http://de.wikipedia.org/wiki/Christopher_Clark
Monarchie
Republik
Christopher Clark hat eine sehr schöne Dokumentation über Preußen aus englischer Sicht gedreht, bzw. aus australischer Sicht, was trotz mancher gegenseitiger Verwahrungen, durch die beide manchmal auf Distanz zueinander gehen, doch sehr ähnlich ist. Nur ist die Sicht dieses Australiers eben sehr, sehr viel "distanzierter" durch die geografische Entfernung seines Herkunftsorts, auch vom übrigen Europa; jedenfalls handelt es sich hier um die Sicht einer uns sehr ähnlichen Kultur.
Verwunderlicher als diese Dokumentation ist, dass Goethe in Sizilien, auf dem Marktplatz von Caltanisetta, auf so viel Verehrung für Friedrich den Großen stieß, dass er es nicht übers Herz brachte, den Menschen mitzuteilen, Friedrich sei verstorben, wie er kurz zuvor erfahren hatte. Verwunderlich nicht nur wegen der großen kulturellen Unterschiede, sondern auch der großen geografischen Distanz wegen, in einer Zeit, in der Nachrichten sich nicht schneller verbreiten konnten als Pferde. Das ist die Art von Kennzeichen, an denen man Größe erkennt und vox popoli tatsächlich mal zu vox Dei wird.
King Frederick II of Prussia was one of the greatest warriors and leaders in modern history, achieving unparalleled power for Prussia through the Seven Years War and lauded as a philosopher and cultured prince. Yet the reputation of both Frederick and his Prussia was to be brought into disrepute by the Allies' effort to pacify Germany after the Second World War. Historian Christopher Clark re-examines the life and achievements of one of Germany's most colourful and controversial leaders.
Deutsches Historisches Museum
Schlacht bei Roßbach
Battle of Rossbach
Schlacht von Leuthen
Battle of Leuthen
Choral von Leuthen
Schlacht bei Kunersdorf
Battle of Kunersdorf
"Militarism and bellicosity, militarism and warmongering are not the same thing. Prussia was not a warmongering state during the reign of Frederic the Great. In fact Prussia
has spent less time with war than any of the other major european powers". Christopher Clark
Es gibt tatsächlich keinen Wikipediaartikel über Johann Heinrich Christoph Franke
Hier ist noch die ZDF-Dokumentation - sie ist einerseits flapsiger, andererseits jedoch vollständiger, was die Dokumentation der Skrupellosigkeiten angeht. Inwiefern Friedrich damit im Zeitstil lag, ist allerdings nicht ersichtlich, und aus dem moralisierend-wichtigtuerischen Unterton zieht man besser keine voreiligen Schlüsse.
Besonders vertrauenerweckend ist eine Dokumentation nicht, wenn flapsig bemerkt wird, auch "ein selbsternannter größter Feldherr aller Zeiten" habe sich Friedrich zum Vorbild gewählt. Nicht Hitler selbst hatte sich dazu ernannt, sondern Generalfeldmarschall Keitel hatte ihn überschwenglich mit einigem Grund so bezeichnet. Nach einer strategischen Glanzleistung, die auf autodidaktisch erworbenem Wissen beruhte, das Hitler sich gerade erst während der Kriegsführung angeeignet hatte.
Es ist reichlich unangenehm, wenn man durch die überhebliche Wichtigtuerei von Ignoranten dazu gezwungen wird, Hitler zu verteidigen! Und erst recht, wenn es geschehen muss, weil das Zweite Deutsche Fernsehen sich wie eine der Kulturpolitik und dem Kultuswesen übergeordnete Instanz von Gottes Gnaden gebärdet, die Überparteilichkeit für sich beansprucht, ohne darzulegen, wodurch diese gewährleistet sein soll und Ignoranten dadurch unanfechtbare Fachkompetenz bescheinigt, dass es ihnen seine Sendeanstalt als Plattform für die Volkserziehung (auf griechisch "dema-gogie") zur Verfügung stellt. Wenns das Fernsehen sagt, muss es ja wahr sein... Auch diese pikante Mythenblüte gehört zum Thema "Lügen mit langen Beinen". Kultus ist eigentlich ein schönes Wort. Aber im Vordergrund sollten dessen Bedeutungen "Bildung, Erziehung, Anbau" stehen, nicht aber die Bedeutung "Kult", bzw. nicht so schlampig. Statt Ende Mai in der BRD das Hambacher Fest zu feiern, wird ab und zu im ZDF Hitler durch den Dreck gezogen. Es ist der Wahrheit nicht dienlich und auch sonst niemandem gedient, wenn man Hitler außer dem, was er tatsächlich vom Zaun gebrochen hat, auch noch Dinge anlastet und andichtet, mit denen er nichts zu tun hat. Die Dokumentationsreihe "Die Deutschen" des ZDF ist eine hervorragende Initative und ein begrüßenswerter Anfang, aber es wäre wünschenswert, wenn die Ausstrahlung der einzelnen Folgen mit Talkshows begleitet würden, bei denen sich Historiker, Politiker und Philosophen zu den jeweiligen Themen äußern würden. Dass man damit auch ein großes Publikum erreichen kann, hat Richard David Precht bewiesen, und wer auch nur einen Funken Verstand hat, spürt, dass geschichtlich gewachsene Gesinnungen, Geisteshaltungen, Mentalitäten und Zusammenhänge und das damit verbundene Selbstverständnis als Deutungsschlüssel der Gegenwart genauso aktuell sind wie die alltäglichen Ereignisse und Neuigkeiten der Aktualität.
Gut an der ZDF-Dokumentation ist, dass endlich mal hervorgehoben wird, dass sich außer Voltaire von Sans Souci kaum jemand angezogen fühlte und auch nicht dorthin eingeladen wurde. Carl Philipp Emanuel Bach war Hofmusiker bei Friedrich (und eines Abends kam der alte Bach zu Besuch). Aber Kant und Herder ließen sich nie dort blicken, obwohl es beide Preußen waren, und von Goethe und Schiller, Casanova und Mozart könnte man meinen, sie hätten in einer anderen Zeit und Welt gelebt. Friedrich komponierte von 1739 bis 1773, und seine Kompositionen sind wirklich nicht schlecht (mal angenommen, sie sind auch wirklich von ihm und nicht von seinem Flötenlehrer). Aber wenn man bedenkt, dass seine Werke ab 1749 gleichzeitig mit Haydns Werken entstanden, spürt man sofort wie statisch sie in einer soliden vertrauten Ästhetik verharren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.