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Montag, 26. April 2010

D wie Dawkins

http://www.radiovaticana.org/TED/Articolo.asp?c=370581

http://www.schoenborn.de/haus_heute.html

http://idlespeculations-terryprest.blogspot.com/2010/04/is-holy-see-above-law-times-online.html

Wenn man daran gewöhnt ist, sich sowohl Schönborn wie Dawkins nahe zu fühlen, ist man jetzt plötzlich unangenehm berührt. Entweder, weil Schönborn seinen früheren Lehrer (Ratzinger) verteidigt, oder weil Dawkins so ungehalten ist. Richard Dawkins schreibt wunderbare Bücher  über die Biologie und ist normalerweise auch eins der angenehmsten Beispiele für atheistische Militanz. Sein jetziger fanatischer Eifer kommt für mich völlig unerwartet. Aber wer A sagt, muss meistens auch B sagen; oder seine Meinung ändern (und dadurch einen großen Teil der Anhängerschaft, - evt. Freunde und Angehörige, ganz zu schweigen vom eigenen Stolz - enttäuschen).

Dass er sich in die Riemen stemmt, um den Papst verhaften zu lassen, ist dabei gar nicht mal das Unangenehme; er scheint mir in dieser Hinsicht eigentlich sehr fair zu spielen. Aber dass er Seite an Seite mit einem durchgeknallten Typ wie Christopher Hitchens am Strang zieht... Schade.

http://www.slate.com/id/2247861/?from=rss

15 Kommentare:

  1. Ich komme noch mal auf den Alien zurück, der sich die Sache von Ferne hier ansieht. Christopher Hitchens mag ihm ebenso durchgeknallt erscheinen wie diejenigen, die er kritisiert (und verachtet). Der zitierte Artikel in Slate ist einseitig aber genauso konsistent wie das, was die katholische Kirche von sich gibt. Religion ist hilfreich aber verrückt ist es schon.

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  2. Meinen Sie? Ich glaube, dass in der Religion weniger Platz für Irrsinn ist, als in allen anderen Formen der Kunst, und dass Hitchens haargenau dieselbe irrationale, blinde zerebrale Entsprechung des Relativismus darstellt, die auch in Musik und bildender Kunst für eine derartig hirnverbrannte Entwicklung verantwortlich ist, dass immer wieder der Eindruck entsteht, der Bereich von Musik und Kunst sei verlassen worden. Zerebrale Kogitation ohne einen Funken Verstand, ohne Wahrnehmung, ohne vernehmende Vernunft. Benedikt ist im Vergleich dazu geradezu der Steven Sondheim der Religion, bzw. der Mozart des Katholizismus.

    Ihr Alien ist doch nur ein Symbol der Distanz und des Überblicks und ist haargenau das, was man früher als Gott oder Engel bezeichnete (siehe http://persciun.blogspot.com/2010/04/gebet.html), wobei der Monotheismus zusätzlich noch der Sehnsucht nach Intersubjektivität, nach Konvergenz der Einzelaspekte/Einzelsymbole und nach Objektivität entspricht.

    Indem Sie sich die distanzierte Betrachtung mit den Augen eines Aliens vorstellen, vollziehen Sie zur Hälfte eine Geste der Autotranszendenz=Überschreitung-Ihrer-Ichbezogenheit (und schaffen dadurch Ihre eigene höchstpersönliche Theogonie; Sie werden sozusagen zum Religionsstifter für den Hausgebrauch, indem Sie Erich von Dänikens Spieß durch eine Tagtraumreflexion umdrehen). Zur anderen Hälfte projizieren Sie Ihre persönliche Subjektivität in die Exospäre. Beides zusammen ist in nuce der subjektivistische Partikularismus einer in der Ambivalenz verharrenden Privatreligion.

