“. Weitere Botschaften: „In Deutschland wird deutsch gesprochen“; „heimat freiheit tradition, multikulti endstation“. Nichts davon erfüllt irgendeinen Straftatbestand. Das sieht auch die Polizei nicht anders.

Durch seine Veröffentlichungen legt das Mädchen nah, dass sie keine Linken mag. Die muss aber auch niemand mögen. Was sie an Symbolik benutzt, lässt vermuten, dass sie in ihrem Antilinkssein relativ weit rechts steht. Aber eben nicht in einer Weise, dass es Polizei und Staatsanwaltschaft etwas angeht. In diesem Land finden immerhin auch Solidaritätsdemos für untergetauchte RAF-Mitglieder statt, andere können sehr selbstbewusst öffentlich die Kalifat- und Schariaherrschaft fordern. Alles in allem entspricht das Mädchen dem ebenfalls zeitübergreifenden Teenagertyp, der unbedingt das Gegenteil dessen vertreten will, was seine Lehrer und Politiker der Regierungsparteien gut finden (in Mecklenburg-Vorpommern sind das die SPD und die mehrmals umbenannte SED). Sechzehnjährige verfügen meist noch nicht über ein ausgefeiltes Weltbild; sie lassen sich eher von dem Reflex leiten, auf Knöpfe zu drücken, an denen Autoritäten das Schild angebracht haben: Drücken streng untersagt. Bis jetzt lässt sich nicht erkennen, warum sich der Schulleiter überhaupt bemüßigt fühlte, die Polizei zu holen. Dass die TikTok- und Instagram-Äußerungen des Mädchens unter Meinungsfreiheit fallen, hätten die Beamten auch am Rechner auf ihrem Revier feststellen können. Unklar bleibt auch, auf welcher Rechtsgrundlage das Gespräch mit der Schülerin stattfand. Der Innenminister meinte zunächst im Landtag, es habe sich um eine „Gefährderansprache“ gehandelt. Dafür gibt es in Mecklenburg-Vorpommern keine gesetzliche Grundlage. In anderen Bundesländern existieren entsprechende Regelungen; sie sehen allerdings vor, dass eine konkrete Gefahr von einer Person ausgehen oder Tatsachen vorliegen müssen, die eine Gefährdung der Öffentlichkeit erwarten lassen. Außerdem schreiben sie vor, dass Gespräche dieser Art mit Minderjährigen nur in Anwesenheit eines gesetzlichen Vertreters stattfinden dürfen.

Mittlerweile erklären Polizei und Schulministerium die eigenartige Konversation an der Schule zum „Aufklärungsgespräch“. Ein „Aufklärungsgespräch“ von Polizeibeamten mit einem Bürger, gegen den überhaupt nichts vorliegt, kennt die bundesdeutsche Rechtsordnung allerdings nicht. Schon gar nicht über dessen private politische Ansichten. Der Staat benahm sich mit dieser Aktion und anschließend in seiner Öffentlichkeitsarbeit, als die Sache in die Presse kam, nicht neutral, um es vorsichtig zu sagen. Wenn die Polizei verbreitet, die Jugendliche habe auf einem geposteten Foto ein Oberteil mit den eingestickten Buchstaben HH getragen und Journalisten damit inoffiziell darauf hinweist, das könne für „Heil Hitler“ stehen, dann entsteht ein anderes Bild, als wenn die Behörde nur erklärt hätte, sie trage auf einem Bild einen Helly-Hansen-Kapuzenpulli. Vor allem stellt sich die Frage, warum der Innenminister nicht einfach einräumte, hier sei wohl ein Polizeieinsatz ein bisschen aus dem Ruder gelaufen, sondern herumtönte, das Mädchen sei ja schließlich nicht in Handschellen abgeführt worden, sie solle sich also nicht so haben.

In meinen sächsischen Kleinstadtzeiten herrschten wirklich andere Bedingungen. Um Verfahrensregeln scherte sich der damals realexistierende Staat von vornherein nicht. Seine Repräsentanten konnten also auch nicht dagegen verstoßen. Unbotmäßige Presseorgane und unkontrollierte soziale Medien störten nicht einmal punktuell. In der DDR gab es zwar eine unüberschaubare Vorschriftenfülle, aber eben nur für die Standardbürger, nicht für ihre Aufseher. Die einzige öffentlich bekannte Festlegung zur Arbeit der Staatssicherheit beispielsweise bestand in dem Gesetz über die Gründung des MfS aus dem Jahr 1950. Alles Weitere entschied das Organ selbst. So ging es vertikal durch den Staat. Natürlich stand nirgendwo, wie eine sogenannte Aussprache in der Schule formal zu laufen hatte, zu der ich genauso wie republikweit tausende andere irgendwie auffällige Schüler zitiert wurde. Es gab nur eine Grundkonstellation: Der Delinquent saß immer allein mehreren anderen gegenüber. Die Deutungshoheit über Gesprächsverlauf und -ergebnis lag immer bei ihnen. Dieses Überwältigungsprinzip scheint in Mecklenburg-Vorpommern immer noch bestens zu funktionieren.

