Stationen

Mittwoch, 11. September 2019

Deutscher Hass auf den fröhlichen Zynismus der Italiener und der Nobelpreis für Schwedendiskriminierung




Die UNO, aus der Donald Trump nach seiner Wiederwahl hoffentlich austreten wird, denn einer muss, wie beim Brexit, den Anfang machen, hat auf Geheiß ihres Generalsekretärs Antonio Guterres einen "globalen Aktionsplan gegen Hassrede und Hassdelikte" vorgelegt, der einen Zivilisierten nicht die Bohne interessieren müsste, sofern er nicht in einem jener Länder lebte, in denen die Willkommensjunta Fuß gefasst und Macht erlangt hat.
"Hassrede" sei "ein Angriff auf Toleranz, Inklusion, Vielfalt und das Wesen unserer Menschenrechtsnormen und -prinzipien", erklärte Guterres. Was aber ist mit diesem Rätselwort gemeint? "Jede Art von Kommunikation in Wort, Schrift oder Verhalten, die eine Person oder eine Gruppe in Bezug auf eine Person oder eine Gruppe angreift oder abwertende oder diskriminierende Sprache verwendet, basierend auf ihrer Religion, Ethnie, Nationalität, Rasse, Hautfarbe, Abstammung, Geschlecht oder einem anderen Identitätsfaktor." Medien "jeder Art", denen dergleichen angelastet werden kann – eine Person unter Hinweis auf ihre Gruppenzugehörigkeit zu diskriminieren –, sollen dingfest gemacht, angeprangert und finanziell ausgetrocknet, also praktisch zurückgehasst werden.

Wie korrekte, nichtdiskriminierende, kultursensible Berichterstattung aussieht, kann man hier nachlesen. 2018 gab es in Schweden nach Regierungsangaben 306 Schießereien und 162 nichtgenehmigte Explosionen, also irgendwie Bombenanschläge, die durchweg von Schweden begangen wurden bzw. eben in Schweden von "Kriminellen".

In Schweden bringen Schweden Schweden um, so what?, und mitunter reisen Schweden auch in Nachbarländer, um dort das alte Lied wieder zu etablieren:
"Bet, Kindlein, bet,
morgen kommt der Schwed'."

Etwa: "Vor einer Woche wurden nach einer Explosion vor der dänischen Steuerverwaltung in Kopenhagen zwei verdächtige Schweden festgenommen. Die beiden stünden möglicherweise in Verbindung mit der Tat, teilte die schwedische Strafverfolgungsbehörde mit. Bereits zuvor war ein tatverdächtiger Schwede festgesetzt worden, nach einem weiteren Landsmann werde international gefahndet."


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Der Blogger Hadmut Danisch ist auf twitter gesperrt worden, weil er ein Statement des TV-Kaspers Jan Böhmermann wiedergegeben hat, nämlich: "Das einzige, was dieses Bundesland (Sachsen – M.K.) noch retten kann, ist eine Koalition aus Roter Armee und Royal Air Force." In seinem Blog beschreibt Danisch den Hergang und mutmaßt in einem Folgeeintrag:
"Offenbar war die Böhmermann-Hetze nach Mitternacht (kam nachts um 1) nur für einen engen Empfängerkreis des linksradikalen Milieus gedacht und nicht dafür, dass das über mein Blog in die allgemeine Öffentlichkeit gelangte, die Böhmermann sowieso nicht guckt. Es passierte aber auf Twitter beachtliches, denn immer mehr Leute haben den Tweet retweetet, 'geliked' oder voller Verachtung für das ZDF im Allgemeinen oder Böhmermann im Besonderen kommentiert. Und das wäre heute zum Sonntag bei mäßigem Wetter, ein Tag, an dem die Leute Zeit und Muße zum Twittern haben und der Ärger noch frisch, die Wahlen noch in den Verhandlungen stecken, noch ziemlich abgegangen. Irgendwer hat da die Notbremse gezogen.

Das muss man sich mal klarmachen, was da abgeht: Ich kann nicht nur nichts twittern (schreiben), und auch mein angezeigtes Profil nicht mehr ändern, ich kann auch (fast) nichts mehr lesen: An Direkt-Nachrichten komme ich gar nicht mehr ran, und bei vielen Tweets, auf die irgendwo verwiesen wird, bekomme ich – wenn ich nicht eingeloggt bin – eine Fehlermeldung, dass man dafür eingeloggt sein muss, aber einloggen geht nicht mehr.
Das ist nicht nur verfassungwidrig wegen Artikel 5 Grundgesetz. Es ist auch eine Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses aus Artikel 10 GG. (...)