    Sobald ich dasselbe tue, begegnen sich in der Exospäre zwei Aliens und führen haargenau dieselbe Diskussion, die wir beide auf fester Erde - auf dem Weg nach Santiago de Compostela - führen sollten (solvitur ambulando); mit dem einzigen Unterschied, dass es sich bei den Aliens um eine Ultraschalldiskussion handelt, insofern sie um 500 000 Oktaven in die Weltferne transponiert wurde, sodass Richtig und Falsch sich, aus der Ferne gesehen, ähnlich werden.

    Apropos Aliens, siehe auch Ciceros Somnium Scipionis:

    http://persciun.blogspot.com/2010/03/lugen-haben-manchmal-lange-beine.html

    Was für die Musik gilt, gilt für die Religion erst recht. Man könnte zwischen Hitchens Wahrheitsanspruch und Schönbergs Wahrheitsanspruch eine Parallele sehen, wenn Hitchens ehrlich wäre. Er ist aber nicht einmal das! So ein Wurm kommt natürlich nur dann zum Vorschein, wenn die heiligsten Bereiche zum Teil wurmstichig wurden. Aus weiter Ferne, von einem jugendlichen Alien in der Exosphäre betrachtet, kann die Phosphoreszenz der Verwesung natürlich mit einer Laterne verwechselt werden.

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  3. Religion ist eine noch höhere Kunst als die Musik (und als die Exosphäre) und für Religion und spirituelle Dinge gibt es genauso eine Art absolutes Gehör wie für die Musik (und generell für Ästhetik, Takt und Geschmack). Zerebralität perlt von beiden gleichermaßen ab. Die Verbissenheit, mit der man trotzdem versucht, beide klein zu kriegen, entspricht dieser Unfassbarkeit und ist in beiden Fällen gleichermaßen pathologisch.

    Benedikts Denken fußt auf kultureller Software, und er versucht, sie zu bewahren. Hitchens fußt nur auf der Hardware (besonders auf dem limbischen Systhem, der primitiven Grundstruktur, die selbst bei Reptilien wie ihm zu finden ist) und er zehrt von der Software, die Leute wie Ratzinger und Sokrates mühsam aufgebaut haben. Hitchens ist haargenau der Menschentyp, den man bei entsprechenden Umständen als KZ-Leiter im Dienste der Wissenschaft wiederfinden kann.

    "Der zitierte Artikel in Slate ist einseitig aber genauso konsistent wie das, was die katholische Kirche von sich gibt."

    Selbst wenn er genauso konsistent wäre - was nicht der Fall ist - er wäre selbst dann noch irrelevant. Einseitig ist er, ja, und die katholische Kirche ist es auch, aber sie macht aus ihrer Einseitigkeit wenigstens etwas Brauchbares. Nicht nur Carlo Maria Martini hat mit Massimo Cacciari Begegnungen zwischen Atheisten und der Kirche ins Leben gerufen, auch Ratzinger hat sich dem Thema gezielt, mit der Absicht fairen Zauziehens, zugewandt.

    Wenn man sich wie Paulus dem Wahnsinn einhaltgebietend entgegenstellt, wirkt man natürlich unter Umständen selber wahnsinnig. Statt Benedikts vom inzestuösen Milieu der FAZ-Intelligenz verdorbene Artikel zu lesen, lesen Sie besser ein freiwillig geschriebenes Buch des Poeten Josef Ratzinger, z.B. "Mitarbeiter der Wahrheit". Ich hätte dieses Buch nicht besser schreiben können! ;-)
    Sie können ja "Weisheit des Zen" von Timothy Freke als Ausgleich dazu lesen! Oder MKs deutschen Blog. Warum ist sein deutscher Blog eigentlich al dente und der englische nicht?

