Stationen

Sonntag, 14. März 2010

Goethe und die Rassenökologie

"Und daher kommt es denn auch, dass man der Pflanzenwelt eines Landes einen Einfluss auf die Gemütsart seiner Bewohner zugestanden hat. Und gewiss, wer sein Leben lang von hohen ernsten Eichen umgeben wäre, müsste ein anderer Mensch werden, als wer täglich unter luftigen Birken sich erginge. Nur muss man bedenken, dass die Menschen im allgemeinen nicht so sensibler Natur sind als wir andern, und dass sie im Ganzen kräftig vor sich hin leben, ohne den äußeren Eindrücken so viele Gewalt einzuräumen. Aber so viel ist gewiss, dass außer dem Angeborenen der Rasse sowohl Boden und Klima als Nahrung und Beschäftigung einwirkt, um den Charakter eines Volkes zu vollenden. Auch ist zu bedenken, dass die früheren Stämme meistenteils von einem Boden Besitz nahmen, wo es ihnen gefiel und wo also die Gegend mit dem angeborenen Charakter der Menschen bereits in Harmonie stand."

                         Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens.[1823-1832]

Goethes Worte klingen durchaus vernünftig, gerade auch im Sinn von vernehmend-vernünftig.

Ich gebe jedoch zu bedenken, dass auch Goethe nur sah, was für unsere Augen sichtbar ist, selber keine Kenntnis, ja nicht einmal umfangreiche Anschauung dessen besaß, worüber er hier, durchaus klug, eine Betrachtung anstellte und - um nur ein sehr banales Beispiel zu nennen - nie je einem afrikanischen Mathematiker oder Opernsänger begegnet ist.

Kannte er Amo?

Selbst wenn wir unsere Aufmerksamkeit physiologischen Aspekten zuwenden, die präziser objektivierbar sind, stoßen wir auf biologische Hypothesen, die bisher kaum mehr als vage Vermutungen sind.

Man hat angefangen, zu untersuchen, ob bei der Wirksamkeit von Arzneimitteln, je nach ethnischer Zugehörigkeit - oder auch je nach Geschlecht - unterschiedliche Ergebnisse auftreten könnten. Bisher scheint es noch keine nennenswerten Neuigkeiten zu geben. Einst glaubte man, Juden seien resistenter gegen Tuberkulose als Nichtjuden! Und im DTV-Lexikon Biologie steht diese Behauptung immer noch, obwohl sie bereits durch eine Untersuchung als Wissenschaftslegende entlarvt wurde. Im Biologieunterricht lernen wir, dass helle Haut einen Selektionsvorteil in nördlichen Regionen besaß, weil sie für die Herstellung von körpereigenem Vitamin D bei geringerer UV-Einstrahlung geeigneter ist. Ist eine solche Erklärung wirklich zwingend schlüssig, oder handelt es sich nur um ein mehr oder weniger willkürliches, halbwegs plausibles Zusammenreimen weniger Fakten?

Mir persönlich scheint es z.B. sehr viel plausibler zu sein, dass ein für südlichere Breiten typischer Selektionsfaktor eben wegfiel: die starke UV-Strahlung, die bei hellhäutigen Menschen zu Verbrennungen führt. Und dass die erleichterte Vitamin D-Bildung sozusagen ein willkommener Nebeneffekt der nun "erlaubten" helleren Haut war, der aber erst durch das Tragen von Kleidung innerhalb bereits hellhäutiger Populationen eventuell zusätzlich zum Tragen kam. Im Übrigen besteht in der Scientific Community keine Einigkeit, was die für den Menschen ideale Menge Vitamin D betrifft. Es gibt inzwischen angesehene Leute, die diesem Vitamin genauso verfallen sind, wie einst Pauling dem Vitamin C. Schön und gut, dass Pauling gleich zwei Nobelpreise bekam, und einen davon für Chemie, aber angesichts der Tatsache, dass er eines Tages dazu riet, jeden Tag 18 Gramm Vitamin C zu schlucken, ist für mich nur eine einzige Schlussfolgerung möglich: der Mann hat den Verstand verloren. Tut mir leid.

Vitamin D - Einfluss der Hautbeschaffenheit

Im Wikipediaartikel wird eine statistische Untersuchung genannt, von der ein Recht auf ausreichende Vitamin D-Versorgung abgeleitet werden kann. Forschungsbereiche wie diese sind immer auch ein Politikum. In der Vergangenheit erwiesen sich auch sehr akkurate, in gutem Glauben durchgeführte Untersuchungen im Nachhinein oft als falsch und durch politische Rahmenbedingungen verzerrt, wie Steven J. Gould bewies (Mortons biometrische Schädelmessungen) und Cyril Burt fälschte wahrscheinlich sogar seine Daten bei der Zwillingsforschung, um - ähnlich wie kürzlich in der Klimaforschung geschehen - Ergebnisse vorweisen zu können, die seiner Weltanschauung entsprachen. Wachsame Vorsicht wird bei diesem Thema immer angemessen sein.

                                        The Mismeasure of Man               Cyril Burt: Fraud or Framed?

The Mismeasure of Man

Cyril Burt

Siehe auch http://persciun.blogspot.com/2010/02/albert-jacquard-hatte-also-recht.html

und  Svante Pääbo

"Quaecunque aliquid commune habent, ad id, quod eiusdem generis est, tendunt." Marcus Aurelius COMMENTARIORVM QVOS IPSE SIBI SCRIPSIT - IX, 9

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