Nicolás Gómez Dávila
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Man muss nicht so weit gehen wie Sokrates, der über einen seiner Schüler sagte, jener wäre auch als Sklave für keinen Herrn ein Gewinn – wer wollte Frau Göring-Eckardt, Frau Roth, Frau Künast und Fräulein Hofreiter als Sklavinnen? (Martin Schulz könnte immerhin noch Bücher einsortieren) –, es genügt, Politiker ausschließlich aus der Perspektive eines möglichen Arbeitgebers zu betrachten, um sich ein Urteil über sie zu bilden.
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Für die fällige Rettung der Welt bräuchte es, wie ein Spiegel online-Kolumnist schreibt, "Staatsmänner und -frauen mit globalem Verantwortungsgefühl. Aber in vielen großen Nationen, etwa in den USA, Russland, Brasilien und auf den Philippinen regieren derzeit Männer mit den politischen Instinkten von Schulhofschlägern." Solche autokratiegläubige Naivität mag auf eine erlauchte Ahnenschaft zurückblicken – Platons Philosophenregierung! –, aber ein nichtkorrupter politischer Kolumnist sollte eigentlich wissen, dass es heute eher zu den politischen Instinkten gehört, sich als tugendhaft und bis zum Eichstrich gefüllt mit Verantwortungsgefühl zu verkaufen. Sollte es jemals eine Weltregierung geben, wer rettete die Welt dann vor den hypermoralisch kostümierten Schulhofschlägern, aus denen sie unfehlbar bestünde?
Ich bin unbeirrt der Ansicht, dass die Populisten recht haben und die Welt nur regional zu regieren und meinethalben in der Summe ihrer Teile "zu retten" ist. Dieses Ganze ist nur für einen Gott gemacht. Der Zentralismus ist immer gescheitert, und das ist noch das Erfreulichste, was sich über ihn sagen lässt.
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Noch zum Vorigen. Fragte man den Spiegel-Kolumnisten, welche Kandidaten mit "globalem Verantwortungsgefühl" ihm denn so vorschwebten, gewiss fiele unter den Top Ten auch der Name Barack Obama. Über den steht zu lesen, dass er sich ein Häuschen gekauft habe, hier, ein 7000-Quadratmeter-Anwesen direkt am Atlantik. War da nicht was mit dem bedrohlich steigenden Meeresspiegel?
"Investing some $15 million to live on an island home that sits right on the Atlantic Ocean (…) That is not just the actions of a hypocrite; what we have here is a full-blown Global Warming Denier, a Climate Denier, someone who is so sure the sea levels will never rise, he’s backing up that certainty with $15 million" (hier).
Obama bürgt mit 15 Millionen gegen die Klimahysterie? Ob ihm am Ende der Schelm Donald T. das Häusle angedreht hat...?
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Leser *** regt an, bei Vergewaltigungen das Geschlecht des Täters nicht mehr zu erwähnen, wenn der Delinquent ein Mann war, denn es könnte Vorurteile gegen Männer befördern. Ich stimme zu. Korrekt sollte es heißen: Das Vergewaltigende war ein Mensch.
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Gestern Abend "Leid und Herrlichkeit" (Dolor y gloria) gesehen, den neuen Film von Pedro Almodóvar. Beeindruckendes Werk. Beeindruckend etwa, wie sich Antonio Banderas in der Rolle eines existentiell gebrochenen Mannes durch die zahllosen Naheinstellungen arbeitet. Ich wusste nichts über Almodóvar, mir war also nicht bekannt, in welchem Maße dieser Film autobiografisch sein könne, doch dass er es ist, wird auch einem uninformierten Zuschauer lange vor der letzten Kameraeinstellung klar, die es dann explizit macht. Ich las später im Netz ein paar biografische Notizen zum Regisseur und fand bestätigt, dass er homosexuell ist, "offen homosexuell", wie gesagt wird, aber dass sich irgendwelche Schwulenrechtler darüber beklagten, er habe sich nie für den politischen Kampf, nie für die Homosexuellenbewegung engagiert resp. instrumentalisieren lassen.
Wie schön, wenn ein sog. Prominenter seine Sexualität als Privatsache und nicht als Statement betrachtet! Wenn er nicht den politischen Straßenlärm vermehrt, der die Luft der Öffentlichkeit so stickig macht. Wenn er sich als diskreter Zivilisierter zu erkennen gibt.