    Wir Lutheraner sind derartig maßlos eingebildet auf unsere konformistische, als Mut angepriesene Gottlosigkeit (Bonhoeffers mysthisch raunende "Abwesenheit" Gottes), dass wir es für eine Selbstverständlichkeit halten, auf die katholische Kirche herabzublicken, ohne die wir ein Trittbrettfahrer ohne Trittbrett wären. Luther würde sich vor Scham über seine heutige Gefolgschaft hinter seinem kurulischen Lutherstuhl - oder gar in einem Beichtstuhl - verstecken. Daher begrüße ich es fast, dass Sie auf die Lutheraner ebenfalls herabblicken (aus der scheuen Distanz der Exosphäre). Ich habe ein bisschen im Internet rumgeschaut. Mir sind die Johanniter nicht geheuer, die würde ich glaube ich verklagen. Andererseits habe ich eine große Sympatie für Mixas Watschen, denn an meiner früheren Schule werden inzwischen die Lehrer von den Schülern geohrfeigt. Schade, dass Mixa keine Watschen mehr austeilen kann und dass man Bankiers nicht mit einer öffentlichen Bastonade bestrafen kann. Die paar Millionen Bußgeld sind diesen Verbrechern doch scheißegal.


    Wie wirkt eigentlich diese Volksmusik auf Sie?

    http://persciun.blogspot.com/2010/04/volksmusik.html

    Was antwortet Ihr morphologisches Empfinden? Konstatieren Sie einen Schwund gegenüber der Zeit, als dieser Gesang üblich war? Oder nicht? Würden Sie dem Potenzial für Gestaltwandel nach dem Hören dieser Volksmusik einen zusätzlichen Raum anbauen? Einen Erker? Oder mehr? Worin besteht das Hörerlebnis? Ist es überhaupt ein Erlebnis?

    Übrigens fiel mir in Gedanken an Ihre Analogie zum Schreinerhandwerk ein, dass ich chinesische Möbel genauso fürchterlich finde wie chinesisches Parfum.

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  4. Distanz, Überblick und natürlich Unvoreingenommenheit sind die Werte, die der Angelus Alienus symbolisieren soll. Das ist haargenau die xenophile Idealisierung alles Fremden und der beabsichtigten Selbstentfremdung, die jedem authentischen religiösen Gestus zu Grunde liegt, wenn sie sich von vornherein gegen Beliebigkeit absetzt. Aber nur dann.

    Der Gedanke, dass ein Bild mit dem richtigen Abstand betrachtet werden muss, ist schon richtig. Bei Kaspar David Friedrich muss man nah dran sein, weil seine Bilder winzig sind, bei großen Bildern muss man manchmal ein paar Schritte zurück machen, weil man sonst den Wald vor Bäumen nicht sieht.
    Für sehr große Bilder braucht man nicht nur gute Augen, sondern auch ein gutes Gedächtnis, denn die synoptische Position ist zu distant: man muss sich nähern und kann das Bild nur systhematisch und zeitaufwendig überfliegen. Einen einzigen Punkt, von dem aus gesehen das Bild vollständig genug überblickt werden kann, gibt es nicht.

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  5. Danke, daß Sie sich so viel Mühe geben. Allerdings habe ich nicht allem folgen können, denn Religion gegen Kunst (so begannen Sie...)zu halten, darauf wäre ich nie gekommen. Für mich einfach gestrickten Alt-68-Nachläufer liegen zwar Religion und Kunst in einer Schublade, aber das was in der anderen Lade liegt, das heißt state of the art in Wissenschaft und Technik. Für mich ist diese Lade einfach so wahnsinnig interessant, daß ich nicht noch einmal meine Zeit mit Obskurem vergeuden will. Hart aber wahr. Ich habs ja 25 Jahre anders versucht. Es entspricht nicht meinem Typ. Soweit auf die Schnelle....

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  6. Zur Volksmusik:
    Nein, kein Schwund gegenüber heute. Der Gesang ist doch einfach strukturiert. Er scheint nur polyphon und komplex. Es gibt ja keinen (polyphonen) Satz, sondern jeder einzelne Sänger hat mehr oder wenige eine bestimmte „Aufgabe“ als eine feste Melodie. Die Sache klingt modern, weil sie dauernd im Quintenabstand singen. Was schön ist, dass eine - freilich simple - Geschichte erzählt, welchen Inhalt sie auch immer hat, es geht um Steigerung der Gefühle. Das fehlt der heutigen Musik oft und gibt es eigentlich nur noch in der Filmmusik.