Zum ersten Mal zitierte mich der Schuldirektor in der neunten Klasse zu sich und irgendeinem Dabeisitzer. Ich hatte aufgrund der damals in allen Schulen üblichen Ermahnungen wegen Schwatzens und allerlei anderer Dinge Ausweise einer von mir erfundenen Schülergewerkschaft gezeichnet, mit Logo, Stempel und allem Drum und Dran. Meine Gewerkschaft kämpfte unter anderem für zehn Minuten offizielle Kommunikationspause während der Unterrichtsstunde. Zugegeben keine brillante Leistung, aber für einen Fünfzehnjährigen auch nicht übermäßig albern. Ich liebte es, offiziell aussehende Dokumente und sogar Briefmarken zu zeichnen. Mein Werk fiel einem Lehrer in die Hände und – das hatte ich nicht bedacht – außerdem zeitlich zusammen mit den ersten Erfolgen der Gewerkschaft Solidarność im nicht mehr ganz so sozialistischen Bruderland Polen. Eine von Arbeitern organisierte Gewerkschaft verstand die Partei der Arbeiterklasse als konterrevolutionäre Kraft, in ihrer etwas verworrenen Dialektik noch nicht einmal zu Unrecht. Die DDR-Presse behandelte Polen als unzuverlässigen Staat, der, wie es heute heißen würde, abdriftete. Jedenfalls nahm der Schulleiter die Angelegenheit vollkommen ernst. Aussprachen besaßen natürlich nie den Charakter eines Gesprächs, sondern eines Verhörs. Was ich mir dabei gedacht hätte? Bei dieser Weltlage? Wahrheitsgemäß antwortete ich, ich hätte mir so gut wie nichts dabei gedacht. Es folgten ausführliche Hinweise auf die große Gefährlichkeit meiner Zeichnerei. Und: Nie wieder! Sonst könne ich das Abitur nämlich vergessen. Der Direktor gehörte übrigens nicht zu den Fanatikern. Er wollte hauptsächlich für sich selbst Ärger mit übergeordneten Kräften vermeiden.

An dieser Stelle muss ich einflechten, dass ich über zwei Bonuspunkte verfügte. Erstens hatte ich es einmal geschafft, bei einer Mathematikolympiade auf Kreisebene zu gewinnen. Eher aus Versehen und zu meiner Überraschung, mit niedriger Punktzahl und in einem schwachen Jahrgang, aber immerhin. Unsere Schule besaß einen Ruf wie Donnerhall bei Sportwettkämpfen; Mathe-Medaillen räumte nur sehr selten jemand ab. Diese Steigerung des Ansehens freute den Direktor. Außerdem bestand ich in der achten Klasse die Aufnahmeprüfung für die sogenannte Abendklasse an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, wo Jugendliche ab 14 einen Mal- und Zeichenkurs belegen durften. Das Etikett Künstler verschaffte mir eine Art Unzurechnungsfähigkeitsbescheinigung, also das, was man damals umgangssprachlich einen Jagdschein nannte. In der recht exotischen Kombination mit der Mathesache machte sich das gut. Deshalb und – wie der Direktor mir einschärfte – wegen meines jugendlichen Alters sah er mir die Gewerkschaftsgründung insofern nach, dass er meinen Wechsel an die Erweiterte Oberschule (EOS) nicht verhinderte. Der wackelte noch einmal heftig, als ich in einer Unterrichtsstunde die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der DDR anders einschätzte als das „Neue Deutschland“. Es gab wieder eine Aussprache. Verwarnung! An der Erweiterten Oberschule herrschte dann eine deutlich sorgfältigere politische Aufsicht. Die Schulleiterin war Gattin eines Politoffiziers. Ihre Hauptsorge bestand nicht darin, Schwierigkeiten mit höheren Stellen zu vermeiden. Sie wollte deutlich mehr als nur ihre Pflicht tun. Hier gab es eine schon deutlich verschärfte Aussprache, weil ich gesagt hatte – es ging um Spielzeugmodelle von NVA-Panzern und irgendwie auch um den gerade eingeführten Wehrkundeunterricht –, ich würde Kriegsspielzeug ablehnen (damals war ich pazifistischer als heute). In der erwähnten Aussprache belehrte mich der Staatsbürgerkundelehrer, die Bezeichnung laute „patriotisches Spielzeug“; wenn ich das als Kriegsspielzeug bezeichnete, würde ich behaupten, die NVA wolle Krieg und das sei westliche Propaganda. In diesem Fall schwallte er auch meine Mutter mit seiner Warnung voll, ich würde noch einmal große Schwierigkeiten bekommen.

Wobei: Weder der alte Schuldirektor noch die EOS-Direkteuse oder der Staatsbürgerkundewilli waren je so verrückt, die Polizei oder sonstige außerschulische Unterstützung heranzutelefonieren. Die nächsten ein- und zudringlichen Gespräche führten mehrere Autoritäten mit mir, um mich von einem dreijährigen Dienst in der NVA zu überzeugen. Warum diese Leute ausgerechnet mich zum Unteroffizier machen wollten, also den dafür am wenigsten geeigneten Menschen der Republik, erschloss sich mir nie. Bei dem ersten Gespräch dieser Art bekam ich mitgeteilt, wenn ich mich nicht verpflichtete, würde es aber schwierig mit einem Studienplatz. Im letzten lautete die Ansage, da ich meine Ansicht nicht geändert hätte, könne ich ein Studium eben vergessen – egal, welches Fach. Und eingezogen würde ich dann erst mit 27, „wenn Sie Frau und Kinder haben“.

