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Sonntag, 1. September 2019

Tu, Hungaria felix, cogita

Im Abschnitt "Nazismus" der soeben erschienenem "Magyar politikai enciklopédia" (Ungarische politische Enzyklopädie) steht unter anderem:
"Als Ideologie ein aus der Krise des Marxschen universalen Sozialismus gesuchter Ausweg, die deutsche Version der nicht internationalistischen Sozialismen (italienischer Faschismus, Austromarxismus etc.). Er ist in vieler Hinsicht der Erbe des Jugendkultes der 1920er-1930er Jahre, aber es mündeten in ihn auch andere geistige Bewegungen, zum Beispiel die aus dem angelsächsischen Kulturkreis übernommene Rassentheorie, die Attitüde der Auflehnung gegen die dekadente bürgerliche Gesellschaft, der mystische Umweltschutz, der bzw. die heidnisch gefärbte Idealismus und Christenfeindlichkeit.
Als Bewegung war die NSDAP, nach Programm und Mitgliedern eine sozialistische Arbeiterpartei, der Antipode der internationalistischen (moskautreuen) KPD. (...) Der Wahlerfolg war nicht der Ideologie, sondern in erster Linie der Tatsache zuzuschreiben, dass die demokratische Weimarer Republik keinen Ausweg aus dem Versailler Diktat und der von der Weltkrise verursachten gesellschaftlich-wirtschaftlichen Katastrophe zeigen konnte. (...)
Zu den obersten Zielen des NS gehörte es, die traditionelle deutsche Klassenstruktur abzubauen, die Privilegien der herrschenden Schichten zu beenden und all jenen gleiche Chancen zu sichern, die als zur nationalen Gemeinschaft gehörig betrachtet wurden. (...)
Das Regime galt weltweit als akzeptable Alternative zum stalinistischen Terrorsystem. Zu seinen größten Leistungen gehörte es, dass es (unter Anwendung des Keynesschen Rezepts) innerhalb von zwei Jahren die Arbeitslosigkeit auf ein Fünftel senkte. (...) Die führenden Kreise der NSDAP betrachteten als Vorbilder teilweise die sowjetische Planwirtschaft, teilweise die Wirtschaft und technisch-industrielle Rationalität der Vereinigten Staaten, freilich unter Verwerfung des kapitalistischen freien Wettbewerbs und der demokratischen Staatsform.
Die zweite Phase (1939-1945) war charakterisiert von Krieg und militärischer Expansion. (...) Hitlers Bolschewismusgegnerschaft und Rassentheorie verflocht sich mit seinem geopolitischen Ziel, Deutschland mittels der östlichen Expansion zu einer mit den Vereinigten Staaten gleichrangigen Großmacht zu gestalten. Zwei Drittel des Kriegsbudgets wurden von den Beiträgen der eroberten Staaten, der Zwangsarbeit und dem beschlagnahmten Vermögen der europäischen Juden gedeckt. Die letzten Jahre des Systems sind von den Atrozitäten gegen die slavischen Völker und der planmäßigen Vernichtung der europäischen Judenheit (Holocaust) geprägt. Die Verbrechen der zweiten Phase bleiben nicht hinter jenen des internationalen Kommunismus zurück."

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