Darf man "Alles" sagen? Oder muss man da den Anfängen wehren?
Hat sich Ralf Rangnick eigentlich schon dazu geäußert, dass hier von einem türkischen Spieler vor der türkischen Fankurve ein Treffer gegen Österreich mit dem Erkennungszeichen der rechtsextremen Grauen Wölfe gefeiert wurde? Oder ist das jetzt auch offiziell UEFA-konformer Torjubel wie Rüdigers Islamistenfinger begleitet von Allahu Akbar-Rufen? Naja, genauso, wie uns die Faktenchecker aufklärten, dass Rüdigers Spruch vom „Dänen töten“ einfach stinknormale Fussballersprache ist (im Gegensatz zum menschenverachtenden Wort „Spielermaterial“ natürlich), genauso werden die Faktenchecker sicher auch hier eine logische Erklärung finden.
Karma is a bitch, Ralle. Dein Job wäre gewesen, deine Mannschaft gegen diese rechtsextreme Gefahr auf dem Platz zu wappnen, und nicht Millionen Fans mit deinen blöden Polit-Sprüchen vor den Kopf zu stoßen, die Spaltung in der Gesellschaft zu vertiefen und noch mehr von dieser nervigen, ärgerlichen „Haltungs“kasperei ins Stadion zu holen, die immer nur dann Haltung zeigt, wenn es dafür Lob von oben gibt, und sich nie traut, die tatsächlich heißen Eisen anzusprechen, die erst dafür sorgen, dass Parteien wie die FPÖ, RN oder die AfD im Osten mittlerweile zwischen 30-40 Prozent der Wählerstimmen einfahren. Wolfram Ackner
Im Mai 1945 wurde das Manuskript im Zentralverlag der NSDAP, Franz Eher
Nachfolger, beschlagnahmt. Einem Übergabeprotokoll und entsprechenden
Angaben Josef Bergs, einem ehemaligen Verlagsmitarbeiter in leitender
Stellung, zufolge, sollte es sich bei dem in Maschinenschrift gehaltenen
Text angeblich um ein "unpublished work by Adolf Hitler" handeln. "It
was written over 15 years ago und locked up in a safe.", heißt es in dem
Übergabeprotokoll. Erst im Jahr 1951 erreichten das "Institut für
Zeitgeschichte" nach Angaben des Historikers Hans Rothfels (1891-1976)
Nachrichten, wonach es ein zweites Buch von Adolf Hitler geben solle.
Nachdem das Institut im Jahr 1958 durch Josef Berg selbst Hinweise
erhalten hatte, dass sich das entsprechende Manuskript in den USA
befinden müsste, konnten Nachforschungen angestellt werden. Eine
Kontaktaufnahme mit Gerhard Weinberg von der Michigan University brachte
schließlich den Erfolg. Das Manuskript konnte aufgefunden und im Jahr
1961 samt einem kritischen Kommentar veröffentlicht werden.
An
der Authentizität des Textes bestehen nur geringe Zweifel. Nicht nur ist
die Gedankenführung mit der aus Hitlers Hauptwerk "Mein Kampf"
identisch oder vereinbar, vielmehr finden sich auch hervorstechende
Ähnlichkeiten zu einer von Hitler gehaltenen und am 18. Juli 1928 im
"Völkischen Beobachter" abgedruckten Rede. Schließlich soll Hitler in
Gesprächen selbst die Existenz seines zweiten Buches angedeutet haben,
dies jedenfalls rekonstruiert Weinberg aus verschiedenen Ausgaben der
als "Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier" berühmt gewordenen
Aufzeichnungen. Weinberg kommt zu der Schlussfolgerung, dass die
entsprechende Äußerung Hitlers als "echt angesehen werden" darf.
Dabei
ist wenig verständlich, wie Rothfels und Weinberg gleichermaßen zu dem
Urteil gelangen konnten, dieses Buch sei hinsichtlich der Brutalität
seiner Sprache "zum Teil noch schriller (...) als (...) 'Mein Kampf'".