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  7. "mit einem durchgeknallten Typ wie Christopher Hitchens"

    Den kenne ich nur aus diesem Artikel. Aber die dort geäußerte Ansicht ist genauso viel oder wenig durchgeknallt wie katholische oder evangelische Liturgie. Das müssen Sie jetzt mal akzeptieren, daß mir (als Alien) das kalte Grausen kommt, wenn ich religiöse Sprache höre. Muß das alles sein, nur damit die Gattung Mensch überleben kann? Geht das nur über diese virtuelle Brücke? Das will ich nicht glauben.

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  8. Das Schöne am Kirchenvorstand ist, dass man austreten kann. Auf Ihr Wohl! Aber man kann nicht aus der eigenen Tradition heraustreten, nicht wirklich. Bzw. man ist nur dann wirklich ausgetreten, wenn man ihre Denk- und Verhaltensformen nicht mehr unwillkürlich, unabsichtlich und ohne es zu merken reproduziert.

    Das kommt aber so selten vor, dass ich gerade bei Leuten wie Hitchins im Gespräch sofort erkenne, welche Tradition ihn versklavt.

    Atheisten mit katholischem Background suchen ständig nach einem Schuldigen, der bestraft werden muss, auch in Situationen, wo es durch Verflüchtigung von Verantwortung gar keinen richtigen Schuldigen gibt, insofern keiner wirklich zustndig war. Denselben Fehler begehen "echte Katholiken" natürlich auch. aber 1. ist mir das Original lieber als die Fälschung, und 2. ist paradoxerweise gerade bei den Originalen die Wahrscheinlichkeit höher, dass jemand diesen typisch katholischen Fehler ausnahmsweise mal erkennt und nicht macht.

    Man sollte meinen, wenn man sich endgültig dem Laizismus zuwendet, ist man den ganzen Ballast los. Schön wärs. Man stößt auf den amorphen Obskurantismus und auf eine Unzahl stillschweigender Einverständnisse, die außer auf ein bisschen Hoffnung auf Nichts gegründet sind.

    Gestern musste ich an Ihren und MKs huldigenden Glauben an den Segen des ewig-oder-vorübergehend Weiblichen denken, während ich mich mit Queen Victoria beschäftigte. Mir machen nur die Glaubensformen Sorgen, die sich selbst für Gewissheit, Vernunft und womöglich sogar Wissenschaft halten. Der Glaube an Padre Pio ist unschädlich, gerade weil er so absurd ist, dass das Absurde immer unmissverständlich erkennbar bleibt. Ich versuche nicht, sie zum Katholizismus zu bekehren, sondern sie für Anthropologie zu interessieren.

    Natürlich teile ich Ihre und Paul Schulzs Streben nach einem Ort super partes. Mein Ehrgeiz ist es ja gerade, der Alien zu sein, den Sie heraufbeschwören, um etwas anschaulich zu machen. Dieser Alien ist aber keinen Pfifferling wert, wenn er nicht MINDESTENS so ehrlich, konsequent und wahrhaftig ist, wie Ratzinger! Hitchens ist weit davon entfernt. Zu Schulz einmal mehr, wenn ich mehr Zeit habe.

    Ich möchte nicht in die Rolle des Spielverderbers oder der Spaßbremse rutschen, im Gegenteil.

