Der frühere SPD-Bundesminister Egon Bahr betrachtet die politische Integration Europas nach dem de facto verfehlten EU-Verfassungsprozeß offenbar als gescheitert. In einem Interview mit der am Freitag in Berlin erscheinenden Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT fordert er einen grundlegenden Richtungswechsel der deutschen Politik: "Dieser Verfassungsvertrag hat den deutschen Traum von der politischen Integration beendet. Fischers Europa-Konzept liegt auf Eis … In Deutschland sind wir uns offenbar nicht bewußt, daß wir auf das Europa der Vaterländer und damit auf unseren eigenen Nationalstaat zurückgeworfen sind …Ich glaube wirklich, daß die jungen Leute umlernen müssen … Wir müssen lernen, wieder eine normale Nation zu sein."
Der ehemalige persönliche Berater Willy Brandts fordert dazu auf, die "Machtvergessenheit der alten Bundesrepublik" zu überwinden und das deutsche "Gleichgewicht" zu finden. Er erinnerte an die "vergeblichen Versuche der DDR, der Nation zu entkommen", warnte davor, im vereinten Deutschland weiterhin "die Nation unter den Teppich zu kehren" und verwies auf den ehemaligen Wahlkampfaufruf Brandts: "Deutsche, ihr könnt stolz sein auf unser Land!"
Zu dieser "Normalität" gehöre schließlich auch die Existenz der "rechtsextremen Parteien", so Bahr.
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