Stationen

Montag, 27. Juli 2015

Lügenhistorik und Lügenpresse

15. Juli 2015

Der Unterschied zwischen Ludwig Dehio und Fitz Fischer? Der eine, Dehio, war "Vierteljude", musste sich im Dritten Reich sehr unauffällig verhalten und verfasste unmittelbar danach eine historische Studie, in der er beschrieb, wie die europäische Mächtekonstellation – unter anderem – zur NS-Herrschaft führte. Das heißt, er betrachtete die Geschichte als Historiker, nicht als Ideologe, und hielt es für selbstverständlich, dass auch eine extreme Diktatur wie jene Hitlers im Kontext des gesamten Mächtespiels und keineswegs als so ursachenloser wie unvergleichbarer Einbruch des Bösen in die Welt zu verstehen sei. Der andere, Fischer, war bereits in der Weimarer Republik ein Nazi, hatte als SA- und NSDAP-Mitglied nach 1945 etwas gutzumachen und schrieb später eine Anklage gegen das Kaiserreich und dessen angebliche Haupt- wenn nicht Alleinschuld am Ersten Weltkrieg, den er im Kontext mörderischen deutschen Weltmachtstrebens quasi als Probelauf für den Zweiten darstellte, seinen nationalsozialistischen Milchbrüdern somit im nachhinein jedes historische Recht absprechend, das Diktat von Versailles irgendwie revidieren zu dürfen. 
Die persönliche und/oder familiäre Vorbelastung ist typisch für die erste Generation der exzessiven "Vergangenheitsbewältiger". Sie schufen jenes Klima der Heuchelei und alles bekannte Maß sprengenden "Selbst"bezichtigung, in welchem bis heute Karrieristen, Betroffenheitsathleten und Lippenbekenntnisautomaten in der Baumschulenschlichtheit von Reichsparteitagsmarschblöcken gedeihen.


25. Juli 2015

Die DDR-Aspiranten von Spiegel online bringen es fertig, ein vertrauliches Papier des Duisburger Polizeipräsidiums über die Entstehung rechtsfreier Räume in Ballungszentren zu zitieren, ohne mit einer Silbe zu erwähnen, wer in diesen lauschigen restdeutschen Krähwinkeln der Staatsmacht die Kontrolle streitig macht. Es ist lediglich die Rede von "Banden", die ganze Straßenzüge für sich reklamierten. Anwohner und Geschäftsleute würden eingeschüchtert und schwiegen aus Angst, heißt es in dem zitierten Bericht; für viele Menschen (i.e. Nichtbandenmitglieder) verwandelten sich öffentliche Verkehrsmittel nach Einbruch der Dunkelheit in "Angsträume"; Polizisten und vor allem weibliche Beamte sähen sich einer "hohen Aggressivität und Respektlosigkeit" ausgesetzt. Die Kommentarfunktion zu dieser Meldung war von vornherein deaktiviert worden, das heißt, es handelt sich um einen jener Fälle, für welche in routinierten Leserkreisen der natürlich viel zu harte, wenngleich durchaus den Kern treffende Begriff Lügenpresse seine hiermit von mir abgesegnete und also vollrohr legititimierte Anwendung findet, insofern das Verschweigen entscheidender Informationen das Schmähwort eben rechtfertigt.

Auf Focus online erfährt man dann, dass der nordrhein-westfälische Polizeigewerkschafts-Chef zur Situation "in Städten wie Essen, Dortmund, Duisburg oder Köln" folgende für zumindest temporäre Lügenpressevertreter einstweilen noch irrelevante Einschätzung kund und zu wissen tat: "Dort kämpfen mehrere rivalisierende Rockergruppen sowie libanesische, türkische, rumänische und bulgarische Clans um die Vorherrschaft auf der Straße. Die definieren für sich: Hier hat die Polizei nichts mehr zu sagen." Immerhin vermeldet Spiegel online, in dem Papier werde prognostiziert, dass sich "mittelfristig" an der traurigen Lage nichts ändern werde. "Dem stünden unter anderem die hohe Arbeitslosigkeit, die Perspektivlosigkeit von Zuwanderern ohne Qualifikationen für den deutschen Arbeitsmarkt und ethnische Spannungen unter den Migranten entgegen."

Gleich neben der Meldung und unter dem Motto "Fremdenhass vergiftet Deutschland" bewirbt Spiegel online die aktuelle Ausgabe des Mutterschiffs. Naturgemäß geht es in der Titelgeschichte des Magazins nicht um einen Fremdenhass seitens gewisser hier ansässiger Nichtganz- oder Keineswegsdeutscher, der sich unter anderem gegen Einheimische richtet, denn einen solchen Hass gibt es nämlich gar nicht. Warum sollten diese Typen ein Land hassen, das sie willkommenskulturbeflissen beherbergt, getreulich alimentiert, jede ihrer rustikalen Eigenarten als Folklore duldet, sie sogar in ihrem kriminellen Treiben gewähren und überdies von Medienclowns zu gestandenen Mitbürgern mit sozialen Problemen zurechtpudern lässt?

Klonovsky am 15. und 25. Juli 2015

Zur Anschauung

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