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  9. Lieber cs, sie selbst brauchen schließlich nicht an Gott zu glauben, im Gegenteil, ich wünsche Ihnen die Gepäckerleichterung in vollen Zügen zu genießen, wo sie den Ballast endlich los sind. Sie kommen aber nicht drum rum, sich selber wünschen zu müssen, dass die Milliarde Menschen, die an Gott glauben, angemessen verwaltet werden. Sie sind daran gewöhnt, der katholischen Kirche keine große Aufmerksamkeit zu schenken, deswegen kommt Ihnen unwichtig vor, was absurd ist. Man kann aber leider nicht aus allem austreten, was absurd ist. Das Absurde muss meistens verwaltet werden. deshalb ist es unter anderm wichtig, dass das Absurde eine für alle erkennbare Form hat und überlieferungsfähig ist. Man muss wissen, woran man ist. Mehr zu erwarten, ist unrealistisch. Das kleinste Übel ist daher tatsächlich, was sie die virtuelle Brücke nennen. Tut mir leid, genau so ist es, und genau aus diesem Grund - das ist meine persönliche Vermutung, es gibt keine Belege dafür - heißt der oberste Hohepriester wahrscheinlich seit über 2700 Jahren Pontifex. Ihr (und John Lennons) Ideal läuft in meinen Augen auf die Rationalisierung der Hölle hinaus, spätestens sobald es von Menschen geteilt wird, die nicht Ihre charmante, herzliche, pragmatische Aufrichtigkeit besitzen, und vielleicht sogar dann. Und einer rationalen Hölle ziehe ich natürlich eine Hölle vor, die so schlecht funktioniert wie nur möglich.

    Man sollte meinen, wer die Wahl hat in einer derartig pluralistischen Situation wie der jetzigen globalen, der hat die Qual. Leider wird die Auswahl sehr klein, auch wenn man sich nur auf die allerkleinsten Übel beschränkt. Ich persönlich begrüße es außerdem, wenn die Unzulänglichkeit genormt ist. Wenn der Aberglaube als Eigenheit, individuelle Manie und womöglich auch noch Kreativität auftritt, wird er erst recht unerträglich.

    Ich habe volles Verständnis für Privatreligionen und militanten Atheismus. Es stört mich auch nicht, dass Dawkins eine regelrechte Atheismusmission betreibt. Im Gegenteil, ich bin froh, dass dieses Gegengewicht zum Kreationismus (der genauso schädlich und krank ist wie Hitchins) da ist. Ich werde aber zum Feuerwehrmann, wenn ich sehe, dass eines der wichtigsten (und trotz allem gesündesten) Gewichte über das rechte Maß hinaus attackiert wird. Und ich teile sogar die Ansicht des Papstes (jeden Pastes), dass zu viele Privatreligionen eine Gefahr für die kulturelle Gemeinschaft darstellen. Mit andern Worten: Ihnen gönne ich Privatreligion, Atheismus, Agnostizismus, was auch immer... aber nicht allen gönne ich das. Ich messe mit zweierlei Maß! Und entdecke erstaunt die eigene Doppelbödigkeit. Mein persönlicher Laizismus ist skeptisch gegenüber gerechtigkeit und Gleichheit, aber er glaubt an das statische Gleichgewicht eines Mobiles, das immer wieder mal austariert werden muss.

    Die Quinten???? Die Quinten, in die dieser Gesang gebettet ist, sind doch gerade das Element, das unserem europäischen Ohr am vertrautesten ist. Das Schräge sind doch die jodelnden Triolen, die sich wie ein Windrädchen drehen. Mit Schwund meinte ich gegenüber früher, denn diese alte Aufnahme zeigt ja etwas, das verschwunden ist. Das Einzige, was der nivellierenden Verwestlichung wirklich widersteht, ist die arabische Musik. Die alles einebnende Housemusic ebnet ihr gerade den Weg. Die Housemusic ist schließlich so monoton, dass, wer mit ihr heranwächst, die Eigenheit der ewig-unterschiedlichen Wiederholung arabischer traditioneller Musik einst als interessante Bereicherung empfinden wird und sich gerne von deren weiträumigem Kreisen mitnehmen lassen wird.

