Sonntag, 22. Dezember 2013
Vasari
Merkwürdig, dass Vasari in Deutschland so unbeachtet ist. Nicht einmal ein Artikel in der deutschen Wikipedia existiert bisher. Winckelmann war der erste Kunsthistoriker, der über die Entwicklung der Stile nachdachte. Die Evolutionsgeschichte von Form und Gestalt begann mit ihm. Aber außer ihm - und dem Schweizer Burckhardt - hat die deutsche Tradition keine großen Kunsthistoriker hervorgebracht, und heute ist der Ofen bei uns praktisch aus. Fast nur noch sektiererische Wichtigtuer und tote Hosen. Und kein einziger wirklich bedeutender Kunsthistoriker. Ja, ja ich weiß, es gibt Leute, die weltweites Ansehen genießen. Unglücklicherweise exportiert dieses Land seine Grillen auch noch. Dem Himmel seis geklagt. Unsere Lage ist in den bildenden Künsten noch katastrophaler als in der Musik. Und das will was heißen. Ich hatte gehofft, dass diese Leute wenigstens schizophren genug sind, um Vasari zu huldigen. Aber nicht einmal das. Hier sieht man nebenbei bemerkt sehr deutlich, wie sehr Länder wie Deutschland auf die Juden angewiesen sind. Ohne Warburg und Gombrich wären wir vollends am Ende. Aber auf ging ihr Samen in England, nicht bei uns.
Zum Leben erwachen wir ein bisschen in Italien. Wenn auch nicht als Künstler, sondern nur als Kunsthistoriker.
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Kein Artikel über Vasari?
AntwortenLöschenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Giorgio_Vasari
Ja, Verzeihung. Ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Ich meinte, über seine Künstlerviten gibt es keinen Artikel. Vasaris bedeutendstes Werk ist ja dieses Buch. Die Fresken, mit denen er die Kuppel des Florenzer Doms ausgemahlt hat, sind im Vergleich zum Beispiel mit den Fresken Tiepolos in der Würzburger Residenz minderwertig. Der Künstler Vasari ist unbedeutend im Vergleich zu der Fülle anderer Künstler, allein schon in Florenz, und erst recht in ganz Italien. Aber sein dickes Buch über diese anderen Künstler ist wie eine Art Altes Testament der Kunstgeschichte. Es verdient nicht nur einen eigenen Artikel (wie in der englischen Wiki, aber sehr viel ausführlicher), sondern grundsätzlich sehr viel mehr Beachtung. Aber in Nordeuropa (und überhaupt im Norden) hat die graue Muse viel zerstört. http://persciun.blogspot.de/2011/06/das-leben-geht-weiter.html Die Engländer haben wirklich tolle Kunsthistoriker! Michael Baxandall verdanken wir das erste wirklich gute Buch über Riemenschneider. Immerhin gab es inzwischen eine gute Ausstellung über Dürer. Es ist dem Einfluss Englands zu verdanken.
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