Stationen

Samstag, 27. Februar 2010

Oper

"Ich begreife euch nicht, ihr guten Kinder," sagte er, "wie ihr Sujet und Musik trennen und jedes für sich genießen könnt. Ihr sagt, das Sujet tauge nicht, aber ihr hättet es ignoriert und euch an der trefflichen Musik erfreuet. Ich bewundere wirklich die Einrichtung eurer Natur, und wie eure Ohren imstande sind, anmutigen Tönen zu lauschen, während der gewaltigste Sinn, das Auge, von den absurdesten Gegenständen geplagt wird."  Goethe am 7. Oktober 1828 in Eckermanns Aufzeichnungen

Und zwei Tage später...

"Der 'Moses' von Rossini kam abermals zur Sprache, und wir erinnerten uns gerne Goethes heiterer Erfindung von vorgestern. 'Was ich in Scherz und guter Laune über den Moses geäußert haben mag,' sagte Goethe, 'weiß ich nicht mehr, denn so etwas geschieht ganz unbewusst. Aber so viel ist gewiss, dass ich eine Oper nur dann mit Freuden genießen kann, wenn das Sujet ebenso vollkommen ist wie die Musik, so dass beide miteinander gleichen Schritt gehen. Fragt ihr mich, welche Oper ich gut finde, so nenne ich den 'Wasserträger'; denn hier ist das Sujet so vollkommen, dass man es ohne Musik als ein bloßes Stück geben könnte und mit Freuden sehen würde."

"Der Wasserträger" ist eine Oper des florentinischen Komponisten Luigi Cherubini. Ihr bekannterer Name ist heute Les deux journées, aber auch Le porteur d'eaux kommt noch vor. Librettist war Jean Nicolas Bouilly (der auch das Libretto für Léonore, ou L'amour conjugal, die Oper, auf die Beethovens Fidelio zurückgeht, schrieb)

Michael Kunzes Urteil über Oper im allgemeinen.


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