"Saxum" heißt auf lateinisch das Felsgestein, "silex" der Kieselstein und "seco" heißt "ich schneide". Das althochdeutsche "sahs" bedeutete "Messer", und die Sachsen, die sich lange gegen Karl den Großen wehrten und ihre sächsische Rechtsordnung gegen römische Überfremdung verteidigten (und hierfür von den Nationalsozialisten gepriesen wurden), hatten ihren Namen von diesem alten Wort für Messer. Sächsisches Urgestein aus dem Harz sozusagen. Denn die Sachsen waren damals ja in Niedersachsen ansässig. Das heutige „Sachsen“ wurde einst als „Obersachsen“ bezeichnet.
Da es außer dem Wald in Deutschland keine ernstzunehmende geografische Barrieren gibt, kam es - anders als in Italien, das durch den Appenin anthropogeografische und kulturgeschichtliche Konstanten zeigt - auf unserem Gebiet, als der wilde Wald erst mal gerodet war, immer wieder zu Verschiebungen und Vermischungen. Das heutige Sachsen erhielt seinen Namen jedoch nicht auf Grund dieser Vermischungen, sondern nur weil Heinrich der Löwe nach dem nördöstlichen Thüringen abwandern musste und dadurch der dynastischen Terminologie gemäß die Bezeichnung „Obersachsen“ entstand.
Da es außer dem Wald in Deutschland keine ernstzunehmende geografische Barrieren gibt, kam es - anders als in Italien, das durch den Appenin anthropogeografische und kulturgeschichtliche Konstanten zeigt - auf unserem Gebiet, als der wilde Wald erst mal gerodet war, immer wieder zu Verschiebungen und Vermischungen. Das heutige Sachsen erhielt seinen Namen jedoch nicht auf Grund dieser Vermischungen, sondern nur weil Heinrich der Löwe nach dem nördöstlichen Thüringen abwandern musste und dadurch der dynastischen Terminologie gemäß die Bezeichnung „Obersachsen“ entstand.
Waffentechnik wird nicht einfach angewendet. Sie entfaltet eine Eigendynamik und schafft Rahmenbedingungen, die dem Handlungsspielraum ganz bestimmte Grenzen setzen und ganz bestimmte Möglichkeiten eröffnen. Je nach Waffenart sind ganz bestimmte Wege leicht zu gehen, andere schwer zu bewältigen, wieder andere sind völlig unzugänglich, und manche sind durch ein neues Stadium technischer Möglichkeiten unausweichlich vorgeschrieben.
Bedingung und Gesetz; und aller Wille
Ist nur ein Wollen, weil wir eben sollten,
Und vor dem Willen schweigt die Willkür stille;
Das Liebste wird vom Herzen weggescholten,
Dem harten Muß bequemt sich Will und Grille.
Zum Beispiel war es in der Antike praktisch fast völlig unmöglich, im Winter Krieg zu führen! Dass der Mars zum Namensgeber des Märzes wurde, ist keine romantische Idealisierung des Krieges, die sich um den Frühling rankt, sondern haargenau das, was damals ausschließlich möglich war: die harte Wirklichkeit dessen, was man am treffendsten als "Einklang der Kultur mit der Natur" bezeichnet. Kriege wurden Jahrhunderte lang nur im Sommer geführt und im Frühling vorbereitet. Der saisonale Zeitplan der Legionen war an den der Bauern geknüpft. Noch Macchiavelli empfahl, sich an diesen Zeitplan zu halten.
Der jeweilige Stand der Technik schafft Grundbedingungen mit Folgen für Strategie, Ethik und Alltag. Ernst Jünger, der den Begriff "Totale Mobilmachung" schuf und von diesen Dingen etwas verstand und damit sehr bewusst Erfahrungen machte und diese auch später noch sehr aufmerksam reflektiert hat, wie außer ihm vielleicht nur Carl Friedrich von Weizsäcker und das Expertenteam um Horst Ahfeldt, die Situation auf den Punkt gebracht, als er sagte, die Figur des Soldaten sei der des Verbrechers ähnlich geworden. Ob wir wollen oder nicht.
Seit er dies sagte, hat sich die Situation jahrzehntelang verschlechtert, um sich dann im Verlauf der 90-er Jahre endlich wieder zu bessern durch die immens erhöhte Treffergenauigkeit moderner zielsuchender Waffen.
