Stationen

Samstag, 17. Januar 2015

Bitte kein Testosteron

Wenn Eva Hermann beklagt, dass Karrierefrauen meistens einen zu hohen Testosteronspiegel im Blut haben, der dem Familienleben abträglich ist (weil, wie eine deutsche Dichterin, deren Namen mir entfallen ist, 1977 im Radio so schön sagte, einer der beiden Ehepartner abends ausgeruht sein müsse, um den müden Ehepartner empfangen zu können), fährt ihr Thea Dorn über den Mund, das müsse so sein. Und dieser Waschlappen von Johannes B. Kerner richtet sich auf zu einer Säule neudeutscher Schicklichkeit und fühlt sich berechtigt, ihr einen Tritt in den Hintern zu versetzen. Charakterloser geht es nicht.

Andererseits fehlt es dann allen an Testosteron, wo es nötig wäre. Den Schneewittchenjüngern sowieso, aber auch den maskulinisierten Frauen.


Später 15. Januar 2015

"In den vergangenen zwei Jahren sind in Deutschland 94 Moscheen angegriffen worden, in der Türkei gibt es keine Angriffe auf Kirchen", sagt der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu in der FAZ. Nach der Quelle für dieses Aussage beziehungsweise der genauen Definition für "Angriff" fragt ihn niemand. Dem Interviewer fällt nichts Devoteres ein, als mit "Welche Solidarität vermissen Sie?" fortzufahren, statt auf die permanente Schikanierung, oder, um das Eselswort einmal angemessen zu verwenden, Diskriminierung von Christen in der Türkei wenigstens hinzuweisen – vor wenigen Tagen genehmigte die Türkische Republik das erste Mal in ihrer 92jährigen Geschichte den Neubau einer christlichen Kirche. Aber zugegeben, aus dem Mund eines Saudis wäre die Bemerkung erst richtig komisch gewesen.

Jeder Angriff auf ein Gotteshaus ist barbarisch, abstoßend und soll in einem Land, das sich für zivilisiert hält, rigoros strafverfolgt werden. Eines kleinen Hinweises auf den permanenten Anstieg der Anschläge auf Kirchen in Westeuropa und namentlich hierzulande in den vergangenen Jahren, und zwar im Zusammenhang mit der Zuwanderung und Radikalisierung von Muslimen, hätte sich der Interviewer aber auch erkühnen können, wenn er Eier hätte wie zum Beispiel ein braver Türke. Weil aber niemals zurückmoralisiert wird und die meisten hiesigen Politiker und Öffentlichkeitsarbeiter mit der nationalen Selbstanklage voll ausgelastet sind, nimmt die deutsche Erpressbarkeit täglich zu.

Schwanzeinkneifen ist der eigentliche Volkssport der Bundesrepublik Deutschland. Übrigens auch bei den Kirchen. Als ich vor ein paar Monaten einmal summarisch über Kirchenschändungen hierzulande schreiben wollte, bedeutete man mir, man wolle das Thema lieber nicht an die große Glocke hängen.   Klonovsky am 15. Januar 2015

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