Stationen

Montag, 28. Oktober 2013

Privation



Das Genialste an der genialen James Bond Parodie "The President's Analyst" von 1967 ist aus heutiger Sicht, dass hinter den Machenschaften, die Dr. Schaefer den Schlaf rauben, eine Art internationales Telekomkartell steckt.


Die Einfalt des deutschen Michels (wenn es sich wirklich um Einfalt handelt) ist liebenswert und peinlich zugleich. Liebenswert, insofern ich mir vorstellen kann, dass Deutschland als einziges Land die Regierungen der befreundeten Länder tatsächlich nicht ausgehorcht hat (zumindest nicht offiziell... die Techniker, die über das entsprechende Know how und die nötige technische Ausstattung verfügen, machen am Ende sowieso, was sie wollen). Peinlich, insofern es für unsere Freunde, besonders für Amerika und Israel durchaus Gründe gibt, die sie aus ihrer Sicht geradezu verpflichten, uns auszuhorchen, um unsere intimsten Geheimnisse zu erfahren. Dass die jüdische Verlagsgruppe Random House auf Bertelsmann hereinfallen konnte, ist mindestens erstaunlich. Ich habe immer vermutet, dass Bertelsmann im Kern ein nationalsozialistisches Unternehmen ist, wenngleich es sich hierbei um einen "Nationalsozialismus mit menschlichem Antlitz" handeln mag. Man konnte es nicht nur in den Veröffentlichungen der 50-er (Monatshefte, Lexika) an der Art und Weise ablesen, wie Themen ausgewählt wurden, unter welchen Gesichtspunkten diese Themen beleuchtet wurden (und welche Aspekte dabei erst gar nicht in Betracht gezogen wurden) und welche Wortwahl dabei zur Anwendung kam. Bewusste und unbewusste Selektion ergänzen sich bei jedem Menschen und Gemeinschaftswesen zu einer politischen Physiognomie.

Dass Bertelsmann nicht nur patriotisch und konservativ war und ist, habe ich immer vermutet. Dass ausgerechnet die misstrauischen Juden - und dann noch die New Yorker Juden - auf Bertelsmann reinfallen konnten, kann ich mir nicht vorstellen. Vielleicht ist Bertelsmann mit der Übernahme von Random House in ein offenes Messer gelaufen? Seis wie es sei, jedenfalls zeigt die Geschichte des Bertelsmann Verlags und die Geschichte ihrer Vertuschung, dass Juden und Demokraten Grund zu Vorsicht haben und durchaus auch Grund uns zu beschnüffeln. Auch die Lustlosigkeit, mit der wir die Beseitigung Gaddafis flankiert haben, weckt natürlich Argwohn. Wir wecken immer wieder den Eindruck, dass wir gerne mit den Arabern gemeinsame Sache machen würden und langfristig Alfred Mechtersheimer der Stichwortgeber der deutschen Politik sein wird. Es ist für die Welt von Bedeutung, auf welchem Auge die deutschen Behörden und Regierungen blind sind. Dass die Einäugigkeit unseres Verfassungsschutzes misstrauisch macht, darf uns nicht verwundern. Und die Tatsache, dass Syrien bis 2011 Chemikalien in Deutschland kaufte, kann nur das Interesse der Geheimdienste jedes Landes wecken, besonders das der demokratischen Staaten.

Soviel Empatie, dies einzusehen, muss sein. Dass wir mit einem Pfund wuchern können, wenn es wahr ist, dass wir unsere Freunde tatsächlich nicht aushorchen, stimmt natürlich ebenfalls.

Aber dass Staaten Geheimdienste haben und dass diese Dienste im Geheimen wirken, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Deswegen heißen sie schließlich Geheimdienste. Dass es da nicht immer mit rechten Dingen zugehen kann, ist auch eine Selbstverständlichkeit. Staatsgeheimnisse sind nun mal brenzliger als Betriebsgeheimnisse; auch in demokratischen Staaten. So sehr man möchte, dass alles im Rahmen der Legalität geschieht. Bei den Geheimdiensten wird die Wendigkeit durch die Notwendigkeit immer an die Grenze der Legalität gedrängt. Ich weiß nicht, ob es wirklich möglich ist, die Aktivitäten von Geheimdiensten gesetzlich vollständig abzusichern. Es gibt da wohl eine Grauzone, die in der Praxis - und sogar in der Theorie - nie restlos mit Gesetzesparagraphen durchrechtet und erfasst werden kann.

Und dasselbe gilt für die Whistleblower. Einerseits muss die Geheimsphäre gegen Hochverrat geschützt werden, anderseits würde man den Whistleblowern gerne eine Unverletzlichkeit einräumen, wie sie die Vestalinnen und Volkstribunen besaßen. Vielleicht kann man ja irgendwann eine internationale Konvention schaffen, die es einem potentiellen Whistleblower zwar unmöglich macht, je wieder den Heimatboden zu betreten, aber ihm dennoch die Möglichkeit gibt, in mit dem Heimatland befreundeten Ländern Asyl zu beantragen. Schließlich ist Snowden eher ein amerikanischer Patriot, der sein Land nur aus Liebe zur Demokratie und zu Amerika kritisiert und bloßstellt. Dass er in einem Land, das Amerika immer etwas feindlich gesinnt bleiben wird, Asyl beantragen musste, gehört zu seiner Tragik.


Retourkutschen fahren langsam, nach Mitternacht noch als Kürbis

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