Es gab in der DDR keine Verpflichtung, länger als 18 Monate bei der Armee zu dienen. Überhaupt existierten deutlich weniger formale Mitwirkungszwänge, als heute viele West- und später geborene Ostdeutsche glauben. Niemand musste zur Demonstration am 1. Mai erscheinen. Der Eintritt in die SED oder eine Blockpartei geschah freiwillig. Niemand musste heimlich der Staatssicherheit zuarbeiten. Für einen Direktor bestand keine direkte Pflicht, Schüler mit abweichenden Tendenzen zur Aussprache zu zitieren. Und selbst wenn er es tat, konnte er die Angelegenheit als Formsache behandeln. Er konnte aber auch dafür sorgen, dass der Schüler nicht zum Abitur zugelassen wurde. Der Staat verfügte über eine große Auswahl meist informeller Mittel, um die Lebenswege seiner Bürger zu beeinflussen. Die DDR-Bevölkerung teilte sich grob in diejenigen ein, die inbrünstig an die Richtigkeit der Ordnung glaubten; in den Typus, der die gebotenen Aufstiegschancen nutzte, ohne dafür eine Weltanschauung zu verinnerlichen, in die Durchwurstler, diejenigen, die sich ganz zurückzogen und in den kleinen und stark spitzeldurchsetzten Haufen der Oppositionellen. In meiner Abiturklasse lehnten es nur noch zwei andere Jungs ab, länger als 18 Monate zur Armee zu gehen. Viele in meinem Jahrgang traten schon mit 18 in die SED ein. Sie taten das, weil man das eben so machte, um nach dem Studium in Leitungsposten aufzusteigen. Politische Überzeugungen spielten bei ihnen kaum eine Rolle. Gesprächsweise stellte ich fest, dass ich offenbar als Einziger in der Klasse tatsächlich ein bisschen Marx gelesen hatte.

Eine Formulierung wiederholte sich in den Aussprachen immer wieder, nämlich die Versicherung der Aussprecher, sie würden sich große Sorgen um mich machen. Ich hätte doch Talente. Ob ich mir wirklich den Weg verbauen wolle? Diesen gallertigen passiv-aggressiven Wir-wollen-doch-nur-dein-Bestes-Tonfall, mit dem die Beamten nach Schilderung des Schul- und Innenministeriums in Ribnitz-Damgarten auf das Mädchen einredeten, kenne ich also aus eigener Erfahrung. Auch der überdauert offenbar Zeiten und Epochen.
Von dem, was die DDR an Mitteln und Möglichkeiten bot, um widerwillige Untertanen kleinzukriegen, lernte ich so gut wie nichts kennen. Noch nicht einmal den allerersten Kreis der verschiedenen Höllen. Es gab Jugendwerkhöfe für die Jüngeren, Gefängnisse für Ältere, den Armeeknast Schwedt für Soldaten, die aus der Reihe tanzten, es gab routinierte Zwangsernährung mit Kieferausrenken und Schlauch in den Magen, falls jemand auf die Idee kam, es als Insasse dieser Institutionen mit einem Hungerstreik zu versuchen. Diejenigen, die dieses volkseigene Schinderkombinat betrieben, gehörten zu den widerwärtigsten Erscheinungen, glaubten aber oder legten es sich zumindest so zurecht, dass sie damit dem höchsten Menschheitsglück dienten. Der Satz: „Wo gehobelt wird, fallen Späne“ gehört auch zu den Wendungen, die alle angeblichen Geschichtsbrüche überstehen.

Wie gesagt, nichts von diesen Bösartigkeiten bekam ich mit. Ich konnte nicht studieren, das war alles. Ich arbeitete in verschiedenen Berufen, ab und zu verkaufte ich ein Bild. Mein Jagdschein half mir manchmal. Einmal, als ich im äußersten Westen des Berliner Ostens die Vorlandmauer (die Mauer vor der Mauer) an dem Stück Spree hinter dem Bahnhof Friedrichstraße zeichnete, kam ein Polizist und fragte, was ich da machen würde. Ich antwortete: Zeichnen, das mache ich öfter, und zeigte ihm mein Skizzenbuch. Er blätterte darin, gab es mir zurück und meinte: „Aha, Künstler.“ Erst später fiel mir auf, dass er das in fast dem gleichen Tonfall sagte wie der Gehilfe von Zahnstocher-Charly in „Manche mögen‘s heiß“, nachdem er in der Garagenszene die Instrumentenkästen von Jack Lemmon und Tony Curtis inspiziert hat und feststellt, dass sie wirklich nur Instrumente enthalten: „Musiker“.

Aus der Skizze machte ich eine Radierung.


 

Im Herbst 1989 arbeitete ich als Gärtner eines Künstlers in Leipzig, vermutlich als einziger Privatgärtner der ganzen Stadt. Von meinem Arbeitsplatz schaffte ich es ab Ende September bequem mit der Straßenbahn zu den Montagsdemonstrationen. Irgendwelche staatlichen Autoritäten, die mich deshalb in ihre Büros bestellen konnten, gab es in meiner Umgebung nicht mehr. Ab Ende 1989 begann ich, als Journalist für das „Sächsische Tageblatt“ zu schreiben. Auf einmal erwies es sich als vorteilhaft, weder an der Karl-Marx-Universität Journalismus studiert noch einer DDR-Partei angehört zu haben. Um die NVA war ich auch herumgekommen, während die meisten meiner Klassenkameraden dort drei ihrer Lebensjahre totgeschlagen hatten. Als einige von ihnen ihr eben angefangenes und jetzt abgewickeltes Gesellschaftswissenschaftsstudium verlassen mussten, bot mir die Zeitung eine Redakteursstelle an. Ich beklage mich nicht, ich beklage mich nicht (um eine zweite Lieblingsfilmszene zu zitieren).

