Damals galt eine direkte Beteiligung Deutschlands (also der Bundeswehr) an Auslandseinsätzen noch als "nicht verfassungskonform". Später wurde die Verfassung angepasst und vor allem wurde die verlogene deutsche Charakterlosigkeit noch unverschämter, haarspalterischer und unnachgiebiger: man nahm jetzt an Kriegen teil, aber leugnete es, indem man sich die Dinge als "flankierende Aktivitäten" zurecht redete. Der einzige Bundespräsident, der sich in diesen Angelegenheiten ehrlich gemacht hatte, trat zurück, weil die charakterlose Verlogenheit der Deutschen in dieser Sache keine Ehrlichkeit zuließ (einmal abgesehen davon, dass Trittin sowieso nicht zu Ehrlichkeit fähig ist). Dieter Stein fasst die unsägliche Haltung, die die Deutschen zu ihrem Heer haben hier noch einmal sehr anschaulich zusammen.
Als 2003 in Nassiriya 25 Italiener fielen, war dies Anlass genug, um zur Hauptsendezeit eine bewegende Gedenkfeier zu übertragen, die vor dem Altare della Patria stattfand (und zwar "a reti unificate", also so, als sähe man bei uns in ARD, ZDF und den Regionalsendern dasselbe!). In einem Innenraum des Altare della Patria wurden die Gefallenen auch eine Zeit lang aufgebahrt, damit die Bevölkerung Abschied von ihnen nehmen konnte. Als deutsche Soldaten eingesargt aus Afghanistan zurückkehrten, nahm dagegen keiner Notiz von ihnen, die Medien äußerten sich so wenig wie möglich, und als Thomas De Maizière sein Benehmen und seine Benommenheit unter die Nase gerieben wurden, besaß er die Unverschämtheit, den Soldaten, Sehnsucht nach dem Hotel Mama anzukreiden. Aber "Wie der Herr, so's Gscherr": Die Frauen deutscher Soldaten warfen ihren Männern Feigheit vor, wenn die Belastungen des Krieges in Afghanistan diese ohnehin in Deutschland von allen Seiten missachteten Männern bedrückten. Auch dies ist in Italien undenkbar. Deutschland ist unheilbar krank, in vielerlei Hinsicht.
Damals, im Februar 1991, war die Regierung Kohl bei der Finanzierung also laut "Jeune Afrique" mit 8,9 Milliarden Dollar Finanzierung (als nichtkriegführende Partei, gewissermaßen in Mussolinis Fußstapfen, der die Nonbelligeranza ja erfunden hatte) dabei. Heute korrigierte Meschnig in einer sehr guten Sendung diese Ziffer nach oben: nicht 8,9 Milliarden, sondern 17 Milliarden Dollar steuerte Deutschland damals bei. An die große Glocke wurde es damals von den deutschen Medien nicht gehängt; ich jedenfalls erfuhr es nicht aus der FAZ, sondern aus "Jeune Afrique".
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