Stationen

Dienstag, 22. Oktober 2013

Verdi und Wagner




Gute Gegenüberstellung

Als Cavour von der Kriegserklärung der Österreicher hörte, soll er als Reaktion aus voller Kehle die Arie "Di quella pira..." aus dem Troubadour gesungen haben. Es ist glaubhaft. Die Opernhäuser waren damals wirklich Orte politischer Agitation. Und Mercandante, Rossini, Bellini, Donizetti und Verdi waren militante Patroten, die wussten, was sie machten und was auf dem Spiel stand und nicht nur Wichtigtuer wie Ai Wei Wei. Die Zensur der Habsburger nahm jedes Libretto dieser Komponisten unter die Lupe. Und Viva Verdi, das bedeutete damals Viva V.E.R.D.I. = Viva Vittorio Emanuale Re d'Italia.  Selbst im Film "Sissi" gibt es eine gelungene Szene, in der man einen glaubhaften Nachhall dieser Stimmung sehen muss: als Cecco Beppe - wie Kaiser Franz Josef von seinen italienischen Anhängern immer gutmütig genannt worden war - nach Mailand kommt, schicken die erbosten Mailänder ihre Dienerschaft in die Oper. Kann man sich Bismarck vorstellen, der eine Arie von Wagner anstimmt, als er die Nachricht von der Kriegserklärung Napoleons III. erhält? Man kann sich vorstellen, dass er sie vergnügt summte! Bismarck war einer, der am laufenden Band witzige Bemerkungen machte, so dass der damalige Kronprinz es in seinem Tagebuch hervorhob, als er es bei einer strategischen Lagebesprechung im Zusammenhang mit diesem Krieg einmal nicht tat, weil der Ernst der Lage es nicht erlaubte.

Soundtrack des Risorgimento

Cavour sorgte dafür, dass Verdi im ersten italienischen Parlament einen Sitz bekam. Wagner floh 1849 mit falschem Pass in die Schweiz, weil er sich am Dresdner Maiaufstand beteiligt hatte.

Verdi wirtschaftete vorbildlich, war ein reicher Mann und schrieb den Chor der jüdischen Sklaven (lange bevor er reich wurde).




Wagner pumpte alle an, zahlte seine Schulden nicht zurück und schrieb Das Judentum in der Musik


In Deutschland wurde Napoleons Herrschaft als unerträgliches Joch empfunden, wenn auch nicht überall in Deutschland, sondern vor allem im Norden. In Italien war Napoleon bei der Mehrheit willkommen. Im Gegensatz zu Deutschland übernahm man den Code Napoleon ohne große Änderungen als Bürgerliches Gesetzbuch, und die Eliteuniversität in Pisa heißt heute noch "Normale". Als Joch empfand man in Italien nur die Habsburger. Hätte man sie nicht fortgejagt, wäre Italien heute nicht so chaotisch. Aber die Italiener lieben das Chaos, und der Chor der jüdischen Sklaven wird auch heute noch als eine Art inoffizieller Nationalhymne in Italien empfunden.

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