Ich bestehe darauf, in der DDR nicht Opfer, sondern Täter gewesen zu sein. Ich lebte noch und sogar viel besser, als viele, die sich damals große Sorgen um mich machten, es für mich gern festgelegt hätten. Sie, die Tätärä, war tot. Jedenfalls für den Augenblick. Ich erlebte damals zusammen mit Leuten, denen es ähnlich ergangen war wie mir, die beste Zeit überhaupt, eine halkyonische Phase des Inruhegelassenwerdens. Jüngere glauben das womöglich nicht, aber es gab diese wunderbaren Jahre tatsächlich. Die völlig ungestörte Idylle innerhalb dieser Zeit begann am 9. 11.1989 und endete am 11.9.2001. Die einen Quälgeister, so dachten wir in dieser leichten Zeit jedenfalls, lagen endgültig begraben. Die neuen machten sich noch nicht bemerkbar. Dass die Mutanten der einen und die Strategen der anderen einmal eine Allianz bilden würden, wäre keinem von uns auch nur spaßeshalber in den Sinn gekommen. Eher, dachten wir, tanzt Helmut Kohl mit Brustwarzenpiercing auf der CSD-Parade in Berlin mit, als dass diese beiden jemals zusammenfinden.

Ich hätte es damals für genauso unmöglich gehalten, dass noch einmal eine von westdeutschen Freunden als ganz neu empfundene Zeit anbrechen würde, in der Ministerinnen erklären, auch Meinungen unterhalb der Strafbarkeitsgrenze müssten bekämpft werden; in der Personen Eingang in ein staatlich finanziertes Register finden, die denken, es gebe nur zwei biologische Geschlechter; in der sich der Inlandsgeheimdienst um die Bekämpfung von legalen politischen Ansichten kümmert, die er für staatsdelegitimierend hält, was laut Behördenchef schon bei nicht näher beschriebenen „Denkmustern“ beginnt. Ich hätte keinen Gedanken an die bloße Möglichkeit verschwendet, dass einmal nicht gewählte Personen auf EU-Ebene in einem freihändigen Verfahren festlegen würde, welche Meinungen in die Rubrik „schädliche Inhalte“ fallen.


Polizisten, die einen Bürger in Bayern auf seinem Grundstück in Gmund heimsuchen und eine Anklage gegen ihn, weil er zwei harmlose Plakate zur Verspottung führender grüner Politiker aufstellte? Noch 2022 hätte ich gesagt: Schlecht erfundene Dystopie. Und nicht nur 1990, auch 2015 und sogar noch 2020 hätte ich versucht, jedem die Befürchtung auszureden, in Deutschland könnte die Polizei ausrücken, um eine 16-jährige Schülerin, gegen die strafrechtlich nichts vorliegt, wegen ihrer politischen Ansichten unter Druck zu setzen.
Bei diesen Ansichten handelt es sich tatsächlich um kulturell rechte und nicht einfach nur bürgerliche Versatzstücke. Das sollte eigentlich gerade bei den Wohlmeinenden zu der Frage führen, warum Jugendliche, die ihre Lehrer und überhaupt die tonangebende Klasse heute triggern wollen, sich nicht mehr aus dem linken Fundus bedienen. Früher verstand sich das ja zumindest im Westen von selbst. (Und selbst im Osten fragten Dialektiker, siehe oben, warum der Staat im Sozialismus nicht wie von Marx vorausgesagt allmählich abstarb, sondern sich bis in den letzten Winkel ausdehnte.)

Darauf, also auf die erste der beiden Fragen, gibt es eine ziemlich naheliegende Antwort. In einer Zeit, da ein regierungsnaher Ethikrat die Rückkehr zur Planwirtschaft vorschlägt, in der die Präsidentin des Bundesgerichtshofs meint, der Kapitalismus müsse überwunden werden, in der eine Journalistin von Talkshow zu Talkshow zieht, um ihre Idee einer staatlich gelenkten Kriegswirtschaft zu bewerben, in der es zum medialen Mainstream gehört, Bewohner von zu großen Wohnungen und Aktiensparer zu Plünderungssubjekten zu erklären, besitzen Che-Guevara-Poster, Venezuelabegeisterung, Lenin-Sätze und Hammersichelaufnäher an der Jacke ungefähr den Provokationswert eines Lacoste-Poloshirts – von Bernie-Sanders-Zitaten gar nicht erst zu reden. Wer heute in diesem Alter verbotene Knöpfe drücken will, der äußert sich beispielsweise lobend über Javier Milei, zitiert das Urteil Johnny Rottens über die Linke oder übernimmt eben den im Netz aufgesammelten Spruch ‘multikulti endstation’ und ein paar andere Sätze und Symbole. Auch der ganz klassisch klassenkämpferische Einsatz für die bedrohten Arbeiter der Autozuliefererindustrie besitzt mittlerweile seinen Reiz.
Eine Neuntklässlerin wählt wahrscheinlich eher leicht kopierbares Material aus dem Netz, als sich mit Milei zu befassen. Aber je dichter Kirchen, Medien, NGOs und Politiker in ihrer Begeisterung für Wirtschaftslenkung und autoritär-progressive Öffentlichkeitskontrolle zusammenstehen und gegen rechts kämpfen, desto mehr schaut sich zumindest ein Teil der ganz Jungen nach irgendetwas um, was möglichst weit weg davon liegt. Je allergischer der politisch-mediale Komplex darauf reagiert, desto interessanter für alle, die das Bedürfnis nach Krawall verspüren. Manche Teenager lassen sich ganz gern von Mücken- auf Elefantengröße bringen. So, wie es immer den Direktorentypus von damals und heute geben wird, stirbt der distinktionsbedürftige Jugendliche nicht aus. Auch jener Phänotyp wird nie verschwinden, der dann, wenn die Zeiten sich wieder einmal ändern – nie ganz tief, aber relativ – allen versichert, er habe früher schon sehr vieles kritisch gesehen, Schlimmeres verhindert und Vieles nicht geahnt. Sollte ich das noch einmal erleben, dann weiß ich, dass auch die biografische Runde zwei komplett hinter mir liegt. Für den dritten Durchgang fehlt mir die Lebenszeit, gottseidank.   Alexander Wendt

