Im Abschnitt "Nazismus" der soeben erschienenem "Magyar politikai
enciklopédia" (Ungarische politische Enzyklopädie) steht unter anderem:
"Als Ideologie ein aus der Krise des
Marxschen universalen Sozialismus gesuchter Ausweg, die deutsche Version
der nicht internationalistischen Sozialismen (italienischer Faschismus,
Austromarxismus etc.). Er ist in vieler Hinsicht der Erbe des
Jugendkultes der 1920er-1930er Jahre, aber es mündeten in ihn auch
andere geistige Bewegungen, zum Beispiel die aus dem angelsächsischen
Kulturkreis übernommene Rassentheorie, die Attitüde der Auflehnung gegen
die dekadente bürgerliche Gesellschaft, der mystische Umweltschutz, der
bzw. die heidnisch gefärbte Idealismus und Christenfeindlichkeit.
Als
Bewegung war die NSDAP, nach Programm und Mitgliedern eine
sozialistische Arbeiterpartei, der Antipode der internationalistischen
(moskautreuen) KPD. (...) Der Wahlerfolg war nicht der Ideologie,
sondern in erster Linie der Tatsache zuzuschreiben, dass die
demokratische Weimarer Republik keinen Ausweg aus dem Versailler Diktat
und der von der Weltkrise verursachten gesellschaftlich-wirtschaftlichen
Katastrophe zeigen konnte. (...)
Zu den obersten Zielen des NS
gehörte es, die traditionelle deutsche Klassenstruktur abzubauen, die
Privilegien der herrschenden Schichten zu beenden und all jenen gleiche
Chancen zu sichern, die als zur nationalen Gemeinschaft gehörig
betrachtet wurden. (...)
Das Regime galt weltweit als akzeptable
Alternative zum stalinistischen Terrorsystem. Zu seinen größten
Leistungen gehörte es, dass es (unter Anwendung des Keynesschen Rezepts)
innerhalb von zwei Jahren die Arbeitslosigkeit auf ein Fünftel senkte.
(...) Die führenden Kreise der NSDAP betrachteten als Vorbilder
teilweise die sowjetische Planwirtschaft, teilweise die Wirtschaft und
technisch-industrielle Rationalität der Vereinigten Staaten, freilich
unter Verwerfung des kapitalistischen freien Wettbewerbs und der
demokratischen Staatsform.
Die zweite Phase (1939-1945) war
charakterisiert von Krieg und militärischer Expansion. (...) Hitlers
Bolschewismusgegnerschaft und Rassentheorie verflocht sich mit seinem
geopolitischen Ziel, Deutschland mittels der östlichen Expansion zu
einer mit den Vereinigten Staaten gleichrangigen Großmacht zu gestalten.
Zwei Drittel des Kriegsbudgets wurden von den Beiträgen der eroberten
Staaten, der Zwangsarbeit und dem beschlagnahmten Vermögen der
europäischen Juden gedeckt. Die letzten Jahre des Systems sind von den
Atrozitäten gegen die slavischen Völker und der planmäßigen Vernichtung
der europäischen Judenheit (Holocaust) geprägt. Die Verbrechen der
zweiten Phase bleiben nicht hinter jenen des internationalen Kommunismus
zurück."
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