Stationen

Freitag, 17. Oktober 2014

Die gute Frauke

7. September 2014

Üblicherweise gerät bei den Medienschaffenden in deutschen Landen und Gauen unverzüglich in den Ruch der Tümelei, wer für irgendetwas traditionell Deutsches plädiert, nunmehr also Frauke Petry, die Spitzenkandidatin der sächsischen AfD mit ihrem Wunsch, man möge doch auf Geburtstagen im amerikanisierten Nachfolgestaat des Dritten Reiches nicht nur „Happy birthday“, sondern auch deutsches Liedgut anstimmen. 

In diesem Zusammenhang sei zunächst daran erinnert, was sich hiesige Politiker bei ihrem Amtsabschied vom Heeresmusikkorps im Schnitt so spielen lassen, sofern sie nicht zivilgesellschaftlich gesittet überhaupt auf den höchst umstrittenen, weil preußisch-militaristisch kontaminierten Akt des Großen Zapfenstreichs verzichten.
War Helmut Kohl noch mit „Nun danket alle Gott“ gegangen, schied Gerhard Schröder mit Tränen bei „My way“, Horst Köhler verabschiedete sich mit dem „St. Louis Blues“, Edmund Stoiber mit „Let it be“, Karl-Theodor zu Guttenberg retirierte zu „Smoke on the water“, und Christian Wulff wünschte sich zunächst „Ebony and Ivory“, bevor das Programm aufgrund technischer Einwände der Trompeter des Musikkorps geändert wurde.
Der Fisch, sagt man, stinkt vom Kopfe her. Dieses Land ist fest in die angelsächsische Massenunterhaltung eingemeindet, und der überständige Kulturmensch hat bis zu seinem friedlichen Aussterben „immer das Gefühl, heulen oder kotzen zu müssen“ (Frank Lisson). Wobei an dieser Stelle, um Missverständnisse im Keime zu ersticken, gepriesen und zur Amerikanisierung der Welt in Vorschlag gebracht seien: Melville, Faulkner, Emerson, Whitman, R. Yeats, Pinchon und meinetwegen auch David Forster Wallace.

Was nun „Happy birthday“ angeht,  so handelt es sich geradezu um die Hymne des Globalismus bzw. Globalamerikanismus, gedankenlos angestimmt in Anwaltsbüros wie in Montagehallen, Friseursalons oder Landtagen, bei jedem Proleten-, Nerd- oder Schickeriageburtstag. Wer es freilich in meinem multikulturellen Heim täte, flöge spornstreichs und subito aus demselben.

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