 

Donnerstag, 21. März 2024

Seit 52 Jahren warte ich auf ehrliche Präzisierungen wie diese

Es steht ohne Frage fest, dass die humanitäre Lage im Gazastreifen bestürzend und dass dieser Krieg ein ungleicher ist. Zu viele Zivilisten kommen zu Tode, mehr als in anderen Kriegen. 30.000 zivile Opfer in Gaza stehen den 1200 israelischen Opfern des Terroranschlags irritierend asymmetrisch gegenüber und zeigen den Weg, den die rechtsextreme Regierung Netanjahus und die religiösen Hardliner in seinen Reihen als Reaktion auf die Hamas eingeschlagen haben. Und dennoch ist es bezeichnend, wie sehr insbesondere linke Kreise im Westen sich mit einer antiisraelischen Agitation islamistischer Prägung gemein machen und so zu nützlichen Idioten von muslimischen Fundamentalisten werden. Es tritt hier ein Habitus zutage, der sowohl in den alten wie auch in den neuen linken Gruppierungen mehr als verbreitet ist: Man scheint oftmals einen Mündel zu brauchen, den man paternalistisch und – als Opfer konstruiert – bevormunden kann. Je weiter dieser Mündel von einem selbst entfernt ist, umso besser, denn er wird romantisiert und folkloristisch aufgeladen; die Gewalt auf palästinensischer Seite ist dann immer auch als mythische Erzählung eines nationalen Befreiungskampfs hochstilisiert, niemals als Terror. Die Palästinenser können in dieser Logik schnell zu Indianern werden, denen man im Kampf mit den bösen weißen Siedlern hilft. Old Shatterhand lässt grüßen.

Leider hat linker Antisemitismus eine lange Tradition, der zum Beispiel nach 1945 im Deutschland der 1960er- und 1970er-Jahre seit den Ereignissen rund um den Sechstagekrieg offen zutage trat. Man solidarisierte sich mit den angeblich kolonisierten Palästinensern und beschrieb Israel vereinfachend als imperialen Aggressor. Auch die RAF war deutlich antiisraelisch und pro-arabisch eingestellt, kooperierte etwa bei der Flugzeugentführung von 1977 mit der Terrororganisation „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ und ließ sich 1970 in Jordanien von der palästinensischen Fatah im Guerillakampf ausbilden. Und heute? Nur zwei Tage nach dem Terroranschlag der Hamas auf Israel skandierte man auf einer Demonstration in Wien: „Chaibar, Chaibar, oh ihr Juden, Mohammeds Armee wird zurückkehren!“. Palästinensertuch-Linke gingen mit arabischen Demonstranten auf die Straße und fanden solcherlei Sprüche offenbar legitim. Auch „Black Lives Matter“ fällt schon länger durch antiisraelische Parolen auf, nach dem Anschlag posteten sie jedoch Unfassbares. „Black Lives Matter“ Chicago postete am 11. Oktober 2023 auf Twitter das Bild eines Paragleiters, begleitet von dem Spruch „I stand with Palestine!“ und spielte darauf an, dass die Hamas-Terroristen die Mauer zu Israel mittels solcher Fluggeräte überwanden. Auf Social Media kursierte unter selbsternannten Linken immer wieder ein bearbeitetes Bild von Netanjahu als Hitler, unter der Hakenkreuzbinde blitzt darin der Davidstern durch. Antisemitismus und Holocaustverharmlosung in einem. Solcherlei gibt es zuhauf, und es korreliert mit einer drastischen Zunahme des Antisemitismus: 1147 antisemitische Vorfälle waren es allein 2023 in Österreich, mit rasantem Anstieg ab Oktober, 18 davon waren tätliche Angriffe. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 waren es 719 Vorfälle. Pikantes Detail: Elf der 18 Angriffe aus dem Jahr 2023 wurden von Menschen mit muslimischem Hintergrund begangen. Erst unlängst wurde in der Schweiz ein 50-jähriger orthodoxer Jude von einem muslimischen Jugendlichen niedergestochen, in Deutschland ein jüdischer Student so stark verprügelt, dass er mit Schädel-Hirn-Trauma ins Krankenhaus musste.

