Gestern feierten die Franzosen den 14. Juli.
In der Schule lernte ich damals, da sei die Bastille erstürmt worden. Ich weiß noch genau, wie es mich wurmte, die Proportionen dieses Ereignisses nicht einschätzen zu können. Waren die politischen Gefangenen, die dort vom empörten Volk befreit wurden Tausende oder nur Hunderte? Wie fühlt man den Puls des Geschehens? Wie groß muss Unterdrückung sein, um eine Revolte zu rechtfertigen? Woran erkennt man das? Ist so etwas abwägbar? Gibt es halbwegs eindeutige Zeichen? Denn messbare, sichere Zeichen gibt es gewiss nicht. Im Geschichtsbuch des Diesterweg-Verlags damals stand über diesen entscheidenden Punkt - an dem Quantität in Qualität umschlägt - nichts. Die Lehrer wagte ich nicht zu fragen, sie hätten mich nur verständnislos angeglotzt. Genausogut hätte ich den Hund der Nachbarn fragen können.
Es waren nur 7 Gefangene. Kein einziger war ein politischer. 7 vergessene Gefangene einer alten Festung. Man hatte eine Art Museum gestürmt. Als ich das in Sergio Romanos wunderbarem Buch "Bekenntnisse eines Revisionisten" einst las, traute ich meinen Augen nicht.
Vorgestern wäre mein Vater 111 geworden, und wir haben wieder mal die WM gewonnen.
Langsam glaube ich tatsächlich, es ist was dran an der Vorstellung, wir gewönnen sie immer dann, wenn in Deutschland eine politische Aufbruchstimmung herrscht.
1974 Brandts BaFög Optimismus
1990 die Wiedervereinigungseuphorie
2014 die Antinuklear-Schäuble-GroKo-Euronie
Aber was war 1954 so toll? 9 Jahre war der Krieg vorbei, der Schutt war weggeräumt, und man freute sich, wenn man ein Moped hatte, oder sogar einen Käfer: das war Aufbruchsstimmung!! Sogar die Wiederbewaffnung kam jetzt. Eine Art neuen Wir-Gefühls unter dem Diktat des Koreakriegs?
Deutschland Nationalmannschaft Identität
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