Stationen

Sonntag, 25. Oktober 2015

Nur noch Eigentore

In Deutschland muss die konservative Rechte erst noch lernen, ihre hysterischen Reflexe abzulegen und unbefangen zu werden und zu bleiben.

Die Versuchung, sich zu Tode zu distanzieren, ist weiterhin enorm.

Die Hoffnung, dass endlich mal ein scharfsinniger Kopf Lümmeln wie Jauch und Maas schallende Ohrfeigen geben könnte, ist immer noch unbegründet.

Ein katastrophaler Fehler jagt den anderen. Erst tut Lucke so, als habe er sein Duell mit Lambsdorff gewonnen, obwohl dieser die stichhaltigeren Argumente hatte. Dann weiß Lucke nicht, was er sagen soll, als ihm Gesine Schwan prophezeit, wie sich die AfD von alleine zerlegen wird. Dann hüpft er - so als sei es an ihm zu beweisen, dass Gesine unfehlbar ist - Michel Friedmann auf den Schoß und zerstört eine Eintracht, oder zumindest Konvergenz, die zum konstitutiven Grundkonsens der AfD gehört hatte (wobei das Stöckchen, über das Lucke dabei sprang, wie eine Staffette an Frauke Petry weitergereicht wurde). Dann wird die PEGIDA-Bewegung zum Irrlicht, indem sie Galgen malt und beginnt, von sächsischer Sezession zu faseln. Dann macht Höcke sich und die AfD bei Jauch zum Gespött, obwohl es kinderleicht gewesen wäre, den Spieß umzudrehen (auf die unverschämte Frage, ob Hass jetzt in Deutschland gesellschaftsfähig sei, hätte er nur zu antworten brauchen, dass es höchste Zeit sei, dem seit Jahrzehnten gesellschaftsfähigen Hass auf Deutschland endlich ein Ende zu machen). Und als Puderzucker auf diesem Kaiserschmarrn dreht Pirincci in Dresden seine Tourette-Pirouetten.


Und dass, obwohl sich die AfD im Moment eigentlich zurücklehnen könnte.



Der einzige der alles richtig gemacht hatte, ist Percy Hoven. Aber seit seiner Enttarnung schwor er seiner Wahrhaftigkeit ab, weil er schließlich nicht die Zukunft seiner Kinder aufs Spiel setzen kann. Und die kaltschnäuzige Gnadenlosigkeit, mit der Verlage (durch Vertragsbruch) und Buchhändler (durch Boykott) gerade Akif Pirincci zugrunde richten, beweist, wie gut die Gründe sind, klein bei zu geben. Percy Hovens Enttarnung und Einschüchterung, Höckes Auftritt im ZDF und Pirinccis Auftritt in Dresden: drei schwere Rückschläge.

Wenn Höcke bei Jauch souverän aufgetreten wäre und, statt sein steifes Pathos zur Schau zu stellen, statt mit völlig unglaubwürdigen Entschuldigungen aufzuwarten, statt Boullion zu maßregeln, statt in jedes eigens für ihn aufgestellte Fettnäpfchen zu treten, Jauch, Maas, Reschke mit einer Reihe gut sitzender Ohrfeigen abgewatscht hätte, hätte die AfD heute sogar noch 5% mehr Konsens.



Zur Erinnerung an 2014: 
"Ein Gespenst geht um in Deutschland – das Gespenst der AfD. Alle Mächte der Bundesrepublik haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, die Kanzlerin und der Bundespräsident, Bischof Zollitsch und Claudia Roth, die Antifa und die Mainstream-Medien. Wo ist die Äußerung eines Sprechers der Alternative für Deutschland, die nicht von einem dieser Gegner als populistisch und schlimmer noch: als rechtspopulistisch gebrandmarkt worden wäre, wo ist der Vorschlag der AfD, dem der Chor dieser unseligen Allianz nicht die „Alternativlosigkeit“ der herrschenden Politik entgegenschleudern würde?

Zweierlei geht aus dieser Tatsache hervor. Die AfD wird bereits von allen Mächten in Deutschland als eine Macht anerkannt.
Es ist hohe Zeit, dass die Alternative für Deutschland ihre Anschauungsweise, ihre Zwecke, ihre Tendenzen vor der ganzen Welt offen darlegt und dem Märchen vom Gespenst der AfD ein Manifest der Partei selbst entgegenstellt. Zu diesem Zweck wird die Partei in den kommenden Monaten durch einen Prozess der Selbstfindung hindurchgehen müssen. Dabei sollten einige politische Grundsätze und Leitlinien unbedingt beachtet werden, wenn die AfD ihrer historischen Mission gerecht werden will.

