Stationen

Mittwoch, 20. Oktober 2021

Die nächste Hexerinnen- und Hexenjagd beginnt

 


Wenn Würstchen wie Niggemeier einen Konzernchef anpinkeln, müssen sie sich verdammt sicher fühlen.

Kommentariat und Twittermob wollen zeigen, dass sie praktisch jeden in die Knie zwingen oder, bei Bedarf, ganz erledigen können, der die Wände des Meinungskorridors auch nur schrammt, ob es sich nun um Professoren, Schauspieler, Wissenschaftler oder Konzernmanager handelt (Politiker hier noch eigens zu erwähnen, grenzte an Sexismus gegen Huren). 

 

Wenn jemand frech behauptet – und sei es nur im privaten Verkehr –, die BRD sei ein autoritärer Staat, muss er für diese Lüge abgestraft werden, idealerweise mit dem Verlust seines Jobs und seiner Reputation. „Es gibt keine Meinungsfreiheit zum Nulltarif”, wie die Kanzlerin in ihrer „flammenden Rede für Meinungsfreiheit” (stern) sagte.

Selbstverständlich steht es jedem frei, den Rubikon zu überschreiten, aber dann muss er fortan als Paria leben. Da die meisten dieser Leute den sozialen Tod und das Nicht-mehr-Eingeladenwerden mehr fürchten als den kommoden Ekel des Dazugehörens, wird sich so schnell nicht zeigen, wie viele es eigentlich sind bzw. sein könnten.
Wann immer in letzter Zeit Karrieren beendet wurden, steckte dasselbe Prinzip, dasselbe Milieu dahinter. Nehmen wir den Fall Hubertus Knabes, des entlassenen Leiters der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. 

Die Vorwürfe gegen ihn erinnern nicht zufällig an die gegen Reichelt erhobenen, auch wenn Knabe nicht selber bezichtigt wurde, sondern man ihm nur unterstellte, er sei als Dienstherr gegen die sexuelle Belästigung von Mitarbeiterinnen nicht entschieden genug vorgegangen. Die kaum je nachgewiesene, meistens nur behauptete sexuelle Belästigung ist eine Wunderwaffe, sie trifft immer, hinterlässt mit Sicherheit Verletzungen und tötet hinreichend oft. Nicht dass diese Waffe nötig wäre, es geht auch anders. 

Der Rücktritt von Sebastian Kurz ist aus dem nämlichen Milieu organisiert worden, desgleichen die Honigfalle für Strache. Kurzens rigorose Ablehnung der Massenmigration hat ihn untragbar gemacht, da konnte er beim Kampf gegen Corona hyperkompensieren, wie er wollte. Es geht darum, dass kein Nichtgefügiger mehr irgendeine Führungsposition in der westlichen Welt besetzt, dass alle nach derselben globalistisch-egalitär-diversen Marinade riechen, in der sie eingelegt wurden.



Bleibt die Frage, weshalb es in Deutschland besonders leicht ist, den sozialen Tod zu erleiden, wenn man gerade dann von der Mehrheitsmeinung abweicht, wenn Pluralismus besonders nötig ist. Diese Frage beantwortete weder Joachim Fest in seinem Hitler-Buch noch Erich Fromm in "Anatomie der menschlichen Destruktivität", die beide schilderten, wie sich in den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts der Konformismus durchsetzte, als es noch gar keinen Staatsterror gab: Beide sprachen davon, dass sich niemand ausgeschlossen fühlen wollte und angesichts der Einsamkeit, die ihn im Abseits erwartet hätte, lieber zum Mitläufer wurde. Aber beide bleiben eine Erklärung dafür schuldig, weshalb die deutsche Mentalität es ermöglicht, dass die ganze Gesellschaft auf einmal zur schiefen Ebene wird, bei der die, die nicht mitrutschen wollen, unerbittlich geächtet werden. Ich bin als ein im Ausland in einer Stadt mit sehr vielen Nationen Lebender vor langer Zeit zu dem Schluss gekommen, dass dies wirklich ein deutsches Spezifikum ist. Und die unglaubliche Feigheit, die spätestens seit Percy Hoven gezwungen wurde, zu widerrufen, was er als Dr. Proebstl von sich gegeben hatte, weil sonst seine Frau ihren Job bei der Augsburger Allgemeinen verloren hätte (was ja keine Überführung nach Dachau ist, sondern nur die Beendigung eines Arbeitsverhältnisses, die theoretisch zum Wechsel des Arbeitgebers führen könnte), bestätigt mir, dass unter Deutschen, sobald heikle Themen Tag für Tag aktuell werden, ein Drang zum Konformismus herrscht, der in Italien völlig undenkbar wäre (obwohl dort der freiwillige linke Konformismus während der 80er in fast sämtlichen Medien sogar schlimmer war als heute in Deutschland!). Das Schlimme dabei ist, dass Hovens Gattin womöglich tatsächlich niemanden gefunden hätte, der bereit gewesen wäre, sie einzustellen. Und das Schlimmste, dass es keine Zivilgesellschaft, keine Zeitungen, keine TV-Sender, keine Gewerkschaft, keine Bürgerinitiative - ja nicht mal einen klandestinen Radiosender! - gibt, die verhindern, dass auf diese Weise mit Abweichlern umgegangen wird.

Auch wenn zu beobachten ist, dass das linke Establishment weltweit gegen jeden hetzt, der sich den woken Botschaften widersetzt, und dabei auch weltweit großen Erfolg hat - wie auch Google und Facebook zu einer Vereinheitlichung der Gesinnungen geführt hat, die bisher ohne Beispiel war - ist es weiterhin wichtig, die spezifischen ethnologischen Unterschiede nicht zu übersehen.

Die Einhaltung von Regeln ist eine Stärke der Deutschen. Aber leider auch eine Schwäche, wenn im Ernstfall (und erst recht im Pseudoernstfall!) blindlings die strikte Einhaltung imperant wird und die Umsicht zur eifernden Rigidität, der Gehorsam zum Laster.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.