Im Gegenteil: Hassausbrüche gegen Juden und andere vermeintliche Gegner
halten sich, wenn überhaupt, auf ähnlichem Niveau wie in Hitlers
Hauptwerk.
Auch dem Diktum Weinbergs, das Buch würde außer der
These, dass in späteren Zeiten auch eine Auseinandersetzung mit den USA
herbeizuführen sei, eigentlich nichts Neues beinhalten, darf
widersprochen werden. Denn zumindest auf den ersten Seiten des Textes
präsentiert der "Führer" in einer regelrecht luzide zu nennenden Form
die Grundaxiome seiner Politik, wie das die eher erzählerisch und
assoziativ gehaltenen zwei Bände von "Mein Kampf" fast vollständig
vermissen lassen. Hitler nämlich stellt die These auf, dass der größte
Wert und Trieb allen Lebens das Trachten nach Selbsterhaltung sei: "Der
Größe des Triebes nach Selbsterhaltung entsprechen die beiden
mächtigsten Triebe: Hunger und Liebe." Da die Liebe tendenziell
Privatsache ist, bleibt nur noch der Hunger als Gegenstand der Politik.
Für Hitler ist dabei klar, dass das damalige Deutschland aufgrund der
angeblich zu dichten Besiedelung von 136 Menschen je Quadratkilometer
langfristig nicht in der Lage sein würde, die angestammte Bevölkerung zu
ernähren. Folglich bleiben nur zwei Auswege zur Erhaltung jener
"Substanz aus Fleisch und Blut", die Hitler mehrfach "Volkskörper"
nennt: "Entweder man versuchte die Raumnot zu beheben, also neuen Boden
zu erwerben, oder man wandelte das Reich in eine große Exportfirma um."
Aus den so auf dem Weltmarkt erzielten Mehreinnahmen könnten dann
nämlich die Mehrbedarfe an Agrarprodukten finanziert werden.
Dem
Drang auf den Weltmarkt sieht Hitler jedoch enge Grenzen gesetzt: "Der
Absatzmarkt der heutigen Welt ist kein unbegrenzter. Die Zahl der
industriell tätigen Nationen hat dauernd zugenommen. (...) Je mehr aber
die Absatzschwierigkeiten wachsen, um so erbitterter wird der Kampf um
die übrigbleibenden geführt werden. Wenn nun auch die ersten Waffen
dieses Kampfes in der Preisgestaltung und in der Güte der Waren liegen,
mit denen man gegenseitig sich niederzukonkurrieren versucht, so liegt
aber die letzte Waffe endlich auch hier beim Schwert." Hitler fürchtet
also, und dies scheint zunächst ganz paradox, dass aus einer globalen
Wettbewerbsposition heraus militärische Kriege erwachsen könnten, in die
dann auch Deutschland verwickelt wird - und lehnt dieses kategorisch
ab. Allerdings hat das vor allem damit zu tun, dass Hitler Deutschland
durch den Versailler Vertrag militärisch für enorm geschwächt hält und
schlicht befürchtet, es könne in entsprechenden kriegerischen
Auseinandersetzungen nicht bestehen. Insbesondere äußert er in seinem
"zweiten Buch" immer wieder die Befürchtung, Deutschland könne sich
erneut das wirtschaftlich und militärisch potente England zum Feind
machen. Und genau dies will Hitler um jeden Preis verhindern.
