http://de.wikipedia.org/wiki/Notos
http://nohoearmy.wordpress.com/2011/01/13/die-griechen-bald-garnix-mehr-von-uns/
http://de.wikipedia.org/wiki/Udo_Ulfkotte
Die Ansicht, dass "Deutschland nicht bezahlt hat", gilt auch generell in Italien als unumstößliche Tatsache, wenngleich sie nur von Ex-, Post- oder Nochkommunisten so unverblümt an der Theke der "Casa del Popolo" ausgesprochen wird. Über den EU-Fond wird in Italien seit Jahrzehnten nicht klar und deutlich berichtet (nicht einmal von "Il Sole - 24 ore"), und alle würden aus den Wolken fallen, wenn die Nettozahlerdebatte in Italien endlich mal angeworfen würde.
Mir macht die Tatsache, dass sie seit Jahrzehnten im toten Winkel der Aufmerksamkeit liegen blieb und bleibt und dieser italienische Tatbestand in Deutschland keinen einzigen Journalisten zu interessieren scheint, wirklich inzwischen manchmal Angst. Auch was das Asylanten- und Ausländerthema angeht, herrscht in Italien "beim Mann auf der Straße" die Meinung vor, Italien nehme viele Menschen auf, während Deutschland kurzen Prozess mache und einfach alle nach Hause in ihre Ursprungsländer schicke. In Wirklichkeit schickte Andreotti bereits 1991 ein Schiff mit 40000 Albanern einfach zurück, und Deutschland nahm im selben Jahr 100000 Albaner auf. Ein Jahr später "verschärfte" Deutschland die gesetzliche Regelung des Asylrechts. Sie blieb dennoch die liberalste in ganz Europa, aber die Bundestagsabgeordneten mussten mit Hubschraubern ins Parlament geflogen werden, weil "ausländerfreundliche" Fanatiker sich untergehakt hatten, um Menschenketten zu bilden und den Parlamentariern den Zugang zum Bundestag zu verwehren. Wenn man an diese Dinge heute in Italien erinnert, glaubt einem heute wie damals kein Mensch.
In Italien herrscht nach wie vor die Meinung vor, Italien öffne allen die Arme, während Deutschland eine feste Burg sei. Uneinig sind sich hier Rechts und Links nur darüber, ob man dieses imaginäre Modell imitieren sollte oder nicht (die Linke will allen, egal woher sie kommen, nach 5 Jahren Aufenthalt automatisch die Staatsbürgerschaft gewähren, egal ob sie lesen und schreiben können oder nicht), ansonsten sind sich Rechte und Linke ausnahmsweise mal prinzipiell völlig einig und kommen in ihrer Ignoranz nicht auf den Gedanken, dass es sich genau umgekehrt verhalten könnte. Diese Ignoranz ist auch bei gebildeten Menschen durchaus weit verbreitet und ist mehr eine Glaubensfrage und dessen, was man glauben will, als eine Frage des Wissens bzw. Unwissens. Und um diesem an sich schon erstaunlichen Tatbestand noch eine Krone aufzusetzen, kommt hinzu, dass ansonsten sehr kluge Menschen in Italien manchmal beanstanden, dass Italien bei internationalen Spendenaktionen sich immer großzügig zeige, während man nie davon höre, dass Länder wie la Germania eine müde Lira rausgerückt hätten.
Wahr daran ist, dass deutsche Großzügigkeit in Italien nie an die große Glocke gehängt wird. Nun berichten die deutschen Medien ja auch nicht viel über die Großzügigkeit anderer Länder, aber wir schließen daraus auch nicht, dass es diese gar nicht gibt. Diejenigen, die ich diese merkwürdige Ansicht habe aussprechen hören, taten es nicht nur im Brustton der Überzeugung, sondern im Glauben, mal eine peinliche Selbstverständlichkeit anzusprechen, über die man nicht gerne redet. Das eigentlich Haarstäubende dabei ist, dass ihnen nie jemand widersprach.
Beim Thema Ausländer und beim Thema Zahlen wird erkennbar, dass das Deutschland Hitlers (der zitierte gern Caligola: "Ich will nicht geliebt werden, sondern gefürchtet") in Italien bildprägend geblieben ist; trotz Kohl und Schmidt, trotz Merkel und Brandt.
Dass es so dauerhafte blinde Flecken in der Wahrnehmung geben kann, hätte ich nicht gedacht. Bzw. ich dachte, es könne sie nur ausnahmsweise geben: die Schoah betreffend. Denn das hatte ich in meiner Jugend ja tatsächlich selber erlebt, weil ich es bei meinen ungewöhnlich alten Eltern mit eigenen Augen gesehen hatte, wie ein politischer Verdacht auch noch dann aufrecht erhalten werden kann, wenn sich seit Jahrzehnten erwiesen hat, dass es sich nicht nur - und vor allem nicht mehr - um Greuelpropaganda handeln kann. Dass Themen, die indirekt mit der Schoah zu tun haben, in einer Art Dominoeffekt ebenfalls dauerhaft aus dem Bewusstsein geblendet werden können - und das auch noch sowohl im Ausland wie in einem sich unterwürfig wegduckenden, diesmal in die entgegengesetzte Richtung "wegschauenden" Deutschland -, das hätte ich nicht für möglich gehalten.
Tatsache ist, so schlecht wir nach dem 1. WK davonkamen, so gut kamen wir - wider jedes Erwarten (viele Offiziere befürchteten damals eine Art Super-Versailles) und vielleicht nur, weil Truman das so wollte - nach dem 2. WK davon. Wenn heute jemand sagt, wir haben es Adolf Hitler zu verdanken, dass man nicht wagte, Deutschland noch einmal zu demütigen... Wie soll man dem widersprechen? Und wie soll man einem Griechen widersprechen, der sich so äußert und uns vorhält, wir urteilten von einem hohen Ross fragwürdiger Unantastbarkeit aus?
Heinz-Joachim Fischers Ansicht führte vor drei Jahren zu einem diplomatischen Zwischenfall. Selbst die italienische Rechte war zu opportunistisch, um ihm den Rücken zu stärken.
http://persciun.blogspot.com/2011/01/das-emirat-von-sizilien.html
Weshalb all dies so ist, scheint nur Albrecht Ritschl zu wissen: es gibt tatsächlich noch eine ganz andere Debatte, bei der nicht die Griechen oder Italiener aus den Wolken fallen, sondern wir. Irgendwann kommt auch zu uns der Wirt und erinnert uns daran, dass man die Rechnung nicht ohne ihn machen kann.
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