Während des 1. Weltkrieges (la „Grande Guerre“!) waren nur etwa 5% der Kriegstoten Zivilisten. Während des 2. sind es schon 48% (und dies wirkt sich unter anderm auf die Sprache aus: der letzte Krieg für den sich noch eine Bezeichnung in heroisierend-mythisierender Sprache durchsetzte, war la „Grande Guerre“, also dieser erste Weltkrieg; der zweite war schon so schrecklich, dass die mythologische Phantasie - die immer realistisch ist! - zurückwich). Im Koreakrieg waren 84% der Kriegstoten Zivilisten und im Vietnamkrieg 93%. Diese Zahlen haben sich mir 1975 eingeprägt. Leider kann ich die Quelle nicht mehr nennen (ich glaube es war ein Institut für strategische Studien in London) aber das ist nicht so wichtig. Die eine oder andere Quelle nennt geringfügig andere Zahlen, wirklich exakte Zahlen sind ohnehin nicht möglich. Auch das ist nicht so wichtig. Relevant ist nur die Größenordnung, und die bleibt bei allen Quellen dieselbe.
Relevant ist FAST nur die Größenordnung: auch heutzutage liegt schließlich der Anteil der Ziviltoten bei etwa 90%, obwohl sich die Lage erheblich gebessert hat und wenigstens das Ausmaß der Zerstörungen zusammengeschmolzen ist (in Vietnam gab es Millionen Tote, wahrscheinlich mindestens 3, im National Geographic steht 4 Millionen - obwohl Nord- und Südvietnam zusammen nur etwa so groß sind, wie die BRD vor der Wiedervereinigung war. Und 1969 hatten die Amerikaner über Vietnam schon mehr Tonnen Bomben abgeworfen als im 2. Weltkrieg über ganz Europa abgeworfen wurden. Diesmal ist die Quelle das Russeltribunal. Wer dessen Quelle war, ist mir unbekannt).
Die heutigen 90% sind ausnahmsweise mal nur teilweise Folge eines Sachzwangs. Denn sie sind einerseits eine Konsequenz der Tatsache, dass sich die Ziele meistens direkt im Siedlungsgebiet befinden (mal abgesehen von den Überbleibseln „traditioneller Kriege“ mit Mann gegen Mann Konfrontationen, z.B. in Afrika), andererseits ist es eine Folge der spirituellen Unbefangenheit orientalischer Exekutive, die nicht zögert, ihre eigene Bevölkerung als Schutzschild zu benutzen, um Angreifer aus dem Westen vor schwer zu fällende Entscheidungen zu stellen, bzw. deren Folgen propagandistisch auszuschlachten, falls Entscheidungen getroffen werden, die niemand gerne und leichten Herzens treffen kann.
An dieser Stelle zeigt sich die Ambivalenz der neuen Situation: die Tatsache, dass ein hoher Anteil der Toten unausweichlich Ziviltote sind, hat diesmal auch einen positiven Aspekt, insofern in demokratischen Systhemen die Konsensfähigkeit für Krieg vielleicht generell schwindet. Je mehr Demokratie, desto weniger Krieg ist eine Formel, die etwas für sich zu haben scheint, wenngleich ich immer noch argwöhne, dass es sich hier nur um einen Verdrängungsprozess handeln könnte, durch den via Verantwortlichkeits- und Kompetenzverlegenheiten Probleme nur vertagt werden könnten, die dann um so heftiger irgendwann hervorbrechen. Jedenfalls scheint auch eine andere Maxime etwas für sich zu haben: je mehr sich Monarchien – wie vielleicht in Jordanien - an traditionelle Werte gebunden fühlen, desto zögernder die Kriegsbereitschaft.