Klar wird, dass linke Kritik an Israel sich vielfach gar nicht gegen die Rechtsextremen in der dortigen Regierung, gegen die problematische Siedlungspolitik und gegen das Erstarken eines religiös ausgelegten Zionismus richtet, sondern gegen Israel als Ganzes, als Staat. Man ist gegen den Zionismus in all seinen Ausprägungen und am Ende schließlich: gegen die Juden. Man schwieg beim Terroranschlag der Hamas, empörte sich jedoch beim Gegenschlag Israels. Israelische Interessen scheinen in dieser Logik nicht zu existieren, werden mit keiner Silbe thematisiert. Bezeichnend ist bei alledem auch, dass scheinbar viele ihre intellektuellen Hausaufgaben nicht gemacht haben und wesentliche historische Ereignisse völlig ausgeblendet werden: Denn wenn wir über die palästinensische Nakba sprechen, dann müssen wir auch über jüdische Geschichte sprechen. Über die jüdische Diaspora, über die Juden der arabischen Welt und deren jahrhundertelange Entrechtung und über die Vertreibung und Flucht von 900.0000 Juden aus arabischen und islamischen Ländern seit 1948. Man muss den Antisemitismus der arabischen Welt berücksichtigen, der nicht erst seit 1948 existiert, den Holocaust und die Millionen „Displaced Persons“ nach 1945 mitbedenken. Wer den britischen Kolonialismus thematisieren möchte, der muss auch verstehen, dass durch den Sieg der Briten die Herrschaft des osmanischen Reiches in Palästina zu Ende war. Und wer mit Blick auf Israel von Kolonialismus und Imperialismus spricht, der muss sich vielleicht einmal vergegenwärtigen, dass Israel zirka die Größe Niederösterreichs oder Hessens besitzt. Man muss, wenn man den Gegenschlag Israels verdammt, auch die Hamasführer im Kopf behalten, die ihre eigene Bevölkerung dahinvegetieren lassen und als Schutzschild verwenden. Die Palästinenser sind ein perfektes politisches Instrument islamistischer und diktatorischer Regime, um Israel als Ganzes zu delegitimieren, was mithilfe von NGO-/EU-/UNO-Geldern, die auch den Hamas-Terror mitfinanzierten, im Diskurs erfolgreich gelingt. Und schließlich muss man sich vergegenwärtigen, dass an einem einzigen Tag 1200 Israelis getötet, Babys geköpft und Frauen geschändet wurden und dass die 130 Geiseln immer noch nicht in Sicherheit sind. Wer all dies immer noch ausblendet, der muss sich auch als Linker den Vorwurf des Antisemitismus gefallen lassen und sollte vielleicht einfach mal den Mund halten. Jan David Zimmermann

Diese intellektuelle Redlichkeit taucht mit einem halben Jahrhundert Verspätung auf. Sie ist nicht nur auf Grund der Verspätung überflüssig geworden. Inzwischen wäre viel wichtiger einzusehen, dass uns Europäern dasselbe blüht wie den Israelis, wenn es so weit ist, dass der Islam in Europa zum Angriff übergeht. Und zwar nicht etwa, weil der Islam auf erlittenes Unrecht reagiert, sondern weil es sich da um einen Menschenschlag handelt, der - selbst im Widerspruch zur Doktin des Islams - aufbrausend, selbstgerecht, stolz, unbeugsam, viktimistisch, anmaßend, größenwahnsinnig und machthungrig ist und - im Gegensatz zu den hedonistischen Europäern - den Tod nicht fürchtet und uns Europäer verachtet. Und zwar nicht nur dann, wenn wir uns so hündisch verhalten, wie wir uns verhalten, sondern auch dann, wenn wir aufbreitspuriges Imponiergehabe nicht mit Brutalität antworten, sondern mit geduldiger Freundlichkeit. Letztere wird schlicht und einfach nicht verstanden, sondern als Schwäche empfunden.

Wenn deutsche Integrationscoaches den jungen Männern dieser tribalen Kulturen den Big Bang erklären und ihnen ein stumpfsinniges Konglomerat von SPD, Ökofanatismus, Feminismus, atheistischem Traditionshass und Geocaust unter die Nase reiben, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn sie irgendwann deswegen erschlagen werden.

Die Meute hat sie verjagt


 

De gustibus est disputandum

 

 

De gustibus non est disputandum ist das abwegigste aller Sprichwörter. Es stammt offenbar aus einer Zeit, als Hässlichkeit noch kein Problem war. Und es stammt aus einem Land, in dem Schönheit selbst heute noch von einer überwältigenden Mehrheit als ein Ideal gilt, dessen Verwirklichung in möglichst allen Lebensbereichen angestrebt werden sollte. Dieses gut gemeinte Sprichwort hat erst in Deutschland und nach und nach auch anderen Ländern aber dazu verholfen, dass größenwahnsinnige Wichtigtuer wie Beuys und Schönberg und ihre dummen Mitläufer das gesamte Abendland mit Geschmacklosigkeiten überziehen konnten. Wenn erst einmal ein paar Wichtigtuer durch unverfrorene Mystifizierungen zu Rang und Namen gelangen, beginnt ein Vorgang, der dazu führt, dass sich nach und nach überall auf der Welt in den Gemeinderäten lokale Wichtigtuer aufplustern und ins selbe Horn stoßen. Allerdings kann es nur dann geschehen, wenn die, die es besser wissen, nicht in der Lage sind zu bezaubern und der mystifizierenden Entzauberung, die für sich hat, dass sie entschlossen ist und es versteht, Interesse für Neuartiges zu wecken, auch wenn das Neuartige nichts taugt, nichts entgegensetzen kann außer dem Altbewährten, das nicht mehr vollständig überzeugend sein kann.

