Stationen

Sonntag, 18. Januar 2015

Spaltung

Inzwischen haben sich die Dinge in einer Weise weiterentwickelt, dass nur noch Götz Kubitschek, Michael Klonovsky und Martin Lichtmesz wagen, öffentlich klare und deutliche Überlegungen und Lagebeurteilungen über die Geschehnisse anzustellen, die vernünftig und realistisch sind und bei aller Besonnenheit nicht einfältig sind.

Vor zehn Jahren dachte ich noch, erst wenn es zu antisemitischen Ausschreitungen in den USA kommen sollte, würde dies auch in Deutschland schmerzende Risse in Familien und Freundeskreise reißen.

Aber jetzt ist es bereits durch PEGIDA so weit gekommen. Die Fronten gehen durch die Familien. Was Jahrzehnte lang Seite an Seite gedieh oder gemeinsam heranwuchs, fällt plötzlich in unversöhnliche Überzeugungs- und Glaubenslager auseinander. Die, die 1968 gerade mal 10 Jahre alt waren oder noch nicht einmal geboren waren und trotzdem gelernt haben, dass Kleinbürger immer dumme Versager mit Abstiegsängsten sind, die sich einen Sündenbock suchen müssen, "denken" sich jetzt herabsetzende, therapeutische Konzepte aus, mit denen sie neo-gestrige Verwandte und Freunde therapieren möchten, und Zonenkind Jana verleumdet hemmungslos und überheblich von der Kanzel der Nicht-zu-kurz-gekommenen herab die angeblich zu kurz gekommenen Niegemeinten, und Cilly Kugelmann ist weltfremd, überheblich und feindselig genug, um noch einen drauf zu setzen.

Um Niegemeinte handelt es sich gewiss. Um Niegemeinte, die - wie zum Beispiel Vera Lengsfeld - endlich einmal sichtbar werden und bekannt machen, was sie meinen.

Das 68er-Klischee der progressiven Nichtzukurzgekommenen, die auf ihre spießigen Eltern herabschauen mussten, wirkt dabei seltsamerweise immer noch.
Obwohl in Wirklichkeit die verächtlichen Verleumder wie Jana und Cilly oft Leute Mitte 50 bis Mitte 60 sind, die diesen überheblichen Gestus gegenüber einem produktiven - sicher karrieristischeren, möglicherweise kinderreicheren - Gesellschaftsstand an den Tag legen, der erst eine Generation später die Bühne betrat, als diese überheblichen, immer noch kurzsichtigen Weltverbesserer.

Die PEGIDA-Demonstranten haben sich bisher nicht einmal Falschparker-Bußbescheide zu Schulden kommen lassen. Zum Vergleich, siehe hier.
Und natürlich hier.


Auch 1989 waren die Gegendemonstrationen bis zum Schluss stärker besucht als die der Montagsdemonstranten. Es ist bei geschichtlichen Wenden immer eine verschwindend geringe Minderheit, die zum Kippen dessen führt, was in die Irre ging. Auch das Volk hat - wie der sprichwörtliche Eisberg - eine Spitze. Dass man in Elbflorenz hellhöriger ist als in Florenz, bedeutet nicht, dass man an der Albe nicht auch florentinische Belange und Interessen verteidigt. Wenn man über den Atlantik fährt und an der Reeling steht, gibt es immer jemanden, der Amerika als erster erblickt. Ausländerstatistiken im Elbsandsteingebirge sind kein seriöses Argument, und Massenbeteiligung an Demonstrationen, die den statut quo beibehalten wollen kein Wahrheitskriterium, sondern ein Gradmesser konformistischen beharrungsvermögens. Im Gegenteil hierzu ist Distanz der Objektivität und Unvoreingenommenheit weitaus dienlicher.


Stellungnahme von Frauke Petry:

"Friedliches Demonstrieren scheint derzeit in Dresden nicht möglich zu sein. Es ist den Organisatoren hoch anzurechnen, dass sie freiwillig auf die Durchführung der Demonstration verzichten. Für die Demokratie in Deutschland jedoch ist dies ein trauriger Tag, wenn sich das Recht der Versammlungsfreiheit durch Gewaltandrohungen gebeugt wird.

Auf diese angespannte Situation sollten alle Beteiligten mit Besonnenheit reagieren. Es ist jedoch offensichtlich, dass den etablierten Parteien durch ihre Verweigerungshaltung und ihre Unfähigkeit, sich dem Phänomen „Pegida“ anzunehmen, die politische Lage zusehends entgleitet. Durch die konstante Verunglimpfung der Demonstranten durch Union, SPD, Linke und Grüne wurde die Situation nicht entspannt, sondern nur weiter verschärft.

Die Sicherheitsbehörden müssen sobald wie möglich der Bedrohungslage Herr werden. Aber viel wichtiger ist, dass alle politisch Verantwortlichen ihre Verweigerungshaltung gegenüber dem Bürgerprotest aufgeben und einen echten Dialog suchen. Andernfalls müssen sie sich den Vorwurf gefallen lassen, für eine immer weitergehende Spaltung in unserer Gesellschaft mitverantwortlich zu sein."

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