Aufschlussreich zur Dynamik der Sachzwänge und ihrer staffettenartigen Fortentwicklung während dreier Jahrzehnte (50-er, 60-er und 70-er Jahre) sind auch heute immer noch Carl Friedrich von Weizsäckers zusammenfassende Bemerkungen in seinem Vorwort zu Spannocchis Buch über „Raumverteidigung“ statt Grenzverteidigung. Die 50-er Jahre waren das Jahrzehnt der wachsenden Sprengkraft von Bomben, die 60-er das Jahrzehnt der wachsenden Reichweite von Raketen und die 70-er Jahre das Jahrzehnt wachsender Treffergenauigkeit. Letztere gefährdete erneut das vorherige, zumindest theoretisch stabile Gleichgewicht, insofern die territoriale Begrenzung eines Konflikts und die Ausschaltung des Gegners durch die Treffergenauigkeit wieder möglich wurde und die Second Strike Capacity, die zuvor Russen wie Amerikanern nahegelegt hatte, stillzuhalten, nun nicht mehr garantiert war.
Ich las dieses Buch 1977 in Kirchberg während des Zivildienstes, um endlich Ordnung in meine eigenen Überlegungen zu bekommen, was vorher unmöglich war, da ich im Burgweg von aller Welt abgeschnitten war und mir keinerlei zuverlässige Informationsmöglichkeiten besorgen konnte, denn ich war nicht nur fern von allem, ich hatte auch nur ein Fünftel des Taschengeldes, das meine BAFöG-Freunde genossen, Informationssendungen im TV anzusehen war mir verboten (außer Löwenthal und der Drehscheibe), und im Geiste fand sozusagen tagtäglich Bücherverbrennung im Burgweg statt (obwohl ich kaum an seriöse, aufschlussreiche Bücher gelangte damals), wobei mein Bruder es auch noch schaffte, meinen Vater rechts außen zu überholen und in puncto Absurdität zu übertreffen: als Argument gegen Brandts Außenpolitik (die Golo Mann zu Recht als längst überfällig bezeichnete) führte mein Bruder tatsächlich die Kurilen ins Feld, auf die „die Japaner nie verzichten“ würden. Das Grausame daran ist, dass in meiner Umgebung kein Mensch wusste, was die Kurilen sind und ich keine Möglichkeit hatte, mich darüber zu vergewissern, ob mein Bruder etwas wichtiges, ausschlaggebendes Entscheidendes erkannt hatte, das alle Anderen verdrängten und tabuisierten oder ob er nur ein trotziger, besserwisserischer Paranoiker war, der starrsinnig über die wirklich entscheidenden Aspekte hinwegsah. Mein Großer Bruder schlug mit einer unsichtbaren Keule auf mein ohnehin nicht nur altersgemäß eingeschränktes Urteilsvermögen ein, um mir zu bedeuten, was in seinen Augen wirklich wichtig war. Kurz gesagt, ich besaß als Jugendlicher keine Gewissheit darüber, ob Adolf Hitler ein Verbrecher war, oder ob er wie Andreas Hofer ein antimodernistischer Freiheitskämpfer war (der von den Siegern des Krieges mit falschen Anschuldigungen verleumdet wurde - was mein uralter Vater behauptete), und mein großer Bruder begnügte sich nicht damit, mir bei meinen Bemühungen der Vergewisserung nicht zu helfen, sondern er behinderte mich auch noch gezielt, indem er mir jedesmal einen schmerzhaften Tritt versetzte, wenn deutlich wurde, dass ich nicht bereit war, das Credo unseres Vaters bereitwillig, vertrauensvoll und gläubig zu übernehmen.
Damals tobte noch der Vietnamkrieg, und die deutsche Opposition stand geschlossen mit der deutschen Regierung hinter Amerika. Mich quälte es, dass man in der Schule von mir erwartete, die deutsche Vergangenheit zu verurteilen und den Völkermord, den die Amerikaner in der Gegenwart gerade begingen, gutzuheißen Und mehr noch als dies quälte es mich, dass meine Eltern - die Vergangenheit betreffend - von mir erwarteten, Misstrauen gegenüber den Amerikanern und meinen Lehrern zu empfinden und gleichzeitig - die Gegenwart betreffend - von mir erwarteten, in den Amerikanern nicht nur verlässliche Partner zu sehen, sondern unschuldige Verteidiger der Freiheit, die in Vietnam durch flächendeckende Bombardierung der Bevölkerung gesichert werden sollte, weil dadurch die Ausbreitung der kommunistischen Diktatur zu unser aller Wohl verhindert würde.
Dass die Sowjetunion gar nicht bombardierte - was ja nur die Amerikaner taten -, sondern Raketenabwehrbasen - also eindeutig defensiven Beistand - zur Verfügung stellte, spielte für meine Eltern dabei keine Rolle.