Marx und Engels hatten im 19. Jahrhundert noch geglaubt, die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft sei die Geschichte von Klassenkämpfen. „Bourgeoisie und Proletariat“ stünden sich als zwei große, feindliche Lager antagonistisch gegenüber. Das 20. Jahrhundert hat diese Ansicht grandios Lügen gestraft, indem es eine Verbürgerlichung des Proletariats mit sich brachte. Eigenheime und Fernreisen für Arbeiter und Sekretärinnen – gegen dieses Argument des Kapitals war alle Klassenkampfrhetorik Schall und Rauch.

Spätestens die Banken- und Währungskrise hat jedoch gezeigt: Das Bündnis oder besser gesagt die Zweckgemeinschaft zwischen Finanzkapital und Bürgertum existiert nicht mehr. Im 21. Jahrhundert droht ein historischer Rückschlag: die Proletarisierung der bürgerlichen Mittelschicht.

Unter Missachtung ihres Auftrags, die Völker ihrer Länder zu repräsentieren, haben die Parlamente und Regierungen Europas einem gigantischen Umwandlungsprogramm privater Bankschulden in öffentliche Schulden zugestimmt. In einem beispiellosen Akt der Enteignung wurde die steuerzahlende Bevölkerung für die Fehler einer teils irregeleiteten, teils kriminellen Spekulantenkaste in Haftung genommen. Die strukturelle Korruption der Politik ist damit erwiesene Tatsache.

Als folgte die Geschichte einer sarkastischen Dialektik, erleben wir heute die Rache der Planwirtschaft. Nach dem vermeintlich endgültigen Triumph des freien Marktes, beschließt das Politbüro der EU – alias Europäischer Rat – unter Führung Deutschlands die politische Suspendierung der Marktgesetze. Die institutionalisierte Insolvenzverschleppung namens ESM-Schirm sowie die Zweckentfremdung der EZB als Bad-Bank für Anleihen von Pleitestaaten haben eine neue ökonomische Ordnung, einen „Bankensozialismus“, entstehen lassen. Während die Miesen der Geldhäuser in negatives „Volkseigentum“ verwandelt werden, bereichert sich eine winzige Finanznomenklatura so maß- und schamlos wie weiland ihr politisches Gegenstück in den Sowjetrepubliken.

Das Erscheinen der Alternative für Deutschland auf der politischen Bühne bedeutet vor allem eines: diese Zusammenhänge kommen den Bürgern zu Bewusstsein, der Widerstand hat begonnen. Die bürgerliche Mitte ist heute – paradox genug – die eigentlich revolutionäre Klasse. Der Endzweck dieser Revolution ist freilich nicht die klassenlose Gesellschaft, sondern die Wiederherstellung der sozialen Marktwirtschaft und der Souveränität des Volkes gegenüber dem Lobbyismus.

Alle von der AfD bisher formulierten Ziele tragen restaurative Züge: Zurück zu den Maastrichter Verträgen, zurück zu den im Grundgesetz formulierten Prinzipien, zurück, wenn nötig, zur nationalen Währung. Vor dem beschriebenen Hintergrund ist das konsequent und richtig. Ohne die Restauration von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, von Vertragstreue und Marktwirtschaft ist „Fortschritt“ heute bestenfalls eine Leerformel, schlimmstenfalls Betrug.

Die Alternative für Deutschland wird aber nur dann dauerhaft Erfolg haben, wenn sie eine positive Zukunftsvision für Deutschland und für Europa zu entwerfen vermag. In einer Zeit der permanenten Verdampfung alles „Ständischen und Stehenden“ steht dem konservativen politischen Temperament nur noch eine „konservative Avantgarde“ als starke Positionierung offen:
Wo Bewahrenswertes noch lebendig ist, muss es gegen das weitere Fortschreiten der Korruption verteidigt werden. Wo aber der Amoklauf der Moderne sein „Krise“ genanntes Zerstörungswerk schon vollendet hat, müssen tradierungswürdige Zustände neu geschaffen werden.

Eine Schlüsselrolle werden dabei unsere Landessprache und die Familie spielen. Beides sind essenzielle Bausteine der Kulturtradierung, ohne die aus dem „Wirtschaftsstandort Deutschland“ das zweite Wort schon bald zu streichen sein wird.
Zum bedrohten geistigen Bestand unseres geschundenen Kontinents zählt nicht zuletzt die bürgerliche Liberalität selbst.

