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Freitag, 14. Mai 2010

Peinlich aber keck

Auf Karl den Großen.

Mit tiefem Dunkel war umwunden
Von des Barbaren Händen keck entweiht,
was einst ein edler Geist empfunden,
jede schöne Seele hoch erfreut.

Was in Begeisterung versunken
Des hohen Grajas hehrer Dichter sang,
Was er einst selig, wonnetrunken,
Dem Raub der Zeiten kühn entrang.

Was einst in feurigen Gebilden
Der edle Demosthen herabgetönt,
Als tausende das Forum füllten,
Von dem er keck den stolzen Philipp höhnt.

Und alles Große, alles Schöne,
Was einst der Musen Zauberkreis umhüllt,
Was einst begeistert ihre Söhne,
War von Vandalenhänden roh verwühlt.

Da rief mit hehrem Zauberstabe,
Der große Karl die Musen neu empor,
Entriß das Schöne seinem Grabe,
Und lockte alle Künste hold hervor.

Er milderte die rohen Sitten
Und herrschte durch der Bildung Wundermacht;
Sie lebten still in ihren Hütten,
Von sicheren Gesetzen stark bewacht.

Und mehr als alle seine Kriege
Von bluthgefärbten Leichen hochgethürmt,
Als alle unheilsschwangre Siege,
Mit muthig hoher Heldenkraft erstürmt,

Umkränzet ihn die schöne Krone,
Die für die holde Menschheit er errang,
Ihm winket mit erhabnem Lohne,
Daß er die Rohheit seiner Zeit bezwang.

Und unvergeßlich wird er leben
In der Geschichte ewig großer Welt,
Sie wird ihm einen Lorbeer weben,
Der nie im Sturm der raschen Zeit entfällt.

Karl Marx             

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