In den letzten zwei Wochen verwendeten dutzende Journalisten und Politiker das Argument, eine Kontrolle der deutschen Grenzen nach eigentlich herrschender Gesetzeslage sei unnötig oder zumindest nicht dringend, weil mittlerweile kaum noch Asylbewerber nach Deutschland kämen. Um das zu illustrieren, trat Restle kürzlich vor eine Grafik an der Studiowand, die den Eingang der Asyl-Erstanträge beim Bamf von 2013 bis 2018 in Säulendiagrammen darstellt. Tatsächlich verringerte sich die Zahl der Anträge seit 2016 deutlich; damals waren es 722 370, im Jahr 2017 198 317, von Januar bis Mai 2018 gingen 68 368 neue Anträge ein.
Aber schauen wir uns einen Augenblick Restles Säulendiagramm genauer an.
Es soll dem Zuschauer zeigen: die Migrationszahlen fallen nicht nur seit 2016, sondern sie sind 2018 eigentlich nicht mehr der Rede wert.
Erstens – und das entgeht möglicherweise schon etlichen im TV-Publikum – vergleicht die Grafik Ganzjahreszahlen von 2013 bis 2017 mit den Zahlen der ersten fünf Monate 2018. Für eine sachliche Darstellung hätte Monitor Quartalszahlen vergleichen können – dann wäre aber die Kurve, die sich über die Säulen ziehen lässt, nicht derart stark abgefallen. Bei gleichbleibenden Migration, auf das Jahr hochgerechnet und ohne Familiennachzug dürften es übrigens in diesem Jahr etwa 150 000 Einwanderungen werden – was immer noch einer größeren Stadt entspricht und angesichts der Bildungsferne und des Sozialverhaltens der allermeisten Jungmänner-Migranten ein erhebliches Problem darstellt.
Aber nun zum eigentlich interessanten Punkt der Grafik: Sie ist praktischerweise im Hintergrund gerastert, und die Zahl bis Mai 2018 – rund 70 000 – entspricht genau einer Kästchenhöhe. Das heißt: die links daneben liegende Zahl für 2017 – 198 317 – dürfte etwas weniger als drei Kästchen hoch sein, wenn die Proportion stimmen sollte. Tatsächlich misst sie ziemlich genau sechs Kästchen.
Ebenso beim Höchststand von 2016: der Balken für die 722 370 Migranten müsste maßstabgerecht zwischen 10 und 11 Kästchen hoch sein. Auf Restles Grafik sind es deutlich über zwanzig. Im Vergleich zu dem Balken für 2018, der ja ganz klein wirken soll, sind die anderen Balken also mehr als doppelt zu hoch – beziehungsweise die Markierung für 2018 proportional viel zu klein. Es handelt sich um eine extrem gestauchte grafische Darstellung, die den Abfall der Asylbewerber-Zahlen viel dramatischer aussehen lässt, als es die Daten hergeben. Von den wenigen Sekunden der Darstellung am Bildschirm bleibt bei den meisten Monitor-Sehern vermutlich genau dieser manipulierter Eindruck – die scheinbar objektive Aussage, der Migrantenstrom wäre fast versiegt.
„Aufhören, nur abzubilden, was ist“ – an diesem Diktum sollte Restle konsequenterweise das „nur“ streichen.
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