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Donnerstag, 15. April 2010

Etrusker


Nachdem Klassiker und antike Geschichtsschreiber wie Herodot und Livius lange genug bespöttelt wurden, stellt jetzt die moderne Wissenschaft deren Glaubwürdigkeit wieder her und belehrt uns nebenbei, dass mündliche Überlieferung, wenn es um Dinge geht, bei denen heilige Ehrfurcht mit ins Spiel kommt, eben doch ziemlich zuverlässig sein kann, jedenfalls erstaunlich zuverlässiger, als man dort erwartet hätte, wo die Stärke der Motivation, Verzerrung nahe legen könnte. Letztlich ist es heute bei schriftlicher Niederlegung auch nicht anders. Deswegen gibt es schließlich genau festgelegte Riten und Vorschriften in der universitären Praxis (die manchmal ein Spaßvogel versucht, lächerlich zu machen; wie zum Beispiel einst Theweleit). Schließlich ist das meiste, das im Internet zu finden ist, Quatsch, und doch handelt es sich hier ebenfalls um Schrift.Es wäre interessant, von einem afrikanischen Ethnologen untersuchen zu lassen, wie die universitäre Praxis bei uns versucht, durch protokollarische Rituale so zuverlässig wie möglich zu gewährleisten, dass Informationsspeicherung und -transfer auf verlässliche, "wissenschaftliche" Weise erfolgt.

Alberto Piazza hat also Herodots Einwanderungstheorie durch moderne Molekularbiologie untermauert. Und Andrea Carandini hat durch moderne Ausgrabungstechniken bewiesen, dass Rom tatsächlich etwa 753 gegründet worden sein muss, nachdem Generationen von "Wissenschaftlern" sich seit fast 200 Jahren über den angeblich so unwissenschaftlichen Stil antiker Historiker hinweggehoben haben, obwohl Livius schon in der Einleitung seines ersten Bandes zeigt, wie skrupelhaft sein Blickwinkel ist, dem unsere modernen Forscher eigentlich  nichts hinzuzufügen haben.

Wahrscheinlich waren die Etrusker bodenständige, durch die Ankunft der indoeuropäischen Gruppen aufgequirlte Villanovianer, die durch Einwanderung einer gebildeten Klasse aus Kleinasien nochmal eine kulturelle Befeuerung erfuhren und die Gegend von Populonia und Elba zum damaligen Ruhrgebiet des Mittelmeerraums machten. Erzvorkommen waren damals wahrscheinlich die wichtigsten Kolonisationskriterien, wenn das Anwachsen einer Polis die Gründung einer neuen Kolonie nahelegte.

Einwanderungstheorie

Aber was heißt hier bodenständig? Das ist eigentlich ein völlig abwegiger Begriff, dem eine Sondereintragung zum Thema "Lügen haben lange Beine" gewidmet werden müsste. Menschen sind schließlich keine Radieschen, und die Villanovianer stammen auch nicht von einer Affenart ab, die einst in der jetzigen Toskana wie die Maikäfer oder seit dem Quartär dort autochtone Birnen von den Bäumen geschüttelt werden konnten, sondern sind selber irgendwann in die Gegend gekommen. "Bodenständig" heißt also nur, dass eine Kultur, ein Volk, eine Menschengruppe - in diesem Fall die Villanovianer - sehr viel eher in eine Gegend kam, als alle anderen angrenzenden Völker, sodass nur geringfügige linguistische Gemeinsamkeiten zwischen dem "bodenständigen" Volk und den anderen erst später in die Gegend gekommenen Völkern zu beobachten sind, obwohl später wiederum der kulturelle Einfluss der Etrusker auf die indoeuropäischen Latiner und Römer sehr groß war.

Zur "Bodenständigkeit", siehe auch Rassenökologie

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