Stationen

Donnerstag, 17. November 2022

Letzte Echos der Heiterkeit

Wenn man aus Sympathie für Martin Brambach den Tatort angesehen hat, obwohl das Team Münster nicht an der Reihe war, und dann danach noch 5 Minuten lang Anne Will angegafft hat, braucht man dringend Erholung. Die Dämonisierung der Sachsen, nebst sublimalem Medienkrieg um die Deutungshoheit betreffs deutscher Befindlichkeiten, konnte man noch tapfer kontemplierend über sich ergehen lassen, um seinen Stoizismus zu trainieren, aber 5 Minuten Anne Will übersteht man nicht schadlos.

Dann ist es wunderbar, den Hessischen Rundfunk einzuschalten und dort alte Folgen des Dings vom Dach ansehen zu können. Der Moderator Sven Lorig ist sympathisch (er, Thomas Gottschalk und Harald Schmidt sind meiner Meinung nach die sympathischsten in Deutschland; aber alle drei sind Brückenechsen, um nicht zu sagen ausgestorben), das ständig wechselnde Rateteam auch, und die "hessische Landfrau" Rita Braun ist ein Genie der Zweckentfremdung.  

Aber man kann nicht dauernd "Dings vom Dach" und Servus.TV sehen. Ich bin daher heilfroh, dass englisch nicht die einzige Sprache ist, die ich beherrsche, denn die Angelsachsen sind ja fast genauso übergeschnappt wie die Deutschen. Es ist in diesen Jahren ein Privileg, nicht in Deutschland leben zu müssen und nicht die in "pangermanischer" Tradition stehenden TV-Sender ansehen zu müssen. Der Fußballkommentar im deutschen Fernsehen war, das sei an dieser Stelle auch betont, bereits in den 70er Jahren unter aller Kritik (mein Vater drehte ihn damals schon leise und schaltete das Radio dafür ein, wo damals noch hervorragend anschauliche Beschreibungen des Geschehens auf dem Rasen zu hören waren und lebhaft kommentiert wurde). Aber ausgerechnet seit dem "Sommermärchen 2006", nach dem eigentlich eine Gesundung hätte erfolgen müssen, wurde der Fußballkommentar sogar noch abstoßender. Man hört seit dem ständig diesen kehlig jaulenden Tonfall, mit dem ein gewisser Menschenschlag ein sektiererisch kumpelhaftes Bekenntnis zum "runden Leder" signalisiert und sich volkstümlich geben will. Nichts wäre Italienern fremder. Die kommentieren meist zu zweit. Freudig, mit Klasse, elegant, humorvoll, kenntnisreich, passioniert, ja zuweilen sogar festlich und bei einer WM mit einer gewissen Feierlichkeit, die aber immer angemessen bleibt, ohne kumpelhafte Anbiederung. Und wenn Frauen kommentieren, tun sie es, ohne ihre Stimme zu vergewaltigen. Es ist ein gesünderes Volk.

Der Hessische Rundfunk ist übrigens nach dem Bayerischen Rundfunk der beste Regional-Fernsehsender Deutschlands. Besser als diese beiden Sender ist im deutschsprachigen Raum eigentlich nur Servus.TV. Alle anderen Sender sind mittlerweile eine Zumutung, weil die zeitgeisternde, sektiererische Indoktrinierung selbst die Unterhaltungsbranche erfasst hat und sogar die Dokumentarfilme davon durchdrungen sind: So abstoßend Indokrineure wie der schulsprecherisch großmäulige Drotschmann oder der penetrant eingebildete Steffens sind, so liebenswert (und meistens kompetent) ist dagegen Gernot Grömer.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.