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  10. Religionen, ja sogar Kirchen sind Kunstwerke (außer den protestantischen, die eher Behörden gleichen).

    Kirchenkritiker wie Hitchens sind fast immer Menschen, die durch die Kirche traumatisiert wurden. Ein amerikanischer Rabbiner wies mal darauf hin, dass selbst die Kritik an Pius XII von solchen Kritikern ausgehe, die bei der Lösung ihrer persönlichen Probleme nicht davor zurückschreckten Reibungen entstehen zu lassen, die negative Rückwirkungen für die Juden haben könnten.

    Leute wie Sie und ich sollten die Kirche so ähnlich betrachten, wie man Opern ansieht. Gerade die absurden Plots, die gespreizten Gesten, die Liturgie, die pirouettenartige Doktrin sind das Gute. Ist Ihnen nie aufgefallen, dass die Qualität eines Librettos meistens nicht literarisch ist? Dasselbe gilt für die biblischen Texte. Zuviel literarische Qualität würde stören.


    Ironie gibt es weder in der Oper noch in der Religion. Die empathische Ironie ist die Eigenschaft des begabten Zuschauers. Eine Oper kann nicht schaden, aber eine Religion sehr wohl. Deswegen darf in der Oper gepfuscht werden und in der Religion eben nicht. Benedikt ist kein guter Diplomat und Redner, aber er ist ein guter Librettist seines Theaters, und er war es, der als ältester Kardinal eine programmatische Rede zum Thema Pädophilie hielt während der Papstwahl.

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  11. Wahrlich ein Gleichgesinnter

    „Wir sind so erzogen worden, dass man für das, was man für richtig hält, zur Not auch sterben können muss. Das schafft fast einen Zwang zur Unabhängigkeit.“

    http://www.faz.net/s/Rub4521147CD87A4D9390DA8578416FA2EC/Doc~E9F615D307511420B92C5C06B0B3AA308~ATpl~Ecommon~Scontent.html

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  12. Goethes Gegenüberstellung von Dichtung und Wahrheit ist natürlich sinnvoll.

    http://persciun.blogspot.com/2010/01/wahrheit.html

    Ich würde als gemeinsames Element von Libretto und heiligen Schriften die Unbefangenheit gegenüber der Banalität nennen. Außerdem ordnen beide die Literatur etwas Außerliterarischem unter.

    Und Dichtung taugt nur dann wirklich etwas, wenn sie in ihrem philosophischen Gehalt ein "Mitarbeiter der Wahrheit" ist (wie sich der "Arbeiter im Weinberg des Herrn" ausdrücken würde).

    Wahrheit kann nicht immer direkt ausgesprochen werden, das ist eine Illusion. Die Umstände sind nicht immer gegeben, selbst wenn der Sprechende und der Zuhörende große Erfahrung haben und das unheilvolle Potential der Missverständnisse kennen.

    Manchmal (oft) kann die Wahrheit nur angesprochen oder angedeutet werden, als Summe vieler A-spekte und An-sichten, die der Angelus Alienus gesammelt hat bei seinem Flug der Annäherung an Wirklichkeit und Gerechtigkeit. Für diese andeutende Darstellung der Wahrheit ist die Dichtung nötig. Je mehr das Element "Mitarbeiter der Wahrheit" gegenüber eitler Stilistik vorherrscht, desto heiliger, unpersönlicher, zeitloser und mythologischer wird eine Dichtung.

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  13. Dass ein sprudelnder Librettist wie Lorenzo da Ponte gleichzeitig ein italienischer Weiberheld wie Casanova (mit dem er befreundet war), ein katholischer Priester und ein Jude war, ist kein Wunder.

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  14. http://de.wikipedia.org/wiki/Symbolismus_(Literatur)

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  15. Hier ist ein interessanter Beitrag zum Thema Aliens

    http://onlyagame.typepad.com/only_a_game/2010/05/heideggers-time-vs-spacetime.html

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