In ihrem Namen versuchen dreiste Ideologen in der Presse und in den Ministerien, das freie Denken und das freie Leben politisch korrekt auf Linie zu bringen. Wo „Gleichstellung“ steht, ist „Gleichschaltung“ nicht weit – die Gleichberechtigung hat das Nachsehen.

Der angebliche Widerspruch zwischen einem konservativen und einem liberalen Parteiflügel der AfD ist damit als Propaganda des politischen Gegners enttarnt. Genuin liberal zu sein, heißt heute, konservativ zu sein. Zuweilen sogar reaktionär.

Auf lange Sicht ist der Euro weder das einzige, noch das wichtigste Thema der AfD. Am Widerstand gegen das ökonomisch unsinnige und politisch korrupte Himmelfahrtskommando des Euro entzündete sich erstmals der Wille der Partei, die Interessen der Bürger konsequent vor die Interessen der nationalen und internationalen Bürokratien und Konzerne zu stellen. Dieser Wille muss jetzt nur noch reflektiert und für alle Politikfelder durchdekliniert werden. Die Vision eines anderen Deutschland – zugleich das Programm der AfD – wäre  geboren:
Die Vision eines Deutschlands, dessen produktive, kulturtragende Schicht sich aus dem Zangengriff von ausufernder Sozialindustrie unten sowie asozialen Finanzeliten oben befreit, in dem echter Bürgersinn und Meritokratie folglich wieder Platz greifen können. Die Vision eines Deutschlands, dessen Weltoffenheit nicht einem verdrucksten schlechten Gewissen, sondern einem gesundeten Selbstbewusstsein entstammt. Dieses allein befähigt zur echten Wertschätzung des Fremden – wie auch zu dessen gerechter Kritik.

Nur ein solches Land ist im Übrigen attraktiv für solche Zuwanderer, die zur Integration willens und fähig sind.

Es ist die Vision eines Deutschlands, das von den europäischen Nachbarn wieder geachtet und vielleicht sogar gemocht wird. Eines Deutschlands, das nicht mehr im Geheimen gehasst wird, weil es seine ihm nolens volens zufallende Führungsrolle dazu missbraucht, seine tatsächlichen und vermeintlichen Tugenden anderen souveränen Staaten aufzuoktroyieren.
Die Europäische Union – Zentralmonster der strukturellen Korruption im politischen System Europas – muss dafür einer tiefgreifenden Reform unterzogen werden. Sie muss von ihrem hybriden Anspruch befreit werden, die Länder in ihren Fängen peu a peu in einen Bundesstaat zu zwingen. Da dies ohne die Hilfe der „guten Europäer“ überall auf dem Kontinent nicht gelingen kann, wird die AfD ihre Erweiterung folgerichtig in einer „Alternative für Europa“ finden." Marc Jongen im Januar 2014





