Deutsche Politiker und Medienvertreter spielen sich gern als Hüter
der Pressefreiheit auf. Dabei sitzt die deutsche politisch-mediale
Klasse im Glashaus. Die Einflußnahme von Parteien auf die
Öffentlich-Rechtlichen stinkt zum Himmel, und auch etliche private
Medienkonzerne und Verlage sind nur auf dem Papier unabhängig und
staatsfern. Die Wirklichkeit sieht meist anders aus.
Der „tazgate“-Fall
ist ein besonders pikantes Beispiel dafür. Seit wenigen Tagen
beschäftigen sich die Berliner Staatsanwaltschaft und die EU-Kommission
für Wettbewerb mit einem veritablen Skandal, der ein Schlaglicht auf den
Filz zwischen Politik und Medien in der Hauptstadt wirft. Im Zentrum
der Affäre steht die linke tageszeitung (taz) in Berlin, die sich sonst gern als besonders engagierte Sachwalterin der Pressefreiheit präsentiert.
Die taz hat tatsächlich Pressegeschichte geschrieben, als
sie 1978 nicht von einem der Großkonzerne, sondern als Projekt diverser
linksradikaler Gruppen und Ökoinitiativen im Umfeld der entstehenden
Grünen startete. Das jahrelang defizitäre Blatt schaffte den Ausbau mit
Hilfe zahlreicher kreativer Abokampagnen, der Einwerbung von Kapital
durch Kommanditeinlagen und Genossenschaftsanteilen aus der Leserschaft.
Doch längst hat die in die Jahre gekommene Zeitung ihre zum Staat
gepflegte Distanz verloren, die Protagonisten befinden sich im
Endstadium des Marsches durch die Institutionen; heiße Drähte in die
Senatsverwaltung und zu politisch Verantwortlichen des Landes Berlin
sind selbstverständlich. Stolz verkündete die taz vor einem Jahr, an ein
Baugrundstück in der feinen Friedrichstraße gekommen zu sein. Und zwar
„vergünstigt“, wie die taz gegenüber ihren Unterstützern
prahlte: Das Grundstück sei nämlich per „Direktvergabe“ unter Wert über
den Tresen gegangen. Reine Kungelei.
Ein von der JUNGEN FREIHEIT in Auftrag gegebenes Gutachten eines unabhängigen Sachverständigen bestätigte jetzt, daß die taz
durch diesen Deal über eine Million Euro auf Kosten des ständig klammen
Landes Berlin gespart hat. Hinzu kommen weitere fragwürdige 3,8
Millionen Euro „Staatsknete“ aus einem regionalen Fördertopf, den die
taz für die Baukosten ihres neuen Verlagshauses anzapfen konnte.
Beide Fälle werden jetzt endlich aufgerollt. Dank einer Strafanzeige
wegen Untreue bei der Berliner Staatsanwaltschaft und einer Beschwerde
bei der EU-Kommission wegen Verdachts auf rechtswidrige staatliche
Beihilfen, die die JF eingereicht hat. Wir bestreiten, daß die taz
auf staatliche Hilfe angewiesen ist. Sie erhält durch diese
ungerechtfertigten Subventionen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber
anderen Zeitungen, die für ihre Finanzierung in der Regel selbst
geradestehen. Wir fordern einen sofortigen Baustopp, bis dieser Fall
umfassend aufgeklärt ist.
JF 5/16 Dieter Stein
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