Wenn er sich daher - ganz nebenbei - außerdem gegen eine Politik des ständigen
Krieges ausspricht, weil dies auf Dauer "zu einer Rassenauslese
innerhalb eines Volkes führt, die eine bevorzugte Vernichtung des besten
Elementes bedeutet", so darf dies keinesfalls mit einem pazifistischen
Bekenntnis verwechselt werden. Im Unterschied zu zahlreichen seiner
Anhänger spricht sich Hitler schlicht für eine kalkulierende Strategie
des Krieges aus, die Verluste und mögliche Gewinne in ein "angemessenes"
Verhältnis zueinander setzt. So macht sich Hitler geradezu über
diejenigen Völkischen lustig, die eine Revision der deutschen Grenzen
gemäß 1914 fordern. Dies könne, so Hitler, nur dazu führen, sich alle
Feinde des Ersten Weltkriegs zum zweiten Mal auf den Hals zu ziehen und
erneut erhebliche Verluste zu erleiden. Auch erteilt er "vaterländischen
Verbändler(n)" eine erstaunlich nüchterne Abfuhr, die die
Wiedereingliederung von Südtirol fordern: "Es geht (...) nicht an, aus
den gesamt abgetrennten Gebieten eines und zwar das lebensunwichtigste
herauszugreifen und die gesamten Interessen eines 70 Millionen Volkes
auf das Spiel zu setzen (...)." Sein Vorschlag lautet, dass Deutschland
"aus der bisherigen Koalition der Siegerstaaten einzelne" herausbrechen
und "eine neue Interessentengruppe mit neuen Zielen" bilden müsse. Und
hierzu zählt er vor allem England und Italien.
Allerdings sind
derartige Bündnisse für Hitler freilich kein Selbstzweck. Denn am Ende
muss der Hunger des deutschen Volkes gestillt werden. Da ihm dies im
Rahmen einer Exportnation auf Dauer nicht möglich erscheint, plädiert er
vehement für eine kriegerische "Raumpolitik" an Stelle einer Politik
der Grenzrevision mit Weltmarktorientierung, und aus dieser ergibt sich
auch sein politisches Maß für angeblich gerechtfertigte Kriege: "Es gibt
nun im Völkerleben einige Wege, das Mißverhältnis zwischen Volkszahl
und Grundfläche zu korrigieren. Der natürlichste ist der einer Anpassung
des Bodens von Zeit zu Zeit an die gewachsene Volkszahl. Dies erfordert
Kampfentschlossenheit und Bluteinsatz. Allein dieser Bluteinsatz ist
auch der einzige, der vor einem Volke gerechtfertigt werden kann. Denn
indem aus ihm für die weitere Vermehrung des Volkes der nötige Raum
gewonnen wird, findet von selbst ein vielfacher Ersatz des auf dem
Schlachtfeld eingesetzten Menschentums statt."
Hitler will also
in den Krieg ziehen - und zwar gegen Russland. Die Wahl des
Kriegsgegners fällt dabei ebenso nüchtern aus wie die Auswahl seiner
Wunschverbündeten. Nicht "nationale Ehre" leiten seine Überlegungen,
sondern die angeblichen Überlebensinteressen des deutschen
"Volkskörpers". Russland sei nicht nur bolschewistisch verseucht,
sondern durch die Slawen rassisch minderwertig. Derartige Völker können
für Hitler also keine Bündnispartner sein. Sein Schlachtruf lautet
vielmehr: Lebensraum im russischen Osten erringen mit Unterstützung
Englands und Italiens.
Was das alles mit den USA zu tun hat?
Ausgerechnet die Vereinigten Staaten von Amerika hält Hitler für einen
Staat von "höchstem rassischen Wert". Denn nach seiner Ansicht würden
vor allem die Besten und Widerstandsfähigsten einer Rasse zu deren
beweglichsten "Elementen" zählen. Hitler ist also tatsächlich der
Überzeugung, dass sich in den USA die besten Exemplare der "nordischen
Rasse" Europas niedergelassen hätten und so "Kulturdünger" für sie
wären: "Die amerikanische Union ist nicht zufällig der Staat, in dem zur
Zeit die weitaus meisten zum Teil unglaublich kühnen Erfindungen
gemacht werden." Deshalb seien die USA auf dem Weltmarkt ein erheblicher
Konkurrent, der es auf Dauer vermöchte, Europa in erhebliche Bedrängnis
zu bringen. Man müsse ihnen daher "die Stirne" bieten und es sei die
Aufgabe der nationalsozialistischen Bewegung, "das eigene Vaterland
selbst für diese Aufgabe auf das äußerste zu stärken und vorzubereiten."