Im Film trifft der Hauptdarsteller Salvador Mallo, ein in die Jahre gekommener, allein lebender, kranker, schaffensunfähig gewordener Regisseur, seine Jugendliebe wieder. Der Verflossene hat zwischenzeitlich geheiratet, zwei Kinder gezeugt und ist frisch verliebt – wieder in eine Frau. Dennoch empfinden die beiden gereiften Herren das alte Begehren füreinander, der Hauptdarsteller würgt es aber züchtig ab. Man verabredet sich für ein Treffen in (einseitiger) Familie auf den Sankt-Nimmerleins-Tag...
Eine Freundin (slawischer Migrationshintergrund) hub nach dem Film beim Weine zu einem Monolog an, der mit lobenden Worten für das Verhalten des in die Heteronormativität zurückgekehrten Freundes begann. Sie habe selber homoerotische Erfahrungen, und noch heute empfinde sie den Anblick von Frauen als erregend, aber eine Familie sei wichtiger. Sie preise die bürgerliche Heuchelei als Quelle der Sittlichkeit (oder umgekehrt). Sie betrachte ihre homosexuellen Erlebnisse als womöglich etwas übertriebene Vergnügen, ungefähr wie Abstürze im Suff. Wenn man den Leuten nicht dauernd einreden würde, dass ihr Kopulationsmodus etwas eminent Politisches oder sogar Fortschrittliches sei, würden viele wieder in den – von ihr aus gern verheuchelt zu nennenden – Schoß der Normalität zurückkehren und hin und wieder einen diskreten Absturz erleben.
Ich erwiderte dazu dies und das, aber es war dermaßen politisch korrekt, dass ich mich scheue, es hier wiederzugeben.
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Der Kulturmarxismus ist die Scharia der Globalisten. MK
Aggiornamento: Meine Ausführungen zu Pedro Almodóvar (Acta vom 26.) seien gar zu rosig, moniert ein guter Bekannter und schreibt:
"In
der deutschen wikipedia kommt Almodóvar leider viel zu gut weg. Nicht
nur, dass von seiner Involvierung in die causa Panama Papers (und seiner
sehr unapettitlichen Reaktion: denn damals gab er dann einfach keine
Interviews mehr an Journalisten, die ihn danach befragen wollten) nicht
die Rede ist, sondern sein Einsatz für den Weltfrieden (sprich: gegen
Israel) wird leider auch unterschlagen. 2014 (während des
Raketenbeschusses aus und nach Gaza) initiierte er zusammen mit einigen
seiner Schauspieler (Bardem und Penélope Cruz) eine Petition, in der
Israel mitunter des Völkermordes bezichtigt wird und sich auch diese
prächtige Passage findet:
'Israel
es el país que más incumple las resoluciones de la ONU y que menos
respeta los derechos humanos, es un país ocupante que ejerce prácticas
de terrorismo de Estado.'
'Israel
ist das Land, das am meisten gegen UN-Resolutionen verstößt und am
wenigsten die Menschenrechte achtet, es ist eine Besatzungsmacht, die
staatsterroristische Praktiken ausübt.'
Amüsant auch noch, wie Almodóvars Kumpan Bardem sich gegen Antisemitismusvorwürfe verteidigte: 'Ja, mein Sohn ist in einem jüdischen Krankenhaus geboren, weil viele Menschen, die ich sehr mag und die mir nah sind, Juden sind, und weil jüdisch zu sein nicht synonym mit der Unterstützung dieses Massakers ist, genauso wie Hebräer zu sein nicht das gleiche ist, wie Zionist zu sein, und Palästinenser zu sein nicht bedeutet, Hamas-Terrorist zu sein.' Die alte Leier: Er hat nichts gegen Juden, solange sie keine Zionisten sind, d.h.: solange sie keinen eigenen Staat haben wollen. Die Araber, die vor ca. 50 Jahren auf die Idee gekommen sind, sich den Namen einer im jüdischen Nationalmythos (AT) auftauchenden, aber vor ca. 3000 Jahren verschwundenen Völkerschaft zuzulegen, seien hingegen ein Volk, das durchaus ein Anrecht auf einen eigenen Staat besitze, obwohl die Araber jetzt schon mehr als ein Dutzend Staaten besitzen (wodurch sie ja auch so viele Stimmen in der UN haben, dass die Verurteilungen Israels so gut wie immer gelingen: ein mohammedanischer Teufelskreis).