Und so wurde die Welt immer hässlicher, ungeschlachter, präzedenzloser... Die letzte Bastion des guten Geschmacks, durch welche herrliche Frauen wie Claudia Cardinale noch der weiblichen Schönheit Ehre und Ruhm verleihen konnten, auch sie soll jetzt geschleift werden. Den Fat-is-beautiful-Aufstand hatten wir ja schon mal, aber nicht mit diesem grimmigen, düsteren Fanatismus der mittlerweile üblich wurde. All diese chaotischen Erscheinungen sind Zeichen der Orientierungslosigkeit und Leere.

Wenn man sich verirrt hat, dann muss man die Orientierung wieder finden. Aber schon in meiner Jugend wurde es üblich, nicht danach zu streben, die Orientierung wieder zu finden, sondern "zu sich selbst" zu finden. Aber sich selbst hat man doch nie verloren, man hat sich doch immer bei sich, wohin man auch gerät! 

Ein zitronenfalterartig Lied

mit leninistischer Propaganda en passent. Aber trotzdem ein gelungenes Lied.

Mittwoch, 20. März 2024

Ralph Thiele sagt fast nur Selbstverständlichkeiten

Erstaunlich, dass so ein kluger Kopf es so lange unter den Pappnasen der Bundeswehr ausgehalten hat. So jemand wie er will es ganz genau wissen, mit eigenen Augen sehen, um sich ein Urteil zu bilden, aus nächster Nähe. Diese Leidenschaft, genau verstehen zu wollen, ist es, die es ihn hat so lange bei der Bundeswehr aushalten lassen. Ich hatte diesen Wunsch auch einmal (ich hatte schon beschlossen, mich für 4 Jahre bei der Bundeswehr zu verpflichten, um Hubschrauberpilot zu werden, als meine Mutter... das ist eine andere Geschichte), aber ich bin mir sicher, dass ich es bei der Bundeswehr nicht länger als 4 Jahre ausgehalten hätte, denn zu krass und zu viele waren für meine Leidensfähigkeit die kognitiven Dissonanzen, die ich hätte aushalten müssen, um bei der Bundeswehr Karriere zu machen.

Eine von Thiels Bemerkungen habe ich nicht als selbstverständlich empfunden! Ich würde mir nämlich eigentlich wünschen, dass Deutschland - seit es wiedervereinigt ist - eine eigene Nuklearbombe bekäme. Aber ich gestehe ein, dass Thiel mit seinem Einwand wohl recht hat: Wenn Deutschland die Atombombe hat, wollen sie alle, und dann wird es mehrmals krachen. Beim CO2 ist  der Gedanke, dass wir eine Vorbildfunktion erfüllen, lächerlich, bei der Atombombe nicht. Hut ab vor Ralph Thiel! Er hat mich etwas gelehrt. Dennoch bin ich immer noch davon überzeugt, dass man sich nicht auf die USA verlassen kann, wenn es ernst wird. Heute weniger denn je. Deswegen müsste Europa eigentlich wehrhaft und stark wie eine neutrale Superhyperschweiz werden. Aber Europa besteht aus völlig unfähigen Gestalten in meiner Generation. Und diese Generation ist es leider, die an die Hebel der Macht gelangte, als vor ca. 15 Jahren die letzten Konservativen pensioniert wurden. Darin besteht Europas Verhängnis.

Last Generation

 

Dienstag, 19. März 2024

Das waren noch Zeiten!

 

Noch ist Deutschland vielleicht nicht verloren


 

Eine Sendung wie Planet-Wissen, die sich so gerne einen Anstrich von Wissenschaftlichkeit gibt, wobei aber außer Jo Hiller keiner der Moderatoren je sorgfältig recherchiert und man sich Zumutungen anhören muss, wie eine Mykologin, die immer noch behauptet, Pilze enthielten viel Eiweiß oder einen schlafmützigen Dennis Wilms, der sich zu der Behauptung versteigt, man wisse erst, seit im 19. Jahrhundert der Pfeilstorch gefunden worden ist, dass Vögel ziehen (obwohl schon Vergil den Vogelzug erwähnte), beteiligt sich jetzt auch am Wahlkampf, und zwar indem eine Hagiographie über Willy Brandt gesendet wird. 

Alfred de Zayas traf einmal den Nagel auf den Kopf, als er sagte, eigentlich müssten die Vertriebenenverbände den Friedensnobelpreis dafür bekommen, dass sie nie eine Terrororganisation gegründet haben. Immerhin wurden 12 bis 17 Millionen Deutsche vertrieben, wobei mindestens 2 Millionen ermordet wurden. Eine kurze Zeit lang, wurde diese Tragödie endlich einmal thematisiert, als das ZDF sich 2011 ihrer annahm, aber seit die AfD gegründet wurde, ist das Thema wieder Tabu, und über weite Strecken der Heiligen-Vita des Willy Brandt, die man sich bei Planet-Wissen ausgedacht hat, werden die Vertriebenenverbände nun wieder verleumdet. Dennis Wilms bringt dann irgendwann das Gespräch mit den "Experten" wie ein kleiner Junge darauf zu sprechen, dass beim Konstruktiven Misstrauensvotum gegen Brandt zwei Bundestagsabgeordnete von der DDR bestochen wurden. Statt diesen ungeheuerlichen - als "Unternehmen Brandtschutz" bezeichneten - Vorgang nun als das, was er ist, ein Verbrechen, zu bezeichnen, wird er erzählt, als habe sich die DDR damals damit Ehre gemacht, weil dadurch ja die SPD und ihr heiliger Willy an der Macht blieben. 