Dieser Mist ist gebaut vom damaligen Bundesjustizminister (!) Heiko Maas, juristisch und verfassungsrechtlich irgendwo zwischen völligem, ahnungslosem Laien- und absolutem Scheißegal-Niveau. Grundrechte interessieren einen Bundesjustizminister doch nicht ernstlich, dessen Aufgabe im Merkel-Universum ist, Regierungsinteressen gegen die Grundrechte durchzusetzen. Über die Flucht in das Privatrecht.
Staatlich organisierte, staatlich erwartete, staatlich erzwungende Kriminalität."

Zum Böhmermann-Statement selbst wäre noch zu sagen: Sowohl die Royal Air Force als auch die russische Armee stehen heute eher auf der Seite der Sachsen.


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In seinem 1907 erstveröffentlichten Essay "Villa", einem Versuch über die ästhetische Vermählung von Landschaft, Landhaus und Familiengeschlecht in Italien, gelingt Rudolf Borchardt eine bestechende Beschreibung der italienischen Mentalität (im Kontrast zu den Illusionen, welchen sich speziell der deutsche Italienreisende über dieselbe hinzugeben pflege):
"Der citramontane Aberglaube, der alle Künstlerqualitäten von Phantasie und Leidenschaft, genialem und brausendem Blut, Leichtsinn und Idealität auf den Ehrenscheitel des Italieners häuft, kann kaum irgendwo grimmigerem Hohne begegnen als bei den so mißkannten selber, den zähen und rechnerischen, kalten, überlegenen und klaren Kindern einer seit undenklicher Zeit festgewordenen Rasse, so fein von Kopf, wie deutlich, ja grob von Seele, im ausgeträumten Innern schwunglos und streng bei der Sache, so schönen Schein des Schwungs eine elastische Sprache ihnen leihen mag – diesem greisen und ungläubigen Volk von Bauern und Gerichtsleuten, Bürgern im historischen Sinne des Wortes, Händlern und Unterhändlern, Vermittlern und Bankiers, das nur halb aus der Lähmung von Armut und Unfreiheit hat heraustreten dürfen, um sich auch schon mit den immanenten Eigenschaften des Lateiners wieder zu bezeugen."
Im ausgeträumten Innern... – Gott, wie großartig! In diesen zwei Worten ist nahezu alles gesagt, was Italia und Germania unterscheidet. Die uralte Italia lebt im Bewusstsein ihrer Dauer in der Realität, die pubertäre Germania indes hat noch lange nicht ausgeträumt. Joachim Fest grauste es vor der "ewigen Mobilmachungswut" seiner Landsleute. Deswegen ist es so anstrengend, in Deutschland zu leben. Die unfrohen deutschen Gouvernanten lassen einen nicht in Ruhe, sie vergällen einem die Lebensfreude, sie überprüfen täglich die Gesinnung, hier ist jeder nicht der Irrenwärter seines Nachbarn, wie Friedell das zivilisatorische Prinzip auf den Punkt brachte, sondern jeder ist seines Nächsten Verfassungsschützer, wie es Günter Maschke formulierte. Es verlangt die guten Deutschen durchaus nach guten Taten mit Letztbegründung, immer müssen sie sich strebend bemühen, immer wollen sie die Besten, die Moralischsten, die Vorbildlichsten sein, im Aufbauen wie im Niederreißen, im Siegen wie im Besiegtsein, im Überrennnen der Welt wie im Überranntwerden von der Welt; ihr Herdenbehagen benötigt entschieden den Gleichschritt, und ihr Puritanismus fahndet allzeit nach Sündenböcken, sogar die Kunst behandeln sie erkennungsdienstlich, du hast sie entweder an der Kehle oder sie lecken dir die Stiefel, kein Maß, keine Mitte, kein Verständnis für Vorläufigkeiten, keinen Sinn für Lebensart, immer ziehen sie Lehren und vollstrecken irgendeinen Konsens, immer aufgeregt, Geifer statt Amüsement, Diskussion statt Konversation, "authentisch" statt kultiviert, immer an der Tete des Zeitgeistes, immer "Zeichen setzend", immer prinzipiell, immer "romantisch" und offen für jede Art Illusion, ... –   MK am 9.9. 2019

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