Stationen

Donnerstag, 13. Januar 2011

Frühgeschichte Norddeutschlands im Überblick

Von den Jägern der Hamburger Gruppe und ihren Vorgängern im Tunneltal bis zum germanischen Frühmittelalter.

Zunächst ist eine Weiterentwicklung von Jagdwaffen (Feuerstein) festzustellen, die Erfindung von Pfeil und Bogen, und im Laufe der Jahrtausende verändert sich die Küstenlandschaft im Norden. Unterwasserarchäologen sind vor der Ostseeinsel Poel auf Spuren bewohnter Landstriche gestoßen - und in Stralsund auf das älteste Wasserfahrzeug Norddeutschlands.

Die Megalithgräber (im Volksmund "Hünengräber") werden als Ausdruck einer neuen Gesellschaftsform angesehen:  nur bei guter Planung ist es mit einfachen Mitteln möglich, aus tonnenschweren Findlingen Grabdenkmäler zu errichten. Im Umfeld der Trichterbecherkultur wird das Rad erfunden. Die weltweit ältesten nachgewiesenen Spuren eines Karrens (aus der Mitte des 4. Jahrtausends) wurden in Flintbek bei Kiel gefunden.

Das Rad selbst taucht im archäologischen Befund etwa zeitgleich im Kaukasus, in Süddeutschland und in Mesopotamien auf, weshalb man nun in Erwägung zieht, dass es gleich mehrfach erfunden worden sein könnte.
Der Indogermanist J.P. Mallory merkt dazu jedoch an: "Tomas Gamkrelidze and Vyachislav Ivanov, interestingly enough, have noted that one of our words associated with wheeled vehicles, Proto-Indo-European *kwekwlo bears striking similarity to the words for vehicles in Sumerian gigir, Semitic *galgal, and Kartvelian *grgar. [...] Furthermore, as the Proto-Indo-European form is built on an Indo-European verbal root *kwel—'to turn, to twist', it is unlikely that the Indo-Europeans borrowed their word from one of the other languages."

An den Fürstengräbern kann untersucht werden, wie die Machthierarchien der vorgermanischen Bronzezeit strukturiert waren, die bald darauf die Eisenzeit begründeten.

Aufgrund sich intensivierender Eroberungsversuche römischer Aggressoren wird Norddeutschland später Schauplatz der großen Schlacht im Teutoburger Wald, die für den Edelmann (und Verräter) Arminius und seine Männer aus einem Großbündnis germanischer Stämme unter Führung der Cherusker siegreich endete.

Die Landnahme in Britannien durch norddeutsche Stämme (Angeln, Sachsen, Friesen und Niederfranken) und damit die Gründung Englands ist eine der Entwicklungen, die im Rahmen der Völkerwanderung ablaufen. Ins Rollen gebracht wurde diese Landnahme durch den Rückzug der Römer, wodurch die Briten plötzlich schutzlos waren und urspünglich die Sachsen als Schutzmacht angeworben hatten.

Reinhard Wenskus

Gleichzeitig mit der Abwanderung germanischer Stämme kommt es zu slawischen Expansionsbestrebungen, bzw. rückten die Slawen eben dort nach und eigneten sich die Gebiete an, die von abwandernden Angeln, Sachsen, Langobarden, Burgundern und Gothen verlassen worden waren. Eine Entwicklung, die erst mit dem einsetzenden Hochmittelalter schrittweise wieder rückgängig gemacht wurde.





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