Amüsant auch noch, wie Almodóvars Kumpan Bardem sich gegen Antisemitismusvorwürfe verteidigte: 'Ja, mein Sohn ist in einem jüdischen Krankenhaus geboren, weil viele Menschen, die ich sehr mag und die mir nah sind, Juden sind, und weil jüdisch zu sein nicht synonym mit der Unterstützung dieses Massakers ist, genauso wie Hebräer zu sein nicht das gleiche ist, wie Zionist zu sein, und Palästinenser zu sein nicht bedeutet, Hamas-Terrorist zu sein.' Die alte Leier: Er hat nichts gegen Juden, solange sie keine Zionisten sind, d.h.: solange sie keinen eigenen Staat haben wollen. Die Araber, die vor ca. 50 Jahren auf die Idee gekommen sind, sich den Namen einer im jüdischen Nationalmythos (AT) auftauchenden, aber vor ca. 3000 Jahren verschwundenen Völkerschaft zuzulegen, seien hingegen ein Volk, das durchaus ein Anrecht auf einen eigenen Staat besitze, obwohl die Araber jetzt schon mehr als ein Dutzend Staaten besitzen (wodurch sie ja auch so viele Stimmen in der UN haben, dass die Verurteilungen Israels so gut wie immer gelingen: ein mohammedanischer Teufelskreis).
Almodóvar
ist ein typischer linker Antisemit, der das Judentum als Hürde auf dem
Weg zur Gleichheitsutopie begreift; in seinem Schaffen zeigt sich
übrigens dasselbe Maß an Misandrie und postfaschistischer Hysterie wie
bei Fassbinder. Der von Ihnen zitierte, Almodóvars Einsatz als
mangelhaft befindende Schwulenaktivist dürfte wohl selbst für diese von
Radikalen bevölkerte Szene ein Hardliner sein, der vermutlich erst
zufrieden wäre, wenn homophobe Kinobesucher direkt an der Kinokasse
abgewiesen würden. Denn die Homosexualität Almodóvars nimmt durchaus
Einfluss auf sein Weltbild und sein (wenn auch zugegebenermaßen
bewunderswertes) Schaffen, und zwar leider in reichlich penetranter
Weise (und nicht, wie bei Thomas Mann oder Platen, als geheime
Inspirationsquelle; davon ist Almodóvar weit entfernt). In 'La Mala
Educación' können Sie beobachten, wie ein Schwuler die Welt sieht: die
Kirche ist ein Verein von Heuchlern, Priester sind grundsätzlich schwul
und damit recht eigentlich Renegaten, Transen sind die besseren
Künstler, denn wer normal ist, bringt nichts Schöpferisches zustande
etc. Der Film Todo sobre mi madre ist eigentlich nur von Frauen und
Transen bevölkert, und die Hälfte ist heroinsüchtig und mit HIV
infiziert. Den letzteren Film hat uns übrigens, in der zehnten Klasse,
unser Spanischlehrer gezeigt auf unserer Studienreise.
Den neuen Film von Almodóvar habe ich nicht gesehen. Vielleicht zeigt er ja tatsächlich Anzeichen von Altersmilde, das kommt vor. Aber bei diesem Typus Künstler ist der Fall von Max Frisch oder Günter Grass eigentlich häufiger anzutreffen: im Alter verliert man völlig den Verstand und beginnt jeden, der mit einem nicht völlig übereinstimmt, als Faschisten zu beleidigen." MK
Gute Einwände, jedoch übertrieben.
Als "La mala educacion" in die Kinos kam, waren die Zeitungen voll von "Almodóvar übt scharfe Kritik an der katholischen Kirche", aber als ich ihn dann im TV einige Zeit später sah, fragte ich mich, wo da was an der Kirche beanstandet wird. Almodóvar erzählte nur eine Geschichte! Der ganze Zirkus, den die Journalisten veranstalteten, wurde offenbar von denen, die den Film gesehen hatten, hinzuhalluziniert und von anderen, die ihn nicht gesehen hatten, übernommen und weitergeschrieben.
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