Auch in dieser Hinsicht kam von meinem Bruder kein tröstendes Wort intellektueller Redlichkeit oder beherzter Klugheit oder auch nur verständnisvoller Nachdenklichkeit, sondern nur besserwisserische, altkluge Belehrungen. Bei seinen Betrachtungen, mit denen er die außerparlamentarische Opposition herabsetzte und die duckmäuserische Politik der Bundesregierung rechtfertigte, redete er sich die Dinge eigentlich nur zurecht, und die Bekämpfung des Kommunismus schien dabei der Sinn des Lebens schlechthin zu sein, durch den Hitlers Überfall auf Polen, der Pakt mit Stalin, der Bruch mit Stalin, die Vergasung der Juden, die Bombardierung Vietnams und überhaupt alles auf der Welt verstanden, begriffen, gutgeheißen und gerechtfertigt werden konnte, auch dass er auf einem Maultier sitzend als Gebirgsjäger durch die Alpen ritt und mit dem Fieberthermometer in der Luft rumfuchtelte, während Little Boy das Alpenglühen herbeizauberte. Cervantes und Ariost sind im Vergleich zur überbordenden Vorstellungskraft meines Bruders eher dröge Erzeugnisse zweier von exzessivem Realitätssinn gepeinigter Geister. Spannocchi war damals Armeekommandant des österreichischen Bundesheers, und ich kannte ihn noch genauso wenig wie die Kurilen.
Die NATO Strategie des „rolling back“ hat am Ende funktioniert. Dass ein so vernünftiger Mann wie Gorbatschow ans Ruder kam (und ein großartiger Mann wie Reagan als Gesprächspartner zur Verfügung stand) war allerdings ein großes Glück. Und dass die westliche Friedensbewegung im Osten viele Menschen zum Handeln ermutigt hat, wird von Mechtersheimer zuverlässig bezeugt.
Kurz und bündig gesagt, wird der jeweilige Stand der Waffentechnik zum Sachzwang, unabhängig davon, was man will oder nicht will. Erst ausgehend von dieser ständig im Wandel begriffenen Grundbedingung hat es Sinn, sich zu überlegen, was man erreichen will und innerhalb des Handlungsspielraumes erreichen kann. In Zukunft wird - ob wir wollen oder nicht - Big Brother is Watching You eine Lebensbedingung sein, die unaufhaltsam wachsen wird. Wie wir uns unter dieser Bedingung gegen Missbrauch schützen werden, weiß bisher noch kein Mensch. Ich persönlich glaube, dass WikiLeaks zur Keimzelle einer Cybergewerkschaft werden muss. Und ich glaube, dass es eine Illusion ist, zu glauben, alte Probleme seien nur auf eine neue Ebene gehoben oder geschoben worden. Ich glaube, dass wir tatsächlich vor einer völlig neuen Lebensbedingung stehen, die nicht nur eine Variante einer alten Problematik darstellt, sondern als etwas wirklich Neues unter der Sonne gelten kann: es kommt eine Glasnost auf uns zu, in der es keine Privatsphäre mehr gibt, sondern nur noch konzentrisch angeordnete graduell abgestufte Sphären der Privatheit/Öffentlichkeit (und des Zweifels darüber, was wer weiß). Und nur noch Alexander und Diogenes werden tatsächlich noch ein völlig privates Leben führen können.
Die erhöhte Durchschlagskraft der Armbrust im späten Mittelalter des 11. Jahrhunderts führte dazu, dass das Kettenhemd keinen ausreichenden Schutz mehr bieten konnte, und auch die englischen Langbögen des 13. Jahrhunderts besaßen eine Durchschlagskraft, der weder das Kettenhemd noch der Brustpanzer standhalten konnte. Und erst mit der Verbreitung der Feuerwaffen Ende des 14. Jahrhunderts, also nach Dante Alighieri, als das Mittelalter eigentlich schon vorbei war und im Begriff, in die Neuzeit überzugehen, taucht die schwere, „typisch mittelalterliche“ Rüstung auf, die Arkebusen und Pistolen standhalten sollte.