Mit Blick auf die weitere Zukunft schließt Hitler es dabei nicht aus,
zu diesem Zweck eine "neue Völkervereinigung (...) aus Einzelstaaten mit
hohem Nationalwert" zu bilden. Zwar lehnt Hitler in diesem Zusammenhang
ein "Paneuropa" ab, aber keinesfalls ein "Europa mit freien und
unabhängigen Nationalstaaten".
Wenn man nicht wüsste, dass Hitler
das Buch mit ziemlicher Sicherheit im Sommer des Jahres 1928
geschrieben hat und er folglich den Ausgang des Zweiten Weltkrieges
sowie die sich daran anschließende Entwicklung zu diesem Zeitpunkt nicht
einmal ahnen konnte, müsste man ihm eigentlich eine groteske Fähigkeit
zur Prophetie attestieren: Für die Entwicklung Deutschlands sieht er
schon 1928 nur zwei Möglichkeiten: Raum- oder Exportpolitik. Während er
sich für erstere entschied, betreibt Deutschland heute letztere. Während
Hitler dabei Englands Rolle deutlich überschätzt, kann dies für die den
USA zugedachte Rolle kaum behauptet werden. Im Gegenteil: Fast gewinnt
man das Gefühl, seine Konzeption eines Bundes freiheitlicher Nationen
Europas, die den USA auf dem Weltmarkt die Stirn bieten, wäre eine
unerwähnte Blaupause heutiger Rechtsextremisten, die bekanntlich die
Globalisierung und die USA zugunsten einer "Vielfalt der Völker" zu
ihren Hauptfeinden erklärt haben.
Und übrigens, bevor wir es
vergessen: Ja, Hitler hetzt auch in diesem Buch gegen die
"Weltjudenpresse" oder das "Weltjudentum". So glaubt er bspw. nicht nur,
dass eine starke Exportorientierung Deutschlands kriegerische
Auseinandersetzungen provozieren könnte, sondern auch, dass eine solche
Strategie die Zusammenballung von Menschen in industriellen Zentren
erforderte und dies der "jüdischen Völkermade" erst recht die
Möglichkeit eröffnete, in diesem "eitrigen Herde" "Blutsvermischung und
Bastardisierung" zu betreiben. Offenkundig jedoch ist, dass der krude
Antisemitismus Adolf Hitlers in der Sache eigentlich vollständig
verzichtbar wäre. Dies wird schon daran deutlich, dass Hitler an einer
Reihe von Stellen schnell noch "den Juden" als angebliche Wurzel allen
Übels einbauen muss, obwohl eigentlich schon alles gesagt ist. Über
einer rassistisch begründeten kriegerischen Raumpolitik wird so ein
überflüssiger antisemitischer Überzug ausgebreitet. Und die Moral von
der Geschicht': Rassismus braucht den Antisemitismus nicht.
Zu
haben ist der etwa 180 Seiten umfassende Text Hitlers in Deutschland zum
Beispiel antiquarisch. Der Preis liegt derzeit zwischen 85 und 229
Euro. Eine weitere Groteske ist dabei nur, dass bereits im Jahre 1961
das zweite Buch Hitlers durch einen deutschen Verlag der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht wurde, während die Bayerische Staatsregierung bis
heute den Wiederabdruck des ersten Hitlerbuches "Mein Kampf" verweigert.
In den Kinderzimmern der Republik wird sich allerdings kein
Interessierter davon abhalten lassen, Hitlers "Hauptwerk" einfach über
google.de in allen Sprachen der Welt aus dem Netz herunter zu laden. Mathias Brodkorb
Man ist nicht aufs Antiquariat angewiesen. 1995 wurde das Buch vom Saur-Verlag veröffentlicht, der inzwischen zu De Gruyter gehört.
Wenn ein junger Mensch wegen Herzversagen tot umfällt, wird nicht automatisch eine Obduktion vorgenommen. Man muss als Pathologe selber aktiv werden, also erst mal einen Verdacht formulieren und durchsetzen, dass man den Verstorbenen obduzieren kann. Und man muss es gründlich machen: Helmut Luck erklärt, was zu tun ist, um eine Myokarditis nicht zu übersehen. Wenn man genug Untersuchungen beisammen hat, um statistisch signifikante Aussagen machen zu können, kann man sie zu einem Bericht zusammenfassen, aber dann ist noch die Hürde zu nehmen, dass man eine Fachzeitschrift finden muss, die bereit ist, eine Studie zu veröffentlichen, die von Politiker- und Medienkaste nicht erwünscht ist.