Es ist unsäglich, was diese Nichtsnutze sich anmaßen. Dass es sich bei den eingeladenen "Experten" um BAFöG-Intellektuelle handelt, kann nicht überraschen. Bildungsfern wurden sie geboren, und bildungsfern blieben sie. Aber sie dürfen das deutsche Fernsehpublikum belehren.

Auf welch schmutzige Weise, Brandts Position erhalten blieb, kam ja - obwohl bereits 1973 Verdacht geäußert wurde - erst durch den Fall der Mauer ans Licht bzw. es kam nie wirklich ans Licht, denn die Medien hängten es ja nie an die große Glocke, und seit Merkel die DDR salonfähig machte, gehört es offenbar zum guten Ton, dieses Verbrechen als verdienstvolle Operation zu framen, wenn sie jetzt, wo Gras über die Sache gewachsen ist, einmal nebenbei erwähnt wird. 

Gleichzeitig warnt Peter Strohschneider vor der "despotischen Szientokratie", wie er den immer irrer werdenden Szientismus nennt. Und Faeser schwärmt, die Heiligsprechung Willy Brandts flankierend und als Trittbrettfahrerin auf dessen einstige und nachhallende Popularität aufspringend, von der Paulskirche... Mit anderen Worten: Sie instrumentalisiert 1848, um sich einen Anstrich von Demokratie zu geben, während sie gleichzeitig daran arbeitet, Diktatur und Majestätsbeleidung zurückzuholen und Meinungsfreiheit durch Einschüchterung "unterhalb der Strafbarkeitsgrenze" zu ersetzen. Mehr DDR 2.0 geht kaum,aber es wird noch mehr davon kommen, wenn man diesen Knallköpfen nicht das Handwerk legt. 

Der einzige, der die demokratische Bewegung, deren Höhepunkt die Paulskirche 1948 war, bisher angemessen gewürdigt hat, ist Max Otte.

Friedrich II. von Hohenstaufen ("der Staufer")

 

Montag, 18. März 2024

Ein Gefährder, der nicht von der Polizei als solcher angesprochen wird

 

Jan-Dirk Zimmermann


So sehr ich Höcker schätze, in diesem Fall kann ich ihm nicht beipflichten. Ich werde weder Leihmutterschaft noch die Elternschaft von Homosexuellen jemals gutheißen und stehe 100%-ig hinter Birgit Kelle. Leider kann man diese Haltung nicht rational und logisch begründen. Aber das ändert nichts daran, dass sowohl homosexuelle Elternschaft wie Leihmutterschaft (wie auch jede Form von Besamung mit anonymem Sperma!) in meinen Augen ein schweres Verbrechen ist; und zwar nicht nur gegen die Kinder, die Opfer dieser Praktiken werden, sondern gegen die Menschheit, gegen die Zivilisation, gegen menschliche Gepflogenheit, gegen das, was ich als "angemessene Verwandtschaft" bezeichne (in der es Tanten, Onkel, Großeltern, Cousinen und Cousins gibt und keine Leihmütter) und last not least gegen das menschliche Genom, dass einer Verzerrung durch Selektionskriterien ausgesetzt wird, die ich ablehne. Ginge es nach mir, wäre all dies verboten, weil ich es grauenhaft finde. Aber meine Ablehnung ist letztlich nicht rational begründbar, so gut die gute Birgit Kelle sich auch schlägt.

So ähnlich wie es eine Frage des Temperaments ist, ob man für oder gegen Kremation ist, ist auch die von Höcker und Kelle diskutierte Frage eine letztlich nicht rational begründbare Neigung. Sie ist jedoch ungleich dramatischer und von enormer ethischer Tragweite. Es werden sich schreckliche Konflikte daran entzünden, in die auch die Kinder Höckers hineingezogen werden, obwohl er sein Leben lang behutsam kompensierend vorgehen wird. Es gibt Temperamentsfragen, bei denen jeder zu seinem eigenen Dogmatiker wird und aus ganzem Herzen dogmatisch sein möchte.

Patronin Europas

Im Gegensatz zu Wolf Singers Gehirn besaß Edith Steins einen freien Willen. Und sie verstand es zwischen dem Bösen und dem nur so genannten Böhsen zu unterscheiden. Kleine Unterschiede, die nur von Großen wahrgenommen werden können.


Hängengeblieben

 

Es betrifft uns alle, früher oder später

 

Dialog ist das einzig wirksame Mittel gegen Verlogenheit

 

 

 

Sonntag, 17. März 2024

Nicht nur Mecklenburg-Vorpommern ist ein heißes Pflaster

 

Vielleicht waren die Folterer ja traumatisiert!! Das gilt es in der Urteilsbegründung auf jeden Fall zu berücksichtigen. Eine Delphintherapie erscheint mir hier sehr sinnvoll. Oder eine Gefährderansprache, aber natürlich nur unter Beisein der Eltern.