Stationen

Donnerstag, 25. Februar 2010

Albrecht Haushofer

Albrecht Haushofer war ein Altersgenosse meines Vaters, und des Vaters meiner Geschwister und wurde in der Nähe der Haftanstalt Moabit von der Gestapo Ende April 1945 erschossen, weil er am Attentatsversuch des 20.Juli beteiligt war.
Von Beruf war er politischer Geograf, Schüler und Mitarbeiter seines Vaters (Karl H.), dessen Gedanken starken Einfluss auf die nationalsozialistische Osteuropapolitik hatten.
Auch Albrecht Haushofer war als Berater der Hitlerregierung tätig (Auslandsdeutsche). Von der Weimarer Demokratie war er enttäuscht, und als die Hitlerzeit begann, schrieb er "Ich kann mit den neuen Leuten menschlich genauso wenig wie Erasmus von Rotterdam mit den Wiedertäufern".
Im Gefängnis Moabit schrieb er dieses Gedicht.



Ich trage leicht an dem, was das Gericht
mir Schuld benennen wird: an Plan und Sorgen.
Verbrecher wär ich, hätt ich für das Morgen
des Volkes nicht geplant aus eigener Pflicht.

Doch schuldig bin ich anders als ihr denkt,
ich musste früher meine Pflicht erkennen,
ich musste schärfer Unheil Unheil nennen -
mein Urteil hab ich viel zu lang gelenkt ...

Ich klage mich in meinem Herzen an:
ich habe mein Gewissen lang betrogen,
ich hab mich selbst und andere belogen -

ich kannte früh des Jammers ganze Bahn -
ich hab gewarnt - nicht hart genug und klar!
und heute weiß ich, was ich schuldig war ...


Moabiter Sonette.

Der 20. Juli wurde zu recht zu einem besonderen Gedenktag. Aber man soll die Heldenhaftigkeit dieser Männer auch nicht überbewerten. Sie brauchten nicht nur sehr lange, um sich von Hitler, dessen Größenwahnsinn die führenden Köpfe der Wehrmacht angesteckt hatte, abzuwenden, sie brauchten dann noch einmal sehr lange, um sich zum "Tyrannenmord" durchringen zu können. Skrupel hatten sie nicht so sehr aus vernünftiger Skepsis, was die Unvorhersehbarkeit der weiteren Entwicklung anging oder aus grundsätzlicher Skepsis gegenüber der Diskrepanz die bei Attentaten meistens zwischen den Absichten und den tatsächlichen Folgen liegt, sondern aus purem Prinzipiendenken.
Ich habe seit meiner Jugend immer gedacht, dass ich Hitler wahrscheinlich ebenfalls auf den Leim gekrochen wäre. Aber wenn es mir gelungen wäre, mir ein klares, verlässliches Bild der Lage zu machen, hätte ich gewiss nicht die Skrupel gehabt, die diese auf Hitler vereidigten Offiziere Monate lang hegten. Wenigstens das kann ich von mir sagen.
In solchen Momenten wird gerade die Bibel zur Fundgrube.

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