Stationen

Freitag, 7. Februar 2014

Himmler


Himmler hatte genau das, was uns heute fehlt: eine ausgeprägte und unbefangene nationale Identität, die auf unserer Geschichte fußte. Er trieb es zu weit. Er wagte sich in den Mystizismus vor, und er wagte es, die Ausrottung eines ganzen Volkes vom Zaune zu brechen. Noch dazu eines Volkes, das seit dem Buch Esther mehrmals diesen Versuch überlebt hatte. Himmler ging über das rechte Maß hinaus. Genau deshalb fehlt uns heute, wovon er zu viel hatte. Aber wir sollten uns von seiner Übertreibung nicht ins entgegengesetzte Extrem treiben lassen. Er wagte sich zu weit nach vorne. Wir sind als Nachhut auf der Hut vor seinen Fehlern und können uns die Früchte seines Schaffens zum Teil getrost in den Schoß fallen lassen. Denn die Auswahl, die er traf, wenn er deutschem Erbe seine Aufmerksam zuwandte, war gar nicht schlecht. Wir brauchen uns nicht zu erschrecken, wenn sich unsere Interessen in hohem Maße mit den seinen decken. Es ist die alte Geschichte dessen, was Leo Strauss als Argumentum ad Hitlerum bezeichnete. Wenn Mao Tse Tung gerne nach 4711 duftet, ist das noch lange kein Grund 4711 als schlechtes Parfum anzusehen. Meine Lieblingsseife ist jedenfalls 4711.

Tagebücher, Briefe und Kalender

Wewelsburg

Schade, dass Hannah Arendts Wort von der "Banalität des Bösen" so erfolgreich Verbreitung gefunden hat. Es wurde mittlerweile, wenn auch nur speziell Eichmann betreffend, auf den es gemünzt worden war, von Bettina Stangneth widerlegt. Auch Eichmann war ein wendiges Lügenmaul. Und Hannah Arendt scheint auf sein pfiffiges an den Soldaten Schweyk erinnerndes Untertanentum hereingefallen zu sein. In seinem Herzen pochte aber in Wirklichkeit eine Inbrunst, wie man sie sonst nur von Hans Moser kennt. Besonders bedaure ich, dass Banalität und Biederkeit immer wie selbstverständlich negativ konnotiert werden.

Die Frage, ob Himmler oder Hitler oder Eichmann banal waren oder nicht, ist aber völlig irrelevant. Alle wirklich wichtigen Dinge sind banal: das Brot, der Mond, die Sonne, die Zufriedenheit, das warme, saubere Bett, das gute Gewissen.

Einige dieser Dinge werden daher auch im Vater Unser genannt; sogar der Kosmos und einer der Planeten. Der Hohn gegenüber dem Spießertum ist kaum je rühmlich.

Die biederen Zeiten sind die einzigen, die das Leben lebenswert machen, die einzigen, in denen wir nicht um unsere Kinder bangen müssen. Kinder sind übrigens auch banal! Wahrscheinlich gibt es deshalb so wenige davon in deutschen Familien. Auch, was Kardinal Meisner gesagt hat, ist banal und sein Bedauern, dass die Muslims fruchtbar sind und die Christen unfruchtbar, ist sakrosankt.

Wer von Himmler enttäuscht ist und Banalität nicht mag, soll Carl Schmitt lesen. Da kommt er auf seine Kosten. Carl Schmitt war hochintelligent, kannte das Judentum sehr gut, hasste es wie die Pest und war nicht banal. Und trotzdem auch böse, wenn auch nicht nur böse. Schmitt schrieb herrliche Bücher! Und Jakob Taubes erinnert daran, dass bei der Ausarbeitung der israelischen Verfassung, nicht darauf verzichtet wurde, Schmitts Werke zu konsultieren, obwohl für ihre Beschaffung Gelände durchquert werden musste, das unter Beschuss feindlicher Artellerie stand.



Der Zusammenhang zwischen Tierliebe und Fremdenhass scheint ein zeitlos beobachtbares Phänomen zu sein, das in Deutschland sehr oft anzutreffen ist, in Italien dagegen sehr selten. Wenn in Deutschland jemand lautstark im Zugabteil, oder mit gedämpfter Stimme am Nebentisch im Wirtshaus, über einen Fall von Tierquälerei klagt, kann fast mit 100%iger Sicherheit davon ausgegangen werden, dass er (bzw. besonders sie!) eine Viertelstunde später über "die Ausländer" herziehen wird.

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