Stationen

Samstag, 1. Juni 2013

Kujonierung

Die ständige Kujonierung kluger Menschen, die sich nicht mit den zu schematischen Dogmen einer Beschwichtigungsliturgie heruntergekommenen Obsessionen unserer Freiheitsideale abfinden möchten, sondern letztere tatsächlich mit freimütigem Gedankenaustauch und sorgfältigem Hinsehen ins Leben zurückrufen möchten, ist die Achillesferse der bundesdeutschen Konsensmentalität seit spätestens 1968.


Während im ach so geschmähten Italien die Radikale Partei die Bürgerrechtspartei schlechthin ist (1956 gegründet, mittlerweile aufgelöst, aber in vielfältigen Metamorphosen weiterlebend, unter anderem nach wie vor einen sehr lebendigen eigenen Radiosender im ach so mediendiktatorischen Berlusconien betreibt), die sich auf eine Politik der Volksbefragungen spezialisiert hat und die Einführung von Scheidung und Abtreibung zu ihren Erfolgen zählt, hat das Wort "radikal" in der Bundesrepublik immer einen blutigen, dämonisierenden Beigeschmack, mit dem mal die Linke, mal die Rechte abgestempelt wird, sobald sie sich nicht mit den Plattheiten der poltical correctness abspeisen lässt, versucht, ein Übel an der Wurzel (lat.: radix, radicis) zu fassen und befürchtet wird, dass die Ansichten der von der angeblich goldenen, vorgeschriebenen Mitte Abweichenden womöglich konsensfähig sein könnten. Dass durch diese Schmähung von Standpunkten besonders lauterer und gründlicher Geister, die nicht hinnehmen wollen, dass die Wahrheit mit Füßen getreten wird, diejenigen, denen es Ernst ist mit ihren Appellen, erst ins Abseits potentieller Gewalttätigkeiten getrieben werden und bei dem Einen oder Anderen irgendwann eine Sicherung durchbrennen muss, liegt eigentlich auf der Hand.

Sehr gut hat Martin Lichtmesz den neuesten Stand der Dinge hier beschrieben. Ich verweise in diesem Zusammenhang noch einmal auf meine Bemerkungen zum bösen Apfelkuchen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.