Mittwoch, 28. September 2011
Furio Colombo
http://it.wikipedia.org/wiki/Furio_Colombo
Er ist einer der genialsten Männer des zeitgenössischen Italien und gleichzeitig einer der feinsten und klügsten und höflichsten. Die Politik war nie seine Leidenschaft. Aber wenige Jahre nach dem Auftauchen Berlusconis wurde er Politiker wider Willen aus purem Bürgerpflichtbewusstsein. Er modernisierte die ehemalige, einst von Antonio Gramsci gegründete, kommunistische Parteizeitung "Unità" und wandelte sie in ein Agitationsblatt gegen Berlusconi um. Früher hatte Colombo immer zu den wenigen gehört, die im italienischen Fernsehen eine Aura edler Heiterkeit umgab, außerdem waren seine Beiträge immer unglaublich interessant und so ungewöhnlich, dass ich wie gebannt zuhörte, um ja keines seiner Worte zu überhören und alles genau zu verstehen, was er sagte. Oft berichtete er über faszinierende, ganz spezifische Besonderheiten der amerikanischen Gesellschaft, die er sehr gut kennt. Es gibt nicht viele Persönlichkeiten, durch die man - jenseits von Macht und Reichtum - etwas Intelligentes über die Vorzüge und Größe der US-amerikanischen Kultur erfahren kann, aber Furio Colombo ist in dieser Hinsicht immer eine sehr ergiebige Quelle gewesen, wenn er mal in eine Sendung eingeladen wurde. Nach der deutschen Wiedervereinigung machte er selber eine sehr schöne Sendung in zwei Teilen über das neue Deutschland. Furio Colombo ist in jedem Winkel seiner Seele so völlig Demokrat, wie man es selten erlebt. Die einzige politische Persönlichkeit in Deutschland, die ich mit ihm in dieser Hinsicht vielleicht vergleichen könnte war Regine Hildebrandt.
Seit Berlusconi die politische Bühne betrat, war Colombo nicht wiederzuerkennen. Die Aura der Heiterkeit war völlig verschwunden, und sie kehrte auch nie mehr zurück. Inzwischen ist er nicht mehr der Jüngste. Er gehört zu denjenigen, die mir sehr fehlen werden, wenn er einmal nicht mehr da ist. Jetzt schon kann ich (und muss ich leider) sagen, die Ära Berlusconi hat ihm das Herz gebrochen.
Furio Colombo ist nicht der einzige kluge Mann in der Opposition. Aber es sind viel zu wenige, zu wenige, um etwas ausrichten zu können. Und selbst wenn Colombo genügend Anhänger hätte, könnte er niemals Premier sein. Er ist für eine solche Aufgabe viel zu sensibel.
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