Die anderen beiden Beiträge veranschaulichen, was für ein Albtraum es ist, heutzutage als Arzt tätig zu sein. Ist alles nur noch erbärmlich.
Elke Heidenreich spricht im Interview mit „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ über ihre Seitensprünge und Harald Schmidt.
Affären und Seitensprünge sind auch heute noch ein Tabuthema. Denn niemand möchte freiwillig zugeben, dass er seinen Partner betrogen und belogen hat. Verständlich. Doch Schriftstellerin Elke Heidenreich geht mit dem Thema anders um. Statt sich nicht zu äußern, scheint sie im Gegenteil sehr ehrlich und offen mit dem Thema umzugehen. Denn in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sorgte die 81-Jährige mit einem Geständnis über ihr Liebesleben für Aufsehen. In dem Gespräch äußert sich die Literatin zu einem Thema, über das allzu oft Unsinn gesagt wird: Fremdgehen und Seitensprünge.
Auf diesem Gebiet hat sie viele Erfahrungen sammeln können. Auch ihre aktuelle Beziehung mit dem Pianisten Marc-Aurel Floros ist aus einer Affäre entstanden. Heidenreich wollte sich den Musiker zunächst nur als „Affäre gönnen“. Doch diese Erfahrungen, so die Autorin, seien sehr wichtig gewesen, auch wenn sie weh getan hätten.: „Man gönnt sich eine Affäre nicht wie ein Stück Torte, sie passiert einem und verletzt einen anderen Menschen. Es macht auch was mit einem selbst, wenn man mit jemand anderem nackt im Bett liegt. Ich habe das immer sehr ernst genommen und auch versucht, es nie ausufern zu lassen. Das ist auch nicht ausgeufert in meinem Leben. Es ist mir ein paar Mal passiert. Und da war es nötig und wichtig. Aber es hat auch immer Wunden geschlagen.“
Affären und Seitensprünge fangen, laut der Autorin, nicht immer bei Körperlichkeiten, sondern bereits vorher, an. Dafür holt die 81-Jährige aus: „Man muss dafür nicht unbedingt durch die Betten toben. Manchmal reicht ein Abend, an dem man drei Flaschen Wein zusammen trinkt und sich küsst. Der Seitensprung beginnt da, wo man merkt, mir fehlt bei meinem Partner etwas, was ich bei diesem anderen habe. Dann muss man darüber nachdenken, ob man das wieder in die Partnerschaft zurückbringen kann. Oder ob man sie beendet. Oder ob man sich weiter über Wasser hält mit solchen Abenden und Nächten. Das ist ein schmerzhafter Reflexionsprozess, aber auch ein lehrreicher.“
Auch ihre neue Liebe zu dem 28 Jahre jüngeren Musiker kommentiert die Schriftstellerin mit wenigen Sätzen. Kennengelernt hat sich das heutige Paar bereits vor 18 Jahren bei einem gemeinsamen Opernauftritt - sie war damals 63, er 35. Doch aus der beruflichen Zusammenarbeit wurde irgendwann Liebe. Sie fühle sich deshalb weder rebellisch noch habe sie sich wegen des großen Altersunterschieds je unwohl gefühlt.
