Eine Weile dachte ich, ich will Rache nehmen. Für meine Eltern, die mich
mit Geschichten aus den KZs quälten, für meine Großeltern, die spurlos
verschwunden sind, überhaupt für die sechs Millionen, die an meiner
Wiege standen. Im Gegensatz zur land-läufigen Meinung halte ich Rache
für ein legitimes Motiv. Ich habe kein Verständnis für Eltern, die eine
Stiftung zugunsten von Flüchtlingen gründen, nachdem ihre Tochter von einem Flüchtling ermordet wurde. So ein moralisches Übermenschentum ist
mir verdächtig, vor allem, wenn die Eltern sich auch dagegen verwahren,
dass der Tod ihrer Tochter „politisch instrumen-talisiert“ wird. Als ob
sie es nicht selber tun würden.
Inzwischen glaube ich zu wissen, was
der Subtext meiner Texte ist, was ich sagen will: Ihr, meine lieben
Mitbürger, ihr seid Versager. Und wenn nicht ihr, dann eure Eltern und
Großeltern. Sie haben mit den Juden das gleiche Pech gehabt wie die
Türken mit den Armeniern.
Wenn man einen Job anfängt, muss man ihn zu
Ende bringen, ein Völkermord ist kein Kindergeburtstag, den man
abbrechen kann, wenn es zu regnen anfängt. Schafft man es nicht, müssen
sich die Nachkommen immer wieder dafür rechtfertigen, was die
Altvorderen angestellt haben. Die Sache ist doch ganz einfach: Hätten
meine Eltern nicht überlebt, wäre ich nicht da, dann wäre Deutschland
nicht ganz so bunt und vielfältig, wie es heute ist, dafür aber eine
Spur harmonischer. (mehr hier)
Danke, Henryk!
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