Erst mit dem Anwachsen der Feuerkraft verschwindet allmählich wieder die schwere Rüstung und mit ihr die Ritterburg, während die Stadtmauer erst noch mal dicker und höher und sternförmig wird, und die Basteien entstehen. Im 19. Jh wiederum ist keine Stadtmauer mehr der erhöhten Durchschlagskraft gewachsen, und sie werden in fast allen europäischen Städten durch Parkanlagen oder Ringstraßen ersetzt, wie in Würzburg und Florenz geschehen.
Gegen Raketen nützt die israelische Mauer natürlich nichts, die fliegen einfach über sie hinweg. Aber immerhin können die potentiellen Selbstmordattentäter nicht über sie drüberklettern, wenngleich das nicht viel Schutz gewährleistet. Wenn Achmadineschad eine Atombombe auf das Große Ghetto wirft (man könnte es Le Grand Ghetteau nennen, wenn man Sinn für Humor hat und ein Herz, das seiner Bitternis nur noch durch Sarkasmen Luft machen kann), dann ist die Mauer wieder restlos obsolet. Aber die in Ravenna – die dort von einer linken Kommunalregierung errichtet wurde - steht dann immer noch, obwohl es da noch gar keine Selbstmordattentäter gibt und nur Drogendealer und andere Araber, denen die eigene Raison d‘etre wichtiger ist als die der seit Jahrhunderten dort Ansässigen. Na, wir wollen hoffen, dass jetzt in Ägypten der von Wolfowitz und George Dabbeljuh beabsichtigte Dominoeffekt tatsächlich anrollt.
Das Nebeneinander von Territorialmauer, Atombombe, Panzern, Raketchen, Mann-gegen-Mann-Konfrontation, Kinderrekrutierung und Interkontinentalraketen ist charakteristisch für eine Zeit, in der mehrere Kriegsarten gleichzeitig existieren können und Systemfragilität bei großer Zerstörungswirkung neue Formen sabotierender Initiative und abwehrender Kontrollversuche hervorbringt. Clausewitz ist teils immer noch aktuell, und gleichzeitig an anderem Ort – oder sogar am selben Ort - überholt.
Heidegger hat viel Schimpf erhalten, weil er, Occam´s Razor konsequent anwendend, Auschwitz und ganz allgemein die enormen Massaker nicht nur des 2. Weltkriegs, sondern des ganzen 20. Jahrhunderts kommentierend einen Vergleich mit der ungeheuren Potenzierung in der Landwirtschaft machte und so die Destruktion kohärent der Produktion gegenüberstellte.
Da trifft Heidegger einen Nagel auf den Kopf, besonders im Hinblick auf die Spezialisierung und Anonymisierung industrieller Vorgänge. Aber es gibt noch einen anderen Nagel, der mit der Wirkung und Ausstrahlung zu tun hat, die ein industrielles Wirkungsfeld auf uns Menschen ausübt. Der Übergang zwischen diesen beiden Nagelpunkten ist fließend und unwägbar, aber in Piasnitz begann etwas, das jenseits von Gas, Krematorien, Viehwägen, Güterzügen und Bürokratie geschah und im Wilden Wald handwerklich vollzogen wurde und allein unter den Juden zur Erschießung von eineinhalb Millionen Menschen führte. Die charakteristische Zielgruppe dieses Nagels, den Heidegger - und bisher auch die in der Forschung vorherrschende Aufmerksamkeit - übersah, waren jedoch nicht so sehr die Juden (obwohl sie auch hier die Mehrheit darstellen!), sondern die alten Familien, die Priester und andere Repräsentanten der nichtjüdischen nationalen Eliten. Ein zusätzlicher Tabubruch ließ alles Bestehende einbrechen: nicht nur das älteste Kulturvolk der Welt sollte ausgerottet werden, sondern auch die Angehörigen der ältesten bestehenden Kulturformen. Alles sollte deutschen Mythen, Bildern, Archetypen und Menschen weichen.
"Köppelsblek" nannte Ernst Jünger den Ort des Grauens, den er, ein halbes Jahr bevor im Wald von Piasnitz die Ausrottung des europäischen Erbes begann, in "Auf den Marmorklippen" sehr treffend und realistisch beschrieb. Köppelsblek liegt haargenau auf der unwägbaren Grenze zwischen Piasnitz und Auschwitz.
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