Obwohl der Musiker deutlich jünger ist als sie, ist er der alte Hase in der Beziehung: „Du bist so viel jünger als er. Er ist ein schwermütiger Mensch. Wir haben uns kennengelernt, da war ich 63, er 35, wir haben zwei Opern zusammen geschrieben, wir sind zusammen aufgetreten, ich habe gelesen, er Klavier gespielt. Ich dachte, wie schön, ein junger Mann! Und irgendwann merkte ich: Er ist um so viel älter, als er eigentlich ist, wie ich jünger bin, als ich eigentlich bin. Wir treffen uns also in der Mitte und sind ungefähr gleich alt.“
Im Interview mit faz.net wurde Heidenreich auf Harald Schmidt angesprochen, der niemals zum Beauty-Doc gehen wolle. „Typisch Harald! Ich kenne ihn schon sehr lange“, erklärte die ehemalige ZDF-Moderatorin. „Ich wäre gerne mit ihm befreundet, er wohnt in Köln bei mir um die Ecke, aber man kann mit ihm nicht befreundet sein. Er zieht sich zu sehr zurück. Er ist ein Einzelgänger. Aber wir zwinkern uns zu, wenn wir uns sehen, und ich finde ihn auch im Alter immer noch geil.“
Die Tatsache, dass - im Vergleich zu dem, was uns seit 2011 zugemutet wird - sämtliche Regierungen, von Adenauer bis Kohl, geradezu meisterhaft wahren, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in jener Zeit vor allem deshalb dem westlichen Teil des Landes gut ging, weil wir irrsinniges Glück hatten.
Und niemand macht es besser als das Quartett Quatuor Ébène.
Die bittere Wahrheit ist, dass es genau umgekehrt ist. Nur für „die Rechten“ ist Klaas ein Clown. Für fast alle anderen ein belangloser 08/15-Langweiler.
Mit ihren Romanen wie "Corpus Delicti", "Unterleuten" und "Über Menschen" feierte die Autorin große Erfolge. In Leipzig studierte Zeh in den 90er-Jahren am Deutschen Literaturinstitut. Neben ihrer literarischen Passion ist Juli Zeh außerdem Juristin und als ehrenamtliche Richterin am Verfassungsgericht in Brandenburg tätig und legt besonders Wert darauf, den gegenseitigen Respekt vor unterschiedlichen Meinungen zu wahren. Herzlichen Glückwunsch, Juli Zeh!
Ob sie Thomas Friz zusammenschlagen oder Frank Wahlig beleidigen, es ist immer wieder derselbe dumpfe, breitspurige, rücksichtslose, aufdringliche Menschenschlag, den es - man staune - in Italien nicht gibt. Ich habe Jahre gebraucht, bis ich eingesehen habe, dass es diese Primitivität in Italien tatsächlich nicht gibt (außer vielleicht in Südtirol unter der dortigen deutschen Minderheit). Es gibt in Italien die Cosa nostra, die Sacra corona unita, die 'Ndrangheta und die Camorra. Das sind familiäre Killervereine. Aber sie sind Könner mit Stil und keine primitive Meute. Ist so, da kann man nichts machen. Es sind anthropologische Eigenheiten.
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Das Gesicht der jungen Frau hinter der Sonnenbrille unter der schwarzen Maske, fünf Zentimeter vor meinem Gesicht, „Nazi raus“, „Nazi raus“, laut, im Staccato. „Ich bin kein Nazi“, sage ich verblüfft, was einem so einfällt, wenn die Antifa vor einem steht und schreit. „Wir kennen dein Gesicht, du schreibst für die faschistische ‚Junge Freiheit‘. Nazi raus.“
Berlin-Mitte. Rosenthaler Platz, unweit der jüdischen Schule. Mahnwache für die israelischen Opfer der Hamas. Die Polizei bildete eine Kette zur Straße. Der Zug der Palästinenser sollte da vorüberziehen. In Berlin gibt es fast täglich diese Umzüge. In drei Reihen schützt die Polizei die Mahnwache vor den aufgebrachten arabischen jungen Demonstranten. Die jungen Männer schwenken die Fahne Palästinas, schreien „Genozid“ und „Apartheid“. Und drohen. Steine und Flaschen sind auf solchen erlaubten Demos geflogen. Die sind gekommen, um zu bleiben. Ohne die Polizisten würden Migranten die Grenzen des Zusammenlebens neu ziehen und das Zusammenleben neu aushandeln. Für Juden und Israelis wäre kein Raum mehr. Um eine Ahnung davon zu bekommen, wie nahe dieses Land bereits am Bürgerkrieg ist, genügt es, sich eine Demo anzusehen. Berlin ist eine Bildungsreise wert. Dass kein Platz für Judenhass ist, ist eine Phrase der Politiker. Ein Mann mittleren Alters hat eine nagelneue Israel-Fahne dabei. Die Faltnähte sind deutlich zu sehen. Solidarität frisch aus dem Cellophanbeutel. Wir hielten die Fahne gemeinsam, redeten miteinander. Ein Typ mit Megafon sagte, ein Nazi sei unter uns Demonstranten. Der solle sich abmachen.
