Es gibt sehr viele Bücher über die Schoah, aber nur sehr wenige davon sind wirklich gut, weil das Thema sehr schwierig ist und Maßstäbe setzt, die über den eigentlichen Gegenstand hinaus auch auf andere Themen wirken.
Die Schoahliteratur ist so ähnlich wie die Spermienfülle des männlichen Samens: die Überlieferung soll gewährleistet werden, aber am Ende wird nur ein Ei von einem Spermium zur Reifung bewegt. Auch die vielen Zugvögel, die übers Mittelmeer fliegen, fallen mir ein, als Beispiel verschwenderischer Fülle, die die Natur immer dann ins Feld führt, wenn die Umstände besonders lebensfeindlich sind. Denn die meisten der Zugvögel, die diesen Weg einschlagen, schaffen es nicht, am anderen Ufer anzukommen. Wer die Vögel und die Menschen liebt, weiß wie hart das Schicksal mit beiden sein kann. Die meisten Bücher, die über die Schoah geschrieben wurden, sind wie die Blütenblätter, die an Fronleichnam in katholischen Dörfern auf den Straßen des Wallfahrtsparcours ausgestreut werden und die dann mit Füßen getreten, von der Sonne ausgetrocknet und vom Wind zerstreut und weggeweht werden
Ruth Klügers Buch "Weiter leben" ist eines der besten unter den ganz wenigen guten Büchern über die Schoah. Auch was sie sonst noch zu sagen hat, ist klug. Zum Beispeil über andere von Frauen geschriebene Bücher. Nomen ist manchmal wirklich Omen!
Ich weiß nicht, ob Ruth Klüger sich über mein Lob freuen würde. Denn ich gehöre nicht zu den Menschen, die bereit sind, den Juden die Deutungshoheit über das Geschehen zu gewähren, und das, obwohl ich Deutscher bin.
Der Blick durch geschliffenes Glas
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