Progressive deutsche Historiker erkennt man sofort an ihrem antivölkischen Eifer und dem überheblich belehrenden, wichtigtuerischen Gestus. Am pseudowissenschaftlichen, Objektivität suggerierenden Jargon, an der gespreizten, technizistischen Wortwahl. Und am völligen Fehlen von epischer Qualität und passionierter Begeisterung. Das gilt für die Historie im Allgemeinen, aber ganz besonders für die Kunstgeschichte.
Zu diesen unangenehmen Äußerlichkeiten kommen die inhaltlichen: sie zweifeln in ihrer progressistischen Überheblichkeit grundsätzlich alles an, was irgendjemand je vor ihrer angeblich durch Wissenschaftlichkeit aufgeklärten, geläuterten und erleuchteten Epoche der Skrupelhaftigkeit geschrieben hat, und verleumden hemmungslos alle diejenigen als voreingenommen, unwissenschaftlich, skrupellos, primitiv und propagandistisch, die nicht ihrer eigenen Epoche und möglichst noch Gesinnung angehören.
Und seien es die Gebrüder Grimm, Goethe, Caesar, Livius, Machiavelli oder Cicero, unsere Zeitgenossen halten sich allemal für klüger, unvoreingenommener und wahrhaftiger.
Jeder Klassiker steht unter Generalverdacht, und Philipp Glass, Pink Floyd oder Udo Jürgens gilt diesen Idioten tatsächlich genauso viel oder gar mehr als Schubert, Brahms oder Schumann und allemal mehr als Wagner. Seis drum. Ich empfinde die auf Jordanes zurückgehende Bezeichnung Skandinaviens als vagina gentium trotz der wichtigtuerischen Quängeleien von Historikern, die sich erst im Fahrwasser der Augsteinäffäre als Trittbrettfahrer profilieren konnten, immer noch überzeugend und glaube weiterhin bis zum ultimativen Gegenbeweis, dass die Burgunder ursprünglich aus Bornholm und die Goten aus Gotland kommen (wo noch bis ins 17. Jahrhundert eine Sprache gesprochen wurde, die dem Deutschen manchmal mehr ähnelte als dem Schwedischen) und später entlang des Bug und weiter entlang des bei uns sogenannten südlichen Bugs (beide haben ihren Namen von den Buschanen) bis zum Schwarzen Meer gelangten, wo die Greutungen östlich des Dnjestr ihr Reich gründeten und die Terwingen westlich des Dnjestr.
Das Gebiet zwischen Bug und Dnepr um die Pripjetsümpfe war übrigens lange bevor die Goten nach Südosten wanderten, ein Sumpfwald, so ähnlich wie der Spreewald. In diesem "Bugwald" siedelte sich 2000 vor Christus der Teil der Arier oder Proto-Indoeuropäer oder Urindogermanen an, die wir früher Wenden nannten und jetzt als Slawen bezeichnen. Die Sorben im Spreewald sind also wie ein Echo dieser Urslawen. Ob diese Urslawen wohl bereits damals Cucumis sativus anbauten und in tönernen Gefäßen gären ließen? Das deutsche Wort "Gurke" kommt jedenfalls aus dem Slawischen.
"Wenn du nicht weißt, wo du hingehst, dann dreh dich um, und sieh nach, wo du herkommst." Moni Ovadia
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