Wer für die faschistische „Junge Freiheit“ schreibe, sei Nazi, sagt eine junge Frau. Sie wüssten es genau, hätten mich gegoogelt. Die „Junge Freiheit“ ist ein konservatives Blatt, so angesehen, dass meine früheren Chefs, die Intendanten des Südwestrundfunks, dort Interviews geben. Peter Voss und Kai Gniffke sind keine Nazis. Für den Südwestrundfunk war ich politischer Korrespondent. Kontrafunk, meine neue journalistische Heimat, hat ebenfalls keine faschistischen Ambitionen. „N
azi“ ist beleidigend, aber keine Beleidigung. Inzwischen habe ich mich selbst gegoogelt. Google weiß vieles von mir, aber nichts davon deutet auf eine Nähe zu Nazis hin. Ich schreibe nicht für die „Junge Freiheit, sage ich. Die Frau schreit weiter im Staccato, dicht vor meinem Gesicht. „Meine Kinder sprechen Hebräisch“, sage ich, „sie gehen aufs jüdische Gymnasium. Meine Freunde tragen Kippa, ihre Eltern haben die Naziherrschaft überlebt.“
Eine weitere junge Frau mit Sonnenbrille und Maske, im Alter meiner Tochter, ist dazugekommen. Zwei Masken schreien „Nazi, Nazi raus“. Ich versuche zu argumentieren. Ein Nazi auf einer Israel-Mahnwache, merkt ihr was? Habt ihr eine Idee, wofür Nazi steht? Für über eine Million jüdischer Kinder, die getötet wurden. Wer Nazi ist, bestimmen die jungen Frauen von der Antifa hinter den Sonnenbrillen und den schwarzen Masken. Der Mann, mit dem ich eben noch die Israel-Fahne gemeinsam gehalten habe, zupft mir das Tuch aus der Hand und zuckt mit den Schultern. Geschichte wiederholt sich als Farce. Aus der zweiten Reihe drängt sich ein junger Mann vor. „Ich kenne den“, sagt er und deutet auf mich, „der hat zugegeben, ein Faschist zu sein. Mir hat er gesagt, er arbeite für den Kontrafunk und die ‚Junge Freiheit‘“. Ich habe den Kampf um meine Person, um meine Reputation, um die Wahrheit jetzt und hier verloren. So geht betreutes Demonstrieren. Keiner hat geholfen, die schreienden jungen Frauen drängen mich aus der Mahnwache. Die Pro-Israel-Demonstranten haben alle zugeschaut, wie einer weggeschickt wird. Noch auf der Straße waren die „Nazi, Nazi“-Rufe zu hören. „Lass dich nur nicht wieder blicken!“ Passanten schauten, guck, so sieht ein Nazi aus. Mein Name auf dem Klingelschild ist abgeklebt. Grenzen werden von Migranten und der Antifa neu gezogen. Berlin ist kein Ort, wo sich Nazis sicher fühlen können, auch wenn sie keine sind. Dieses Land verändert sich. Der Frechere bestimmt die Regeln des Zusammenlebens. Frank Wahlig
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Scholz kann sich bei der nächsten Bundestagswahl in der Tat als Friedenskanzler aufspielen, da er immer wieder ein Cunctator war. Merz ist ein bedauerlicherweise ein bemerkenswerter Versager. Vor 20 Jahren schätzte ich ihn sehr, heute wünsche ich ihm von ganzem Herzen, in allem, was er noch tut, zu scheitern.