Ratzinger hat einmal gesagt, "der Buddhismus ist eine Form der spirituellen Selbstbefriedigung". Das ist sehr polemisch, aber auch sehr treffend, zumindest, was die westlichen Buddhisten angeht. Der Buddhismus ist eine ideale Religion für Einzelgänger, wie sie der familienfeindliche Individualismus Nordamerikas und Nordeuropas hervorbringt. Gerade kluge oder auch nur sehr intelligente Einzelgänger können dem Buddhismus sehr viel abgewinnen. Das ging schon Schopenhauer so. Aber ein kluger Familienvater fühlt sich nicht gleichermaßen veranlasst, seine Kinder buddhistisch zu erziehen.
"Wie gerne wär ich mitgewallt!
Ihr Pfarr' wollt mich nicht haben.
So muß ich seitwärts durch den Wald
Als räudig Schäflein traben.
Valleri, vallera, valleri, vallera,Als räudig Schäflein traben."
Im deutschen Fernsehen sagte mal jemand, der zum Buddhismus übergetreten war, die christliche Religion und der Buddhismus forderten beide Keuschheit, aber der Buddhismus habe den Vorteil, dass er eine Doktrin sei, die auch eine Methodik lehre, wie man am besten zu Keuschheit gelangt. Das ist auch sehr treffend, und besonders die katholische Kirche müsste sich eigentlich dafür interessieren. Die Mönche von San Miniato in Florenz organisieren auch immer wieder mal Begegnungen mit buddhistischen Mönchen.
Aber auch bei der katholischen Kirche gibt es anscheinend eine Methodik, die bei der Priesterausbildung zur Anwendung kommt. Ein Neuropsychiater in Sizilien erklärte mir einmal das Problem von Priestern, die sich im Beichtstuhl Intimitäten einer schönen Frau anhören müssen - und in Sizilien sind Frauen nicht selten besonders anziehend - und teilte mir den ecclesialen Terminus technicus für die Vorbedingung mit, die ein Priester besitzen muss: "grazia di stato". Nicht "stato di grazia", sondern "grazia di stato". Ich weiß gar nicht, wie ich das ins Deutsche übersetzen soll. Wie heißt das wohl bei deutschen Priestern?
Woytala sprach schon davon, dass man auf die Dauer vielleicht Eignungstests entwickeln lassen müsse.