Patriotische Plattform




"Im Sommer 2015 durchlebt Deutschland einen kafkaesken Alptraum. Streng proportional zur Vermehrung der Krisensymptome steigen die Beliebtheitswerte der Kanzlerin und die Umfragewerte der CDU. Die Realitätsverweigerung hat einen Grad erreicht, dass der überwache Beobachter – imaginär postiert auf der Zuschauertribüne im Bundestag und einer Regierungserklärung Angela Merkels lauschend – an der „Realität“ selbst irre zu werden beginnt… Wenn eine ehemalige FDJ-Funktionärin für Agitation und Propaganda, auch nach der Wende sich darin treu bleibend, stets das Opportune zu wählen und widerstandslos die Nähe zur Macht zu suchen, es dank günstiger politischer Fügungen und mehr noch dank chronischen Unterschätztwerdens bis zur Bundeskanzlerin gebracht hätte; wenn sie in diesem Amt alle Positionen, für die ihre Partei einst stand, nach und nach über Bord würfe, Konkurrenten „ihr Vertrauen ausspräche“, um sie kurz darauf eiskalt abzuservieren; wenn sie zu allen wichtigen Fragen der Nation entweder beharrlich schwiege oder nur inhaltsleere, nicht zitierfähige Phrasen zum Besten gäbe; wenn ihre Partei das Symbol dieser Nicht-Kommunikation, das vor dem adrett zugeknöpften Hosenanzug zur Rautenform vereinte Händepaar, wie zum Hohn auf Häuserwänden gigantisch plakatierte; wenn die Dame dann daran ginge, unter Androhung des „Scheiterns Europas“ und damit auf der Klaviatur der „German Angst“ listig spielend, das Volksvermögen ihres Landes an eine demokratisch nicht legitimierte, vor Strafverfolgung immune, über Nacht ins Leben gerufene Behörde im fernen Brüssel auszuliefern; wenn sie diese Maßnahme flankierte durch ein gnadenloses Spardiktat gegenüber den armen, unter Zins- und Zinseszinsdruck ächzenden Völkern im Süden Europas, alle Alarmsignale, alle Hilfeschreie aus diesen Zonen beharrlich ignorierend; wenn sie dies alles nicht etwa, der schäbigen Wahrheit entsprechend, als planvolle Zerstörung Europas zugunsten eines kurzfristigen und daher nur vermeintlichen deutschen Vorteils deklarierte, sondern als den einzig gangbaren, „alternativlosen“ Weg seiner Rettung; wenn dies schließlich mit einer Unerbittlichkeit geschähe, dass selbst der als Rebell gegen diese unmütterlichste „Mutti“ aller Zeiten angetretene junge griechische Ministerpräsident sich am Ende, kopfgewaschen, in einem Akt beispielloser Selbsterniedrigung vor ihr danksagend in den Staub würfe und sich als ihr guter Stiefsohn zu erkennen gäbe – wer wollte dann daran zweifeln, dass das Volk, über die Maßen empört und geradezu angewidert von diesem Schmierenstück zu Hunderttausenden auf die Straßen strömte, auf einem Meer von Transparenten und in nicht endenden Sprechchören die Absetzung der nichtswürdigen Regentin und sofortige Neuwahlen forderte, diesem unmissverständlichen Volkswillen dann auch entsprochen werden müsste und die darauf folgenden Wahlen ein geradezu vernichtendes Ergebnis für die Kanzlerin und ihren charakterlosen Wahlverein erbrächten, der schon tags darauf nichts mehr von ihr wissen wollte?

Da es aber nicht so ist; eine hochintelligente Naturwissenschaftlerin und absolut integre Pfarrerstocher glücklicherweise den Weg in die Politik gefunden hat; entgegen aller Wahrscheinlichkeit an allen männerbündlerischen Hindernissen vorbei das mächtigste Amt im Staate wie traumwandlerisch erringen konnte; in ihrem sanften Regierungsstil, dem mythischen gelben Kaiser gleich, einer komplex gewordenen Welt klug und umsichtig Rechnung trägt, flexibel auf neue Gegebenheiten reagiert und alten ideologischen Ballast beherzt über Bord wirft, den immer leiser werdenden Protest dagegen souverän ignorierend; ihre Kompromissbereitschaft, gepaart mit einem beharrlichen Willen zur gütlichen Einigung ihr den verdienten Respekt, ja die Hochachtung der übrigen europäischen Staatenlenker längst eingebracht hat; die Augen aller wohlmeinenden Europäer hoffnungsvoll auf sie gerichtet sind, auf dass sie und sie allein den Weg aus der Krise des Kontinents weise; alle halbwegs Einsichtigen ihr das Privileg der großen Staatsfrau realistischerweise zugestehen, das positive Recht zu beugen, wo es der großen Sache dient, die vor der höheren Instanz der Geschichte gerechtfertigt ist; selbst schärfste Kritiker ihr auch nur einen Hauch persönlicher Vorteilnahme zu unterstellen sich niemals erdreistet haben; der junge griechische Ministerpräsident schließlich nicht ohne Grund sein Rebellentum in der Berührung mit ihr abgeworfen hat wie eine kindische Marotte, reumütig und schicksalsergeben das Los seines Volkes in ihre Hände legend – da dies so ist (und Presse, Funk und Fernsehen künden ohne Unterlass nur davon, wie könnte man also daran zweifeln?), gehen in Deutschland allabendlich Millionen Lichter aus und Millionen Häupter betten sich in dem wohligen Gefühl zur Ruhe, dass zwar vieles besser laufen könnte in diesem Land, dass aber dank unserer mütterlich sorgenden Kanzlerin die Unbill der Welt vor den Staatsgrenzen halt macht und wir uns mit Fug und Recht eine Insel der Seligen nennen dürfen, auf der nicht nur das Recht, sondern die Pflicht herrscht zum Schlaf der Gerechten." Marc Jongen im August 2015

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