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Dienstag, 1. April 2014

Ehrfurcht, Poesie und Ironie

Ehrfurcht, poetische Intelligenz und Ironie sind die drei Säulen, die es ermöglichen, auch heute unser Erfahren, unsere Wahrnehmung, unsere Erkenntnisse und unsere Begrifflichkeit nahtlos in die Überlieferung, speziell auch die religiöse Überlieferung, zu betten und einen Bogen vom Jetzt zum Einst zu schlagen, der ein starkes Sinnangebot enthält und den Unterschied zwischen gekrümmtem Raum und Scheibe zelebriert.
Die Wahrheit wird auf diese Weise leicht ertragbar. Mittlerweile glaube ich sogar, nur auf diese Weise. Die postmoderne Leere wird umschiffbar, und das Ufer wird sichtbar durch Umwertung aller Werte. Das Wort "Umwertung" ängstigt zunächst einmal jeden vernünftigen, biederen Menschen, weil es sich nach "Umkehrung" und "Verkehrung", nach einer 180 Grad Drehung anhört. Aber bei einem Perspektivwechsel nehmen die Dinge eine ganz andere Wendung. Man kann es bei Augustinus beobachten, wie er die Welt Homers mit neuen Augen betrachtet, wie er sie post Christum natum mit den Goten vergleicht. Es ist wie eine 38 Grad Wendung. Sie wird von den jungen Männern vollzogen, die - wie Ernst Jünger so schön sagte - unter Temperaturerhöhung leiden, bzw. agieren.
Lügen mit langen Beinen bleiben allerdings auch im Zustand hermeneutischer Glückseligkeit und erhöhter Temperatur erstaunlich unerträglich. Aber die Unerbittlichkeit ist ausnahmsweise mal angemessen.


Beispielhaft führt Goethe es mit dem "Prolog im Himmel" vor: nahtloser Übergang vom ptolemäischen Weltbild zum Keplerschen, Galileischen, Kopernikanischen.

Jünger spinnt diesen Faden sehr schön in "An der Zeitmauer" weiter.

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